Weisse Arena: Dem Infrastruktur-Deal steht nichts mehr im Wege

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Bahnen und Restaurants, wie die Galaaxy, werden künftig der Finanz Infra AG gehören. Bild: www.weissearena.com/medien/

Es war beinahe nicht anders zu erwarten: Obwohl es im Vorfeld der Gemeindeversammlungen in Flims, Laax und Falera kritische Stimmen zum Kauf der Bergbahn-Infrastruktur der Weissen Arena Gruppe gab, stimmten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in allen drei Gemeinden grossmehrheitlich für den «Deal». Nun übernimmt die Finanz Infra AG für 94.5 Mio. CHF Transportanlagen, Berg- und Talstationen sowie die Restaurants am Berg.

Pachtzins soll rund 13 Mio. CHF betragen

Die Gemeinden beteiligen sich an der Infrastrukturgesellschaft, die künftig zu 100 % im Besitz der Gemeinden Flims (40 %), Laax (40 %) und Falera (20 %) sein wird. Bestehende Bürgschaften der Gemeinden in Höhe von 30 Mio. CHF werden gelöscht. Im Gegenzug zahlt die Weisse Arena Bergbahnen AG eine Pacht, die auf rund 13 Mio. CHF pro Jahr beziffert wird und abhängig von der Höhe der Zinsen, Abschreibungen und künftigen Investitionen ist.

Grosse Gewinner der Abstimmungen sind nicht nur die Gemeinderäte, sondern auch Reto Gurtner, der Verwaltungsratspräsident der Weissen Arena AG. Dieser hatte sich vor und hinter den Kulissen für die Transaktion stark gemacht. Medienberichten zufolge soll über die Transaktion rund vier Jahre lang intensiv verhandelt worden sein. Wie die Gemeindepräsidenten in ihren Präsentationen betonten, hätten internationale Investoren «Appetit auf Schweizer Bergbahnen» bekommen – wie das Beispiel von Vail Resorts in Andermatt und Crans-Montana zeigt. Um die Zukunft der Region und auch die fast 600 Arbeitsplätze (Vollzeitstellen) bei der Weissen Arena AG langfristig zu sichern, übernehmen die Gemeinden nun die Infrastruktur am Berg zum Restbuchwert von 94.5 Mio. CHF.

Nachfolge von Reto Gurtner bleibt Thema

Dass die Weisse Arena AG weiterhin theoretisch an einen ausländischen Investor verkauft werden kann, störte die Akteure bei der Gestaltung der Transaktion wenig. Denn auch ein neuer Eigentümer ist an den unbefristeten, frühestens 2056 kündbaren Pachtvertrag gebunden.

Auch die Nachfolge von Reto Gurtner, dem kreativen Kopf und Visionär hinter dem Bergbahnunternehmen, ist noch nicht klar geregelt. Gurtner äusserte sich zu diesem Punkt an einer Gemeindeversammlung wie gewohnt offen: Eine Nachfolge für ihn gebe es nicht. «Er sei der Einzige, der hier oben alles kenne», zitiert ihn die NZZ in einem Bericht. Seine Kinder sind mit 12 bzw. 13 Jahren noch zu jung für eine Aufgabe im Unternehmen. Ohnehin geht Reto Gurtner davon aus, dass die rund ein Dutzend zu seiner Weissen Arena Gruppe gehörenden Tochterunternehmen auch ohne zentrale Führung funktionieren können.

Fazit

Für die Weisse Arena AG dürfte die Transaktion von Vorteil sein, wie wir bereits in einem früheren Beitrag geschrieben haben. Im Geschäftsjahr 2024/25 wies die Weisse Arena Bergbahnen AG Abschreibungen in Höhe von 12.3 Mio. CHF aus, wovon allerdings nur 5.8 Mio. CHF als «ordentliche» Abschreibungen bezeichnet wurden. Die Abschreibungen der gesamten Weissen Arena Gruppe lagen 2024/25 bei 19.2 Mio. CHF. Der Finanzaufwand für die gesamte Gruppe belief sich auf knapp 2.7 Mio. CHF. Wenn nun von «rund 13 Mio. CHF» Pachtzins die Rede ist, zeigt dies, dass Sparpotenzial für die Weisse Arena AG vorhanden ist. Auch wenn das Unternehmen durch den Verkauf der Infrastruktur an Substanz verliert, könnte es als «Asset-light»-Investment dank der besseren Konditionen an Ertragskraft gewinnen.

Der Aktienkurs der Weisse Arena AG hält sich seit einiger Zeit über 200 CHF. Chart: otc-x.ch

Die auf OTC-X gehandelten Aktien der Weisse Arena AG bewegen sich weiterhin im Bereich von 220 bis 240 CHF. Bisher hat die Zustimmung zum Infrastruktur-Deal nur wenig Bewegung in den Kurs gebracht. Wie sich die Transaktion auf die Erfolgsrechnung auswirkt, wird wohl erst der Jahresabschluss 2025/26 oder derjenige des darauffolgenden Jahres zeigen. Viel wichtiger erscheint hingegen die Frage nach der Schlüsselperson Reto Gurtner. Sollte er eines Tages ausfallen, ist es fraglich, ob jemand in seinem Umfeld das Unternehmen mit demselben Enthusiasmus und Erfolg weiterführen wird.

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