
Mit der Übernahme der CS durch die UBS hat der Kurszettel an der Schweizer Börse ein wichtiges Finanzinstitut verloren. Abseits der grossen, international tätigen Privat- und Investmentbanken sind dieses Jahr die Aktien von klassischen Geschäftsbanken in den Fokus der Anleger gerückt. Nicht wenige Titel verzeichneten zweistellige Kursgewinne. Die Geschäftszahlen der Finanzinstitute zum Halbjahr oder für das 3. Quartal zeigen eine positive Tendenz. Dies trotz der zahlreichen Herausforderungen, wie Regulierungen, tiefen Zinsen und Künstlicher Intelligenz.
Grossbanken meist im Fokus der Anleger
Den Auftakt der Quartals-Berichterstattung bei den Banken machten traditionsgemäss in der zweiten und dritten Woche des neuen Quartals die US-Grossbanken («Big Six») JPMorgan Chase, Citibank, Wells Fargo, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Daraufhin folgten in loser Folge einige Schweizer und EU-Banken. Hierzu zählt u.a. von der Bedeutung für das Gesamtsegment die UBS.
Das Gros der Schweizer Banken begann mit der Veröffentlichung der Semesterresultate am 22. Juli 2025 mit der Privatbank Julius Bär, gefolgt von der EFG International und der Vontobel Holding sowie im Anschluss daran zahlreiche Regional- und Kantonalbanken. Den Abschluss der 1H25-Resultate bildeten in der zweiten Augusthälfte 2025 die beiden kotierten Vermögensverwaltungsbanken Liechtensteinische Landesbank sowie die ebenfalls in Liechtenstein domizilierte und seit Jahren ziemlich glücklos operierende VP Bank. Darauf folgten Ende Oktober 2025 die Quartalszahlen grosser europäischer Finanzinstitute wie stellvertretend für den ganzen Bankensektor UBS, Unicredit, Banco Santander, Deutsche Bank und andere hier nicht genannte.
Gute Zahlen bei kleinen und mittleren Banken
Da die «Big Caps» bereits im Gegensatz zu den kleineren Finanzinstituten eine hohe Researchabdeckung aufweisen, wollen wir uns im Folgenden hauptsächlich auf das Segment der 13 kotierten Schweizer Kantonalbanken konzentrieren, welches sich ihren Aktionären strukturell als ziemlich homogene Gruppe präsentiert. Daneben wären noch Regionalbanken wie Valiant und Spezialbanken wie Cembra erwähnenswert. Die Semester- und Quartalsabschlüsse sowohl der Kantonalbanken wie auch der anderen Finanzinstitute boten zwar bis auf wenige Häuser dank guter Zahlen wenig Anlass zur Kritik sowohl im Direkt- wie auch im Quervergleich. Jedoch hielt sich das Ganze in Grenzen und konzentrierte sich vorwiegend auf das Ergebnis im Zinsdifferenzgeschäft, in dem die Luzerner KB ein gutes Ergebnis auswies.
Des besseren Verständnisses halber für die Kantonalbanken verweisen wir auf unseren früheren Beitrag zum Thema Schweizer Kantonalbanken vom März 2025. Deren Geschichte ist eng mit der Entwicklung der Kantone und der eidgenössischen Wirtschaftsgeschichte verknüpft und spiegelt den Wandel von einer landwirtschaftlich geprägten hin zu einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft wider.
Der Anteil der Kantonalbanken am gesamten Geschäftsvolumen in der Schweiz beträgt ca. 30%, und sie beschäftigen rund 20’000 Mitarbeitende. Das entspricht rund einem Fünftel der Beschäftigten in der Branche.
Kumulierter Gewinn der Kantonalbanken steigt auf 2.2 Mrd. CHF
Zur Verdeutlichung der Bedeutung der Schweizer Kantonalbanken für die Schweizer Wirtschaft nachfolgend ein paar wichtige Kennzahlen zum 1H25: Die aggregierte Bilanzsumme der 24 Kantonalbanken betrug per Stichtag 30. Juni 819.1 Mrd. CHF (Ende 2024: 812.7 Mrd. CHF). Die Kundenausleihungen betrugen 573.1 Mrd. CHF (562.1 Mrd. CHF), während sich die Kundengelder bei 481.7 Mrd. CHF (475.3 Mrd. CHF) einstellten. Der kumulierte Gewinn lag auf einer Höhe von 2.2 Mrd. CHF (2.1 Mrd. CHF). Zur Verdeutlichung: Die UBS erzielte im gleichen Zeitraum einen fast doppelt so hohen Gewinn.
Die Schweizer Kantonalbanken bewahrten ihre relativ starke Stellung über Jahrzehnte trotz der Konkurrenz durch die seinerzeit noch fünf Grossbanken (SBV, SBG, SKA, SVB, Bank Leu) und heute nur noch einer Grossbank (UBS).
Variierende Ergebnisse der Kantonalbanken im 2025
Die Ergebnisse der Schweizer Kantonalbanken für den bisherigen Jahresverlauf 2025 variieren. Während die Luzerner Kantonalbank (LUKB) in allen drei Quartalen einen Rekordgewinn erzielte – für das 3Q25 allein um 4,1% zulegte –, verzeichnete die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) einen Gewinnrückgang von -4,3%. Der Betriebsertrag schrumpfte gar um -15,9%. Die Berner Kantonalbank steigerte auch im 1H25 ihren Gewinn, was auf ein starkes Anlagegeschäft und Hypothekargeschäft schliessen lässt. Die anderen kotierten KBs wie BCV und SGKB sowie GKB, Thurgauer KB und GLKB tendierten mit ihren Abschlüssen eher auf der unsicheren Seite.
Gemäss aktuellem Ranking war die Zürcher KB die grösste KB in der Schweiz und die zweitgrösste Bank nach Bilanzsumme, gefolgt von der Luzerner KB und der Thurgauer KB. Die SGKB und die BCV figurieren ebenfalls unter den grossen KBs in der Schweiz.
Herausforderungen an die Schweizer Kantonalbanken
Gegenwärtig stehen die Schweizer Kantonalbanken vor zahlreichen, neuen Herausforderungen. Hierzu zählen u.a. die Digitalisierung, ein sich wandelndes Zinsumfeld bis hin zu einem Nullzins- oder gar Negativzinsumfeld sowie einer zunehmenden Regulierungsdichte.
Die Rahmenbedingungen blieben auch in der Berichtsperiode nicht zuletzt durch die sich verschärfenden geopolitischen Spannungsfelder äusserst anspruchsvoll. Hinzu kamen die zunehmenden militärischen Provokationen der Russen. Nur dank operativer Stärke und strategisch richtiger Aufstellung haben die Schweizer Kantonalbanken im ersten Semester 2025 trotzdem recht unterschiedliche Ergebnisse erzielt, wobei sie mehrheitlich von einem leichten Rückgang im Zinsgeschäft und gedämpften Erwartungen für das Gesamtjahr 2025 berichten. Die meisten Banken verzeichneten jedoch positive Entwicklungen bei den Kundenausleihungen, so dank der anhaltenden Stärke des Schweizer Immobilienmarktes insbesondere bei den hypothekarisch gesicherten Forderungen. Obwohl generell für das Gros der Kantonalbanken gesagt werden kann, dass sie für das erste Halbjahr ein solides, jedoch mit Tendenz zur Schwäche neigendes Resultat vor allem im Zinsgeschäft vorgelegt. haben. Ausnahme blieb hier die LUKB, wie bereits mehrfach erwähnt.
Fokus auf bessere Margen
Zu den positiven Entwicklungen zählen neben dem Wachstum der Kundenausleihungen insbesondere die Zunahme der verwalteten Vermögen sowie die verstärkte Fokussierung auf Margen. Dadurch rücken die jeweilige Kundenbeziehung und effiziente Back-Office-Abläufe in den Vordergrund, um das Margenproblem aufzufangen. Auf der negativen Seite gilt es anzumerken, dass die Mehrheit der Banken, legt man ihre Kommentare zum 1H 2025 zugrunde, mit sinkenden Zinsmargen aufgrund steigender Refinanzierungskosten rechnet. Daher haben zahlreiche Kantonalbanken ihre Erwartungen bezüglich des Geschäftserfolgs für das Gesamtjahr 2025 nach unten korrigiert, insbesondere im Zinsdifferenzgeschäft.
Auch hinsichtlich des Wettbewerbsdrucks ist eine Zunahme zu verzeichnen, sowohl durch andere Banken als auch durch die Digitalisierung des Bankgeschäfts sowie auch durch veränderte Kundenbedürfnisse. Apropos Regulierung: Die neuen Basel-III-final Regulierungen führen zu höheren Eigenmittelanforderungen für Banken, wobei sich insbesondere bei KMU-Krediten die Kreditkosten verteuern könnten. Besonders positiv entwickelte sich das Dienstleistung- und Kommissionsgeschäft, das sowohl von höheren durchschnittlichen Kundenvermögen profitierte. Auf der anderen Seite belastete das rückläufige Zinsumfeld und führte zu einem Rückgang im Zinsengeschäft.
Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt immer mehr an Bedeutung
Seit der Lancierung von ChatGPT im November 2022 hat sich die Zahl der Banken, die KI-Lösungen einsetzen, gemäss der internationalen Beratungsfirma EY von 6% im 2023 auf 15% im 2024 nahezu verdreifacht. Fragt man nach den wichtigsten Anwendungen, so rangieren Prozessautomatisierung (55%) und Compliance (54%) an der Spitze. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass KI in der Prioritätenliste der Bereiche, die für die Banken am wichtigsten sind, von Platz 19 auf Platz 6 vorgerückt ist. Jedoch ist die Branche trotz dieser Fortschritte noch nicht ausreichend auf die regulatorischen Anforderungen vorbereitet. In einem herausfordernden Umfeld verzeichnete der Konzerngewinn für das 1H25 nur geringe Schwankungen nach oben oder unten. Auch der Neugeldzufluss liess zu wünschen übrig, wenngleich das im Gesamtkontext nicht gross überraschte. Dafür zeigten sich Fortschritte bei den Kosten bzw. dem C/I-Ratio.
Die Eigenmittelsituation kann auch bei den Kantonalbanken als sehr solide bezeichnet werden. Allesamt übertreffen sie die Mindestquoten deutlich. Demzufolge halten sich die Erwartungen an die Geschäftsergebnisse 2025 in Grenzen, und grösstenteils wird mit rückläufigen Resultaten gerechnet, zumal eine Rückkehr zu Negativzinsen nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Auch die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten dürften eher zu- statt abnehmen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich die Bankenbranche in einer Phase des Umbruchs und der Anpassung an neue Marktbedingungen befindet. Die Kantonalbanken stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle zu optimieren, die Kostenbasis zu senken und zur selben Zeit das Kundenerlebnis zu verbessern und damit die Kundenbindung zu erhöhen.
Faktoren wie die Digitalisierung des Bankgeschäfts dürften weiterhin wichtige strategische Treiber für die Banken sein. Was die Entwicklung des Zinsniveaus und die regulatorischen Entwicklungen anbetrifft, werden diese weiterhin wichtige Einflussfaktoren auf die Geschäftsergebnisse der Banken sein.
Eine weitere verlässliche Quelle für die frühzeitige Erkennung von Tendenzen im inländischen Bankwesen ist das seit 15 Jahren jährlich erscheinende EY-Bankenbarometer. Dessen Kernaussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Kein Wachstum um jeden Preis – Gesucht ist eine vernünftige Balance zwischen Wachstum und Kosten
- Die Margen respektive deren Erosion bleibt folgerichtig ebenso ein sehr wichtiges Thema
- Das Wertberichtigungspotenzial für Kredite dürfte konjunkturell und politisch bedingt ab 2026/2027 wieder zunehmen, nachdem die Talsohle durchschritten scheint
- Aus dem Zolltarifdiktat der USA unter ihrem gegenwärtigen Präsidenten Donald Trump und seiner Entourage könnten in ihrer Höhe bis jetzt noch unbekannte Grössenordnungen an Wertberichtigungsbedarf auf das Bankensystem zukommen, wenn man sich das Konkurspotenzial zahlreicher KMU in dem vom US-amerikanischen Zolldiktat betroffenen Industriezweigen vor Augen hält. So rechnet man in Deutschland in den nächsten Jahren mit einem Konkurspotenzial von bis zu 64 Mrd. EUR, was nahezu einer Verdreifachung des gegenwärtigen Wertes von ca. 22 Mrd. EUR entsprechen würde.
Schweizer Kantonalbanken – Konkurrenz fürs Private Banking
Neue verschärfte Konkurrenz erwächst den etablierten Häusern aus einer unerwarteten Ecke. Ausgerechnet die als behäbig geltenden Schweizer Kantonalbanken bringen sich in Position. Die Staatsbanken verfügen über beste Voraussetzungen, um bei einer vermögenden Schweizer Klientel zu punkten: KBs mit idealen Voraussetzungen für die Expansion ins Private Banking.
Hierfür sprechen unserer Ansicht nach zahlreiche Gründe: Geht man davon aus, dass die 24 Schweizer KBs Ende 2024 über ca. 340 Mrd. CHF an AuM verfügten sowie das Zinsengeschäft über zwei Drittel des Ertrags der KBs ausmacht und über 2 Mrd. CHF an Kommissionseinnahmen generiert werden, spielt hier die reine Masse eine grosse Rolle.
Betrachtet man die KBs über alle Sparten, stellt man fest, dass die Gruppe der KBs ein Drittel des gesamten Bankgeschäfts in der Schweiz in ihren Händen hat. Daraus erklärt sich wiederum ihre starke Marktstellung im Private Banking.
Breitere Aufstellung der Kantonalbanken – Digitalisierer der ersten Stunde
So sind die KBs bereits frühzeitig in die Digitalisierung des Bankgeschäfts eingestiegen. Eine Studie des Beratungsunternehmens KPMG Schweiz vom Frühling 2025 kommt zum Schluss, dass «Big Data» unabdingbar sein werde, um Private-Banking-Kunden effizient anzusprechen. Zahlreiche Privatbanken verschlafen den Trend zur Digitalisierung, während Staatsinstitute hier ganz vorne mitmischen. Daneben gelten sie als effizienter, stabiler, besser kapitalisiert und politisch gut vernetzt.
Abschliessend bleibt das Thema Nachhaltigkeit zur Diskussion. Hier findet eine Verlagerung des Fokus von den Kunden zur Compliance statt. Es bleibt ein wichtiges Thema. Trotzdem hat es im Vergleich zu technologischen Prioritäten wie KI und Big Data an Bedeutung verloren.
Die zunehmende Komplexität der ESG-Vorschriften und die Reputationsrisiken trüben die Stimmung. So sind die Kantonalbanken und auch die Regionalbanken vorsichtiger, und knapp zwei Drittel von ihnen gehen mittelfristig von höheren Rückstellungen für KMU-Kredite ab 2026/2027 aus.
Andererseits sieht es danach aus, als ob die Frühindikatoren für die Schweizer Wirtschaft relativ robust und anpassungsfähig sind. Dies wiederum könnte auch zu der Schlussfolgerung führen, dass wir vielleicht mit einem «blauen Auge» davonkommen.
Fazit
KBs eignen sich unserer Ansicht nach hauptsächlich zur Depotbeimischung. Aus unserer Betrachtung würden wir daher folgende Titel als Ergänzungswerte in Betracht ziehen: BCV, SGKB, LUKB und LLBN. Geltende Anlagekriterien wie Bewertung (P/E P/B und Div. Rendite gelten weiterhin.
Aus dem erweiterten Banken-Anlagespektrum sehen wir allenfalls Cembra, Swissquote und Valiant als Depotergänzung im Kundenportfeuille.
Bewertungen favorisierter Banken |
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| (Kurse per 28.11.2025) | |||||
| Name | Aktienkurs in CHF | Dividende CHF | Div.-Rendite % | KGV | Performance 2025 in % |
| Banque Cantonale Vaudoise | 97.40 | 4.40 | 4.5 | 19.7 | 16.6 |
| Cembra Money Bank | 94.95 | 4.25 | 4.5 | 13.6 | 15.8 |
| Liechtensteinische Landesbank | 74.50 | 2.80 | 3.7 | 13.2 | 6.5 |
| Luzerner Kantonalbank | 87.40 | 2.60 | 3 | 15.7 | 36.8 |
| St. Galler Kantonalbank | 542.00 | 19.00 | 3.5 | 13.9 | 23.9 |
| Swissquote | 496.20 | 6.00 | 1.2 | 22.3 | 42.6 |
| Valiant | 140.00 | 5.80 | 4.1 | 12.9 | 32.6 |





