Bank Linth: Die Tage der Eigenständigkeit sind gezählt

Das Uznacher Geldinstitut erzielt einen Rekordgewinn von 27 Mio. CHF

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David B. Sarasin, CEO, und Luc Schuurmans, stv. CEO der Bank Linth, äussern sich bei der Bilanzmedienkonferenz zu der Übernahme durch die Liechtensteinische Landesbank (LLB). Foto: Linth Zeitung.

Die Tage der Bank Linth als eigenständiges Institut sind gezählt: Letzte Woche hat die Liechtensteinische Landesbank (LLB), schon bisher im Besitz von über 70% der Aktien des an der SIX kotierten Unternehmens, den Angebotsprospekt des im Januar angekündigten öffentlichen Kaufangebots an die Publikumsaktionäre publiziert.

Demnach können die Aktionäre zwischen zwei Angebotsvarianten entscheiden. Entweder erhalten sie eine Barabgeltung von 600 CHF pro Bank-Linth-Aktie oder sie erhalten 5 Aktien der LLB sowie eine Barabfindung von 323 CHF. Damit fliessen ca. 120 Mio. CHF an die Minderheitsaktionäre.

Am 14. März erfolgt der Start der Angebotsfrist, die inklusive Nachfrist bis zum 18. Mai 2022 dauert. Die Bank Linth spricht von einem „fairen und attraktiven Angebot mit einer Prämie von 22,8%“ für die Aktionäre. David Sarasin, CEO der Bank Linth, sagt an der Bilanzmedienkonferenz mit einem Augenzwinkern, dass wegen der Höhe der Abfindung keine in der Schweiz gehandelte Aktie in 2022 eine vergleichbare Rendite erzielt hätte. Allerdings, und das ist der kleine Wermutstropfen für die Anteilseigner, ist in den 600 CHF bereits die Dividende für das Geschäftsjahr 2021 inkludiert. Der Verwaltungsrat der Bank Linth wird daher der Generalversammlung vom 30. Juni beantragen, auf eine Dividendenzahlung zu verzichten.

Statt Generalversammlung Kundenanlässe geplant

Die Reaktion der Aktionäre auf das Angebot der LLB ist laut David Sarasin durchaus positiv. Das einzige, was bemängelt werde, sei, dass in Zukunft der gesellschaftliche Anlass der GV wegfalle, an dem sich jeweils deutlich über tausend Aktionäre zusammenfanden. Die Anlasskultur wollen aber Sarasin und sein Stellvertreter, Luc Schuurmans, weiterführen. Es seien dezentrale Anlässe in den verschiedenen Regionen, die die Bank Linth abdeckt, geplant, um die Ex-Aktionäre, die dannzumal nur noch Kunden sind, zum Austausch zusammenzubringen.

LLB sieht Schweiz als Wachstumsmarkt

Branding und Name der Bank Linth sollen weiter bestehen bleiben, versichert Sarasin. Auch sei kein Austausch der verantwortlichen Köpfe geplant. Er selbst sei jetzt 10 Jahre in der Funktion des CEO dabei und schaue auf eine höchst erfolgreiche Dekade zurück. Sarasin vermittelt den Eindruck, als hätte er durchaus noch Lust auf mehr.

LLB, die Nummer 1 in Liechtenstein, will auch in der Region Ostschweiz zur Nummer 1 werden, so Sarasin. Die LLB sehe in der Schweiz einen Wachstumsmarkt, den man mit einer vollumfänglich übernommenen Bank Linth noch besser erschliessen könne.

Zuwächse bei allen relevanten Kennzahlen – ausser beim Zinsengeschäft

Der Appetit der LLB auf die Bank Linth mag im letzten Jahr durchaus nochmals zugenommen haben. Denn das Bankhaus aus dem St. Gallischen Uznach hat ein «ausgezeichnetes Geschäftsergebnis» erzielt, so die Ad hoc-Mitteilung. Dabei sei das sehr gute Resultat von 2021 in einem Umfeld entstanden, das wegen der Pandemie, des kompetitiven Marktes und rekordtiefer Zinsen anspruchsvoll gewesen sei, sagt Verwaltungsratspräsident Urs Müller. Für den Erfolg sieht Sarasin mehrere Gründe: Neben dem nochmals deutlich geschärften Fokus auf Kunden und Vertrieb sowie der Investitionen in die Beratungs-Kompetenz und digitale Dienstleistungen sei insbesondere auch die Zusammenarbeit mit der Mehrheitsaktionärin LLB weiter intensiviert worden. Dabei kämen die Vorteile des Verbunds Bank Linth/LLB immer mehr zum Tragen.

Die Uznacher erzielten 2021 einen Geschäftsertrag von 98.7 Mio. CHF, ein Plus von 6,5% gegenüber dem Vorjahr. Leicht rückgängig war der Brutto-Erfolg aus dem Zinsengeschäft, der aufgrund der tiefen Zinsen und des verschärften Wettbewerbs mit 65.2 Mio. CHF um 3,7% unter dem Vorjahreswert lag. Hatten im ersten Coronajahr noch Wertberichtigungen von 1.7 Mio. CHF gebildet werden müssen, konnten 2021 Wertberichtigungen in Höhe von 4.4 Mio. CHF für Kreditrisiken aufgelöst werden. Auf Nettobasis konnte daher ein Plus von 5,4% im Zinsengeschäft auf 69.5 Mio. CHF verbucht werden.

Ein kräftiges Plus von 13,7% erwirtschaftete die Bank Linth im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Diese Steigerung mit einem Ergebnis von 21.8 Mio. CHF sei auf das wachsende Vertrauen der Kundschaft in die Anlagekompetenz der Bank und auf die fortschreitende Erholung der Finanzmärkte nach dem Coronaeinbruch zurückzuführen, schreibt die Bank Linth.

Auf der anderen Seite konnte der Geschäftsaufwand abermals reduziert werden. Die Personalkosten gingen um 8,1% auf 28.6 Mio. CHF zurück, die Sachkosten verringerten sich um 3,3%. Insgesamt reduzierte sich der Geschäftsaufwand um 5,8% auf 55.1 Mio. CHF.

Der Geschäftserfolg lag somit um 27,2% über dem Vorjahr. Nach Zuweisung von 4 Mio. in die Reserven für allgemeine Bankrisiken bleibt unter dem Strich ein Jahresgewinn von 27 Mio. CHF (+7,8%).

Ausblick

Die Bank Linth setzt in Zukunft auf die drei Pfeiler Wachstum, Effizienz und Nachhaltigkeit. Wachstum soll dabei insbesondere durch Beratungsdienstleistungen generiert werden. Bei der Effizienz schaffe die Dekotierung Freiräume, zumal LLB und die Bank Linth bisher verschiedene Rechnungslegungen hatten und die Ad-hoc-Publizität Aufwand bedeutete. Auch die Digitalisierungsinitiative der LLB, in die 100 Mio. CHF investiert werden und die unter dem Label LLB.ONE firmiert, soll die Effizienz weiter verbessern.

Der Pfeiler Nachhaltigkeit ist neu auf der obersten Strategie-Ebene angekommen. Einerseits soll ein nachhaltiges Produktangebot zur Verfügung stehen, andererseits wird ein klimaneutraler Bankbetrieb, etwa durch eine Solaranlage und eine Elektrotankstelle am Hauptsitz sowie eine intelligente Gebäudesteuerung angestrebt. Die Reisetätigkeit, schon durch Corona erheblich reduziert, soll weiter runtergefahren werden.

Fazit

Bevor die Tochter mit Sack und Pack ins Haus der Mutter einzieht, hat sie sich nochmals ordentlich schön gemacht, könnte man im übertragenen Sinne sagen. Ein gestiegener Geschäftsertrag und gesunkener Geschäftsaufwand ergeben eine Cost-Income-Ratio von moderaten 58,4% (Vorjahr 62%).

Mit der Umwandlung der Filialen in Beratungszentren hat die Bank Linth die Entwicklung vorweggenommen, die sich durch Covid-19 noch akzentuiert hat: Ein Hauptteil der Bankgeschäfte wird digital abgewickelt, und damit wird das klassische Filialgeschäft nicht mehr benötigt. Das schlägt sich auch im Geschäftsaufwand und den gesunkenen Personalkosten nieder. Beratungsgespräche finden on demand statt, auch dies ein Weg, personelle Ressourcen zielgerichteter einsetzen zu können.

Man darf gespannt sein, wie sich die Bank Linth nach der Vollübernahme durch die LLB entwickeln und in welche Regionen sie expandieren wird.

Die Aktien der Bank Linth sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die Aktie notiert in der Höhe des Abfindungsangebots der LLB bei 600 CHF. Angesichts der guten Wachstumsperspektiven für die LLB Gruppe, die wir kürzlich in einem Beitrag beschrieben haben, dürfte sich der Tausch in LLB-Aktien für Aktionäre als sinnvoll erweisen, die auch weiterhin am Erfolg «ihrer» Bank Linth partizipieren möchten. Wer nicht an eine erfolgreiche Zukunft der LLB und ihrer 100%igen Tochter Bank Linth glaubt, kann hingegen das Angebot der Barabfindung zum Ausstieg nutzen.

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