Das gute Resultat ist wegen dem Zinsumfeld, dem Halbjahresergebnis und dem Geschäftsverlauf der Konkurrenten keine Überraschung. Die LLB-Gruppe (Liechtensteinische Landesbank) steigerte im vergangenen Geschäftsjahr den Konzerngewinn deutlich – dieser stieg um 10,2% auf 164,7 Mio. CHF. Das ist das beste Resultat seit mehr als zehn Jahren. Wäre es nicht zu deutlichen Abflüssen aus Fonds gekommen, sähe die Bilanz noch besser aus.
Das Geschäftsvolumen der Banken-Gruppe überschritt erneut die 100-Mrd.-Marke. Trotz erheblicher strategischer Investitionen – im Rahmen einer Fünfjahresstrategie, die 2022 begann – hat sich die Profitabilität weiter verbessert. Die Cost-Income-Ratio liegt mit 64,3% weiter unter der selbst gesteckten Maximalmarke von 65,0%. Im Linthgebiet, am Zürichseeufer und im Sarganserland wird die neue Strategie der LLB mit Interesse verfolgt – denn bisher sah es hier vor allem nach Abbau und Konsolidierung aus.
Zehn «Bank-Linth-Niederlassungen» schliessen
Seit dem Jahr 2022 ist die ehemalige Bank Linth als LLB Schweiz voll in die Bankengruppe integriert, seit dem vergangenen Jahr ist das hiesige Geschäft unter dem neuen Markennamen (LLB Schweiz) unterwegs. Im vergangenen Jahr hat die LLB die Schliessung von zehn Filialen zwischen Winterthur und Bad Ragaz angekündigt. So werden etwa die Niederlassungen in Kaltbrunn, Schmerikon, Meilen, Stäfa, Mels, Flums und Sargans die Türen schliessen. Diese Standorte bieten bereits heute keinen klassischen Schalterservice mit regulären Öffnungszeiten mehr an. Für Geldbezüge steht ein Bancomat zur Verfügung, und Beratungsgespräche waren nach vorheriger Terminvereinbarung (On-Demand) möglich.
«Das ist aber keine Abkehr vom bisherigen Kurs, sondern eine Weiterentwicklung», sagt LLB-Group-CEO Gabriel Brenna an der Ergebnispräsentation. Die zehn Standorte der ehemaligen Bank Linth, die jetzt geschlossen würden, seien nach Corona nicht mehr «richtig eröffnet», sondern nur noch im On-Demand-Modus geführt worden. Andere Standorte in Rapperswil, Uznach, Sargans, Winterthur würden im Gegenzug gestärkt. «Die Bank Linth war nie die typische Regionalbank», rechnet Brenna vor. Bereits in der ehemaligen Bank Linth stammten vom Geschäftsvolumen von 14 Mrd. CHF 5 Mrd. aus Geschäftskrediten und 4 bis 5 Mrd. aus dem Private Banking.
Private Banking und Firmenkunden
Für die LLB Schweiz amtiert seit 1. Januar ein neuer CEO. René Zwicky kommt von der UBS und legt den Fokus auf die Weiterentwicklung von Private Banking und dem Geschäft mit externen Vermögensverwaltern. Externe Vermögensverwalter hat die LLB bisher aus Liechtenstein heraus betreut. Die Beteiligung am Vermögensverwalter Swisspartners wurden im Jahr 2015 veräussert.
Private Banking und Firmenkunden sind die Bereiche, in denen LLB weiterwachsen will, im laufenden Jahr werden in der Schweiz 40 Mitarbeitende – vor allem in diesen Bereichen –hinzukommen. In Zürich und St. Gallen werden zwei neue Standorte eröffnet. Ebenso viele Berater werden in Deutschland, dem grössten Private Banking Markt Europas, hinzukommen. In München, Frankfurt, Düsseldorf kommen neue Standorte hinzu. Die Geschäftsleitung sieht im Private Banking in Deutschland «viel Potenzial». Das Buchungscenter für diese Niederlassungen ist aber Vaduz – ein wichtiges Verkaufsargument für deutsche Kunden.
Akquisitionen weiter ein Thema
Man könnte die LLB als grosse Kantonalbank betrachten – mit internationalem Vermögensverwaltungsgeschäft –, sagt Brenna. Die Bankengruppe gab bereits im vergangenen Jahr an, auch über Akquisitionen wachsen zu wollen. Das bleibe weiterhin so, man habe aber noch keine passenden Objekte gefunden. Für Zukäufe beschränkt sich die LLB auf Liechtenstein, die Schweiz und Österreich. Die Bank verfügt über das nötige Kapital: Die Tier-1-Ratio ist im vergangenen Jahr leicht auf 19,8% gestiegen. Die auf dem Eigenkapital erzielte Rendite verbesserte sich im vergangenen Jahr von 7,2 auf 7,9%.
Die gesamte LLB-Gruppe verzeichnete im vergangenen Jahr einen Neugeld-Zufluss von 1,6% oder 1,4 Mrd. CHF – dieser blieb über 60% hinter dem Wachstum des Vorjahres zurück. «Von 90 Mrd. verwalteten Vermögen sind 40 Mrd. Fonds – und davon liegen nur 7 Mrd. in eigenen Fonds», erläutert der Gruppen-CEO. Die Geldflüsse in den Fremdfonds könne man nicht beeinflussen. In Österreich verzeichnete die LLB aber auch hohe Abflüsse aus einem eigenen Immobilienfonds. Diese Anlagekategorie habe im Vergleich zu Fixed-Income-Anlagen an Attraktivität verloren. Auch das Maklergeschäft mit Vorsorgeimmobilien sei im Nachbarland komplett eingebrochen.
Nach der Wachstumsschwäche
Die Zukunftsaussichten der Bank, von der die Geschäftsleitung sagt: «Wir hatten in den vergangenen Jahren eine Wachstumsschwäche», sind intakt. Die fünfjährige Wachstums- und Transformierungsstrategie, mit der 2022 begonnen wurde, zeigt erste Resultate. Von den 100 Mio. Investitionsvolumen sei rund ein Viertel bereits gebraucht. Das Geld wird in den kommenden Jahren vor allem für die digitale Transformation aufgewendet. Vieles davon seien aber auch Personalkosten, denn etwas inhouse zu entwickeln, sei günstiger als zuzukaufen. Die LLB beschäftig aktuell rund 1200 Personen. Mit der hauseigenen Vermögensverwaltungs-App ‚wiLLBe‘ hat das Institut bereits rund 500 Mio. CHF Kundengelder gesammelt – fast ausschliesslich in Geldmarktanlagen.
Die neue Dynamik wird auch am Aktienmarkt wahrgenommen. Die LLB-Aktie ist in den vergangenen zwölf Monaten von 60 CHF auf über 70 CHF geklettert. An der kommenden Generalversammlung wird eine Dividendenerhöhung von 2.50 auf 2.70 CHF beantragt. Womit sich dann eine Dividendenrendite von 3,9% errechnet.