
Seit mehr als zwei Jahren baut die Schilthornbahn AG an ihrem Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX. Anfang Dezember 2024 konnte mit der Eröffnung der steilsten Seilbahn der Welt ein Teilprojekt erfolgreich abgeschlossen werden. Seit April ist das Schilthorn-Piz Gloria wieder für Gäste erreichbar. Dass trotz der temporären Schliessung des Gipfels der Betriebsertrag nur um 1,8% auf 32.2 Mio. CHF zurückging, ist erfreulich. Allerdings belasteten höhere Personalkosten und die Finanzierung der neuen Bahnen die Jahresrechnung, sodass das operative Ergebnis deutlich und auch der Gewinn auf 1 Mio. CHF tiefer als 2023 ausfiel. Auf die Ausschüttung einer Dividende wird angesichts der hohen Investitionen verzichtet.
Weniger Frequenzen wegen Schliessung des Schilthorn-Gipfels
Insgesamt gestaltete sich die Ausgangslage für das Jahr 2024 bei der Schilthornbahn gut. So konnten in den ersten neun Monaten die Besucherzahlen auf dem Gipfel trotz der Beeinträchtigungen durch die Grossbaustellen gehalten werden. Mit der Schliessung von Schilthorn-Piz Gloria gingen die Besucherzahlen jedoch zurück. Dies, obwohl die Bahn die Mittelstation Birg zwischen Mürren und dem Gipfel als Alternative beworben hatte.

Bis Ende 2024 fielen die Frequenzen daher um 9,3%. Nach Angaben im Geschäftsbericht hatte die Bahn einen Rückgang in dieser Höhe allerdings erwartet. Neben den Gästen aus der Schweiz und den europäischen Nachbarländern verzeichneten die Besucherzahlen aus den USA und Südostasien wiederum Höchstwerte. Hingegen sei die Nachfrage des chinesischen Marktes hinter den Erwartungen zurückgeblieben, schreibt die Schilthornbahn. Dies führt dazu, dass sich die Frequenzen gesamthaft um 5,3% auf 3’017’731 verringerten.
Auch der Ertrag im Segment Luftseilbahn & Ausflugsverkehr ging daher von 18.3 Mio. CHF auf 17.9 Mio. CHF zurück.
Hotels in Mürren laufen gut
Weniger stark betroffen von den Bautätigkeiten war das Segment Hotels & Gastronomie. Mit 7.6 Mio. CHF bewegte sich der Umsatz leicht unter dem Niveau des Vorjahres, in dem noch 7.7 Mio. CHF erzielt wurden. Während der Ertrag in der Gastronomie aufgrund der Schliessung des Drehrestaurants Piz Gloria um 5,2% zurückging, konnten die Erträge in den zwei Hotels Alpenblick und Blumenthal in Mürren um 25,1% auf 1.7 Mio. CHF gesteigert werden. Positiv entwickelten sich auch die Erträge im Restaurant auf dem Allmendhubel, das wieder in Eigenregie betrieben wird. Leicht rückläufig waren hingegen die Erträge in den Shops auf 1.5 Mio. CHF (-9,6%).
Betriebsaufwand steigt kräftig an
Die Aufwandseite wird vor allem durch einen höheren Personalaufwand belastet, der mit 13.2 Mio. CHF um 11,9% höher als im Vorjahr ausfiel. Auch die anderen betrieblichen Aufwendungen nahmen um 7,8% auf 10.4 Mio. CHF zu, wobei hier auch die höheren Energiekosten dazu beigetragen haben dürften.
Wegen des gestiegenen Aufwands ging der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um fast 2.5 Mio. CHF auf 6.1 Mio. CHF zurück. Die EBITDA-Marge sank auf 18,9% (Vorjahr: 26,1%). Aufgrund geringerer Abschreibungen in Höhe von 3.7 Mio. CHF – im Vorjahr hatten die Abschreibungen noch 6.6 Mio. CHF betragen – lag das EBIT mit 2.3 Mio. CHF über dem Vorjahreswert. Mit 1.3 Mio. CHF fiel der Finanzaufwand jedoch fast doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Dies ist auf den Anstieg der langfristigen Schulden auf 46 Mio. CHF (Vorjahr: 28.1 Mio. CHF) zurückzuführen, was im Zusammenhang mit der Finanzierung des 100-Mio.-CHF-Projekts Schilthornbahn 20XX steht. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich nochmals auf knapp 20%.
Unter dem Strich resultierte ein Jahresgewinn von 1.1 Mio. CHF, nach 1.3 Mio. CHF im Vorjahr.
Eröffnung der 2. Spur Birg-Schilthorn bereits im April 2026
Auch in diesem Jahr stehen die intensiven Bauarbeiten weiter im Fokus der Bahn. Bereits am 15. März 2025 konnte die 1. Spur der neuen Funiforbahn von der Mittelstation Birg auf das Schilthorn eröffnet werden. Seither ist auch das Drehrestaurant Piz Gloria wieder geöffnet. Die 2. Spur soll dann im April 2026 fertig sein, vier Monate früher als geplant.
Neben dem Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX baut das Unternehmen auch an einem Personalhaus, das im Dezember 2025 fertiggestellt sein soll. Zudem stehen Digitalisierungsprojekte an, darunter ein neues KI-gestütztes Steuerungssystem für die Sesselbahn Winteregg.
Fazit
Dass die Schilthornbahn während der intensiven Bauphase für die neuen Bahnen von Stechelberg über Mürren und Birg auf den Schilthorn-Gipfel Einbussen bei den Umsätzen hinnehmen muss, war zu erwarten. Erfreulich ist, dass die Bauarbeiten nur zu einem sehr geringen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr geführt haben. Weniger erfreulich sind hingegen die deutlich gestiegenen Kosten, hier insbesondere im Personalbereich, welche den Gewinn belasten. In Kombination mit den höheren Finanzierungskosten hat dies zu einem Einbruch beim Gewinn geführt, der nur aufgrund der geringeren Abschreibungen weniger offensichtlich ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Schilthornbahn in früheren Jahren stets eine sehr offensive Abschreibungspolitik verfolgt hat.
Mit dem Baufortschritt haben auch die Schulden der Bahn wie geplant zugenommen. Die Eigenkapitalquote von knapp 20,0% ist jedoch vergleichsweise tief. Es ist daher wichtig für das Unternehmen, nun die Bauarbeiten so rasch wie möglich planmässig abzuschliessen, um mit den neu geschaffenen Kapazitäten die Erträge weiter steigern und so die Verschuldung reduzieren zu können.

Der Aktienkurs hat sich, auch wegen der intensiven Bautätigkeit im vergangenen Jahr, wenig bewegt. Zuletzt wurden auf OTC-X 1’320 CHF für eine Aktie bezahlt. Gemessen an Kennzahlen wie Kurs-/Gewinn-Verhältnis von über 50 und einem Kurs-/Buchwert-Verhältnis von 2.4 sind die Aktien derzeit hoch bewertet. Mit einer Dividende ist vorerst nicht zu rechnen. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem Bezug zur Region, die von den Aktionärsvergünstigungen profitieren können. Mit der Einladung zur GV erhalten sie je ein Aktionärsfreibillet für eine Retourfahrt von Stechelberg aufs Schilthorn und von Mürren auf den Allmendhubel. Die Billette sind vom 16. Juni bis 19. Oktober 2025 gültig.