Im Kontext: Luxus pur – die Welt der exklusiven Chronometer

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Der Salon International De La Haute Horlogerie Genève. Bild: www.sihh.ch
Der Salon International De La Haute Horlogerie Genève. Bild: www.sihh.ch

Bei der Betrachtung der Statistik zu den Preiskategorien der exportierten Schweizer Uhren ist erkennbar, dass die oberste Preiskategorie als 3’000 CHF oder höher definiert ist. Bei etlichen der Luxusmarken setzen die Preise für den Grossteil der Produkte jedoch deutlich im fünfstelligen Bereich ein. Limitierte Editionen, individualisierte Uhren, besondere Werkstoffe … der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Wer sich zur „Haute Horlogerie“ zählt, kann hier nachgesehen werden. Wer sich anschauen will, wie sich der „Salon International De La Haute Horlogerie Genève“ selbst feiert anlässlich des 25-jährigen Bestehens, sollte sich die Fotos und Videos des sehr exklusiven Kreises von Herstellern hier anschauen. Der jährliche Salon wird von der Fondation De La Haute Horlogerie organisiert, die ihren Sitz in Genf hat.

Die Erfindung der Armbanduhr

War die Uhr als Produkt lange Zeit eine Turmuhr der Kirche oder eine Standuhr für Fürsten und vermögende Kaufleute, später dann in erster Linie eine Taschenuhr, so änderte sich dies im Verlauf des letzten Jahrhunderts mit dem Aufstieg der Mittelschicht, der Industrialisierung, der immer schnelleren Durchtaktung des Tagesablaufs von Angestellten, Beamten, Organisationen und Institutionen aller Art. Die Uhr war jetzt erforderlich, um nicht zu spät zu stempeln, den Bus zu erwischen und ganz generell die Zeit in den Griff zu bekommen und sie durch zu strukturieren. Die Zeit der Armbanduhr war gekommen. Zwar wurde das erste Modell bereits 1810 von Abraham Louis Breguet (heute bei Swatch) hergestellt, eine Damenarmbanduhr, doch setzte sie sich erst mehr als 100 Jahre später wirklich am Markt durch. 2014 entfielen 21 Mrd. CHF der Uhrenexporte in Höhe von 22.2 Mrd. CHF auf Armbanduhren, also 95%.

Wohlstand und Individualitätsbedürfnis

Mit der zunehmenden Säkularisierung und Industrialisierung im 20. Jahrhundert ging auch ein breiter Wohlstand einher, zunächst für wenige, dann für immer mehr Teile der Bevölkerung. Erst in Europa und den USA, später in Japan, den Schwellenländern und nicht zuletzt in China. In einer Zeit der Konformität und Uniformität – wer könnte heute noch nachvollziehen, welchen Aufschrei und Widerstand die ersten blauen Herrenhemden in den 60er Jahren ausgelöst hatten – wuchs das Bedürfnis nach einer gewissen Individualität, die sich zunehmend in sichtbaren Prestigeprodukten wie Automobilen und Armbanduhren manifestierte. Dem ging allerdings voraus, dass Armbanduhren bis zum ersten Weltkrieg als „unmännlich“ galten und zunächst nur von Frauen getragen wurden. Im Krieg erwiesen sich jedoch Armbanduhren als sehr viel praktischer und setzten sich dann auch bei der Armee und damit den Männern schnell durch. Inzwischen sind natürlich als Prestigeobjekte noch die Zweit- und Drittwagen, die Boote, die Häuser, die Smartphones dazu gekommen. Doch eine Piaget Uhr mit ihrem subtilen Diamantfeuer ist zweifellos nach wie vor exklusiver als ein iPhone im monografierten Platinmantel.

Im nächsten Teil werden Sie erstaunt sein über die hohe Anzahl von Schweizer Luxusgüterherstellern und deren Rolle im internationalen Vergleich.

Mit dem neuen Format „Im Kontext“ beabsichtigen wir von schweizeraktien.net, in periodischen Artikel-Serien den gewohnten analytischen Blick auf das Micro-Level von einzelnen Aktien und Branchen durch einen breiteren und tieferen Kontext zu ergänzen, hin zu einem „Grossen Bild“. Dieses soll unseren Lesern in eher prosaischer Form und lebendig, bisweilen auch vergnüglich, wirtschaftliche, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge vermitteln und Anregungen für die eigene Analyse der behandelten Sujets und Anlagethemen bieten, die oftmals im hektischen Tagesgeschäft in den Hintergrund gedrängt werden, aber für die fundierte Meinungsbildung „Im Kontext“ unabdingbar sind.

Sämtliche Beiträge unserer Luxus-Serie finden Sie unter: Gastbeiträge – Im Kontext.

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