Wie aus einer Veröffentlichung des eingesetzten Sachwalters Transliq AG im Schweizerischen Handelsamtsblatt vom 27. November 2015 (Nr. 231, Meldungs Nr. 2502695) hervorgeht, wird die Nachlassstundung von zunächst sechs Monaten im Nachlassstundungsverfahren der Torrent-Bahnen Leukerbad-Albinen AG mit Entscheid des Bezirksgerichts Leuk und Westlich Raron vom 20. November 2015 um weitere sechs Monate, d.h. bis zum 23. Mai 2016, verlängert. So hat die Schuldnerin „Torrent-Bahnen Leukerbad-Albinen AG in Nachlassstundung“ ein weiteres Mal Zeit gewonnen, um die finanziellen Probleme selbst, beziehungsweise mit Hilfe des eingesetzten Sachwalters doch noch lösen zu können. Zumindest die bereits Ende November in Teilbereichen angelaufene Wintersaison 2015/2016 ist damit gerettet.
Neue Gesellschaft als Lösung?
Der lokal gut vernetzte Walliser Bote berichtete am 4. Dezember 2015 auf seinem Online-Portal 1815.ch in einem lesenswerten Beitrag mit einigen Hintergrundinformationen und -gesprächen darüber, dass „hinter den Kulissen“ und auf den unterschiedlichsten Ebenen mit Hochdruck an einer neuen, tragfähigen Lösung ab Sommer 2016 gearbeitet wird. Der Walliser Bote zitiert den amtierenden Torrent-VR-Präsidenten Georg Anthamatten, dass ein mögliches Lösungsszenario in der Gründung einer neuen Bahngesellschaft liegen könnte, welche die Torrent-Bahnen mit frischem Aktienkapital von vier bis fünf Millionen Franken übernimmt, ohne dabei die Altlasten zu übernehmen. Ziel sei es, bis Sommer 2016 eine Einigung mit den Gläubigern zu erreichen und neue Investoren zu finden.
Schuldenschnitt und Totalverlust für Altaktionäre
Die Voraussetzung hierfür wäre jedoch wohl ein massiver Schuldenschnitt auf Ebene der Gläubiger, und auch die heutigen Aktionäre der „Torrent-Bahnen Leukerbad-Albinen AG in Nachlassstundung“ dürften in einem solchen Szenario einer Neugründung ausserhalb der heutigen AG nach unserer Einschätzung weitestgehend leer ausgehen. Die auf OTC-X gehandelten Aktien der Torrent-Bahnen Leukerbad-Albinen AG nehmen einen wirtschaftlichen Totalverlust heute praktisch schon vorweg: Im Juli 2015 wurden die Anteilsscheine letztmals zu 0.50 CHF (7.7.2015) gehandelt, entsprechend einer „Marktkapitalisierung“ von nur noch 37’000 (!) CHF. Damit sind die Titel faktisch Non-Valeurs.
Ein unternehmerischer Neuanfang, so dieser denn gelingt, dürfte wohl in einem neuen Rechtskleid erfolgen und nicht mehr in der mit vielen Altlasten belasteten Torrent-Bahnen Leukerbad-Albinen AG. Angesichts der Vielzahl der beteiligten Parteien und teilweise auch konkurrierender Interessen zwischen Tourismusgewerbe, Politik und Wirtschaft erscheint die Situation vor Ort aus der Aussenperspektive komplex, aufwendig und unberechenbar, aber offenbar dennoch nicht unlösbar. Ansonsten hätte das Bezirksgericht Leuk und Westlich Raron die Frist im Nachlassstundungsverfahren wohl nicht erneut um weitere sechs Monate bis zum Frühsommer 2016 verlängert. Bis zu einem finanziell unbelasteten Neustart im Sommer 2016 nach dem faktischen „Grounding“ der Altgesellschaft dürften diejenigen lokalen Entscheidungsträger, die für den Neustart der Torrent-Bahnen eintreten, in den nächsten Monaten aber noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten haben, nicht nur bei bestehenden Gläubigern und potenziellen neuen Investoren.
Torrent-Bahnen sollen mit Fundraising-Projekt finanziert werden
htr hotel revue vom 25. Mai 2016: https://www.htr.ch/artikel_43201.html