Hof Weissbad: Schliessung wegen Umbau drückt auf Zahlen 2018 – Keine Dividende

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Die Lobby der neu gebauten Lodge mit ihren 25 Doppelzimmern präsentiert sich einladend. Quelle: HofWeissbad AG

Die HofWeissbad AG blickt auf ein spezielles Geschäftsjahr 2018 zurück. Zum Jahresauftakt war das Hotel während zwei Monaten komplett geschlossen. Alle 87 Zimmer und die Eingangshalle wurden in einer Bauzeit von nur sieben Wochen neu gestaltet, informiert die Gesellschaft im neuesten Geschäftsbericht. Für die Umbauten wurden 13 Mio. CHF investiert, was deutlich unter dem Kostenvoranschlag liegt, informiert die Hofweissbad weiter. Für weitere 6 Mio. CHF wurde bis in den Juli hinein die neue Weissbad Lodge mit 25 Doppelzimmern gebaut. Mit der modernen Einrichtung sollen vor allem sportliche Gäste und Familien angezogen werden. In der Lodge gibt es weder ein Restaurant noch eine Rezeption, was zu deutlich tieferen Betriebskosten führen wird. Den Gästen stehen hingegen die Anlagen des Haupthauses zur Verfügung. Die Buchungen in den ersten Monaten waren zufriedenstellend. Besonders die Herbstwochenenden mit schönem Wetter erlaubten nahezu eine Vollauslastung des neuen Betriebs.

Umbau prägt Erfolgsrechnung

Durch die Betriebsschliessung sanken die Gesamteinnahmen 2018 auf 17.3 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Minus von 11,2% entspricht. Dennoch ist es gelungen, die Auslastung des Hotels um 0,8% auf 89,8% zu steigern. Dies erfolgte nicht zulasten tieferer Preisangebote, wie der um 6 CHF auf 503 CHF pro Logiernacht gestiegene Umsatz zeigt. Bei den Individualgästen konnte ein Umsatzplus von 3% verbucht werden, während bei den Kurgästen das Vorjahresniveau gehalten wurde. Die Lodge verzeichnete seit der Eröffnung im Juli 2’000 Logiernächte.

Der direkte Personalaufwand des Hotels spiegelt mit einem Rückgang um 5,7% auf 8.6 Mio. CHF die zeitweilige Betriebsschliessung wider. Hingegen stiegen die Lohnkosten für Verwaltung und Unterhalt, nicht zuletzt wegen der Aufwendungen für die Eröffnung der Lodge, um 7,5% auf 2 Mio. CHF an. Analog erhöhte sich auch der Verwaltungsaufwand um 12,8% auf 1.5 Mio. CHF. Noch stärker stieg der übrige betriebliche Aufwand mit plus 17,6% auf 1 Mio. CHF an. In diesen Kosten sind nicht aktivierbare Aufwendungen im Zusammenhang mit den Umbauarbeiten enthalten. Zur Abfederung der Kosten wurden zu diesem Zweck gebildete Investitionsrückstellungen im Umfang von 1.6 Mio. CHF zugunsten der Erfolgsrechnung aufgelöst. Im Vorjahr wurden der Rechnung Rückstellungen von 0.4 Mio. CHF belastet.

In der Summe führte dies zu einem Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) gegenüber dem Vorjahr um 7,5% auf 2.7 Mio. CHF. Bereinigt um die Rückstellungen fiel das EBITDA um fast 50% auf 1.1 Mio. CHF. Die Investitionen führten zu einem Plus der Abschreibungen von 10% auf 2.4 Mio. CHF, was zu einem Rückgang des EBIT um 14,6% auf 0.2 Mio. CHF führte. Unter dem Strich resultierte trotz der deutlich höheren Finanzaufwendungen von 200’000 CHF nach 65’000 CHF im Vorjahr noch ein kleiner Reingewinn von 20’000 CHF. Die Aktionäre erhalten auch weiterhin keine Dividende.

Weitere Bauten in der Pipeline

Die HofWeissbad plant den Bau eines neuen Seminargebäudes mitten im Park. Ebenfalls soll ein Badehaus in unmittelbarer Nähe des Gesundheitszentrums entstehen. Mit diesen Neuerungen soll ein markanter Mehrwert geschaffen werden. Dabei wird der Architektur ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Für die neue Lodge wird das Marketing aktiv vorangetrieben, was nach Ansicht der Geschäftsleitung notwendig ist. Erfahrungsgemäss dauert die Anlaufzeit eines neuen Hotels zwei bis drei Jahre. Nach dem investitionsbedingten Verzicht auf eine Ausschüttung will die Gesellschaft zukünftig wieder Dividenden im gewohnten Mass bezahlen.

Fazit

Die Geschäftszahlen der HofWeissbad für 2018 sind von den zahlreichen Baumassnahmen geprägt und in der Summe wenig aussagekräftig. Durch die Verbuchung von Umbauaufwendungen als Aufwand ist die Bewertung der Kennzahlen der Erfolgsrechnung aus Investorensicht mit zahlreichen Unsicherheitskomponenten behaftet. Die Bilanzkennzahlen sind investitionsbedingt schlechter als im Vorjahr. So sank die Eigenmittelquote von gut 60% im Vorjahr auf noch durchschnittliche 40% per Jahresende 2018. Insgesamt kann die Bilanz noch als durchschnittlich angesehen werden.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-Xder Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’450 CHF weisen die Titel ein hohes Agio gegenüber dem Buchwert von 1’010 CHF auf. Hierbei ist zu beachten, dass die Bilanz nicht unerhebliche stille Reserven im Anlagevermögen bei den Gebäuden und Grundstücken enthalten dürfte. Auch wenn diese von den aussenstehenden Aktionären kaum je realisiert werden können, sollte dies die Aktie vor deutlichen Kursrücksetzern schützen, zumal die Titel auf Jahressicht um gut 12% nachgegeben haben.

Positiv auswirken sollte sich die geplante Wiederaufnahme der Ausschüttungen und die zusätzlichen Erträge aus der Lodge. Dennoch dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und grosse Kursavancen sind kaum zu erwarten. Somit eignen sich die Aktien in erster Linie für Anleger mit einem engen Bezug zum Betrieb und der Region, die zudem vom Nachtessen an der GV und dem künstlerischen Rahmenprogramm profitieren können.

 

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