Hansruedi Müller, VR-Präsident der Energie Zürichsee Linth AG EZL, ist ein Baselbieter, der seinen Dialekt beibehalten hat. Die Aktionäre, welche die 2. Generalversammlung der EZL in die STARLITE Eventhall in Rapperswil-Jona besuchten, waren deshalb sehr erfreut, als Müller in seiner Eröffnungsrede gestand, dass er zur Zeit lieber die Eishockey-Spiele der Rapperswil-Jona Lakers – des diesjährigen Cupsiegers – verfolge als im St. Jakob-Park dem FC Basel zuzuschauen, der in letzter Zeit etwas kriselt.
Das Outing von Müller als Fan der Lakers kommt nicht überraschend, ist doch die EZL eine der Hauptsponsoren der Lakers und auch sonst aktiv in der Förderung des Sports in der Region Zürichsee Linth engagiert. Fest in dieser Region verankert zu sein, das ist eine Leitlinie der EZL.
350 Aktionäre wurden erwartet, 272 kamen. Das mag am gruseligen Wetter gelegen haben: klirrende Kälte, Schnee und glatte Strassen. Es ist aber genau dieses Wetter, das ein Energielieferant liebt. So konnten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung das etwas geringere Aktionärsinteresse gegenüber der 1. Generalversammlung wohl ganz gut verschmerzen.
Rekordwerte beim Gasabsatz und Herausforderungen mit den Töchtern
Einen Rekordwert von knapp 570 Millionen Kilowattstunden Erdgas/Biogas hat die EZL im Berichtsjahr ausgeliefert, ein Sechstel davon allein im kalten Januar 2017. Dass der Umsatz mit 49,476 Millionen CHF dennoch leicht unter dem des Vorjahrs (51,455 Mio. CHF) lag, hängt laut Aussage des CEO der EZL, Ernst Uhler, mit der Performance der Tochtergesellschaften Lampert Heizungen AG und MZ Sanitär + Heizung AG zusammen, die Umsatzeinbussen von 4 Mio. CHF hinnehmen mussten. Das schwierige Marktumfeld sowie bei Lampert der Arbeitsvorrat aus dem Jahr 2016, der zu klein gewesen sei, werden als Gründe angeführt. Mit dem neuen Geschäftsführer Andreas Jost, der Anfang 2018 Herbert Züger bei MZ ablöste, sei jetzt eine junge und initiative Kraft am Ruder. Für 2018 ist Uhler bei seinen Töchtern optimistisch, die Auftragsbücher seien wieder voll, und man habe diverse mittlere bis grosse Aufträge im Wettbewerb an Land ziehen können. Der Preisdruck aber bleibe insbesondere bei Neubauten und Sanierungen hoch.
4-Säulen Strategie
„In Bewegung“, so das Motto über dem diesjährigen Geschäftsbericht, will die EZL bleiben. Und verfolgt dabei eine 4-Säulen Strategie, die VR-Präsident Müller vorstellte. Die tragende Säule ist weiterhin das Erdgas, ergänzt durch die zweite Säule Biogas, dessen grösstmöglicher Anteil aus der Region kommen soll. Für eine weitere Säule steht die Mobilität, also umweltfreundliches Autofahren mit Erd- und Biogas, was die EZL mit 8 Gastankstellen fördert, die 2017 2,5 GWh absetzten. Das Contracting als vierte Säule rundet die Strategie ab, sie umfasst Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb von Energieanlagen.
Transformationsprozess eingeläutet
Vor dem Hintergrund des Abstimmungsverdikts vom 21. Mai 2017, das den Bau neuer Atomkraftwerke verbietet und den Ausbau der erneuerbaren Energien fördert, ist die EZL der Überzeugung, die Weichen für die Zukunft richtig gestellt zu haben. Die Eigentümerebene erlaube rasche Entscheidungen, die Unternehmensebene treibe die Diversifizierung der Aktivitäten voran. Das Unternehmen sei damit sehr gut in den Transformationsprozess eingestiegen, so Ernst Uhler.
Dass die maximale Stundenleistung der EZL am sehr kalten 27. Januar 2017 bei 194 Megawatt lag – der vergleichbare Wert eines Reaktors des Atomkraftwerks Beznau bei 365 Megawatt -, verdeutliche die grösser werdende Bedeutung der Gasinfrastruktur, so Uhler weiter.
Mit Biogas in die Zukunft
Noch ist der Anteil von Biogas mit ca. 3% an der EZL-Absatzgesamtmenge relativ bescheiden. Bis 2030 wollen die schweizerischen Gasversorger 30% der Wärme mit Biogas erzeugen. EZL unterstützt dieses Ziel. Vor diesem Hintergrund ist die Beteiligung an der Anlage im luzernerischen Inwil zu sehen, die im vergangen Jahr bereits 30 Gigawattstunden Biogas produzierte. Im Herbst 2018 soll überdies die Produktion und Einspeisung von Biogas bei der ARA Obersee in Schmerikon mit einer Jahresleistung von 2,5 GWh anlaufen. Das entspricht der Menge, die 2017 über die acht EZL-Tankstellen als Treibstoff abgesetzt wurde. Da in Schmerikon sozusagen vor der Haustüre produziert wird, lässt sich der Biogas-Kreislauf in der Region hiermit sehr transparent darstellen.
Wechsel im Verwaltungsrat und Ausbau der Geschäftsleitung
Kurt Lüscher, ehemaliger CEO der Energie 360, ersetzt den bisherigen Vertreter der Credit Suisse Anlagestiftung im Verwaltungsrat der EZL, Roland Dörig. Die CS Anlagestiftung hat ihren Aktienanteil von bisher 30% auf 33,75% erhöht. Der Aktienanteil der Stadt Rapperswil-Jona liegt unverändert bei 35,49%. Somit kontrollieren die beiden Grossaktionäre nahezu 70% der ausgegebenen Aktien.
Die Geschäftsleitung wird mit Paul Grüninger verstärkt. Der ausgebildete Elektroingenieur aus Rapperswil-Jona besitzt ein MBA der HSG und verantwortet zukünftig Beschaffung und Vertrieb.
Rundum zufriedene Aktionäre
Mit einer Erhöhung um 7,13% auf 5,14 Mio. CHF auf Stufe EBIT, was einer Margenerhöhung von 9,32% (2016) auf 10,4% im Berichtsjahr entspricht, wurde ein neuer Rekordwert auf Gruppenstufe erreicht. Der Reingewinn konnte um 47,6% gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Das vor allem deshalb, weil der ausserordentliche Aufwand im Rahmen des Listings im ausserbörslichen Aktienhandel vom Vorjahr wegfiel.
Die Aktionäre freuts. Die Dividende steigt um einen Drittel gegenüber dem Vorjahr, 50 CHF pro Aktie werden ausgeschüttet. Das entspricht einer Rendite von 2,7% beim aktuellen Kurs von 1’850 CHF.
Freuen konnten sich die Aktionäre und Gäste auch über ein reichhaltiges Nachtessen im Anschluss an die GV, bei dem sie mit Zauberei und Comedy von Dan White und Archibald Brändli unterhalten wurden.