Wintertourismus: Schweizer Skigebiete mit verschiedenen Szenarien in den Startlöchern

Tourismus in der Wintersaison 2021/22

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Noch ist unklar, ob ein freies und ungezwungenes Skifahren diesen Winter in den Schweizer Bergen möglich sein wird. Die Bahnen stellen sich mit verschiedenen Szenarien auf die Covid-Situation ein. Bild: jungfraubahn.ch

Die Coronainfektionszahlen schiessen wieder in die Höhe, und eine neu aufgetauchte Virusvariante namens «Omikron» verunsichert die Welt. Hotel- und Skiticketreservationen werden vorsichtshalber storniert. Das Referendum zur Änderung des Covid-19-Gesetzes vom 19. März 2021 wurde abgelehnt, was bedeutet, dass die gesetzliche Grundlage unter anderem für das Covid-Zertifikat sichergestellt ist. Das sind die neusten Entwicklungen rund um die Coronapandemie. schweizeraktien.net hat in drei grossen Skigebieten nachgefragt, welche Erwartungen sie an die Wintersaison 2021/22 haben.

Coronaregeln in den Schweizer Skigebieten ungewiss

Ob und unter welchen Bedingungen die Schweizer Skigebiete in der anlaufenden Wintersaison geöffnet bleiben können, lässt sich noch nicht mit Sicherheit beantworten. Momentan gelten für alle Skigebiete in der Schweiz die gleichen Regeln. 3G (geimpft, genesen, getestet) wird nur in den Restaurants verlangt, nicht jedoch auf den Liften. In den Gondeln gilt Maskenpflicht, wie es in allen öffentlichen Verkehrsmitteln üblich ist.

Striktere Massnahmen im benachbarten Ausland

Die Nachbarländer haben striktere Massnahmen angeordnet, weshalb es für ungeimpfte Menschen attraktiv sein könnte, in die Schweiz zum Skiurlaub zu fahren. In Österreich und Deutschland dürfen nur geimpfte und genesene Personen Ski fahren. In Italien kann man zusätzlich auch auf die Piste, wenn man negativ getestet ist. In Frankreich ist die Situation im Moment noch die gleiche wie in der Schweiz, jedoch soll bei steigenden Fallzahlen die 3G-Regel eingeführt werden. Für die Einreise in die Schweiz müssen Ungeimpfte jedoch einen negativen Antigen-Schnelltest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Somit haben diese Einreisebestimmungen, aber auch die Herkunftsländer mit den jeweiligen Quarantäneregelungen, einen direkten Einfluss darauf, ob internationale Gäste den Winterurlaub in der Schweiz verbringen werden oder nicht. Die Jungfrau Ski Region hat aber schon in der letzten herausfordernden Wintersaison die Erfahrung gemacht, dass sehr viele ihrer Gäste Inländer sind.

Bahnen wollen unbedingt offen bleiben

Die Seilbahnbranche erarbeitet zurzeit zusammen mit dem Bund ein Stufenkonzept, das die Covid-Massnahmen in den Skigebieten von den Fallzahlen abhängig macht. Urs Egli von den Titlis Bergbahnen sagt, sie würden alles daran setzen, um nicht wieder schliessen zu müssen wie letztes Jahr. Die neue Virusvariante «Omikron» verursache zwar viel Unsicherheit, jedoch seien sie laufend daran, die Vorgänge zu beobachten und eine Szenarienplanung zu erarbeiten. So seien sie für verschiedene Szenarien schon gerüstet und könnten sofort die bestmöglichen Massnahmen für ihre Gäste umsetzen. Wegen der grossen Unsicherheiten gehen aber schon jetzt einige Stornierungen ein, sowohl bei den Hotelbuchungen als auch bei den Skitickets. Am Ende hängt jedoch alles von den kommenden Bundesratsbeschlüssen ab, welche unmöglich abzuschätzen sind.

Nach der Berg- und Talfahrt im Sommer dieses Jahres bleibt der Aktienkurs der Titlis Bergbahnen ziemlich konstant. Chart: SIX Swiss Exchange
Unbeschwerte Schneesporttage sind das Ziel in Laax

Die Medienstelle LAAX gab auf Anfrage eine ähnliche Antwort: «Wir gehen davon aus, für alle denkbaren Szenarien vorbereitet zu sein, um bestmöglich auf unterschiedliche Situationen und behördliche Rahmenbedingungen vorbereitet zu sein». Es ist den Verantwortlichen wichtig, der Pandemie einerseits verantwortungsvoll zu begegnen und den Gästen andererseits «möglichst unbeschwerte Schneesporttage zu bieten».

Der Aktienkurs der Weissen Arena ist saisonabhängig, steigt aber insgesamt stetig an. Chart: www.otc-x.ch
Jungfraubahnen setzen auf neue V-Bahn

Auch die Jungfraubahnen denken in Szenarien, sind flexibel und können rasch auf allfällige Verschärfungen der Coronamassnahmen reagieren. Die Wintersaison im Gebiet Grindelwald – Kleine Scheidegg  Wengen ist seit Samstag, 4. Dezember 2021, eröffnet. Kathrin Naegeli, Mediensprecherin der Jungfraubahnen, ist zuversichtlich, dass die aktuell geltenden Massnahmen ausreichen, um den Gästen einen sicheren Wintersportbetrieb zu bieten, zumal mittlerweile viele Personen geimpft sind und in den Restaurants ein Covid-Zertifikat vorgezeigt werden muss. Die Saison 2020/2021 war in der Jungfrau Ski Region dank der neuen V-Bahn im Kerngebiet Kleine Scheidegg – Männlichen eine der besten der letzten Jahre, trotz Corona. Mit dem Eiger Express als Teil der neuen V-Bahn gelangen die Gäste nämlich viel schneller auf die Pisten, Schlittel- und Wanderwege, was die Attraktivität des Skigebiets enorm gesteigert hat. Eine generelle Zertifikatspflicht in der Jungfrau Ski Region wäre schwierig umsetzbar, denn man müsste die Zertifikate an zahlreichen Zugängen kontrollieren. Seit Mitte Oktober steht in Grindelwald jedoch schon ein Testzentrum, wo sich Gäste kurzfristig noch testen lassen können, um auch in den Restaurants einkehren zu dürfen.

Dieses Jahr blieb der Aktienkurs der Jungfraubahnen mehr oder weniger konstant. Seit Anfang November 2021 ist er um 12.5% gesunken. Chart: SIX Swiss Exchange
Fazit

Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH sieht der Wintersaison (bisher) positiv entgegen. Sie erwartet einen Nachholeffekt bei denjenigen Gästen, welche in der letzten Wintersaison auf einen Urlaub verzichtet haben und rechnet ab 2022 sogar mit höheren Übernachtungszahlen als vor der Pandemie. Die Aktienkurse könnten dadurch positiv beeinflusst werden. Rückblickend ist eine eindeutige Korrelation zwischen den Aktienkursen und den Coronafallzahlen jedoch nicht festzustellen. Einzig die beiden Lockdowns im Jahr 2020 haben zu deutlichen Kursverlusten bei den Jungfraubahnen und den Titlis Bergbahnen, beide an der SIX kotiert, geführt. Seit Anfang dieses Jahres blieben die Kurven einigermassen konstant. Die Weisse Arena Gruppe, deren Aktien ausserbörslich auf OTC-X gehandelt werden, verzeichnete nur während des ersten Lockdowns Kursverluste, diese sind aber auch saisonbedingt.

In der Wintersaison 2020/21 sind die Schweizer Bahnen nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Nur die Schliessung der Gastronomie hat die Besucherzahlen negativ beeinflusst. Einheimische Gäste konnten gerade bei kleineren Bahnen die ausbleibenden Gäste aus dem Ausland kompensieren. Dies könnte auch in dieser Wintersaison wieder der Fall sein. Entscheidend ist, dass die Skigebiete offen bleiben dürfen und dass sich natürlich die Witterungsverhältnisse positiv entwickeln. Schnee gibt es derzeit jedenfalls schon reichlich.

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