Die in Schaffhausen ansässige Brauerei Falken konnte sich im Geschäftsjahr 2012/13, das am 30. September 2013 endete, dem negativen Markttrend der schweizerischen Bierbranche nicht entziehen. So sank die schweizerische Bierproduktion im Berichtsjahr um 4.1%, während der Konsum um 0.9% fiel. Stark zuzulegen vermochten erneut die ausländischen Biere mit einem Anstieg der Importe um 9.1%. Deren Anteil am schweizerischen Bierkonsum stieg in den vergangenen Jahren markant an, wie die Zahlen des schweizerischen Braumeisterverbandes verdeutlichen. Die Brauerei Falken publiziert im Gegensatz zur Brauerei Schützengarten, über deren Abschluss wir hier berichteten, nur sehr rudimentäre Zahlen ohne Angaben zu den Erlösen der verschiedenen Geschäftsfelder.
Ein im Geschäftsbericht ausgewiesener Anstieg der Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen von gut 7% auf 20.3 Mio. CHF dürfte aus dem Dosenabfüllgeschäft stammen. Am 26. November 2012 nahm das neue Dosenkompetenzzentrum den Betrieb auf. Dieses übertraf die bewusst tief angesetzten Erwartungen mit einem Ausstoss von 7.6 Millionen Dosen anstelle der budgetierten vier Millionen deutlich. In der Abfüllanlage der Brauerei Falken werden alle Biere, die von den unabhängigen schweizerischen Brauereien in Dosenform angeboten werden, abgefüllt. Bis Mitte Dezember wurde sogar die Grenze von zehn Millionen Dosen geknackt. Nach dem neuen Dosenkompetenzzentrum steht der Neubau eines Gär- und Lagerkellers (siehe Bild), der in den nächsten drei Jahren realisiert werden soll, auf der Agenda.
Auch bei der Brauerei Falken sinkt der Gastronomieumsatz zulasten des Detailhandelsgeschäfts. So ging der Anteil der in der Gastronomie abgesetzten Menge an verkauften Bieren von 55% im Vorjahr auf 53% im Berichtsjahr zurück. Gleichzeitig stieg der Absatz im Handelsgeschäft von 42% auf 43% der Verkäufe an. Sehr erfreulich ist der Anstieg des Absatzes im Bereich Feste, der von 2% auf 3% der Verkaufsmenge ausgebaut werden konnte. Einen grossen Anteil hieran hat das Dosenbier. Stabil blieb das Geschäft mit den Privaten, die 1% der Biermenge abnahmen.
Zusätzlich zu den Nettoerlösen generierte Falken im letzten Geschäftsjahr Finanzerträge von fast 1.1 Mio. CHF nach etwas über 1.2 Mio. CHF im Vorjahr. Zudem fielen nicht näher spezifizierte ausserordentliche Erträge von 0.5 Mio. CHF nach 0.3 Mio. CHF im Vorjahr an. So resultierten Gesamteinkünfte von 21.9 Mio. CHF nach 20.5 Mio. CHF im Vorjahr, was einem Plus um 7% entspricht. Stark überproportional stiegen indessen mit einem Plus von 21.7% die Aufwendungen für die Position Betriebs-, Material- und Warenaufwand an. Die Personalkosten sanken wegen weiterer Einsparungen leicht um 0.5% auf knapp 5 Mio. CHF. Auch bei den Sachabschreibungen war ein deutliches Minus von 26.5% respektive minus 900’000 CHF auf 2.4 Mio. CHF zu verzeichnen. So resultierte bei einem leicht tieferen Aufwand für Zinsen und Steuern von 760’000 CHF nach 825’000 CHF im Vorjahr ein Reingewinn von 346’000 CHF nach 335’000 CHF im Vorjahr. Die Aktionäre erhalten wie in den letzten Jahren eine Dividende von 50 CHF pro Aktie.
Die vorliegenden Geschäftszahlen der Brauerei Falken sind sehr rudimentär. Bei der Berücksichtigung der Kennzahlen der Erfolgsrechnung ist zu beachten, dass die Gesellschaft die Mieterträge aus dem ansehnlichen Liegenschaftsportfolio nicht ausweist. Ein Indiz liefert der Brandversicherungswert der Gebäude von 72.25 Mio. CHF zum Bilanzstichtag. Stellt man diesen Wert demjenigen der wesentlich grösseren Brauerei Schützengarten gegenüber, die bei einem Brandversicherungswert von gut 200 Mio. CHF Mieterträge von 6.5 Mio. CHF ausweist, dürften die Mieteinkünfte von Falken den Betrag von 2 Mio. CHF übersteigen. Weiter zu beachten ist auch, dass die Gesellschaft im Berichtsjahr sämtliche Sachinvestitionen –zu nennen ist hier vor allem das neue Dosenkompetenzzentrum, das mehrere Millionen CHF gekostet haben dürfte – vollumfänglich abgeschrieben hat, wie der CEO und VR-Delegierte Makus Höfler den Aktionären an der GV vom 13. Dezember mitteilte. Somit sind die in der Rechnung ausgewiesenen Positionen Abschreibungen und Betriebsaufwand nur als steueroptimierte Werte zu betrachten. Die betrieblichen Aufwendungen dürften deutlich tiefer als ausgewiesen ausfallen. Die Sachabschreibungen sind in der ausgewiesenen Höhe unnötig und führen zur Bildung von stillen Reserven.
Bei den ausserordentlichen Erträgen drängt sich die Vermutung auf, dass es sich um Gewinne aus Liegenschaftsverkäufen handelt. Zeitgleich zum ausgewiesenen Ertrag von 545’000 CHF sank der Brandversicherungswert der Gebäude um 4.7 Mio. CHF.
Als grundsolide angesehen werden kann die Bilanz. Zwar erscheint der Fremdmittelanteil von 15.3 Mio. CHF bei einer Gesamtsumme von 20 Mio. CHF sehr hoch. Aber bei einer näheren Betrachtung fallen die hohen Rückstellungen von 10.7 Mio. CHF auf, die vollumfänglich Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. So kann von Eigenmitteln von rund 15.5 Mio. CHF respektive einer Eigenmittelquote von 78% ausgegangen werden. Nur eine sehr geringe Aussagekraft hat der bilanzielle Buchwert von 1’600 CHF pro Aktie. Selbst der unter Einbezug der Rückstellungen ermittelbare Wert von gut 5’100 CHF pro Aktie erscheint deutlich tiefer als der wahre innere Wert der Papiere. Bei einem Brandversicherungswert von gesamthaft 95.75 Mio. CHF, wovon auf die Gebäude 72.25 Mio. CHF und auf die Sachanlagen 23.5 Mio. CHF entfallen, können hohe stille Reserven als sicher angesehen werden. Diese dürften im letztbezahlten Aktienkurs der Stammaktien von 11’500 CHF auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank, nur teilweise enthalten sein. Ebenfalls handelbar mit ähnlich tiefen Umsätzen sind die Prioritätsaktien, die letztmalig im Oktober zu einem Kurs von 11’900 CHF umgesetzt wurden. Unterschiede zwischen den Aktien bestehen lediglich im Fall einer Liquidation des Unternehmens, die nicht zu erwarten ist. Ebenso wenig zu erwarten ist auch, dass die Aktionäre von den stillen Reserven in der Form von Ausschüttungen profitieren können. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch weiterhin selektiv Immobilien verkauft werden, um die Investitionen in das Braugeschäft zu finanzieren. Die resultierenden Verkaufsgewinne beeinflussen das Geschäftsergebnis positiv. Die Aktien eignen sich nur für Investoren mit einer engen Verbindung zur Brauerei als Investment, die zudem das traditionelle GV-Essen, bestehend aus Ochsenmaulsalat, kalten Platten, Wienerli und Bier à discretion und das gesellige Beisammensein geniessen können.