SPI-Musterdepot: dormakaba neu im Depot – günstig und mit Chartfantasie

Monatsverlierer Rieter, Mobilezone und Schweiter leiden in einer meinungsfreien Zeit

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Zutritts- und Sicherheitssysteme sind gefragt – dormakaba (im Bild die Firmenzentrale in Rümlang bei Zürich) wächst. Bild: dormakaba.com

Per Saldo ein Nullsummenspiel im SPI und leichte Gewinne im SPI-Musterdepot von schweizeraktien.net – so lässt sich der Juni kurz und bündig zusammenfassen. Während der SPI in den letzten vier Wochen unter dem Strich nur auf der Stelle trat, schaffte unser SPI-Depot mit einem Anstieg um 0.7% doch noch den Sprung in die Gewinnzone. Die Entwicklung der einzelnen Depot-Mitglieder war dabei allerdings different wie selten.

Während insbesondere Rieter und Mobilezone erneute nach unten gingen und auch Schweiter Federn lassen musste, zog es Ypsomed – unsere Neuaufnahme von Anfang Juni – deutlich nach oben. Der Spezialist für Injektionssysteme konnte mit einem Monatsplus von 12.5% wie von uns erwartet tatsächlich einen fulminanten Rebound von der Unterstützung bei 125 CHF absolvieren.

Ypsomed – der Widerstand im Chart könnte jetzt fallen

Durch diesen Schub ist nun auch die obere Begrenzungslinie des Abwärtstrends aus 2017 so gut wie erreicht – diese verläuft aktuell bei etwa 150 CHF. Fällt auch diese Marke, könnte das schnell weitere Kursgewinne bringen.

Immerhin liegt bei „150“ auch ein starker Widerstand, und bei einem Sprung über diese Hürde könnten bald – etwa auf Sicht von einem bis zwei Monaten – wieder Kurse um 175 CHF möglich sein.

Bank Cler – Übernahmeangebot bringt deutliche Kursgewinne

Der zweite Top-Performer auf Monatssicht ist Bank Cler. Nach einem langen Seitwärtslauf – immerhin lag aber die Dividende für 2017 bei 4.0% – zog es den Kurs der Bank Mitte Juni schlagartig an einem Tag um 30% nach oben. Grund für den Kurssprung war ein Übernahmeangebot des Hauptaktionärs Basler Kantonalbank. Das Institut hält schon jetzt einen Anteil an Bank Cler von 75.8% und will die Beteiligung auf 100% erhöhen. Der Angebotspreis beträgt 52 CHF.

Zwar will Bank Cler das Angebot prüfen. Doch angesichts der überwältigenden Mehrheitsverhältnisse durch die Basler Kantonalbank scheint ein „Nein“ kaum vorstellbar. Wir nehmen deshalb Bank Cler aus dem Depot und ersetzen die Aktie durch unseren Neuzugang dormakaba.

dormakaba – Berg- und Talfahrt bei der Aktie

Berg- und Talfahrt der dormakaba-Aktie im letzten Jahr. Quelle: moneynet.ch

Auf den ersten Blick scheint der Titel nicht sonderlich verheissungsvoll. Ist doch der Kurs des Spezialisten für Zutritts- und Sicherheitslösungen für Gebäude und Immobilien vom Allzeithoch im Oktober um mehr als 30% gefallen. Damals im Herbst sorgten die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/17 noch für Euphorie und brachten einen schnellen Kursanstieg bei dormakaba in wenigen Wochen um 20%. Die psychologische Marke von 1’000 CHF wurde dabei sogar kurzfristig geknackt. Doch dann ging den Bullen die Luft aus, und seither ist der Wert im Rückwärtsgang.

Auf dem aktuellen deutlich ermässigten Kursniveau sehen fundamental orientierte Anleger inzwischen aber eine gute Gelegenheit zum Einstieg, und auch Börsianer, die auf Chartsignale setzen, nehmen dormakaba unter die Lupe.

Zukäufe und ein Umsatzsprung

Fundamental betrachtet ist die Story nach wie vor intakt. Zwar nahm CEO Riet Cadonau die Wachstumsprognose für das per Ende Juni ausgelaufene Geschäftsjahr 2017/18 bei Vorlage der Halbjahreszahlen im März etwas zurück. Anstatt des zuvor noch angekündigten organischen Wachstums im abgelaufenen Geschäftsjahr von 4.0% bis 4.5% sollte es nur ein Plus von rund 3.5% werden.

Allerdings machte dormakabe infolge von Zukäufen 2017/18 ohnehin einen gewaltigen Sprung. So stiegen die Erträge im ersten Halbjahr per Ende Dezember um 19.3% auf 1.4 Mrd. CHF. Fortschritte bei der Integration von Unternehmen und in der Fusion von dorma und kaba, die sich 2015 zusammengeschlossen hatten, sorgten im Halbjahr für einen Anstieg der Gewinnspanne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 14.9% auf 15.1%. Der Gewinn je Aktie kletterte so insgesamt im ersten Semester von 11.80 auf 14.0 CHF. Im soeben abgelaufenen Gesamtjahr kletterte das Ergebnis von 27.50 CHF auf geschätzt 32.50 CHF.

Die Gewinnspanne soll jetzt deutlich steigen

Diese Steigerung dürfte aber erst der Anfang sein. Auf der einen Seite nimmt die Umsatzbasis weiter zu. So ist in diesem Jahr rein organisch mit einem Wachstum von etwa 4.0% bis 5.0% zu rechnen. Und die inzwischen wohl schon abgeschlossenen Integrationsprojekte, Produktionsverlagerungen nach Asien und die Fokussierung auf das Kerngeschäft unter anderem mit dem Verkauf von wenig profitablen Teilbereichen dürfte höhere Margen bringen. Manager Cadonau peilt für dieses Jahr eine Gewinnspanne auf Basis EBITDA von 18.0% an. Bei einem Umsatzanstieg in den Bereich von 3.0 Mrd. CHF könnte das Ergebnis im laufenden Jahr auf etwa 38.50 CHF je Aktie steigen.

Mit einem 17er-KGV wäre die Aktie dann so günstig wie lange nicht mehr. Denn in den letzten Jahren legten Anleger meist das 25- oder gar 30fache des Jahresgewinns für dormakaba auf den Tisch.

Technisch orientierte Anleger setzen auf die Charts

Ist die relativ günstige Bewertung bereits ein klares Kaufargument für den Titel, so sorgt auch der Aktienchart für Fantasie. Denn der Wert notiert nicht nur an der starken Unterstützung um 680/700 CHF, sondern auch noch an der unteren Begrenzungslinie des Aufwärtstrends aus 2016. Anleger setzen auf den Rebound von dieser Zone. Fundamental betrachtet könnte die Vorlage der Jahreszahlen am 11. September wieder neue Dynamik bringen.

Zum Schluss nochmals kurz zurück zu den drei Monatsverlierern Rieter, Mobilezone und Schweiter. Die drei Valoren litten offensichtlich deutlich in einer meldungsfreien Zeit. Aber diese geht auch bald zu Ende. So könnte Rieter spätestens bei Vorlage der Halbjahreszahlen am 19. Juli neuen Schwung bekommen. Bei Mobilezone und Schweiter sind die Semesterwerte zwar erst für August angekündigt, doch die beiden Titel stehen an wichtigen Marken im Chart: Mobilezone hat die 10-CHF-Schwelle erreicht, Schweiter notiert an der 1000-CHF-Marke. Da ist eine schnelle Kurserholung drin.

Musterdepot SPI “schweizeraktien.net”
Valoren Unternehmen Kaufkurs Kurs aktuell Ziel Stück in CHF Performance
1478650 Valiant Holding 82,55 111,00 135,00 135 14.985,00 34,5%
1179595 dormakaba 689,50 689,50 890,00 20 13.790,00 0,0%
3038073 Leonteq 62,50 56,75 98,50 275 15.606,25 -9,2%
2553602 Feintool 106,10 108,60 140,00 125 13.575,00 2,4%
367144 Rieter 161,50 166,40 250,00 62 10.316,80 3,0%
2620586 Ypsomed 128,10 144,10 175,00 100 14.410,00 12,5%
1226836 Mobilezone 12,50 10,12 16,50 1250 12.650,00 -19,0%
1075492 Schweiter 826,50 1018,00 1350,00 10 10.180,00 23,2%
3038073 Huber + Suhner 67,65 59,10 85,00 200 11.820,00 -12,6%
2842210 Bellevue Group 24,00 23,60 29,50 650 15.340,00 -1,7%
  Cash         15.717,64  
  Performance gesamt         148.390,69 48,4%
  SPI total return 8975,70 10344,14     15,2%
  Start: 9.1.15, Start fiktiv mit 100’000 CHF; Stand: 3.7.18          

 

1 Kommentar

  1. Wenn die 52 CHF Angebotspreis angenommen wird, dann hätte Bank Cler in den letzten 10 Jahren eine riesige Vernichtung von Aktionärswert verursacht. Man schaut z.B. wie viel Gewinn in den Jahren thesauriert wurde was den Buchwert pro Aktie stetig steigen liess bis die heutigen 72 CHF (!) pro Aktie.

    Bemerkenswert ist jetzt, dass seit der Tag der Meldung viele Aktien zum Preis von 52.20 oder 52.40 CHF gekauft werden.
    Ich denke, dass Bank Cler problemlos mehr als 60 chf pro Aktie verlangen kann und muss.
    Dass der Verwaltungsrat die Interessen von der Hauptaktionär BKB verfolgt ist nicht nur unwürdig, sondern auch illegal.

    Auf jeden Fall: well done mit Bank Cler Herr Pröbstl!

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