Die Woche | 07. November 2021 – Klimawandel, Pandemie und Bitcoin

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Klimawandel, Pandemie, Digitale Transformation und auch die demografische Entwicklung fordern uns langfristig heraus. Doch bei all diesen brennenden Themen gibt es eine grosse Diskrepanz zwischen der Realität und dem offensiv geführten Diskurs in Gesellschaft, Politik und Medien.

Nehmen wir das Thema Klimawandel. Seit einer Woche läuft in Glasgow die 26. UN-Klimakonferenz. Die grossen Würfe blieben bis zum jetzigen Zeitpunkt auch in diesem Jahr aus. Versprochen wird einmal mehr der seit langem überfällige Kohleausstieg. Doch die Realität sieht nach 26 Klimakonferenzen komplett anders aus: Der weltweite Konsum an Kohle ist seit dem Jahr 2000 um über 60% gestiegen. Allein für 2021 rechnet die Internationale Energieagentur mit einem Plus von 4,5%, nach einem pandemiebedingten Rückgang im letzten Jahr. Wir hatten diese Diskrepanz in unserer letzten Macro Perspective Ende Oktober ausführlich beschrieben. Anspruch der Regierenden und Wirklichkeit klaffen weit auseinander.

Auch bei den Folgen der Corona-Pandemie tut sich eine Diskrepanz auf. Die befürchtete Pleitewelle ist bis heute ebenso ausgeblieben wie der erwartete rasante Anstieg der Arbeitslosigkeit. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man den Medienberichten der letzten Woche glaubt. So soll es derzeit 230’000 offene Stellen in der Schweiz geben. Firmen befürchten sogar, keine qualifizierten Mitarbeitenden finden zu können. Nicht nur in der durch die Pandemie stark geforderten Pflegebranche, auch im Gastgewerbe fehlt es an allen Ecken und Enden an Personal. Darunter könnte auch die bald beginnende Wintersaison leiden. Hier tut sich ein ganz neuer Engpass auf. Die grosse Angst vor einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit scheint jedoch unbegründet.

Geholfen haben hier sicherlich an vielen Orten auch die grosszügig verteilten Härtefallhilfen. In welchem Ausmass Betriebe von dieser staatlichen Unterstützung Gebrauch gemacht haben, werden erst die Jahresabschlüsse 2021 zeigen. Einen besonderen Blick sollte der Leser daher im kommenden Jahr auf die ausserordentlichen Erträge und auch auf die Erläuterungen im Anhang werfen. Wie wir im Gespräch mit einigen betroffenen Unternehmen in den letzten Wochen erfahren haben, erreichen diese Hilfen schnell einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Berücksichtigt man, dass es auch Unternehmen gibt, die nach dem Ende der 2020er-Lockdowns von einem Nachfrageschub profitieren oder gar während der Lockdowns weiterarbeiten konnten, sind auch die wirtschaftlichen Folgen durch die Pandemie zumindest hier in der Schweiz überschaubar. Dies auch dank der – im Vergleich zu unseren Nachbarländern – sehr moderaten Corona-Politik der Schweizer Landesregierung. Auch in diesem Punkt tut sich im Vorfeld der Abstimmung zum Covid-19-Gesetz eine Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und der Realität auf. Derzeit gehen die Ökonomen des IWF von einem BIP-Wachstum für die Schweiz von 3,7% im laufenden Jahr 2021 aus.

Eine letzte Diskrepanz, der wir uns widmen möchten, liegt bei den Kryptowährungen. Immer wieder warnen renommierte Experten vor diesen neuen Finanzinstrumenten mit dem Hinweis, dass Bitcoin & Co. über keinen inneren Wert verfügen. Gerne werden dann Argumente wie fehlende Stabilität und Vertrauen ins Feld geführt. Dabei gerät schnell in Vergessenheit, dass auch das heutige System nicht wirklich immer stabil ist und uns vor Vermögenseinbussen schützt. Wir wollen jetzt gar nicht Währungen in Schwellenländern anführen, die immer wieder an Wert verlieren. Nehmen wir einmal den Euro im Vergleich zum Schweizerfranken: Wer vor der Finanzkrise, also im Sommer 2008 in Euro investiert hat, muss bis heute einen Verlust von einem Drittel verkraften. Eine stabile Anlage sieht anders aus.

Noch dramatischer sieht die Bilanz aus, wenn wir uns die Kursentwicklung bei den Schweizer Grossbanken anschauen: Ein UBS-Aktionär sitzt nach zwölf Jahren immer noch auf einem Verlust von fast zwei Drittel, der Aktionär der Credit Suisse hat im gleichen Zeitraum sogar über 80% seines Vermögens verloren. Wissen Sie, wieviel ein Bitcoin im Jahr 2010 gekostet hat? Genau 0.08 US-Dollar. Heute steht der Preis bei über 60’000 US-Dollar. Die Frage, ob in diesem Zeitraum ein Investment in Euro, UBS- oder CS-Aktien besser gewesen wäre, erübrigt sich ja wohl …

Oft braucht es ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen, um erfolgreich zu investieren. Ein Beispiel dafür sind die Aktien der Ypsomed AG. Seit Jahresbeginn befindet sich die Aktie auf unserer Favoritenliste. Die Performance war bisher eher wenig erbaulich. Letzte Woche präsentierte das Medizintechnikunternehmen seine Halbjahreszahlen und übertraf die Erwartungen der Analysten. Die Aktie vollzog einen Kurssprung. Wir haben uns in der vergangenen Woche daher intensiv mit den Marktchancen von weiteren Medizintechnikfirmen auseinandergesetzt.

In der kommenden Woche können Sie bei uns ein Update zu unserer Dividendenstrategie 2022 sowie ein Interview mit Johann Kaufmann, CEO von Outdoor Switzerland, lesen.

Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Start in die Woche.


Aktuelle Artikel vom schweizeraktien.net-Team







schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – Oktober-Engpässe

schweizeraktien.net: Favoriten 2021 – Oktober-Engpässe

Trotz einiger Schwächeanfälle hat sich der Crash-Monat Oktober nun doch von seiner besseren Seite gezeigt. Wenn es auch für einen «Goldenen Oktober» nicht ganz reicht, so wurden an den europäischen und amerikanischen Börsen die Septemberverluste der Indizes wieder aufgeholt. Inzwischen werfen allerdings die Lieferengpässe wachsende Schatten auf die Gewinnentwicklung. Die Favoriten von schweizeraktien.net können der Entwicklung teilweise trotzen…

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SSE Group: Profitabilität sinkt im ersten Semester 2021 trotz Umsatzwachstum

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Trotz Umsatzwachstum sank das operative Ergebnis der im Sprengstoffgeschäft und in der Feinchemie tätigen SSE Holding im ersten Semester 2021. Allerdings soll die Chemie-Sparte Valsynthèse vor dem Turnaround stehen. Unser Autor Daniel Eichenberger hat das Halbjahresergebnis analysiert und dazu auch Firmenchef Daniel Antille befragt…

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Healthcare-Aktien: The trend is your friend

Healthcare-Aktien: The trend is your friend

In den letzten Jahrzehnten verzeichnete der Healthcare-Sektor sowohl eine überdurchschnittliche Wachstumsrate als auch eine stetige überproportionale Gewinnentwicklung. Die Gesundheitskosten steigen in allen OECD-Ländern. Am höchsten ist der Anteil in den USA, Deutschland und der Schweiz. Mit den richtigen Aktien sind traumhafte Renditen zu erzielen, schreibt unser Autor Karim Serrar in seinem neusten Beitrag…

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Was uns im Netz sonst noch aufgefallen ist…






Taugen Bitcoin, Aktien oder Gold als Inflationsschutz?

Taugen Bitcoin, Aktien oder Gold als Inflationsschutz?

tagesschau.de geht der oft kontrovers diskutierten Frage nach, welche Anlagen sich als Inflationsschutz eignen. Aktien? Gold? Oder – Achtung – womöglich gar Kryptowährungen als «digitales Gold» im Blockchain-Zeitalter? Wie immer bei solchen Themen liegen die Expertenmeinungen bisweilen weit auseinander. Vielleicht macht es in einem Inflationsszenario Sinn, das «oder» in der Ausgangsfrage durch ein «und» zu ersetzen und eine entsprechende Diversifikationsstrategie zu fahren, mit Aktien, Gold und ausgewählten Kryptowährungen…

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US-Professor: Ära des Bargelds geht ihrem Ende entgegen - aber keine Zukunft für Bitcoin & Co.

US-Professor: Ära des Bargelds geht ihrem Ende entgegen – aber keine Zukunft für Bitcoin & Co.

Und noch eine kontroverse Stimme in Sachen Bitcoin: Der Wirtschaftsprofessor Eswar Prasad von der privaten Cornell University (USA) sprach in einem Interview mit der NZZ davon, dass Kryptowährungen wie der Bitcoin keine Zukunft und keinen fundamentalen Wert hätten. Das System sei «langsam und teuer» und Bitcoin ein «spekulatives Phänomen». Gleichzeitig sieht er das Ende der Bargeld-Ära gekommen. finanzen.ch berichtet…

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Inflation zieht weiter an – EZB bleibt auf dem Gaspedal

Inflation zieht weiter an – EZB bleibt auf dem Gaspedal

Die EZB lässt weiter die Notenpresse rotieren und heizt damit die Inflation an, während die Zinsen auf ihrem rekordtiefen, teilweise negativen Niveau bleiben. In Deutschland geben mehr als 400 Sparkassen und Banken die negativen Zinsen in verschiedener Staffelung und oft getarnt als Gebühren oder Verwahrentgelte an die Kunden weiter. Keine guten Aussichten für Sparer in der Euro-Zone! Das auf Edelmetallanlagen spezialisierte Portal gold.de widmet sich in einem aktuellen Beitrag der EZB-Politik und ihren Auswirkungen für Anleger. Nicht erwähnt, aber für Schweizer Anleger letztlich auch bedeutend: Mit der inflationsorientierten Tiefzinspolitik der EZB sind auch der SNB an der Zinsfront faktisch die Hände gebunden, will sie eine weitere Aufwertung des CHF verhindern…

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700 Tourismus-Stellen unbesetzt – Lonza warb Skiorten Leute ab – jetzt sollen Hotelfachschüler einspringen

700 Tourismus-Stellen unbesetzt – Lonza warb Skiorten Leute ab – jetzt sollen Hotelfachschüler einspringen

Im Kanton Wallis sind zum Start der Wintersaison 700 Stellen im Tourismus unbesetzt. Allerorten fehlen Köche und Service-Angestellte, und der Personalmangel wird zum Problem einer Branche, die von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen war und ist. Des einen Freud, des anderen Leid: Manch ein Industriebetrieb wie der Pharmazulieferer Lonza im Wallis profitierte hingegen von der besonderen Situation der letzten 18 Monate und erlebte einen Nachfrageboom, der nur mit neuen Arbeitskräften – die teilweise aus dem Tourismus abgeworben wurden – bewerkstelligt werden konnte. 20min.ch berichtet…

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Zentralschweiz: Bergrestaurants finden keine Mitarbeiter

Zentralschweiz: Bergrestaurants finden keine Mitarbeiter

Auch in der Zentralschweiz werden Gastronomiemitarbeiter händeringend gesucht, gerade in der Berggastronomie vor dem Start in die Wintersaison. luzernerzeitung.ch berichtete bereits Mitte Oktober über die Herausforderungen, mit denen die Zentralschweizer Berggebiete im Bereich der Personalrekrutierung konfrontiert sind…

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Ypsomed ist auf der richtigen Spur

Ypsomed ist auf der richtigen Spur

Ypsomed ist seit Anfang Jahr im schweizeraktien.net-Favoritenportfolio 2021. Der letzte Woche präsentierte Zahlenkranz zum 1. Semester hat die Anleger überzeugt, ist der Aktienkurs nach Zahlenvorlage doch deutlich gestiegen. Auch fuw.ch (Log in notwendig) ist positiv gestimmt und sieht, dass das Mittelfristziel eines EBIT in der Grössenordnung von 100 Mio. CHF nicht zuletzt mit neuen medizinischen Indikationen an Glaubwürdigkeit gewinnt…

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Kurssturz des schwäbischen Batterieherstellers: Varta-Chef Herbert Schein: «Diese Situation war nicht vorhersehbar»

Kurssturz des schwäbischen Batterieherstellers: Varta-Chef Herbert Schein: «Diese Situation war nicht vorhersehbar»

Die lange Zeit erfolgsverwöhnte und in Deutschland börsenkotierte Varta AG aus dem Beteiligungsimperium des Dr. Dr. Michael Tojner und seiner OTC-X-gelisteten Montana Tech AG musste in der vergangenen Woche nach einer überraschenden Umsatzwarnung kräftig Federn lassen. Die Varta-Aktie rauschte um 16% in den Keller. In einem Interview mit wiwo.de äussert sich Varta-Chef Herbert Schein zum Kurssturz…

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Brot selbst backen: Die besten Tipps von Lutz Geißler

Brot selbst backen: Die besten Tipps von Lutz Geissler

«Unser tägliches Brot gib uns heute.» Die Zeiten der Lockdowns haben manch einen zum Hobbybäcker werden lassen, und die Kunst des Brotbackens erlebte in der Corona-Zeit eine Renaissance. Börse und Brotbacken verbindet, dass man zunächst ein «Gefühl» für Portfolio- bzw. Teig-Zutaten und Prozesse entwickeln muss. Auch muss man Fehler einmal machen, um daraus zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Und: Gutes Brot muss wie eine Aktienidee reifen. falstaff.ch spricht mit Lutz Geissler, Betreiber des wichtigsten «Hobbybäcker-Blogs» im deutschsprachigen Raum, über Anfängerfehler sowie gutes und besseres Brot…

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