Loeb Holding: Für die Detailhandelssparte war es auch 2024 nicht leicht

Wertschriftenvermögen wird nun passiv angelegt

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Loeb setzt auf Erlebnisse beim Shopping, neudeutsch Retailtainment, wie beispielweise mit Kochevents. Bild: loeb.ch

Bei der der Berner Loeb Gruppe verlief das abgelaufene Geschäftsjahr sehr unterschiedlich. Während die Detailhandelssparte stagnierte und die Marge unter Druck kam, sorgten ein gutes Wertschriftenergebnis und stabile Immobilienerträge für einen leichten Anstieg des Jahresgewinns auf 2.9 Mio. CHF. Darin enthalten ist auch der Gewinn aus dem Verkauf einer Liegenschaft in Bern, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Die PS-Inhaber und Aktionäre dürfen sich über die Erhöhung der Dividende auf 7.80 CHF freuen.

Nettoerlöse steigen leicht auf 76.3 Mio. CHF

Im Detailhandel musste sich die Loeb AG mit ihren drei Warenhäusern in Bern, Biel und Thun vor allem mit den Witterungsbedingungen und den generell schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen auseinandersetzen, wie Nicole Loeb bereits in einem Interview mit schweizeraktien.net im vergangenen November erklärte. Zwar gelang es am Schluss noch, den Nettoerlös leicht um 0,5% auf 76.3 Mio. CHF zu erhöhen. Jedoch ging die Bruttogewinnmarge von 45,6% auf 44,7% zurück. Zusammen mit dem Miet- und Konzessionserträgen sowie 465’000 CHF aus dem Liegenschaftsverkauf erreichte der Betriebsertrag 45.0 Mio. CHF und damit den Vorjahreswert.

Höhere Aufwendungen insbesondere für Personal in Höhe von 21.4 Mio. CHF (+2,7%) führten zu einem tieferen operativen Gewinn (EBITDA) von 11.1 Mio. CHF (-11,0%). Das EBIT ging um fast 40% auf 2.1 Mio. CHF zurück.

Dank der positiven Entwicklung des rund 30 Mio. CHF umfassenden Wertschriftenportfolios erzielte die Loeb Holding einen Finanzertrag in Höhe von 3.3 Mio. CHF, was zusammen mit einer geringeren Steuerbelastung zu einem Jahresgewinn von 2.9 Mio. CHF führte (+9,4%).

Stabile Eigenkapitalquote von über 60%

Weiterhin stabil zeigt sich die Bilanz der Detailhandelsgruppe mit einer Eigenkapitalquote von 60,6%. Auffällig ist die Zunahme der flüssigen Mittel von 11.2 auf 45.6 Mio. CHF. Dies begründet Loeb mit der Auflösung ihres aktiv verwalteten Wertschriftenportfolios per Ende 2024. Künftig sollen die Wertschriften passiv verwaltet werden, wie Finanzchef Franz Wittwer bereits im November angekündigt hatte. Dementsprechend lag das Wertschriftenvermögen per Ende 2024 nur noch bei 4.4 Mio. CHF (Ende 2023: 31.3 Mio. CHF). Seit Januar 2025 ist das Vermögen wieder angelegt, wobei das Portfolio nun zu gleichen Teilen aus Aktien International sowie Aktien Schweiz sowie Immobilien- und Geldmarktfonds angelegt ist.

Durch den Verkauf der Liegenschaft Schauplatzgasse 22 per 1. Februar 2024 für 5.25 Mio. CHF ging der Buchwert der Immobilien auf 181.2 Mio. CHF zurück. Obwohl die Loeb Holding die Marktwerte der Immobilien im vergangenen Jahr schätzen liess, wurde keine Aufwertung im Jahresabschluss vorgenommen. Gemäss diesen Schätzungen soll der Marktwert bei rund 349 Mio. CHF liegen.

Loeb setzt auf «Retailtainment»

Auch im laufenden Jahr hat die Loeb Gruppe Investitionen ins Kerngeschäft geplant. So sollen in der Damen- und Herrenmode in den Warenhäusern in Bern und Thun grössere Anpassungen erfolgen. Neue Shopkonzepte und Marken sollen dabei Kunden in die Warenhäuser locken, ebenso wie weitere Erlebnisangebote – neudeutsch «Retailtainment» – auch auf Flächen für Partner. Nach Auskunft von Loeb ist der Start ins neue Geschäftsjahr zufriedenstellend gewesen, wobei sich der Februar «schwierig» gestaltete.

Fazit

In ihrem Kerngeschäft, dem Detailhandel, arbeitet die Loeb Gruppe intensiv an neuen Wegen, um den Veränderungen im stationären Detailhandel entgegenzuwirken. Allerdings zeigen auch die Geschäftszahlen für 2024, dass es sehr anspruchsvoll ist, die Erträge und Margen stabil zu halten. Grosse Wachstumsmöglichkeiten gibt es nicht. Einen wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg der Gruppe werden daher auch in Zukunft die Immobiliensparte sowie die Wertschriften beisteuern.

Aktienkurs Loeb Holding
Nachdem die Loeb Gruppe den Marktwert ihrer Immobilien bekannt gegeben hatte, legte der Kurs des PS und der Namenaktien B zu. Chart: otc-x.ch

Der Kurs für die Partizipationsscheine (PS) und Namenaktien B, die auf OTC-X gehandelt werden, hat sich seit der Bekanntgabe der Marktwerte für das Immobilienportfolio positiv entwickelt. Bei Kursen von 280 CHF für einen PS beträgt der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert von 335 CHF immer noch fast 20%; berücksichtigt man den Marktwert der Liegenschaften, ist der Abschlag noch deutlich höher.

Auch wenn das Kurs/Gewinn-Verhältnis mit 38 optisch sehr hoch ist, so ist die Dividendenrendite mit 3,5% durchaus attraktiv und vergleichbar mit derjenigen von Immobiliengesellschaften. Für Value Investoren mit einem langen Anlagehorizont ist der Titel daher interessant.

Allerdings müssen Anleger berücksichtigen, dass sie als PS-Inhaber und auch als Aktionäre mit der Namenaktie B wenig mitbestimmen können. Denn Nicole Loeb hält über die Namenaktien A mit 13,4% des Kapitals 79,33% der Stimmen und lenkt so die Geschicke des traditionsreichen Berner Familienunternehmens.

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