
Die Preise in der Strombeschaffung bleiben volatil, tendieren jedoch nach unten. Für Konsumentinnen und Konsumenten zeigt sich das vielfach in tieferen Strompreisen. Bei den Produzenten führt dies hingegen zu rückläufigen Erträgen. Auch das Bündner Energieunternehmen Repower war im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 von dieser Entwicklung betroffen. Die Gesamtleistung fiel mit 1’080 Mio. CHF um 11,5% tiefer aus. Das operative Ergebnis (EBITDA) sank auf 98 Mio. CHF (–22,2%), das Gruppenergebnis erreichte 47 Mio. CHF.
Volatiles Marktumfeld
Obwohl das Ergebnis deutlich zurückging, schreibt Repower im Halbjahresbericht, dass der Gruppengewinn «die Erwartungen übertroffen» habe. Dies wird auf die positive Wirkung früherer Absicherungsgeschäfte zurückgeführt. In der ersten Jahreshälfte stieg der Grosshandelspreis (EPEX-Spot-Baseload für DE) von 70 EUR/MWh auf 91 EUR/MWh, was mit einer schwachen Windproduktion zu Jahresbeginn erklärt wird. Ab März sorgte eine höhere Einspeisung von Wind- und PV-Anlagen für Entlastung bei den Preisen. Trotz tieferer Beschaffungskosten ging die Energiebruttomarge von 211 Mio. CHF auf 179 Mio. CHF oder 17% der Nettoerlöse (VJ: 18%) zurück.
Energieproduktion in der Schweiz rückläufig
Im Schweizer Markt führten auch geringere Niederschläge zu einem tieferen Ertrag aus der eigenen Energieproduktion von 115 Mio. CHF (VJ: 148 Mio. CHF). Per 1. April wurde zudem die Ladeinfrastruktur für Immobilien- und Flottenkunden an Avia Volt übertragen. Repower will sich künftig auf Planung, Projektierung und Umsetzung von Schnellladelösungen (DC) für den öffentlichen Verkehr und den Schwerverkehr konzentrieren.
Belastet wurde das EBIT im Segment «Markt Schweiz» zudem durch Wertminderungen auf Wasserkraftanlagen von 5 Mio. CHF sowie Rückstellungen für belastende Energiebeschaffungsverträge von 2 Mio. CHF. Dank eines erfolgreichen Handelsergebnisses erreichte das EBIT im 1. Halbjahr 50,0 Mio. CHF, nach 87,8 Mio. CHF im Vorjahreszeitraum.
EBIT in Italien steigt leicht
In Italien verzeichnete Repower hingegen einen leichten Anstieg des EBIT um knapp 10% auf 17,6 Mio. CHF. Gründe dafür sind laut dem Energieunternehmen Erfolge im Vertrieb sowie in der Produktion erneuerbarer Energien.
Der EBIT-Beitrag der «Übrigen Segmente und Aktivitäten» bleibt mit –2,4 Mio. CHF zwar negativ, hat sich jedoch gegenüber dem Vorjahr (–6,9 Mio. CHF) deutlich verbessert. Dazu trug auch der Verkauf eines Werksareals in Ilanz bei, der 5 Mio. CHF einbrachte. Gleichzeitig musste für dieses Areal eine Rückstellung für mögliche Altlasten gebildet werden.
Das Halbjahresergebnis wurde zusätzlich durch ein schwächeres Finanzergebnis belastet. Zwar fiel der Finanzaufwand aufgrund tieferer Zinsen mit 9,1 Mio. CHF (VJ: 18,7 Mio. CHF) geringer aus, doch sanken die Erträge aus Festgeldanlagen infolge tieferer Zinsen noch deutlicher auf 1,9 Mio. CHF (VJ: 16,7 Mio. CHF). Auch der schwächere Euro wirkte sich negativ aus.
Eigenkapitalquote steigt auf 58,5%
Die Bilanzsumme der Repower AG entwickelte sich im 1. Halbjahr positiv. Aufgrund einer Abnahme der aktiven und passiven Rechnungsabgrenzungen für noch nicht fakturierte Lieferungen und Leistungen sowie tieferer positiver und negativer Wiederbeschaffungswerte aus Held-for-Trading-Positionen ging das kurzfristige Fremdkapital zurück. Die Bilanzsumme lag bei 2 Mrd. CHF, das Eigenkapital bei 1’177 Mio. CHF oder 58,5% der Bilanzsumme.
Insgesamt investierte Repower im 1. Halbjahr rund 88 Mio. CHF – unter anderem in Sachanlagen, in Festgelder sowie in strategische Beteiligungen. Hervorgehoben werden der Erwerb zusätzlicher Anteile an der ENAG Energiefinanzierungs AG in der Schweiz sowie der Resol Ciminna S.r.l. in Italien.
Umfeld bleibt anspruchsvoll
Mit Blick auf das 2. Halbjahr 2025 weist Repower auf das weiterhin herausfordernde Marktumfeld und die politischen Rahmenbedingungen hin. Der steigende Strombedarf infolge der Elektrifizierung sowie klimabedingte Unsicherheiten verstärkten den Investitionsdruck in Netzinfrastruktur und flexible Erzeugungskapazitäten, heisst es im Halbjahresbericht. Allerdings schränkt das Unternehmen ein, dass das Ergebnis in der ersten Jahreshälfte erfahrungsgemäss stärker ausfällt als in der zweiten.
Fazit
Die zwei fetten Jahre für Repower, in denen die Preise aufgrund der Strommangellage in historische Höhen schnellten, sind vorbei. Das zeigt der Halbjahresabschluss deutlich. Zwar kann der Bündner Versorger dank langfristiger Absicherungsverträge weiterhin von hohen Preisen profitieren, doch künftig muss das Geld wieder mit tieferen Preisen verdient werden. 2024 lagen diese im Schnitt bei 80 EUR pro MWh. Da der Strombedarf und die Nachfrage nach CO₂-neutral produziertem Strom weiter steigen dürften, investiert Repower in der Schweiz und in Italien in den Ausbau der Produktion.

Die Aktien der Repower AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. In diesem Jahr war der Kurs rückläufig. Zuletzt wurden 157.50 CHF für eine Aktie bezahlt. Selbst wenn der Gewinn 2025 von 18.70 CHF je Aktie auf etwa 10-12 CHF je Aktie zurückgeht, sind die Titel mit einem KGV von 13 im Branchenvergleich nicht hoch bewertet. Der Buchwert per Ende Juni 2025 liegt bei 159 CHF je Aktie und damit auf dem aktuellen Kursniveau. Bei einer tieferen Ausschüttung von 5 CHF je Aktie beträgt die Dividendenrendite knapp 3,2%. Grosse Kursavancen sind zwar vorerst nicht zu erwarten, doch ist das Unternehmen im aktuellen Umfeld gut positioniert, verfügt über eine solide Bilanz und bietet im derzeitigen Tiefzinsumfeld eine attraktive Rendite.
                




