Christoph Egger, CEO Schilthornbahn AG: „Wir sind gut ins 2017 gestartet.“

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Der 47-jährige Grindelwaldner Christoph Egger hat an den Universitäten Bern und Rochester NY Betriebs- und Volkswirtschaft sowie Politologie studiert. Dann folgte eine breite Karriere in der Tourismusbranche, unter anderem als Assistent beim Schweizer Tourismus-Verband, als Projekt- und Verkaufsleiter bei Hotelplan Reisen, als Marketingleiter bei der Davos-Parsenn-Gruppe, als Geschäftsführer der Bergbahnen Grindelwald-First, als Mitglied der Geschäftsleitung der Jungfraubahnen und seit 2012 als Direktor der Schilthornbahn AG. Dazu kommen mehrere Verwaltungsratsmandate bei verschiedenen Tourismusorganisationen.
Der passionierte Bergsportler Egger ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit 2014 ist er Vizepräsident des Berner Oberländer Ski-Verbandes und Mitglied der Kommission «Umwelt und Raumplanung» Seilbahnen Schweiz.
Bild: www.schilthorn.ch

Auch in Zeiten schwieriger Rahmenbedingungen gehört die Schilthornbahn AG zu den führenden Bergbahnen der Schweiz. Im Interview mit schweizeraktien.net erläutert Christoph Egger, CEO der Schilthornbahn, welche Faktoren für den Erfolg verantwortlich sind, welche Perspektiven das Unternehmen hat und wieso der Gästemix nicht unterschätzt werden darf.

Die Schilthornbahn AG gehört zusammen mit fünf, sechs anderen Schweizer Bergbahnen zu den Perlen der Branche. Trotz viel Gegenwind, beispielsweise durch den harten Franken oder politische Unsicherheiten, gelingt es ihr, die Unternehmenszahlen fast Jahr für Jahr zu verbessern Was sind Ihre Erfolgsgeheimnisse?

Christoph Egger: Es gibt mehrere Gründe. Einmal die einzigartige Lage mit dem besten Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau sowie die Vergangenheit mit dem James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ sind unkopierbare Alleinstellungsmerkmale. Wir mussten diese nur gut inszenieren.

Und neue Trümpfe entwickeln?

Genau, wir haben in den letzten fünf Jahren zahlreiche Attraktionen geschaffen, um den Schilthorn-Ausflug attraktiver und werthaltiger gestalten zu können. BOND WORLD 007 oder THRILL WALK sind nur zwei Beispiele. Neben den Attraktionen haben wir auch eine neue Corporate Identity eingeführt. Schliesslich haben wir die Marketing- und Verkaufsaktivitäten stark ausgebaut und intensiviert. Die zahlreichen Neuheiten haben uns den Zugang zu den Reisveranstaltern stark erleichtert. Die Kombination aus all diesen Massnahmen hat unser Image geschärft und unsere internationale Bekanntheit innerhalb kurzer Zeit spürbar verbessert.

Wie werden sich die Anzahl der Passagiere, Umsatz und Ertrag in den nächsten Jahren entwickeln?

Die Schilthonbahn ist gut positioniert, die Bekanntheit konnte verbessert werden. Grundsätzlich steht einer weiterhin positiven Entwicklung nichts im Weg, unser Nachholpotenzial auf grosse Mitbewerber ist noch nicht ausgeschöpft. Voraussetzung für diese weiterhin positive Entwicklung sind aber wirtschaftlich und politisch stabile Märkte.

Wo sehen Sie die langfristige Entwicklung der Schilthornbahn? Im welchem Bereich steckt das grösste Potenzial? Wo liegen die grössten Probleme?

Wir haben in zahlreichen Märkten noch grosses Potenzial: Unsere Marktdurchdringung kann in zahlreichen Märkten noch deutlich verbessert werden, was längerfristig wachsende Besucherzahlen grundsätzlich ermöglicht. Weiteres Potenzial besteht zweifellos auch in der Ausdehnung der Wertschöpfungskette. Neue Angebote sollen auch zu Nebenerträgen führen.

Die grössten Probleme sehe ich in unserem Transportsystem, welches in wenigen Jahren die Leistungsgrenzen erreichen wird.

Braucht es neue Produkte?

Der Markt, die Reiseveranstalter, der Gast: Sie alle wünschen sich immer wieder attraktive Neuheiten. Wer keine Neuheiten bieten kann, verliert im Markt automatisch an Attraktivität und Anziehungskraft.

Wünschen Sie sich mehr Unterstützung durch die Politik?

Nein, die Politik muss uns nicht unterstützen. Unserer Branche wäre schon sehr gedient, wenn die ewige Verhinderungspolitik eliminiert werden könnte. Was nützt kantonale oder nationale Wirtschaftsförderung, wenn uns dieselben Behörden in doppeltem Ausmass be- und verhindern.

Wie lauten Ihre Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr?

Wir sind gut ins 2017 gestartet. Die Anzahl der Ausflugsgäste hat in den ersten vier Monaten deutlich zugenommen. Der Ausflugsverkehr im Winter zeigt eine erfreuliche Entwicklung. Sorgen bereitet uns – wie der gesamten Branche – hingegen der Wintersport. Hier muss die Trendwende geschafft werden. Nach einem schwachen Start im Dezember konnten wir in den ersten 4 Monaten 2017 die Vorjahreszahlen immerhin leicht verbessern. Allerdings auf tiefem Niveau.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Aktienkurses?

Wir betreiben keine aktive Kurspflege oder Marketmaking. Gute Unternehmensergebnisse und stabile respektive steigende Dividenden wirken sich mit der Zeit automatisch positiv auf den Aktienkurs aus.

Suchen die Schilthornbahnen auch nach neuen Geschäftsfeldern?

Neue Geschäftsfelder sind für uns interessant, wenn diese eine Ergänzung zum Kerngeschäft darstellen oder unser Image weiter stärken.

Die ganze Branche klagt über die massive Frankenaufwertung. Wie stark trifft Sie dieses Problem?

Selbstverständlich haben wir in Märkten wie Deutschland, den Benelux-Ländern oder England auch Einbussen hinnehmen müssen. Wir sind aber sehr gut diversifiziert und konnten dafür bei den Gästen aus USA, Asien oder den Golfstaaten stark zulegen. Eine breit diversifizierte Gästestruktur ist strategisch enorm wichtig.

Im Gegensatz zu Ihnen haben viele Schweizer Touristikunternehmen ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Wo sehen Sie die grössten Versäumnisse?

Es steht mir nicht zu, den anderen Ratschläge zu erteilen. Ich denke aber, dass zahlreiche Destinationen oder Tourismusunternehmen zu lange und zu ausschliesslich auf den Winter- und Skitourismus gesetzt haben. Wer auf Schnee baut, hat eine schwierige Zukunft vor sich.

Sind Kooperationen mit ausländischen Stationen, Beispiel Jungfraubahnen und Sölden, tatsächlich eine gute Idee?

Kooperationen, egal ob mit in- oder ausländischen Partnern, können immer hilfreich und anregend sein. Allerdings darf man diese Kooperationen auch nicht überbewerten: Oftmals steht der kurzfristige Marketing- oder PR-Effekt im Vordergrund, konkrete nachhaltige Projekte sind nicht zwingend Teil vieler solcher Kooperationen.

Was genau sind die Eckpunkte Ihrer Strategie?

Wir breiten unsere Strategie nicht öffentlich aus. Wir konzentrieren uns lieber darauf, die Unternehmensstrategie schnell und konsequent umzusetzen.

An welchen sehr erfolgreichen Unternehmen der Branche orientieren sich die Schilthornbahnen?

Unsere Benchmarks sind einfach zu benennen: Mit den Jungfraubahnen als Nr. 1 und unmittelbarer Nachbar wissen wir immer, wo wir im Markt stehen. Weiter gehören sicher Titlis, Pilatus und Rigi zu unseren Benchmarks.

Welche sind die wichtigsten langfristigen Grossprojekte?

Wir setzen auch weiterhin auf attraktive und passende Inszenierungen. Dabei handelt es sich allerdings nur selten um Grossprojekte. Gelungen inszenierte Attraktionen bringen oftmals mehr als gesuchte, grosse Würfe. Ein grosses Projekt verfolgen wir allerdings gemeinsam mit dem Generalbauunternehmer Steiner AG und Marco Hartmann in Mürren: das Hotelprojekt THE MYRRHEN, mit dem wir 300 neue Hotelbetten schaffen möchten. Das Projekt beschäftigt momentan aber noch die Juristen.

Wo hoch ist bei Ihnen der Anteil der Auslandgäste? Und was unternehmen Sie, um diesen Anteil zu steigern und insbesondere bei den Asiaten zu punkten?

35 Prozent unserer Gäste sind Schweizer. Wir sind froh, dass unser Heimmarkt auch immer noch der wichtigste Markt ist. Entsprechend möchten wir auch nicht um jeden Preis die Gästezahlen pushen: Der Mix der Gäste darf nicht unterschätzt werden; hier müssen wir eine gesunde Balance im Auge behalten. Unsere Gäste sollen sich auf dem Schilthorn wohlfühlen, nur so empfehlen sie ihren besten Freunden das Schilthorn weiter.

Das Interview führte Fredy Gilgen.

Die Namenaktien der Schilthornbahn AG werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 1’545 CHF für eine Aktie gezahlt. 

 

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