Clientis Banken-Gruppe: Rekordergebnis in 2015, zwölf Drittbanken als Kunden – Neue Perspektiven

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Andreas Buri, CEO der Clientis AG an der Bilanzmedienkonferenz. Bild: zvg
Andreas Buri, CEO der Clientis AG an der Bilanzmedienkonferenz. Bild: zvg

In der Vergangenheit war der Clientis Vertragskonzern noch keine grosse Erfolgsgeschichte. Zwar konnten die angeschlossenen Regionalbanken einen einheitlichen Marktauftritt, den Zugang zum Kapitalmarkt sowie eine grosse Palette an Backoffice-Dienstleistungen nutzen. Doch etwa die Hälfte der über 30 Institute, welche der Vertragskonzern bei der Gründung noch zählte, haben die Gruppe zwischenzeitlich wieder verlassen oder sind durch Fusionen verschwunden. Seit 2014 hält sich die Anzahl Clientis-Banken mit 15 allerdings stabil. Diese 15 Banken konnten im letzten Jahr mit Clientis einen wichtigen Schritt vorwärts machen. Wie CEO Andreas Buri an der Medienkonferenz erläuterte, haben diese 15 Banken 2015 die langfristige Fortsetzung der gemeinsamen Zusammenarbeit bekräftigt und den Clientis-Vertrag entsprechend angepasst. Aufgrund des Commitments der Banken zum Clientis-Modell sei der Gesellschaftervertrag, der ohnehin in zwei Jahren ausgelaufen wäre, liberaler gestaltet worden, so Buri. Konkret würden die Austrittskosten nun geringer ausfallen. Allerdings müssten sich austretende Banken an den gemeinsam getätigten IT-Investitionskosten bei einem allfälligen Austritt beteiligen. Aufgrund des liberaleren Vertragswerks erhofft sich die Clientis-Gruppe, für derzeit noch unabhängige Regionalbanken ein attraktiver Partner zu werden.

Dass dies auf einer anderen Ebene bereits gelungen ist, gab die Clientis-Gruppe ebenfalls an der Medienkonferenz bekannt. Demnach konnte die Clientis AG im letzten Jahr zwölf Banken als Kunden für diverse Dienstleistungen des Konzerns gewinnen. Weil das Dienstleistungsangebot modular aufgebaut ist, können die Kunden – im Gegensatz zu den Clientis-Mitgliedsbanken – auch nur einzelne Module aus Bereichen wie IT, Compliance, Anlegen oder Vertrieb beziehen. Die Drittbanken würden so von Skaleneffekten profitieren, ohne ihre Unabhängigkeit aufgeben zu müssen, erklärte Buri.

Konzerngewinn steigt um 39% auf 54.2 Mio. CHF

Trotz des Tiefzinsumfelds ist es der Clientis-Bankengruppe gelungen, das Geschäftsergebnis 2015 auf konsolidierter Basis markant zu steigern. Der Betriebserfolg kletterte um 10.2% auf 209.6 Mio. CHF. Massgeblich dazu beigetragen hat das Zinsengeschäft, dessen Erträge um 13.6% auf 167 Mio. CHF zulegen konnten. Clientis-Finanzchef Roger Auderset wies an der Medienkonferenz darauf hin, dass das Zinsengeschäft bei den Clientis-Banken nach wie vor der wichtigste Ertragspfeiler sei. Das gute Abschneiden beim Zinsenergebnis begründete er mit tieferen Finanzierungskosten und der Volumenausweitung. Neben den tieferen Refinanzierungskosten hätten auch Sondereffekte wie die Auflösung von nicht mehr benötigten Wertberichtigungen zu dem guten Zinsenergebnis beigetragen. Da der Geschäftsaufwand nur um 0.7% auf 126 Mio. CHF zunahm, erhöhte sich der Geschäftserfolg (früher: Zwischenergebnis) auf 54.6 Mio. CHF (+ 31%). Die Cost/Income-Ratio ging auf 60.2% zurück (Vorjahr: 65.9%). Insgesamt wies die Clientis-Bankengruppe einen Konzerngewinn von 54.2 Mio. CHF (+ 39%) aus.

Hohe Kernkapitalquote von 17.8%

Auch die Bilanz entwickelte sich im letzten Jahr positiv. Während die Ausleihungen nur moderat um 4.3% auf 11.7 Mrd. CHF anstiegen, nahmen die Kundengelder um 6.0% auf 9.7 Mrd. CHF zu. Der Deckungsgrad erhöhte sich auf 82.7%. Beim Zuwachs der Kundengelder handle es sich um das grösste Wachstum der Gruppe während des zwölfjährigen Bestehens, so Roger Auderset. Negativzinsen würden den Kunden noch keine belastet. Die Ausleihungen seien zu 95% hypothekarisch besichert. Insgesamt erhöhte sich auch das Eigenkapital der Gruppe um 5.4% auf 1.19 Mrd. CHF. Auch die Kernkapitalquote (Tier-1-Ratio) stieg von 17.2 auf 17.8%. Damit liegt sie weit über den ab 2019 geltenden Eigenkapitalanforderungen von 12.3%. Die Rating-Agentur Moodys erhöhte im letzten Jahr ihr Rating für die Clientis-Gruppe auf „Prime 1“.

Multiprovider-Strategie in der IT

Ausserdem gab Clientis bekannt, in den Jahren 2016 und 2017 den IT-Provider für den Betrieb des Rechenzentrums und das Application Management wechseln zu wollen. Statt wie bisher von Swisscom werden die Dienstleistungen dann von Inventx erbracht. Kernbankensoftware bleibe weiterhin Finnova. Insgesamt 25 Banken würden von dem Wechsel insbesondere durch niedrigere IT-Kosten profitieren.

Auch im laufenden Geschäftsjahr möchte Clientis Geschäftsvolumen hinzugewinnen. Zudem sieht sich die Bankengruppe weiterhin als Partner für Regionalbanken, die entweder Dienstleistungen bei ihr einkaufen oder sich dem Vertragskonzern anschliessen möchten. Andreas Buri gibt sich überzeugt, gerade mit dem Auslaufen des Poolvertrages bei der Regionalbankenholding RBA Ende 2017 eine attraktive Lösung bieten zu können. In Bezug auf die zunehmende Digitalisierung des Bankengeschäfts strich Verwaltungsratspräsident Christian Heydecker die Bedeutung der regionalen Verankerung der Clientis-Banken heraus. Auch in Zeiten der Digitalisierung bleibe der persönliche Kontakt zum Kunden wichtig. Zudem sei gerade im Hypothekargeschäft die Kenntnis des lokalen Immobilienmarktes ein entscheidender Vorteil für eine regionale Bank. Wie lange die Regionalbanken mit diesen Vorteilen noch punkten können, liess er offen. Die Clientis-Gruppe sei gefordert, die Marktentwicklung genau zu beobachten, um bei weiteren Veränderungen reagieren zu können, so Heydecker.

Hinweis in eigener Sache: am 31. Mai findet wieder der Branchentalk Regionalbanken von schweizeraktien.net in Zürich statt.

Clientis Medienkonferenz MAR 2016
Die Clientis AG zählt 15 Partnerbanken und sowie zehn Kundenbanken in der IT. Quelle: Präsentation Medienkonferenz März 2016

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