Rheintal Assets AG: Gesellschaft soll professioneller geführt werden

0
3594

Ende November wandte sich die im St. Galler Rheintal tätige Beteiligungsgesellschaft Rheintal Assets AG in einem Brief an die Aktionäre. Neben dem Hinweis auf eine „gute bis ausgezeichnete Entwicklung der Beteiligungsunternehmen“ wies der Verwaltungsrat auch darauf hin, dass der langjährige Verwaltungsratspräsident der Gesellschaft, Martin Kuster, auf seinen Wunsch aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden sei und sich „neuen Herausforderungen stellen“ werde. Dies überrascht, denn Martin Kuster war Initiant und Mitgründer der Private Equity-Gesellschaft, die im Rheintal Beteiligungen an KMU wie dem Baggerhersteller Menzi Muck (74.5%; siehe Bild), dem Kunststoffverarbeiter Plaston Holding (8.46%), dem Montageunternehmen Dietsche (30%), der Brauerei Schützengarten (5.13%) sowie fünf weiteren regionalen Unternehmen hält (siehe Geschäftsbericht 2012). Seit der Gründung vor knapp zehn Jahren ist die Anzahl der Aktionäre von 33 auf heute über 200 gestiegen. An der letzten Generalversammlung im Mai feierte der Verwaltungsrat noch gemeinsam die Erfolge der vergangenen Jahre und präsentierte ein neues, grosses Projekt. Auf einem als „Schützenwiese“ bezeichneten Areal in Kriessern sollte ein Gebäudekomplex mit Büro- und Gewerberäumen entstehen, deren Mieter Rheintal Assets-Portfoliofirmen wie Dietsche, Menzi Muck und SwissQPrint werden sollten. Investorin hinter dem Projekt ist die Immobiliengesellschaft Rivag Immo Invest AG, die auch zu den Portfoliounternehmen der Rheintal Assets AG gehört. Doch bisher ist das Projekt noch nicht realisiert worden.

Dass nun Martin Kuster das Unternehmen sehr kurzfristig verlässt und der Verwaltungsrat eine „hauptberufliche Geschäftsführung“ einsetzen will, wie er im Aktionärsbrief erwähnte, sieht nach einem Zerwürfnis zwischen dem Mitgründer und den anderen Verwaltungsräten aus. Martin Kuster wollte seinen Abgang nicht kommentieren und verwies auf den Verwaltungsratspräsidenten a.i., den in Dornbirn/Österreich ansässigen Anwalt Dr. Wilhelm Klagian. Auf Nachfrage erklärte Klagian, dass es der Wunsch von Martin Kuster gewesen sei, das Unternehmen zu verlassen. Die neue Situation wolle man nutzen, um die Rheintal Assets AG zu professionalisieren. Zu dieser Professionalisierung gehöre auch, dass nun ein hauptamtlicher Geschäftsführer gesucht werde, der die Rheintal Assets AG auch im Verwaltungsrat der Portfoliofirmen vertrete. Insgesamt macht sich Klagian für eine Entflechtung von möglichen Interessenskonflikten innerhalb vom Verwaltungsrat stark. Dazu gehöre auch, dass der VR der Immobiliengesellschaft Rivag Immo Invest anders besetzt werde. Ein Blick auf die Beteiligungsverhältnisse und die Mandate der Verwaltungsräte von Rheintal Assets zeigt die Verflechtungen. Sowohl Martin Kuster als auch Roland Dietsche haben bzw. hatten als Verwaltungsräte, Mitaktionäre und Mitglieder des Verwaltungsrats mehrerer Portfoliofirmen viele Hüte in dem Rheintal Assets-Konstrukt auf. Martin Kuster ist mit seinem Rücktritt als VRP der Rheintal Assets AG auch aus den anderen Verwaltungsräten ausgeschieden. Roland Dietsche sitzt hingegen heute noch in zahlreichen Aufsichtsgremien, die direkt oder indirekt mit der Rheintal Assets AG verbunden sind. So präsidiert er nicht nur den VR seiner eigenen Dietsche Montageprofis, sondern ist auch bei SwissQPrint, WZW und der Schützenwiese Kriessern AG im Verwaltungsrat vertreten.

Mit der Rheintal Assets AG hat sich in den vergangenen Jahren eine Private Equity-Gesellschaft entwickelt, die gezielt auf erfolgreiche regionale Unternehmen in der Ostschweiz und dem Vorarlberg setzt. Allerdings wurde offenbar bei der Konstruktion und dem raschen Wachstum der Gesellschaft nicht genügend Wert auf eine saubere Corporate Governance gelegt. Sofern eine Beteiligungsgesellschaft einem kleinen, privaten Investorenkreis oder einer Familie gehört, muss diesem Thema sicherlich weniger Beachtung geschenkt werden. Bei einer Gesellschaft, die über 200 Aktionäre – darunter auch viele Kleinaktionäre – zählt, sollte jedoch auf eine gute Corporate Governance geachtet werden, um mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden. Dies gilt auch für nicht an der Börse kotierte Gesellschaften. Obwohl das Beteiligungsportfolio gut diversifiziert ist und sich die Unternehmen nach Angaben der Gesellschaft erfreulich entwickeln, so muss Rheintal Assets nun alles daran setzen, die Corporate Governance zu verbessern. Nur so kann auch bei neuen Investoren Vertrauen aufgebaut werden. Der Aktienkurs ist in den vergangenen Tagen deutlich zurückgekommen und liegt derzeit bei 145 CHF. Damit wird die Aktie mit einem Abschlag von 8% auf den Buchwert von 152 CHF gehandelt. Angesichts der aktuellen Ungewissheiten dürfte dieser Abschlag gerechtfertigt sein.

1 Kommentar

  1. Wir möchten in Bezug auf den Buchwert der Gesellschaft eine Korrektur anbringen: der Buchwert (bilanzielles Eigenkapital pro Aktie) liegt lt. Bilanz für das Geschäftsjahr 2012 nur bei 127.15 CHF je Aktie. Der innere Wert (NAV) nach den Marktwerten der Beteiligungen (lt. Geschäftsbericht 2012) wird mit 176.50 CHF ausgewiesen. Je nachdem, ob der Investor nun vom Eigenkapital lt. Bilanz oder von den Marktwerten ausgeht, wird der Titel bei Kursen um die 147 CHF entweder mit einem Aufschlag bzw. mit einem deutlichen Discount gehandelt. Ob die Marktwerte allerdings nachhaltig sind, wird sich erst mit dem Geschäftsabschluss 2013 zeigen.

Kommentar verfassen