Cresta Palace Celerina AG: Direktionswechsel und Neubeginn

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Hotel Cresta Palace Celerina (Quelle: Cresta Palace Celerina AG, www.crestapalace.ch)

Bei der Cresta Palace Celerina AG steht ein Generationswechsel in der Direktion bevor. Und da jedes Hotel massgeblich von der Direktion geprägt wird, steht das Haus damit auch vor einem Neubeginn. Nach 29 Jahren endet zum 30. April die Ära des langjährigen Direktorenehepaars Elisabeth und Hanspeter Herren, die das traditionsreiche Hotel in beinahe drei Jahrzehnten erfolgreich und umsichtig auch durch bisweilen „stürmische See“ geführt haben. Sie übergeben das Hotel heute zwar in einer sehr herausfordernden Marktphase, aber in einem guten Zustand auf solidem Fundament. Im Rahmen unseres Blogs hatten wir verschiedentlich über die Situation in Celerina berichtet, zuletzt Anfang September 2014.

Mit striktem Kostenmanagement, aber auch mit neuen Ideen und Angeboten, begegnete das Hotel dem Gästeschwund im Engadin, welcher der Region in den letzten Jahren mit dem Ausbleiben italienischer und deutscher Gäste zugesetzt hat. Der SNB-Entscheid vom Januar zum Euro-Mindestkurs dürfte gerade die Engadiner Hotellerie und den Tourismus der Region weiter belasten. Die Cresta Palace Celerina AG kommt Gästen aus dem Euro-Raum aktuell mit befristeten Sonderkonditionen entgegen. Die konkreten Auswirkungen der „Franken-Stärke“, die vor allem eine „Euro-Schwäche“ ist, werden in ihren Details aber erst in der laufenden Jahresrechnung sichtbar.

Gut auf Kurs bis zum SNB-Entscheid

Wie Direktor Hanspeter Herren im Gespräch mit schweizeraktien.net erwähnt, schien das Hotel im laufenden Geschäftsjahr (Ende 30.04.2015) – trotz eines wetterbedingt schwachen Sommers – aufgrund der Buchungslage bis in den November 2014 hinein sehr gut auf Kurs, und es waren für das Geschäftsjahr Umsätze von 5 bis 7% über Vorjahr zu erwarten. Ein spät einsetzender Schneefall führte jedoch zu einem „harzigen Start in den Winterbetrieb“, der immerhin von einem „sehr guten Weihnachtsgeschäft“ kompensiert wurde. Dann kam der 15. Januar 2015 – und das erwartete „gute Geschäftsjahr über Vorjahr“ war plötzlich Makulatur.

Auch wenn es praktisch keine Stornierungen von Gästen gab, so wirkte sich dieser Entscheid doch nachteilig auf die Buchungssituation bei neuen Gästen aus. Wie bei anderen Tourismusbetrieben machte sich hier auch bemerkbar, dass heimische Gäste ihre Ferien mit der Hartwährung Schweizerfranken im Gepäck lieber im plötzlich noch günstigeren benachbarten Ausland verbringen als im eigenen Land. „Mit etwas Glück an Ostern“, so Hanspeter Herren weiter, „könnte sich das Jahresergebnis trotz des SNB-Entscheids auf dem Niveau des Vorjahres bewegen“. Insgesamt profitiert das Cresta Palace Celerina AG von einer treuen Stammkundschaft und der Tatsache, dass man sich als „Mehr-Generationen-Haus“ für seine Stammgäste etabliert hat. Insofern findet auch hier bereits im Gäste-Mix eine regelmässige Verjüngung statt.

Das neue Direktorenehepaar – vielschichtige Erfahrung in der internationalen Hotellerie

In diesem Umfeld treten das deutsche Ehepaar Annegret und Kai Ulrich am 1. Mai die Nachfolge des Direktorenehepaars Herren an. Die Ulrichs sind dem Engadin und der dortigen Hotellerie schon seit mehr als einem Jahrzehnt beruflich und privat eng verbunden. Das Ehepaar lebt seit vielen Jahren mit zwei Kindern in St. Moritz.

Kai Ulrich, Jahrgang 1972, leitet aktuell noch – seit 2011 – als Direktor das Boutique-Hotel „Nira Alpina“ der Vier Sterne Superior-Kategorie in Surlej (Silvaplana), das über einen privaten Zugang mit der ebenfalls auf OTC-X gelisteten Corvatsch-Bahn verbunden ist. Ulrich startete seine Karriere 1992 mit einer Hotelfachausbildung in Düsseldorf in der Hilton-Gruppe. 1996 zog es ihn in die USA: Bei einem Aufenthalt von fast vier Jahren arbeitete er in Miami/Florida für Wyndham Hotels & Resorts in verschiedenen Positionen. Im Jahr 2000 kehrte Ulrich zurück nach Europa und war zunächst zwei Jahre im Luxus-Hotel The Westin Grand in Berlins historischer Mitte unweit des Prachtboulevards Unter den Linden, der pulsierenden Friedrichstrasse und dem Brandenburger Tor tätig. Im Jahr 2002 lockte dann das Engadin und St. Moritz. Der Hotelfachmann wechselte 2002 ins legendäre Badrutt’s Palace und durchlief dort verschiedene Stationen. Als er 2011 ausschied, um mit der Übernahme der Direktion im „Nira Alpina“ etwas Neues zu beginnen, hatte er die Position eines Geschäftsleitungsmitglieds im Badrutt’s erreicht. Der Region ist Ulrich dabei nach den früheren, in der Hotellerie durchaus typischen „Wanderjahren“ bis heute treu geblieben. Ein lesenswertes Interview mit Kai Ulrich findet sich hier.

Innovative Konzepte und strategische Optionen

Um dem Gästeschwund zu begegnen, dürften auf der Agenda für die „Cresta Palace Celerina AG“ nicht nur innovative Konzepte stehen, sondern auch weitere „strategische Optionen“ (z.B. Medical Wellness). Gleichzeitig ist die neue Station für das Ehepaar Ulrich eine grosse Chance, einem etablierten Traditions-Hotel seinen „Stempel“ aufzudrücken – und den Betrieb weiter mit eigenen Ideen und Konzepten zu verjüngen. Eine weitere Herausforderung wird sein, die vorhandene Stammkunden-Basis sorgfältig zu pflegen und gleichzeitig aber auch dafür zu sorgen, den Hotelbetrieb für neue Gästesegmente und Kulturen zu öffnen. In der Praxis kann dies eine bisweilen schwierige Gratwanderung zwischen Tradition und Fortschritt sein. Hier ist seitens des Betriebs einiges an Sensibilität im Umgang mit teilweise sehr heterogenen Reisegruppen und Kulturen nötig. Dabei dürfte es von Vorteil sein, dass das neue Direktorenehepaar bereits internationale Hotellerieerfahrung hat.

Das Aktienkapital von 900’000 CHF ist eingeteilt in 9’000 Namenaktien zu 100 CHF nominal. In den letzten zwölf Monaten hat die Aktie etwas an Wert verloren und wurde zuletzt bei 1’400 CHF (Kurs vom 30.12.2014) umgesetzt – entsprechend einer Marktkapitalisierung von 12.6 Mio. CHF. Die Geld- und Briefkurse sind aktuell breit gestellt (Geld: 1’150 CHF, Brief 1’700 CHF, Kurse vom 5.3.2015).

Der Reiz der Cresta Palace Celerina AG liegt aus Anlegerperspektive auch in der konservativen Bilanzierung der Liegenschaften – und etwaigen Erfolgen einer „Vorwärtsstrategie„, die heute noch wenig greifbar sind. Die gleichzeitig ertragsschwache wie substanzstarke Hotel-Gesellschaft bleibt auch unter neuer Führung vorläufig ein selten gehandeltes Liebhaberpapier für Anleger mit Bezug zum Oberengadin und zum Kanton Graubünden.

Für die neue Aufgabe ab Mai 2015 in Celerina wünschen wir Annegret und Kai Ulrich viel Erfolg.

Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Cresta Palace Celerina AG.

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