Der Zuger Vermögensverwalter Peter J. Lehner & Partner AG setzt den Fokus seiner Investments auf Schweizer Aktien im Bereich der klein und mittelgross kapitalisierten Unternehmen. Dabei führen die Senior Portfolio Manager Adrian Lechthaler und Manuel Bottinelli die Anlagephilosophie von Peter J. Lehner, dem Ende 2021 verstorbenen Gründer und Namensgeber der Anlageboutique, weiter.
Im Interview mit schweizeraktien.net äussern sich die Portfolio Manager Adrian Lechthaler und Manuel Bottinelli zum Ausbau ihrer Engagements im Industrie-Sektor und erläutern, warum die Verzögerung im Halbleiterzyklus Kaufgelegenheiten generiert und weshalb sie die Aktie der TX Group als unterbewertet erachten und deshalb nicht beim Börsengang der SMG zugelangt haben.

Herr Lechthaler, Herr Bottinelli: Die Märkte sind durch einen US-Präsidenten, der mit der Erhebung von Zöllen nicht gerade ein lineares Vorgehen an den Tag legt, unberechenbarer geworden. Was bedeutet das für einen Vermögensverwalter wie Lehner und Partner, der auf Schweizer Small & Mid Caps fokussiert?
Lechthaler: Unsere Anlagestrategie hat sich über viele Börsenzyklen bewährt. Der Fokus liegt unverändert auf Marktführern in attraktiven Nischenmärkten. Unsere Portfoliounternehmen können sich durch ihr globales Netzwerk oder durch ihren hohen Spezialisierungsgrad den veränderten Bedingungen anpassen.
Lehner und Partner setzt verstärkt auf den Industriesektor. So haben Sie Ihre Engagements in Bossard, Dätwyler oder EMS Chemie verstärkt. Was stimmt Sie für diesen Bereich zuversichtlich?
Bottinelli: Alle drei Unternehmen spüren den anhaltenden konjunkturellen Gegenwind. Bossard tätigte in dieser Phase strategische Akquisitionen und behauptete sich mit einer disziplinierten Kostenkontrolle. EMS Chemie lancierte eine erfolgreiche und antizyklische Verkaufsinitiative. Dätwyler schärfte sein Geschäftsprofil und gewinnt profitable Neuaufträge im Gesundheitsbereich. Bei allen drei Unternehmen haben sich die Gewinnerwartungen mittlerweile deutlich reduziert. Dementsprechend halten wir deren Bewertungen für zunehmend attraktiv.
Auch für den Halbleiterbereich sind Sie positiv gestimmt, so investieren Sie neu in Inficon und haben z.B. VAT ausgebaut. Sehen wir bei diesem Sektor Morgenröte am Firmament?
Lechthaler: Die Verzögerung im Halbleiterzyklus eröffnete Kaufgelegenheiten. Die strukturellen Treiber sind aus unserer Sicht intakt. Die Nachfrage nach modernster und unabhängiger Chip-Technologie wird sich fortsetzen. Beide Unternehmen sind in ihren adressierten Endmärkten hervorragend positioniert. Uns gefällt deren Agilität, das Margenprofil und die hohe Cash-Generierung.
Ausgebaut haben Sie auch Ihre Position in SIG, dem Getränke-Verpackungshersteller. Auch wenn der Kurs in der jüngsten Vergangenheit etwas angezogen hat, so liegt er immer noch mehr als 50% unter dem Jahreshoch. Was überzeugt Sie an diesem defensiven Titel?
Bottinelli: Uns gefallen die defensiven Endmärkte und die wiederkehrenden Erträge der installierten Basis. Von der Kommunikation des neuen VR-Präsidenten Ola Rollén wurden wir hingegen überrascht. Die aus unserer Sicht hausgemachten Probleme werden nun mit schmerzhaften Eingriffen korrigiert. Wir erwarten eine Rückbesinnung auf das erfolgreiche Kerngeschäft der aseptischen Kartonverpackungen, erhöhten Fokus auf organisches Wachstum, weniger Finanzakrobatik und eine verbesserte Corporate Governance. Die Voraussetzungen im Duopol mit Tetra Pak stimmen zuversichtlich. Das neue Führungsteam wird sich jedoch beweisen müssen.
Im Sommer gab es, endlich, muss man sagen, mit der SMG wieder ein Neulisting an der SIX. Sie sind da aber nicht mitgegangen, sondern bleiben der TX Group verbunden, aus der die SMG herausgelöst wurde. Warum?
«Der Börsengang der SMG hat den Wert der TX Group visibel und greifbarer gemacht»
Lechthaler: Die TX Group hält weiterhin 30,7% an der SMG und partizipiert entsprechend an deren Erfolg. Den Gesamtwert der TX Group erachten wir als höchst attraktiv und die Aktie als unterbewertet. Der Börsengang der SMG hat den Wert der TX Group visibel und greifbarer gemacht. Dennoch reflektiert die aktuelle Marktkapitalisierung das Potenzial des Portfolios noch nicht. Das erstmalige Aktienrückkaufprogramm unterstreicht die Attraktivität der Aktie und die verbesserte Aktionärsfreundlichkeit.
Zurückgeschraubt haben Sie Ihre Positionen in Belimo, Schindler und Huber + Suhner. Besteht der einzige Grund dafür in der Mitnahme von Kursgewinnen, oder gibt es auch fundamentale Gründe?
Bottinelli: Nach der erfreulichen Kursperformance sind die Bewertungen angestiegen, und wir haben einen Teil der Gewinne realisiert. Insbesondere bei Belimo und Huber + Suhner hat der KI-Hype die Aktien beflügelt. Aufgrund der positiven Aussichten bleiben wir in Belimo, Huber + Suhner und Schindler weiterhin investiert.
Bachem und Dottikon, zwei Auftragsfertiger der Pharmaindustrie, sind weiterhin Kernpositionen von Ihnen. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass im Rahmen der Zolleventualitäten solche Werte von einem zurückgehenden Pharmasektor betroffen sein könnten?
«Der Bedarf an hochinnovativen Medikamenten ist ungebrochen»
Lechthaler: Die Zoll- und Preisdiskussionen lasten derzeit auf dem gesamten Pharmasektor. Die Herstellkosten der Wirkstoffe von Bachem und Dottikon sind lediglich für einen geringen Anteil des Medikamentenpreises verantwortlich. Aufgrund des hohen Spezialisierungsgrades erwarten wir keine signifikante, direkte Beeinträchtigung. Der Bedarf an hochinnovativen Medikamenten ist ungebrochen und verlangt unverändert das Fachwissen in der Herstellung der beiden Auftragsfertiger.
Wie sehen Sie den weiteren Verlauf der Märkte in 2025?
Bottinelli: Die Visibilität der Unternehmen ist tief, und die erratischen Äusserungen des US-Präsidenten sorgen für Volatilität. Entsprechend halten wir für unsere Kunden ein taktisches Liquiditätspolster. Kurzfristig sind wir nicht überschwänglich, sehen jedoch gleichzeitig ein grosses Aufholpotenzial für Schweizer Small- und Midcaps.
Herr Lechthaler, Herr Bottinelli, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.





