Basler Kantonalbank: Angebot zur Übernahme der Aktien der Bank Cler

Aktionärsverein beklagt grossen Kapitalverlust für Kleinaktionäre

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Die Bank Cler soll auch nach der Übernahme durch die Basler Kantonalbank ihr Filialnetz und ihren Marktauftritt behalten. Bild: cler.ch

Die Basler Kantonalbank hat letzte Woche den Prospekt zum öffentlichen Kaufangebot für alle Inhaberaktien der Bank Cler publiziert. Sie will damit ihre bisherige Beteiligung von 75,8% auf 100% erhöhen. Dabei soll die Bank Cler als selbständige Tochtergesellschaft mit eigenem Filialnetz und eigenem Marktauftritt im Rahmen der bisherigen Strategie erhalten bleiben.

Verwaltungsrat der Bank Cler empfiehlt den Aktionären die Annahme des Angebots

Basierend auf der Transaktionsvereinbarung und den im Angebotsprospekt dargelegten Absichten der Basler Kantonalbank und unter Berücksichtigung der von Pricewaterhouse Coopers erstellten Fairness Opinion empfiehlt der Verwaltungsrat den Aktionären der Bank Cler, das Angebot der Basler Kantonalbank anzunehmen und ihre Bank-Cler-Aktien anzudienen. Die Angebotsfrist wird voraussichtlich am 17. August 2018 beginnen und am 13. September 2018 enden. Die Transaktion wird, sofern das Angebot zustande kommt, voraussichtlich Mitte Oktober 2018 vollzogen.

Fairness Opinion von PwC ermittelt Wert von 877 Mio. CHF

Um die Ertragskraft der Bank Cler mit der notwendigen Flexibilität angemessen zu ermitteln, griff PricewaterhouseCoopers auf die DDM-Methode (Dividend Discount Model) zurück und nicht auf den Buchwert. Bei dieser Methode werden die theoretisch maximal möglichen Dividendenzahlungen mit den Eigenmittelkosten diskontiert. Als ausschüttbar angesehen werden alle Überschüsse (erzielter Gewinn, Eigenmittel, Gewinnreserven), welche die gemäss Basel III erforderlichen Mittel, die zwingend in der Bank bleiben müssen, übersteigen. Zur Ermittlung des Unternehmenswerts wurde ein bankinternes Budget für die Jahre 2018 – 2021 herangezogen.

Ergebnisse aus der Marktbewertung von PricewaterhouseCoopers. Quelle: PwC Analysen

Der so ermittelte Wert der Bank Cler liegt bei 877 Mio. CHF. Aus Vorsichtsgründen wurde noch eine Sensitivitätsanalyse mit Veränderungen bei den Eigenkapitalkosten, der Wachstumsrate und der Cost-Income-Ratio durchgeführt. In der Summe resultiert ein Wert zwischen 827 Mio. CHF und 929 Mio. CHF (49 – 55 CHF pro Aktie).

Der gegenüber dem Eigenkapital (71 CHF pro Aktie) tiefere Wert wird so begründet: Es muss zumindest ein Teil der Eigenmittel der Bank Cler in einer Form angelegt werden, welche die unterstellten Eigenmittelkosten von 6.5% nicht erzielen. Als Beleg benannt wird die Eigenkapitalrendite von 2017 mit 3.2% vor respektive 4.6% nach Abzug der Sonderkosten. Der Schnitt vergleichbarer Banken lag bei 5.6% und damit deutlich über dem Wert von Bank Cler. Auch sollen alle Regional- und Handelsbanken in der Schweiz einen unter dem Buchwert liegenden Marktwert aufweisen.

Harsche Kritik von Aktionärsverein

Samuel Angehrn, Präsident des Aktionärsvereins, hält das geplante Angebot für absolut unzureichend; es bedeute für viele Aktionäre einen grossen Kapitalverlust. Die Basler Kantonalbank wolle so auf Kosten der Kleinaktionäre einen Gewinn von 80 Mio. CHF machen. Angehrn geht mit der Basler Kantonalbank scharf ins Gericht: „Eine solche Vorgehensweise empfinden wir als unfair, sehr stossend und für eine Kantonalbank absolut unwürdig“, schreibt er in einem offenen Brief an den Bankrat der BKB. Käufer der Bank Cler Aktie hätten im Zeitraum 2005 bis 2012 zum Teil deutlich mehr für die Aktie bezahlt als die 52 CHF, die die BKB bietet.

Kursverlauf der Bank Cler Aktie (vormals Bank Coop) seit 2004. In den Jahren 2005 bis 2012 lag der Kurs teilweise deutlich über den von der BKB angebotenen 52 CHF pro Aktie. Quelle: six-swiss-exchange.com

 Mitarbeit: Holger Geissler

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