Sunstar: Wann profitiert die Aktie der Baselbieter Hotelgruppe vom Tourismusboom?

38.1 Mio. CHF Umsatz im Geschäftsjahr 2024/25 und 1.8 Mio. CHF Gewinn

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Das Sunstar Hotel in Klosters ist eines von 7 Häusern der Baselbieter Hotelgruppe. Bild: www.sunstar.ch/de/medien/

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Schweizer Hotels im Sommer 2025 mit 14 Mio. Übernachtungen einen neuen Rekord verzeichnen konnten. Schon 2024 ging als Rekordjahr in die Geschichte des Schweizer Tourismus ein. Von diesem Boom kann die Baselbieter Hotelgruppe Sunstar jedoch nur bedingt profitieren.

Das Unternehmen befindet sich seit mehreren Jahren in einer Restrukturierungsphase: Hotels wurden verkauft und neue eröffnet – zuletzt 2024 in Pontresina. Auch wenn sich bei der Auslastung und beim durchschnittlichen Ertrag pro Zimmer erste Verbesserungen abzeichnen, erzielte die Sunstar-Gruppe im Geschäftsjahr 2024/25 bei einem Nettoerlös von 38.1 Mio. CHF noch keine Fortschritte auf Gewinnstufe. Nur dank des Verkaufs von Wohnungen in Pontresina war es möglich, einen Gewinn von knapp 1.8 Mio. CHF auszuweisen.

Nordamerika wächst stark

Noch vor etwas mehr als zehn Jahren zählte Sunstar über elf Hotels in der Schweiz und in Italien. Zwischenzeitlich wurden Betriebe geschlossen oder verkauft – darunter Häuser in bekannten alpinen Destinationen wie Flims, Saas-Fee, Zermatt, Wengen und Davos. Mit dem Umbau und der Eröffnung des Sunstar-Hotels in Pontresina besitzt und betreibt die Gruppe nun insgesamt sieben Häuser, eines davon im Piemont (Italien).

Bedingt durch die Veränderungen im Portfolio der Sunstar-Gruppe veränderten sich in den vergangenen Jahren auch die Gesamtgästezahlen. Im Geschäftsjahr 2024/25 übernachteten 190’800 Gäste in den Sunstar-Hotels, was einem Zuwachs von 7% gegenüber dem Vorjahr entspricht – unter Berücksichtigung der Veränderungen im Portfolio. Im Sommer 2024 waren es 102’300, in der Wintersaison 2024/25 88’500 Gäste.

Für den Sommer berichtete die Gesellschaft von einer Zunahme der Buchungen aus Nordamerika und Asien. Der Anteil der Schweizer Gäste ging hingegen zurück und liegt im Sommer nur noch bei 36%. Im Winter stellen die Schweizer Gäste mit 54% zwar weiterhin die grösste Gruppe, doch wuchsen der europäische Markt und die Fernmärkte deutlich stärker. Am stärksten legte in der Wintersaison der nordamerikanische Markt zu – mit einem Plus von 40%.

Ausserordentliche Faktoren prägen Jahresrechnung

Das veränderte Hotelportfolio hat nicht nur bei den Gästezahlen, sondern auch in der Jahresrechnung 2024/25 (per 30. April) seine Spuren hinterlassen. Der Betriebsertrag ging auf 35.8 Mio. CHF zurück, was vor allem auf tiefere Erträge aus der Restauration zurückzuführen ist. Diese Entwicklung begründet das Unternehmen mit dem Verkauf des Hotels in Davos.

Der Bruttobetriebserfolg (GOI) verbesserte sich leicht auf 48% des Umsatzes, während der Bruttobetriebsgewinn (GOP) mit 14% des Umsatzes rückläufig war. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA belief sich auf 4.9 Mio. CHF, was einer EBITDA-Marge von 12,8% (VJ 13,7%) entspricht.

In den letzten fünf Jahren hat die Sunstar-Gruppe die Auslastung und den Durchschnittspreis pro Zimmer verbessern können. Abb. Geschäftsbericht 2024/25

Drei ausserordentliche Faktoren beeinflussten die Erfolgsrechnung zusätzlich. Einerseits wurden neben den regulären Abschreibungen ausserordentliche Abschreibungen in Höhe von 2.5 Mio. CHF vorgenommen, womit die gesamten Abschreibungen 7.9 Mio. CHF betrugen. Andererseits erfolgten Direktabschreibungen auf Anlagen im Bau in Höhe von 1.1 Mio. CHF, die unter dem ausserordentlichen Aufwand verbucht wurden.

Auf der Ertragsseite konnte die Sunstar-Gruppe hingegen 7.3 Mio. CHF aus dem Verkauf von Eigentumswohnungen in Pontresina verbuchen. Dadurch weist die Erfolgsrechnung trotz der umfangreichen Abschreibungen und Wertberichtigungen einen Jahresgewinn von 1.8 Mio. CHF aus.

Bardividenden zahlt Sunstar bereits seit Jahren nicht mehr – begründet wird dies mit den anstehenden Investitionen in die Hotelinfrastruktur. Aktionärinnen und Aktionäre müssen sich mit Naturaldividenden, den Aktionärsbons im Wert von 50 CHF, begnügen.

Eigenkapitalquote steigt auf 74,3%

Auch die Bilanz zeigt eine positive Entwicklung. Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten – hauptsächlich Hypothekarkredite – lagen mit 20.5 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert. Zudem konnten 7.1 Mio. CHF an Darlehen, die aus Ferienzertifikaten des Ferienclubs Privilège stammen, zurückbezahlt werden.

Der Ferienclub, aus dem die Sunstar-Gruppe ursprünglich hervorgegangen ist, hat seine Geschäftstätigkeit per Ende April 2025 eingestellt. Durch die Rückführung der Darlehen stieg die Eigenkapitalquote auf 74,3%. Die Sachanlagen werden mit knapp 109 Mio. CHF in der Bilanz geführt, das Eigenkapital erhöhte sich auf 86.2 Mio. CHF (+3,2%) bzw. 1’078 CHF je Aktie.

Guter Start ins neue Geschäftsjahr

Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich die Hotelgruppe zuversichtlich. Bereits in den ersten Monaten konnte Sunstar einen signifikanten Umsatzzuwachs verzeichnen. Allerdings weist das Unternehmen auf regionale Unterschiede hin und zeigt sich angesichts der geopolitischen Unsicherheiten vorsichtig.

Unabhängig von diesen Rahmenbedingungen setzt Sunstar gemäss CEO Silvio Schoch weiterhin auf Digitalisierung und möchte technologische Innovationen dort einsetzen, wo sie den Gästen direkt zugutekommen. Nachhaltigkeit nimmt ebenfalls einen hohen Stellenwert ein – und das bereits seit vielen Jahren.

Neu wurde im August 2024 ein «Greenteam» ins Leben gerufen, das aus acht Mitgliedern besteht und mit Inputs aus den verschiedenen Hotels und Arbeitsbereichen die Nachhaltigkeit im Unternehmen fördert. In mehreren Häusern wurden zudem Massnahmen ergriffen, um Energieversorgung und -effizienz zu optimieren.

Fazit

Der Tourismus in der Schweiz boomt – doch Sunstar-Aktionärinnen und -Aktionäre haben daran bisher kaum partizipiert. Im Gegenteil: In den letzten drei Jahren verlor der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie rund ein Drittel. Zuletzt wurden rund 582 CHF je Aktie bezahlt. Die Marktkapitalisierung liegt nur noch bei 46.5 Mio. CHF.

Die Sunstar-Aktie kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. Chart: otc-x.ch

Einer der Gründe für die schwache Kursentwicklung dürfte die anhaltende Restrukturierung der vergangenen Jahre sein. Zudem verlief die operative Entwicklung in den Hotelbetrieben – mit Ausnahme von Grindelwald – eher durchwachsen, während die Investitionen hoch blieben.

Es scheint jedoch, dass der Umbau der Hotelgruppe bald abgeschlossen ist. Nun muss es dem Management gelingen, mit gezieltem Marketing die Auslastung der Hotels zu steigern. Eine durchschnittliche Auslastung von 75% erscheint angesichts der guten Tourismuskonjunktur realistisch.

Noch zahlt Sunstar keine Bardividende. Sollte dies allerdings wieder möglich werden, könnte sich der Aktienkurs rasch erholen. Denn mit ihren Hotelimmobilien verfügt die Gruppe über substanzielle Werte bei gleichzeitig tiefer Verschuldung. Gelingt es, weiter zu wachsen, ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau nicht zu teuer. Hauptaktionär der Sunstar Holding AG ist weiterhin die Familie von Peter Grogg, dem im Juni verstorbenen Gründer der Firma Bachem.

Hinweis in eigener Sache: Am 21. Oktober 2025 findet der Branchentalk Tourismus im Kursaal Bern statt. Am Investoren-Meeting präsentieren u.a. Titlis Bahnen, Kursaal Bern, Bernexpo, AEVIS Victoria und Flughafen Zürich. Nachmittags finden Referate und Diskussionen zum Thema «Tourismus anders denken» statt.

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