Branchenanalyse Banken: Cyber-Risiken sind grösste Sorge, noch vor konjunkturellen und geopolitischen Faktoren

Regional tätige Institute sind gut auf die wachsenden Herausforderungen vorbereitet

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Die Schweizer Regional- und Kantonalbanken sehen sich für die wachsenden Herausforderungen gut gerüstet. Am meisten Sorgen bereiten ihnen derzeit Cyberrisiken.

Die zwölfte Branchenanalyse regional tätiger Banken zeigt zahlreiche Extremwerte. 37% der Umfrageteilnehmer erwarten, dass das Marktumfeld für ihre Branche in zehn Jahren «besser als heute ist». Das ist der mit Abstand höchste Wert, der, seit die Frage gestellt wird, erreicht wurde. Die Einschätzung der Stressresistenz der eigenen Bank zeigt dagegen den tiefsten Durchschnittswert seit 2015! Was lässt sich aus den vieldeutigen Veränderungen herauslesen?

Fast 90% der befragten Banken erwarten, dass das Umfeld in zehn Jahren gleichbleibend oder besser als heute sein wird. Abb: ©schweizeraktien.net, Bankenanalyse 2025

Wenn auch die regional aktiven Banken nicht im Auge des globalen Zoll-Sturms stehen, die globale Zeitenwende wirft ihre Schatten in jeden Winkel. Banken sind von Zöllen nicht direkt betroffen, denn es handelt sich ja um Finanzdienstleistungen, und die Service-Wirtschaft ist kein Ziel. Dennoch beeinflussen Entlassungen und Kurzarbeit, Konsumwünsche und Kreditrisiken ihre Geschäftspolitik. Sie sind am Puls der Unternehmen, der Zahlungsströme und der Abschreibungen und Wertberichtigungen.

Zwölfte Umfrage zeigt Risikobewusstsein und gute Vorbereitung

Die Ergebnisse der diesjährigen zwölften Umfrage sind reich an Verschiebungen, zeigen eine veränderte Priorisierung und vielfältige Massnahmen zur Konzentration auf das Wesentliche. Grosse Unterschiede wie beim Einsatz von KI, der Aufnahme von Krypto-Assets ins Angebot oder hinsichtlich der Kooperationsbereitschaft mit Finfluencern lassen dennoch eine differenzierte Herangehensweise an die aktuellen Herausforderungen erkennen. Von dem Zustand der Beunruhigung sind die Antwortgeber aus den Chef-Etagen der Schweizer KMU-Banken weit entfernt. Sie sind fast einstimmig hochzufrieden mit ihrem Risikomonitoring und sehen sich auch weiterhin auf allfällige Risiken gut vorbereitet.

Hoher Rücklauf von 44,4%

Die Umfrage wurde an 63 CEOs regional tätiger Banken adressiert und im Zeitraum 8. Juli bis 13. August 2025 durchgeführt. Davon beantworteten 28 Teilnehmer die Fragen vollumfänglich. Der Rücklauf beträgt somit 44,4%. Die Umfrage ist wie in den Vorjahren repräsentativ. Die Teilnehmer verteilten sich auf 22 Regionalbanken, vier Kantonalbanken und zwei weitere Institute. Vertreten sind vier kleinere Banken mit Bilanzsummen bis 0.5 Mrd. CHF, 14 mittelgrosse Banken mit Bilanzsummen zwischen 0.5 Mrd. CHF und 2.5 Mrd. CHF sowie 10 grosse Banken mit Bilanzsummen über 2.5 Mrd. CHF. Im Durchschnitt werden 147 Mitarbeitende beschäftigt.

Weniger rosige Einschätzung der Lage

Wie wird die Lage der Branche und des eigenen Instituts eingeschätzt? Nach vier Jahren mit Durchschnittswerten, die komfortabel über sieben, teilweise acht auf der bis zehn reichenden Skala lagen, kam es dieses Jahr zu einem deutlichen Rutsch auf 6.96 für die Branche und 7.46 für die eigene Bank. Die wird stets besser als die Lage der Gesamtbranche wahrgenommen. Die Verschlechterung zeigt noch kein Krisenniveau an, eher, dass der Aufwind an Stärke verloren hat.

Im aktuellen Umfeld halten die Bankenchefs die Lage nicht mehr für so positiv wie in den letzten vier Jahren. Abb: © schweizeraktien.net, Branchenanalyse Banken 2025

Keine grossen Sorgen

Die finanzielle Gesundheit der Privatkunden hat sich tendenziell etwas verbessert. Die Auswirkungen von allfälligen Wertberichtigungen und Abschreibungen auf die Bildung von Reserven und Rückstellungen sowie die Profitabilität werden im Trend der vergangenen Jahre nochmals geringer eingeschätzt. Und auch auf allfällige Preisänderungen an den Residential Real Estate Märkten sehen sich die Teilnehmer, deren Hauptgeschäft ja die Vergabe von Hypotheken ist, fast unisono «gut» oder sogar «sehr gut» vorbereitet.

Die finanzielle Gesundheit ist auf dem höchsten Wert der letzten vier Jahre. Abb.: © schweizeraktien.net, Branchenanalyse Banken 2025

Cyber-Risiken dominieren

Risiken haben 2025 mehr Gewicht als in der Zeit davor, vor allem, weil es auf einmal so viele sind, die dazu noch miteinander verknüpft sind. Cyber-Risiken erhalten von den Teilnehmern mit einem Durchschnittswert von 8.78 eine sehr hohe Priorität eingeräumt. Legal Risk kommt auf 6.11 und Outsourcing Risk auf 5.48. Auch bei der traditionell gestellten Frage nach den grössten Herausforderungen steht Cyber Risk mit 8.29 an der Spitze. Es folgen verschärfte Regulierung mit 8.11 und Kosten der IT-Investitionen mit 7.96.

Zinsmarge und Hypothekengeschäft

Wie sind die Erwartungen an das eigene Hypothekengeschäft mit Blick auf Wachstum und Margenentwicklung auf Sicht der kommenden drei Jahre? Überraschend positiv! 29,6% der Teilnehmer sehen eine Zunahme und 48,2%, dass es gleichbleibt. Nur 18,5% erwarten eine Abnahme. Ein etwas anderes Bild zeichnen die Antworten auf die Frage nach der Entwicklung der Zinsmarge in den nächsten drei Jahren. Hier sehen zwei Drittel eine Verengung, 11,1% eine Ausweitung und 22,2% keine Veränderung.

Bei der Zinsmarge rechnen die befragten Banken in Zukunft mit einer weiteren Verengung. © schweizeraktien.net, Branchenanalyse Banken 2025

Die Banken und die junge Generation

Grosse Divergenzen gibt es in manchen Punkten vereinzelt, doch mit Blick auf die junge Generation und die Schnittpunkte in der Kundenbeziehung springen sie regelrecht ins Auge. Gefragt wurde, wie viele Prozent der Kunden 15-25-jährig sind und wie viele 26-35-jährig. Es gab nur acht Antworten, und die zeigen zusammengenommen einen Anteil von 13% bis 40%. Ohne die beiden Extremwerte bewegt sich der Anteil zwischen 20% und 30%. Dann wurde gefragt, wie die Banken die ihnen zugebilligte Vertrauenswürdigkeit in den Augen der unter 30-Jährigen einschätzen. Hier gab es 20 Antworten mit einem Durchschnittswert von 6.55 auf der bis zehn reichenden Skala. Nur zwei Antworten bewegten sich unterhalb von sechs.

Gibt es hier ein Vertrauensgap? Banken schätzen ihre Vertrauenswürdigkeit bei der jungen Generation eher als mittelmässig ein. Abb. © schweizeraktien.net, Branchenanalyse Banken 2025

Die Banken und die Finfluencer

Ein Phänomen der SmartPhone-Ära sind auch Finfluencer, die junge Anlageinteressierte auf den zeitgemässen schnellen Kanälen mit Informationen versorgen. Die Frage an die Banken lautet: Für wie vertrauenswürdig und fundiert halten Sie von Finfluencern verbreitete Finanzinformationen an oft junge Anlage-Novizen der SmartPhone-Generation? Fast spiegelbildlich zur Selbsteinschätzung liegt hier der Durchschnittswert der Antworten bei 3.7. Nur zwei der 20 Antwortgeber kommen zu einer positiven Evaluierung. Die anderen Antworten bewegen sich zwischen eins und fünf. Ist es eher eine Chance oder eine Bedrohung? Auf diese Nachfrage kam gehäuft «unbedeutend» oder «neutral» als Antwort, jedoch auch mehrfach «Chance».

Allerdings sehen Banken die Finfluencer, die heute Finanzinformationen über die sozialen Medien verbreiten, als deutlich wenig vertrauenswürdig ein. Abb. © schweizeraktien.net, Branchenanalyse Banken 2025

Die Frankenprognose

Die Stärke des Schweizer Franken hat vielfältige Auswirkungen. Da mag es überraschen, dass 48,2% der Umfrageteilnehmer erwarten, dass der Franken in den nächsten zwei Jahren nochmals um mehr als 5% gegenüber dem Euro zulegen wird. Das ist der zweithöchste Wert seit 2020. Bewegungen innerhalb einer Bandbreite von 5% erwarten 44,4% und eine Abschwächung von 5% oder mehr 7,4%. Das ist ebenfalls der zweithöchste Wert seit 2020.

Die vollständige Auswertung findet sich hier als pdf. Wie zufrieden sind die Banker mit FINMA und SNB? Wie lautet ihre traditionelle und oft zutreffende Zinsprognose? Welche Auswirkungen haben die Basel III Änderungen zur risiko-adäquaten Eigenmittelunterlegung auf die Kreditvergabepolitik, und welche Konkurrenten im Kreditgeschäft sind für die KMU-Banker in ihrem Geschäftsgebiet wirklich relevant? Die Antworten auf diese und andere Fragen zeichnen ein sowohl scharfes wie auch aktuelles Bild der Markt- und Wettbewerbsbedingungen für die regional tätigen Banken in der Schweiz.

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