Spar- und Leihkasse Frutigen: Starkes Wachstum der Kundengelder, Kapitalerhöhung stärkt Eigenmittelausstattung – Gehaltene Dividende

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Der neue Hauptsitz in Frutigen wird in diesen Tagen fertiggestellt. Quelle: Spar- und Leihkasse Frutigen AG

Die Spar- und Leihkasse Frutigen AG (SLF) platzierte im Jahr 2016 eine Aktienkapitalerhöhung bei den bestehenden und neuen Aktionären. Wie die Bank im neuesten Geschäftsbericht schreibt, konnten die 8’000 angebotenen Aktien dank einer grossen Nachfrage verkauft werden. Aus der Transaktion flossen der SLF zusätzliche Eigenmittel im Umfang von 16.8 Mio. CHF zu. Allerdings liessen die Kosten der Kapitalerhöhung auch die Geschäftsaufwendungen um 3.5% auf 10 Mio. CHF ansteigen. Ein weiteres wichtiges Ereignis für die SLF war der Baubeginn des neuen Bankgebäudes in Frutigen, das im Frühjahr 2017 den Betrieb aufnehmen wird. Bereits für das Jahr 2016 führten diese Investitionen zu einem Anstieg des Abschreibungsbedarfs, teilt die SLF weiter mit. Einen deutlichen Zuwachs im operativen Geschäft konnte die Regionalbank bei den Kundengeldern mit einem Plus von 6.6% auf 1.13 Mrd. CHF verbuchen, während die Ausleihungen lediglich um 3.1% auf 1.26 Mrd. CHF anstiegen. So konnte der Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder von bereits hohen 86.4% auf 89.3% nochmals gesteigert werden. Gleichzeitig wurden auslaufende Pfandbriefdarlehen im Umfang von 28 Mio. CHF amortisiert.

Auflösung von Wertberichtigungen lässt Erträge ansteigen

Die SLF verbuchte im 2016 trotz eines Anstiegs der Ausleihungen um 3.1% einen leichten Rückgang des Bruttozinserfolgs von 0.1 Mio. CHF auf 15 Mio. CHF. Während sich die Veränderungen der Zinserträge und der Zinsaufwendungen mit Rückgängen von jeweils 0.4 Mio. CHF nahezu egalisierten, verzeichnete die SLF ein Minus des Zinsertrags auf den eigenen Finanzanlagen von 0.1 Mio. CHF. Der Nettozinserfolg stieg dennoch wegen der Auflösung nicht mehr benötigter Wertberichtigungen um fast 1 Mio. CHF auf 15.8 Mio. CHF an. Im Vorjahr belastete die SLF dem Zinsdifferenzgeschäft Veränderungen von Wertberichtigungen im Umfang von 0.2 Mio. CHF, während im 2016 ein positiver Effekt von 0.8 Mio. CHF zugunsten der Erfolgsrechnung verbucht wurde. Im zinsindifferenten Geschäft erlitt die Regionalbank ein Minus von 0.5 Mio. CHF respektive um 19.1% auf 2 Mio. CHF. Sowohl beim Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft als auch beim Handelserfolg fielen die Einnahmen markant, während der übrige ordentliche Erfolg nahezu gehalten werden konnte. Insgesamt stiegen die Einnahmen um 0.5 Mio. CHF auf 17.8 Mio. CHF an.

Auf der Kostenseite verzeichnete die SLF einen budgetierten Anstieg der Geschäftsaufwendungen von 0.3 Mio. CHF auf 10 Mio. CHF. Hierin enthalten sind die mit der Kapitalerhöhung verbundenen Kosten, die massgeblich für den Anstieg verantwortlich sind. Einen Anstieg um 0.2 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF verbuchte die Oberländer Bank bei den Abschreibungen und Wertberichtigungen, was auf das Konto des höheren Abschreibungsbedarfs für das neue Geschäftsgebäude geht. Dennoch stieg bei gleichbleibenden Veränderungen von Rückstellungen im Betrag von 1.1 Mio. CHF der Geschäftserfolg um 0.8% auf 5.5 Mio. CHF an. Unter dem Strich erhöhte sich der Reingewinn um 1.5% auf 3.4 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 40 CHF pro Aktie. Die Ausschüttung erfolgt für Privataktionäre mit Wohnsitz in der Schweiz steuerfrei aus der im Rahmen der letztjährigen Kapitalerhöhung gebildeten Kapitaleinlagereserve. Die Besitzer der neuen Aktien erhalten hingegen nur eine Dividende von 20 CHF, da die Papiere nur zur Hälfte für das Geschäftsjahr 2016 dividendenberechtigt sind.

Weiterhin rege Nachfrage nach Hypotheken erwartet

Für das laufende Jahr 2017 rechnet die SLF mit einer anhaltend regen Nachfrage nach Hypotheken. Auch die Kundengelder sollen weiter zulegen. Um ein ausbalanciertes Wachstum bei den Kundengeldern und den Krediten erreichen zu können, hält die SLF an der attraktiven Verzinsung der Sparkonti fest. Mit der Überarbeitung der Produktpalette im Anlagegeschäft soll die Stärkung des Wertpapiergeschäfts einhergehen. Unter der Annahme eines stabilen Zinsumfelds wird ein leichtes Plus des Bruttozinserfolgs angestrebt. Trotz des infolge des Baus der neuen Geschäftsstelle höheren Abschreibungsbedarfs werden sowohl beim Geschäftserfolg als auch beim Reingewinn leichte Steigerungen erwartet.

Die Geschäftszahlen der SLF für 2016 fallen zumindest auf den zweiten Blick solide aus. Zwar geht das Plus der Einnahmen vollumfänglich auf das Konto der Auflösung von Wertberichtigungen und kann somit nicht als echtes Plus angesehen werden. Aber gleichzeitig sind die Kosten „nur“ wegen den Investitionen in die Zukunft und der gemäss Firmenangaben erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhung angestiegen. Allerdings hat die SLF per Jahresende 2016 noch 645 eigene neue Aktien im Eigenbestand, was gut 8% der neuen Titel entspricht. Zusätzlich besass die Bank 362 alte Aktien per Jahresende 2016. Ein relativ hohes Volumen von Käufen (518 Stück) und Verkäufen (294 Stück) während des Berichtsjahrs lässt zumindest vermuten, dass die Regionalbank hier aktives Market Making betreibt.

Die Aktien der SLF werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die Papiere wurden letztmalig zu Kursen von 2’310 CHF umgesetzt. Auf dieser Basis lässt sich eine eher tiefe Ausschüttungsrendite von 1.7% errechnen. Auch das KGV für 2016 auf der Basis des Geschäftserfolgs von 16.8 fällt hoch aus. Allerdings hat die Bank der Rechnung einige Aufwendungen in das neue Bankgebäude sowie die Kosten der Kapitalerhöhung belastet, so dass der wirtschaftliche Geschäftserfolg höher als der ausgewiesene Wert ausfallen dürfte. Ebenso bildet die Regionalbank hohe Rückstellungen, die nicht notwendig sein dürften. Als günstig angesehen werden kann das Kurs/Buchwert-Verhältnis mit einem Wert von knapp 0.7. Wie bei den meisten Regionalbanken dürfte zudem der Substanzwert noch höher ausfallen als der ausgewiesene Buchwert. Hierbei handelt es sich allerdings nur um einen theoretischen Wert, der von den freien Aktionären kaum realisiert werden kann. Wie die von der Valiant lancierte Übernahmeofferte für die Aktien der Triba Partner Bank zeigt, bei der die Aktionäre der Triba eine Barabfindung von 1’450 CHF erhalten, der ein Buchwert von 1’650 CHF gegenübersteht, ist selbst die Realisierung des ausgewiesenen Buchwerts nicht immer möglich. Dennoch bieten die Aktien der SLF zumindest für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und der Möglichkeit, die den Aktionären offerierten Veranstaltungen besuchen zu können, eine valable Anlagemöglichkeit.

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