In meinem letzten Blog-Eintrag zur Thermalbad Zurzach AG habe ich geschrieben, die Aktie sei eine „Dividendenperle“. Doch das stimmt nicht ganz. „Renditeperle“ ist die bessere Bezeichnung, denn die Gesellschaft wird für das Geschäftsjahr 2012 eine Nennwertrückzahlung in Höhe von 20 CHF je Inhaberaktie vornehmen und rentiert dann mit 5.9%. Interessant ist die Begründung für diese Nennwertrückzahlung. Mit der Kapitalherabsetzung, über die an der Generalversammlung vom 22. Mai beschlossen werden soll, will der Verwaltungsrat bewirken, dass sich der Nennwert von derzeit 480 CHF dem Aktienkurs von rund 335 CHF angleicht. Diese Begründung überrascht etwas, denn eigentlich müsste sich der Aktienkurs eher dem Nennwert oder gar dem Buchwert angleichen. Der Buchwert liegt bei 766 CHF je Aktie. Angesichts dieser deutlichen Unterbewertung drängt sich die Frage auf, warum sich die Kurse nicht nach oben bewegen.
Am Geschäftsverlauf 2012 kann dies jedenfalls nicht liegen. Der Betriebsertrag lag mit 9.3 Mio. CHF auf dem Niveau der Vorjahre. Ein Vergleich mit dem Geschäftsjahr 2011/12 ist nicht möglich, da dieses 18 Monate umfasste. 2012 hat die Thermalbad Zurzach AG ihr Geschäftsjahr an das Kalenderjahr angepasst. Adjustiert man den im Geschäftsjahr 2011/12 erzielten Betriebsertrag von 14.2 Mio. CHF auf ein 12-monatiges Geschäftsjahr, so ist der Umsatz von 9.4 Mio. CHF mit dem des letzten Geschäftsjahres durchaus vergleichbar. Ebenso auf dem Niveau des Vorjahres bewegen sich die übrigen Zahlen: das Betriebsergebnis (EBITDA) erreichte 2.1 Mio. CHF und das EBIT 510’000 CHF. Beim Jahresgewinn liegt die Unternehmung, die neben dem Thermalbad auch das Spa Medical Wellness Center betreibt und mit 65% an der Airport Fitness und Wellness AG beteiligt ist, mit 703’000 CHF deutlich über dem Niveau des 18 Monate dauernden Vorjahres (583’000 CHF). Auch die Bilanz zeigt sich mit einer Eigenkapitalquote von 61% sehr solide. Diese Ausgangslage sollte auch die Investitionen in Höhe von 10 Mio. CHF, welche seit dem 5. November in eine neue Bäder- und Saunawelt fliessen, möglich machen. Die Eröffnung des 2’000 qm umfassenden Naturschwimmteiches soll bereits im Frühsommer 2013 erfolgen. Dreifachsauna und Solebad dann im Spätsommer. Durch die Bauarbeiten ist zwar mit einem Rückgang der Gästezahlen in 2013 zu rechnen. Allerdings dürfte dieser durch steigende Besucherzahlen nach Inbetriebnahme der neuen Anlagen kompensiert werden. Die Gesellschaft erwartet dann eine Frequenzzunahme von 10%.
Offenbar ist der Aktienkurs bedingt durch eine schlechte Kommunikation und die Unsicherheit, ob die geplanten Bauvorhaben realisiert werden können, unter Druck geraten. Diesen Unsicherheiten sind nun ausgeräumt. Allerdings ist der Hinweis angebracht, dass die Aktie der Thermalbad Zurzach AG seit zehn Jahren immer nur um den Nominalwert von 500 bzw. neu 480 CHF gehandelt wird. Ein Grund dafür könnte die Abhängigkeit von der Thermalquelle AG sein, die mit über 50% der Stimmen die Thermalbad Zurzach AG dominiert. Angesichts der guten Aussichten, der soliden Finanzierung und der günstigen Bewertung – der Titel notiert knapp 60% unter dem Buchwert von 766 CHF und rentiert mit 5.9% – dürften die Risiken in den aktuellen Kursen enthalten sein. Es erscheint durchaus realistisch, dass sich der Kurs dem Nominalwert wieder annähert. Schade für den Aktionär: sofern der Verwaltungsrat an seiner jetzigen Argumentation festhält, würden dann die Nennwertrückzahlungen ausfallen.
An der Generalversammlung der Thermalbad Zurzach AG vom 22.Mai berichtete Geschäftsführer Dominik Keller von einem bisher ausserordentlich guten Geschäftsgang in 2013. Der Umsatz liege über Budget und über dem Vorjahreswert. Die Beteiligung Airport Fitness und Wellness AG soll zudem in diesem Jahr die Verlustzone verlassen und einen positiven Cashflow generieren. Der Erfolg dieses Angebotes am Zürcher Flughafen ist für die Thermalbad Zurzach AG sehr wichtig, da sie mit Darlehn und Bürgschaften von insgesamt mehr als 5 Mio. CHF in der Tochtergesellschaft engagiert ist.