Patrick Vogler, CEO Grand Resort Bad Ragaz: «Covid-19 hat die Transformation von unserem Resort beschleunigt»

Luxushotel-Gruppe setzt auf Gesundheit, Lifestyle und Kulinarik

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Unter den Schweizer Luxushotels gibt es nur wenige Betriebe, deren Aktien regelmässig gehandelt werden. Einer davon ist die Grand-Resort-Bad-Ragaz-Gruppe. Zwar befinden sich die Aktien im Mehrheitsbesitz der Familie Schmidheiny. Dennoch gibt es auch mehr als 100 Publikumsaktionäre. Zum Unternehmen gehören nicht nur die zwei Fünf-Sterne-Hotels «Quellenhof» und «Hof Ragaz», sondern auch das öffentliche Thermalbad «Tamina Therme», ein medizinisches Zentrum, die Clinic, ein Casino sowie zwei Golfplätze. 2019 erzielte die Gruppe bei einem Umsatz von 106.6 Mio. CHF einen Gewinn von 3.0 Mio. CHF.

Seit Juli 2017 ist Patrick Vogler (47) verantwortlich für die Gesamtleitung der Grand-Resort-Bad-Ragaz-Gruppe. Von 2008 bis Juni 2017 war er als CFO in der Geschäftsleitung des Unternehmens tätig. Zuvor arbeitete der Dipl. Wirtschaftsprüfer als stv. Direktor bei KPMG in St. Gallen, Zürich und Melbourne (AUS) sowie im Kreditbereich bei verschiedenen Banken. Bild: zvg

Auch das Grand Resort Bad Ragaz war in diesem Jahr von der Pandemie betroffen. CEO Patrick Vogler rechnet daher für das Geschäftsjahr 2020 mit roten Zahlen. Mittelfristig bleibt er allerdings sehr optimistisch. Gerade die Pandemie zeige, wie wichtig ein gesundes Leben und Erholung sei, sagt Vogler im Gespräch mit schweizeraktien.net.

Herr Vogler, das Pandemie-Jahr 2020 geht langsam zu Ende. Wie haben Sie das Jahr erlebt?

Es war ein sehr turbulentes Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Wir verzeichneten einen fulminanten Start im Januar und Februar, in beiden Monaten lagen wir über den Vorjahreswerten. Dann kam der Lockdown, und wir mussten schliessen. Bereits am 1. Mai konnten wir als eines der ersten Häuser in der Schweiz wieder eröffnen. Anfang Juni wurde dann die Kurzarbeit beendet. Das Sommergeschäft lief anschliessend sehr gut, denn wir durften viele Schweizer Stammgäste sowie auch viele neue Schweizer Gäste begrüssen. Im Bereich Golf hatten wir sogar eine Rekordsaison. Auch im Herbst haben wir trotz der Corona-Pandemie eine gute Auslastung erzielen können.

Worauf führen Sie das zurück?

Die grosse Anzahl an neuen, auch jungen Gästen zeigt, dass uns die Transformation vom klassischen Kurhotel zu mehr Familienangeboten, Lifestyle und Kulinarik mit dem Umbau des Quellenhofs gelungen ist. Für Familien gibt es nun spezielle Angebote. Im Sommer 2018 haben wir ein Familien-Spa eröffnet und die Kindervilla umgebaut.

Im kulinarischen Bereich war es ein Highlight, dass wir im Sommer zum dritten Mal den Preis als Gault-Millau-Hotel des Jahres gewinnen konnten. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Schon Ende Februar haben wir den zweiten Michelin-Stern im IGNIV erhalten. Auch das Memories hat zwei Sterne. Wir haben noch am Dienstag darauf angestossen, und am Freitag kam der Lockdown. Das war schade, denn wir hatten einen starken Aufwärtstrend.

Wie ist die Entwicklung im Veranstaltungsgeschäft?

Diese gestaltet sich natürlich viel schwieriger, insbesondere mit den wechselnden Bestimmungen des Bundesamtes für Gesundheit. Dies hat zu vielen abgesagten Anlässen geführt. Mit der Belegung in den Hotels sind wir jedoch sehr zufrieden. Dennoch macht sich auch hier das Fernbleiben unserer ausländischen Gäste bemerkbar, welche bisher etwa die Hälfte ausgemacht haben und mit welchen wir üblicherweise eine längere Aufenthaltsdauer verzeichnen konnten.

Wie hoch ist derzeit die Zimmerbelegung in den Hotels?

Sie schwankt sehr stark. An den Wochenenden sind wir sehr gut gebucht. Da liegen wir bei einer Belegung von rund 60%. Unter der Woche sind es eher 30%. Es ist aber viel besser gekommen, als wir erwartet haben. Anfang Dezember konnten wir die Kurzarbeit beenden. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass es nochmals eine solch dramatische Verschärfung der Massnahmen gibt. Insgesamt werden wir im laufenden Geschäftsjahr dennoch mit einem Verlust abschliessen.

Wie wirkt sich das Zusammenspiel mit dem Medizinischen Zentrum aus?

Die Clinic ist sehr gut ausgelastet. Hier liegen wir sogar über dem Vorjahr. Zwar hatten wir während des Lockdowns auch einen Rückgang zu verzeichnen, den wir in der Zwischenzeit wieder aufholen konnten.

Insgesamt kann man sagen, dass wir im Grand Resort Bad Ragaz versuchen, unseren Gästen ein Stück Normalität zurückzubringen. Wir stehen für Luxus, Erholung und Gesundheit – Themen, die gerade aufgrund der Pandemie gefragt sind. Covid-19 hat die Transformation von unserem Resort sicherlich auch etwas beschleunigt.

Wie entwickeln sich die Frequenzen in der Tamina Therme?

Wir haben seit dem 8. Juni wieder durchgehend geöffnet. Zwar gibt es Beschränkungen bei der Anzahl Gäste, doch generell entwickeln sich die Frequenzen unter diesen Umständen sehr gut. An Regentagen mussten unsere Gäste Wartezeiten einplanen. Durch ein gutes Kostenmanagement halten sich die Einbussen in Grenzen.

Zum Resort gehört auch das Casino. 2019 hat das Casino rund 7,5% an BSE (Bruttospielertrag) verloren, während der Trend in der Schweiz positiv war. Wie gestaltet sich die Situation im Jahr 2020?

Die Schutzkonzepte haben uns dazu gezwungen, die Anzahl der Spielautomaten zu verringern. Auch im Bereich der Gastronomie können wir im Casino nicht mehr allzu viel anbieten. Wir haben festgestellt, dass wir aktuell weniger Gelegenheitsspieler, jedoch nach wie vor viele Stammgäste begrüssen dürfen. Im Vergleich zu anderen Casinos im Umkreis kommt es uns nun in der Pandemie zugute, dass unser Casino über einen grosszügigen Grundriss verfügt. Dadurch können wir unseren Gästen noch mehr Sicherheit durch mehr Abstand bieten.

Welchen Einfluss haben die Spielbanken in Liechtenstein auf das Geschäft in Bad Ragaz?

Aktuell gibt es fünf Casinos in Liechtenstein, weitere drei sind geplant. Deren Anwesenheit haben wir in den letzten Jahren bereits gespürt. In diesem Jahr werden wir aufgrund der Schliessung während des Lockdowns einen tieferen BSE ausweisen. Unsere Beteiligung am Casino in Ruggell entwickelt sich seit der Wiedereröffnung im April positiv. Die Casinos sind nach wie vor eine wichtige Stütze für den Gesamtbetrieb.

Online-Spielbanken entwickeln sich in der Schweiz offenbar sehr erfolgreich, was erste Zahlen z.B. von jackpots.ch zeigen. Warum ist das Casino Bad Ragaz noch nicht im Online-Geschäft tätig?

Wir haben verschiedene Szenarien und Varianten angeschaut und diskutiert, uns jedoch noch nicht abschliessend entschieden. Da dieses Thema immer wichtiger wird, werden wir zu gegebener Zeit informieren. Mit Novomatic haben wir einen starken Partner, der mit einem Drittel am Casino Bad Ragaz beteiligt ist und über ein grosses Know-how in diesem Bereich verfügt.

Welches sind die nächsten Projekte, und wird Covid-19 an Ihren Investitionen etwas ändern?

Wir haben mit dem Quellenhof gerade eine grosse Investition getätigt. Das war zum Glück im Jahr 2019, denn ich bin mir nicht sicher, ob der Verwaltungsrat in der aktuellen Situation die 45 Mio. CHF erneut gesprochen hätte. Anschliessend war geplant, die Schulden erst einmal zurückzuführen. 2020 haben wir daher keine grossen Investitionen mehr getätigt. Für das nächste Jahr sind Investitionen in die Saunalandschaft der Tamina Therme geplant.

2019 wurde das Hotel Quellenhof – hier die Reception – für 45 Mio. CHF umgebaut. Bild: zvg

Der Spa-Tower und die Therme wurden im Jahr 2007 neu gebaut, die Gebäudesubstanz ist daher sicher gut. Mittelfristig wird das Medizinische Zentrum unsere Aufmerksamkeit in Sachen Investitionen benötigen. Dort haben wir in diesem Jahr sehr erfolgreich unsere neue Gesundheitsphilosphie mit der NEWYOU Method basierend auf den Lebensstil-Elementen lanciert.

Warum wurde das Hotel Schloss Wartenstein in diesem Jahr verkauft?

Wir haben aufgrund der Corona-Pandemie entschieden, uns auf das Kerngeschäft mit Luxushotels, Therme, Casino, Golf, Clinic und Medizinischem Zentrum zu fokussieren. Das Hotel Schloss Wartenstein passte als Drei-Sterne-Betrieb nicht mehr in unsere Strategie.

Wo sehen Sie in Zukunft Potenzial für das Wachstum der Grand-Resort-Bad-Ragaz-Gruppe?

Unsere Strategie ist es, qualitativ und quantitativ am Standort Bad Ragaz zu wachsen. Dies unterstreicht auch unser Investment in den Quellenhof. Seit dem 1. Januar betreiben wir unsere Kliniken zusammen mit den Kliniken Valens. Der medizinische Teil wird von den Kliniken Valens wahrgenommen. Wir bringen den Vermarktungs- und Hospitality-Bereich zusammen mit dem Medizinischen Zentrum in die Partnerschaft mit ein.

Ihre Unternehmensgruppe engagiert sich sehr stark in der Corporate Social Responsibility. Wann haben Sie mit diesem Engagement begonnen, und was waren Ihre Beweggründe?

Nur wenn man verantwortungsvoll mit den Gästen, Ressourcen und Mitarbeitern umgeht, kann man auch langfristig erfolgreich sein. Deshalb haben wir uns schon vor zehn Jahren entschieden, einen Nachhaltigkeitsteil in unserem Geschäftsbericht zu publizieren. Der Trend zur Nachhaltigkeit hat sich in den letzten drei, vier Jahren verstärkt.

Wir leben dieses Thema aber schon länger. Bereits heute heizen wir nahezu das gesamte Resort mit der Abwärme des bebadeten Thermalwassers. Nach dem Heizvorgang beträgt die Temperatur des 28 Grad warmen Thermalwassers nur noch 16 Grad. Damit können wir 95% unseres Wärmebedarfs decken. Mit einer eigenen Akademie für unsere Mitarbeiter schulen wir diese für den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.

Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview wurde am 10. Dezember 2020 geführt.

Der Aktienkurs ist in den letzten drei Jahren rückläufig, hat sich aber nach dem Corona-Crash im März wieder erholt. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der Grand Resort Bad Ragaz AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt, Zuletzt wurden 4’500 CHF für eine Aktie bezahlt. Der Buchwert lag Ende 2019 bei 6’049 CHF pro Aktie.

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