Börsengänge Schweiz/ International: Gedämpfte Emissionstätigkeit – Bringt das SMG-IPO die Wende?

Revival der IPOs in Asien – Europa und USA mit rückläufiger Tendenz

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Bei den Börsengängen dominierten im 2. Quartal 2025 die Märkte in Asien, insbesondere China und Hongkong. Bild: stock.adobe.com

Die Zahl der globalen Börsengänge ging zwar im zweiten Quartal leicht zurück, doch das Emissionsvolumen stieg um 17% kräftig an. Davon war allerdings an den europäischen Börsenplätzen wenig zu spüren. Die Musik spielte vor allem an den chinesischen Börsen. In Asien kletterte das Emissionsvolumen um 172%.

Seit Februar schon nehmen die wirtschaftlichen Unsicherheiten ständig zu. Der Zollkrieg der Trump Administration gegen Europa, China, Kanada und viele weitere Länder hat weitreichende Auswirkungen diesseits und jenseits des Atlantiks, und auch im pazifischen Raum. Die Neuordung der Lieferketten ist in vollem Gang – und wirft ihre Schatten voraus. Das beunruhigt nicht nur die Notenbanken, sondern auch die CEOs sowie die Endkonsumenten, die höhere Inflationsraten erwarten.

Erfolgreiche und geplatzte IPOs in Frankfurt

In diesem Umfeld, das auch von den fortgesetzten Kriegshandlungen überschattet wird, sind Börsengänge zwar möglich, doch nicht jedes Unternehmen kann die Investoren überzeugen. In der Schweiz gab es nach BioVersys bisher keine weiteren Börsengänge, obwohl einige Börsenkandidaten wohl gut vorbereitet auf den richtigen Zeitpunkt warten. In Deutschland fanden im ersten Semester immerhin drei IPOs statt, doch allein in der vergangenen Woche sind zwei IPOs geplatzt. Das Medtech-Unternehmen Brainlab sollte der bisher grösste Börsengang des Jahres werden, wurde jedoch kurzfristig abgesagt. In der Woche davor wurde das IPO von Autodoc24 abgesagt, einem Online-Händler von Auto-Ersatzteilen. Und schon im März wurde das IPO von Stada abgeblasen. Hervorragend lief dagegen das IPO der Technologiegruppe Pfisterer Holding. Das Unternehmen ist Spezialist für Schnittstellen bei der Elektrifizierung. Zugeteilt bei 27 Euro und einem Eröffnungskurs von 30 Euro steht die Aktie nach zwei Monaten an der Börse bei 44 Euro.

Regionale Trends divergieren

In Europa fanden laut dem EY IPO-Report im ersten Semester 51 IPOs statt, ein Rückgang um 24%. Im zweiten Quartal ging das Emissionsvolumen von 14.7 Mrd. USD auf 5.9 Mrd. USD zurück. In den USA sank zwar das Emissionsvolumen von 18.8 Mrd. USD auf 17.1 Mrd. USD, doch die Zahl der IPOs erhöhte sich um 35% auf 109. Insgesamt fanden im zweiten Quartal 539 IPOs statt, die Emissionserlöse beliefen sich auf 61.4 Mrd. USD. Auffällig ist die hohe Anzahl der Cross-Border IPOs in den USA. Nach den Berechnungen von EY entfallen von den 68 Cross-Border IPOs 58% auf asiatische Emittenten. In Asien boomte das Neuemissionsgeschäft, vor allem in China inklusive Hongkong. Insgesamt stiegen die Emissionserlöse um 172% auf 28.4 Mrd. USD. Nach Branchen betrachtet verzeichneten Technologie global mit 12.9 Mrd. USD und Mobility mit 10.9 Mrd. USD die höchsten Erlöse. Ebenfalls gefragt waren die Sektoren Real Estate und Bau.

IPO-Boom in Hongkong

Das grösste IPO im zweiten Quartal des Jahres fand in Hongkong statt. 5.3 Mrd. USD flossen Contemporary Amperex Technology zu. Auch der chinesische Mode-Discounter Shein hat sich nun für den Gang an die Börse Hongkong entschieden. Bislang waren vorzugsweise London und New York erwogen worden. Die kraftvolle Erholung der chinesischen Primärmarktaktivität folgt einem tiefen Einbruch in den vorigen Quartalen. Allein in Hongkong fanden im ersten Semester 44 IPOs statt, davon 42 klassische. Die Emissionserlöse versiebenfachten sich, wie PwC in ihrem regionalen IPO-Report berichtet. Auf Einzelhandel, Konsumgüter und Dienstleistungen entfiel ein Drittel der Börsengänge. Mit je 23% folgten Industrie und Materialien respektive Healthcare. Der Ausblick ist positiv, da immer mehr chinesische Unternehmen Auf- und Abspaltungen vornehmen. Im Fokus stehen Biotech, Technologie, KI und Telekom. Bis Jahresende 2025 erwartet PwC bis zu 100 IPOs, darunter auch solche mit hohen Emissionsvolumina. Gründe für den Boom sind regulatorische Erleichterungen und die Beschleunigung des Zulassungsprozesses der Börse.

Schweizer Primärmarkt in Wartestellung

Seit Monaten kursieren immer wieder Gerüchte über anstehende Börsengänge an der SIX, doch tatsächlich ist bisher noch kein Börsenkandidat aus der Deckung gekommen. Das könnte sich nun ändern. Laut diversen Medienberichten steht das seit Jahren erwartete IPO der Swiss Marketplace Group nun “unmittelbar bevor”. Das Joint Venture von TX Group und Ringier mit Kapitalbeteiligungen der Versicherung Mobiliar und der amerikanischen Private Equity Gesellschaft General Atlantic soll im Herbst das IPO durchziehen. Die SMG betreibt diverse Online-Plattformen wie Autoscout24, Homegate und Ricardo. Den Eigentümern schwebt scheinbar eine Bewertung im Multi-Milliarden-Bereich vor, was durch die Bewertungen der börsenkotierten Peer-Group Unternehmen unterstützt wird.

Aebi Schmidt an der Nasdaq

Aebi Schmidt war ein Börsenkandidat, entschied sich jedoch für eine Fusion mit der börsenkotierten US-Gesellschaft The Shyft Group. Im Juni stimmten die Aktionäre der Fusion zu, seit 2. Juli wird die Aktie jetzt unter dem Kürzel “AEBI” an der Nasdaq gehandelt. An der neuen Gesellschaft halten Shyft-Aktionäre 48%. Grossaktionär Peter Spuhler hält weiterhin rund 35%. Mit einem Jahresumsatz von 2 Mrd. USD und 70 Fertigungsstätten, davon 40 in den USA, ist Aebi Schmidt der weltweit führende Hersteller von Spezialfahrzeugen beispielsweise für die Kommunalwirtschaft. In den ersten Handelstagen der neuen Aebi Schmidt Group an der Nasdaq pendelte der Kurs zwischen 11 USD und 15 USD.

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