Rigi Bahnen: Rekordergebnis in 2015, erstmals Ausschüttung einer Bardividende – Kapitalerhöhung geplant

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Historische Wagen der Rigi Bahnen hoch über dem Vierwaldstätter See. Bild: www.rigi.ch
Historische Wagen der Rigi Bahnen hoch über dem Vierwaldstättersee. Bild: www.rigi.ch

Im abgelaufenen Geschäftsjahr profitierte die Rigi Bahnen AG von äusserst günstigen Bedingungen: Der Sommer war traumhaft und lockte bis in den Spätherbst Besucher auf den Innerschweizer Ausflugsberg. Zudem legte die Anzahl der asiatischen Besucher sprunghaft zu. All diese positiven Faktoren führten dazu, dass Direktor Peter Pfenniger und Verwaltungsratspräsident Karl Bucher an der Bilanzmedienkonferenz des Unternehmens für 2015 ein Rekordergebnis präsentieren konnten. Die Frequenzen kletterten um über 20% auf 1’569’632, und der Umsatz übertraf erstmals in der Firmengeschichte mit 21.3 Mio. CHF die 20-Mio.-CHF-Grenze. Mit einem Betriebsgewinn in Höhe von 5.7 Mio. CHF lag das Ergebnis leicht unter dem Wert von 6 Mio. CHF, den Karl Bucher bereits im November letzten Jahres in einem Interview auf schweizeraktien.net avisiert hatte. Bucher kündigte in der Medienkonferenz zudem an, der Generalversammlung am 19. Mai die Ausschüttung einer Bardividende in Höhe von 0.10 CHF zu beantragen. Allerdings lässt die Rigi Bahnen AG ihren Aktionären hier eine Wahlmöglichkeit: Wer mindestens 200 Aktien besitzt, kann pro 200 Aktien (bis 4’000 Aktien) je eine Tageskarte als Naturaldividende beziehen.

Entwicklung des EBITDA der Rigi Bahnen AG in den letzten fünf Jahren. Quelle: Präsentation Bilanzmedienkonferenz
Entwicklung des EBITDA der Rigi Bahnen AG in den letzten fünf Jahren. Quelle: Präsentation Bilanzmedienkonferenz

Meistbesuchter Ausflugsberg der Schweiz

Karl Bucher bekräftigte im Rahmen der Medienkonferenz seine Strategie, den 1871 gegründeten Bergbahnbetrieb zu einem Tourismusunternehmen entwickeln zu wollen. Ziel bleibe es weiterhin, bis 2019 einen Umsatz von 24 Mio. CHF bei einem Betriebsergebnis von 7 Mio. CHF zu erreichen. Dies entspreche einer EBITDA-Marge von 30%. Dabei sollen dann nur noch drei Viertel der Erträge aus dem Reiseverkehr stammen. Denn Bucher sieht im Bereich von Merchandising-Produkten sowie in der Gastronomie viel Potenzial. Wie Peter Pfenniger erläuterte, erzielten die Rigi Bahnen im Geschäftsjahr 2015 bereits einen Handelsertrag mit Merchandising-Produkten von 725’000 CHF, was einer Steigerung um 45% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Erträge aus der Gastronomie liegen mit 876’000 CHF um 11% über dem Vorjahreswert. Kräftig gewachsen ist auch das Kerngeschäft Reiseverkehr, das mit 17.5 Mio. CHF heute noch rund 82% zu den Gesamterträgen beisteuerte. „Die Rigi ist weiterhin der meistbesuchte Ausflugsberg in der Schweiz“, so Pfenniger. Der Gästemix liege aktuell bei 80% Schweizern und 20% internationalen Gästen. Ziel sei ein Mix von 70 zu 30%. Die Rigi Bahnen setzen künftig weiterhin auf den stark wachsenden Markt der Individualreisenden aus Asien.

Betriebsaufwand steigt unterproportional

Obwohl auch die Kosten durch die Zunahme der Frequenzen höher als im Vorjahr ausgefallen sind, stieg der Betriebsaufwand nur um 13.4% auf 15.6 Mio. CHF und damit weniger stark als die Umsätze. Der Warenaufwand war um 32.2% höher als im Vorjahr, die Personalkosten waren dies um 8.8% und der übrige Betriebsaufwand um 16.7% . Insbesondere der Werbeaufwand legte um 13.7% auf über 1 Mio. CHF zu. Auch der Raumaufwand lag mit 706’000 CHF um 24% über dem Vorjahreswert. Die Abschreibungen erreichten mit 2.7 Mio. CHF das Vorjahresniveau. Auffällig an der Erfolgsrechnung ist der ausserordentliche Aufwand in Höhe von 1.9 Mio. CHF, der 2015 erstmalig anfiel. Nach Angaben von Direktor Peter Pfenniger handelt es sich dabei um Abgrenzungen, die im Zusammenhang mit dem Generalabonnement getätigt werden mussten. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 911’007 CHF oder 0.38 CHF je Aktie.

Schwacher Jahresstart im 2016

Der Start ins Geschäftsjahr 2016 ist nach Angaben von Peter Pfenniger bescheiden gewesen. Das erste Quartal liege bisher unter den Vorjahreswerten und damit auch unter dem Budget. Das schlechte Wetter, die schwierige Wirtschaftslage in China, die Terroranschläge in Europa sowie die Einführung der biometrischen Visa im EU-Raum seien für diesen schwachen Start verantwortlich. Karl Bucher bekräftigte jedoch das Ziel, im laufenden Jahr ein Geschäftsergebnis wie 2015 erreichen zu wollen. Er betonte allerdings, dass dies ein „ambitiöses Ziel“ sei, da 2015 einige Sonderfaktoren zu dem guten Ergebnis geführt hätten. Die Feierlichkeiten zum 200-Jahr-Jubiläum des Hotels Rigi Kulm sollen in diesem Jahr ebenfalls zu einem Besucherschub führen. Bucher gab ausserdem einen ersten Ausblick auf die für dieses Jahr geplante Kapitalerhöhung. An der Generalversammlung vom 19. Mai wird der Verwaltungsrat eine genehmigte Kapitalerhöhung um 6 Mio. CHF auf 18 Mio. CHF beantragen. Neben den bestehenden Aktionären könnten auch neue private und institutionelle Investoren Aktienkapital zeichnen, sofern sich die bestehenden Aktionäre nicht in vollem Umfang an der Kapitalerhöhung beteiligen. Die Platzierung der neuen Aktien soll zum Marktpreis, also zu den ausserbörslich gezahlten Kursen, erfolgen. Ausserdem berichtet Bucher, dass sich die Gemeinde Weggis – vorbehältlich der Zustimmung der Bevölkerung – mit 950’000 CHF an der Kapitalerhöhung beteiligen und ein zinsloses Darlehen in Höhe von 400’000 CHF für die Erneuerung der Luftseilbahn von Weggis auf Rigi Kaltbad zur Verfügung stelle wolle.

Aufgrund der offenen Informationspolitik der Rigi Bahnen AG ist das Jahresergebnis wenig überraschend und liegt im Rahmen der Erwartungen. Positiv ist zu werten, dass die Gesellschaft ihren Worten Taten folgen lässt und nun erstmals eine Bardividende ausschütten wird. Dass diese nicht höher als 0.10 CHF ausfällt, ist sicherlich auch auf die in den kommenden Jahren notwendigen Investitionen sowie die öffentlichen NRP-Darlehen zurückzuführen. Demnach ist die Ausschüttung einer höheren Dividende in Zukunft nur möglich, wenn die Amortisationen des bis 2030 laufenden Darlehens in gleichem Ausmass erhöht werden. Insofern dürfte die Ausschüttung vorerst nicht gross steigen, auch wenn sich das Ergebnis weiterhin positiv entwickelt. Nach dem starken Jahresergebnis für 2015 dürfen für das laufende Geschäftsjahr erst einmal keine grossen Sprünge auf Stufe EBITDA erwartet werden. Allerdings erscheinen die Mittelfristziele der Gesellschaft mit einem Umsatz von 24 Mio. CHF bei einem EBITDA von 7 Mio. CHF absolut realistisch und erreichbar. Auf der Basis der Geschäftszahlen für 2015 ist die Rigi-Bahnen-Aktie bei Kursen von 8 CHF auf OTC-X mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 21 und dem 1.2fachen des Buchwertes von 6.90 CHF (per Ende 2015) bewertet. Das EBITDA-Multiple liegt bei 3.4. Im Vergleich zu anderen Bahnen wie der Schilthornbahn AG (6.5x) oder der Pilatus-Bahnen AG (6.9x) ist die Aktie günstig bewertet. Einzig die Dividendenrendite ist, verglichen mit der Schilthornbahn-Aktie (2.4%), niedrig. Obwohl mittelfristig durchaus Potenzial besteht und die Rigi Bahnen-Aktie zu den anderen Bahnen bewertungsmässig aufschliessen dürfte, halten wir die Aktien bei Kursen um den Buchwert von 6.90 CHF für fair bewertet. Dies insbesondere, da sich die Rigi Bahnen AG bei den Abschreibungen an die Richtlinien des Bundesamtes für Verkehr halten muss und die Bilanz daher kaum stille Reserven enthalten dürften – im Gegensatz zu anderen Bahnen wie der Pilatus-Bahn. Wer heute in die Rigi-Bahnen-Aktie investiert, sollte daher bei seinem Investment auch die Teilnahme an der Kapitalerhöhung mit einkalkulieren und längerfristig investiert bleiben. Auf längere Sicht dürfte sich das Investment bezahlt machen.

Kennzahlen Rigi Bahnen AG
Anzahl Aktien 2400000
Briefkurs auf OTC-X in CHF (29.3.) 8.0
MarketCap in Mio. Fr.     19.20
Eigenkapital/Aktie Fr.       6.88
Gewinn/Aktie Fr.       0.38
EBITDA/Aktie Fr.       2.38
Dividende Fr.       0.10
Kurs/Buchwert (PB) 1.2
Kurs/Gewinn (PE) 21.1
EBITDA-Multiple 3.4
Dividendenrendite 1.3%

Quelle: schweizeraktien.net, www.otc-x.ch

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