
In unsicheren Zeiten stellen Investitionen in Infrastrukturaktien oft einen sicheren Wert dar. Auch der Flughafen Zürich gehört dazu. Beim ersten Privatanleger-vor-Ort-Event, den die Finfluencer Lisa Osada (Aktiengram), Jonathan Neuscheler (Abilitato) und Fabian Studach (Nonbindingoffer) gemeinsam mit schweizeraktien.net erstmals in der Schweiz durchführten, wurde deutlich, dass hinter der Flughafen Zürich AG mehr steckt als nur der Zürcher Airport: ein Unternehmen mit beträchtlichem Immobilienbesitz in der Schweiz sowie interessanten Beteiligungen in Südamerika und Indien, wo noch in diesem Jahr ein neuer Flughafen in Noida bei der Hauptstadt Neu-Delhi in Betrieb gehen soll.
Erträge aus Aviatik, Immobilien und Beteiligungen
Dass sich Stefan Weber, Head Strategy & Capital Markets, und sein Team überhaupt einen ganzen Nachmittag Zeit für die rund 80 Privatanlegerinnen und Privatanleger aus Deutschland und der Schweiz nahmen, hat einen einfachen Grund: Zwar sind 38% der Aktien der Flughafen-Betreibergesellschaft im Besitz von Kanton (33%) und Stadt Zürich (5%), doch der Rest befindet sich im Streubesitz. Private Anleger spielen trotz des hohen Free Floats im Aktionariat bisher allerdings eine untergeordnete Rolle.
Das Geschäftsmodell ist schnell erklärt: 51% der Erträge von 1’326 Mio. CHF im Jahr 2024 stammen aus der Aviatik, also dem Flughafenbetrieb in Zürich mit regulierten Einnahmen wie Gebühren etc. Weitere 276 Mio. CHF oder 21% kommen aus den kommerziellen Zentren, darunter Shops und Restaurants im Flughafen sowie dem «Circle». Weitere 18% steuern Immobilienerträge bei und 131 Mio. CHF oder 10% das internationale Geschäft. Hier ist die Flughafen Zürich AG in Südamerika an neun Flughäfen in Brasilien und Chile beteiligt.
Wachstum mit neuem Hauptstadtflughafen in Indien
In Zürich starteten und landeten im vergangenen Jahr 31,2 Mio. Passagiere. 2025 steuert der Flughafen auf einen neuen Rekordwert zu. Allein im September 2025 reisten 3’047’028 Passagiere über Zürich – ein Plus von 3,4% gegenüber dem Vorjahr.
Das künftige Wachstum sieht das Unternehmen allerdings nicht in der Schweiz oder Südamerika, sondern in Indien. Rund 75 km von Neu-Delhi entfernt entsteht derzeit der Noida International Airport, der zweite Hauptstadtflughafen Indiens. Stefan Weber vergleicht die Lage mit London, wo es neben London Heathrow auch weitere Flughäfen wie Luton oder Stansted gibt: «Noida wird das Luton von Delhi», so Weber.
Das rund 750 Mio. CHF teure Projekt verfügt über eine Anfangskapazität von 12 Mio. Passagieren, kann aber in weiteren Ausbauschritten auf bis zu 70 Mio. Fluggäste erweitert werden. Die Flughafen Zürich AG hat eine 40-jährige Konzession für Noida erhalten. Der Flughafen soll mit dem indischen Markt mitwachsen. Derzeit gebe es in Indien rund 700 zivile Luftfahrzeuge, 1’000 weitere seien bestellt, beschreibt Weber die Wachstumsaussichten für den Markt. Mittelfristig will die Flughafen Zürich AG bis zu 20% der Erträge im internationalen Geschäft erzielen.
Attraktive Ausschüttungspolitik
2024 erzielte das Unternehmen bei einem Umsatz von 1’326 Mio. CHF ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 733 Mio. CHF; der Jahresgewinn lag bei 327 Mio. CHF, was einer Kapitalrendite (ROIC) von 7,9% entspricht. 2024 lag die Eigenkapitalquote bei 57,0%. Für das Geschäftsjahr 2024 wurde eine Dividende von 5.70 CHF je Aktie gezahlt.
Gemäss Dividendenpolitik des Unternehmens sollen künftig 50% des Jahresgewinns ausgeschüttet werden, weitere 25% als Zusatzdividende, wenn die Verschuldungsquote unter 2,5 liegt. 2024 lag diese bei 1,6.
Für 2025 erwartet die Flughafen Zürich AG bei einer Steigerung der Fluggastzahlen einen stabilen Umsatz von rund 1,3 Mrd. CHF. Das operative Ergebnis (EBITDA) soll leicht höher ausfallen, und der Konzerngewinn dürfte auf Vorjahresniveau liegen. Im 1. Halbjahr 2025 lag der Umsatz bei 640.7 Mio. CHF (+1,5%), das Konzernergebnis legte um 6,3% auf 161.3 Mio. CHF oder 5.25 CHF je Aktie zu.
Investitionen in neues Dock A
In den kommenden Jahren stehen allerdings erhebliche Investitionen an. Neben der Fertigstellung des Flughafens in Noida im 4. Quartal dieses Jahres wird bis 2027 u.a. die Gepäcksortieranlage in Zürich für rund 450 Mio. CHF erneuert. Bis 2035 entsteht zudem ein Ersatzneubau für das Dock A mit Tower, das rund 1 Mrd. CHF kosten wird.
Nach einer Führung über das Flughafenareal zeigten sich die Anlegerinnen und Anleger vom Flughafen begeistert. Auch Stefan Weber hob die Professionalität der Gäste hervor, die zum Teil aus Deutschland mit dem Flugzeug angereist waren. In Bezug auf die sehr ausführliche Fragerunde konstatierte er, dass sich die Fragen kaum von jenen institutioneller Anleger unterschieden hätten. Ob und in welchem Umfang die Privatanlegerinnen und Privatanleger, die vor Ort waren, nun auch investieren, wird sich erst noch zeigen.
Fazit
Mit der Flughafen Zürich AG konnten die Privatanlegerinnen und Privatanleger aus Deutschland und der Schweiz ein Unternehmen kennenlernen, das nicht nur emotional berührt, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich ist. Gerade die deutschen Gäste, die noch das Dilemma um den Hauptstadtflughafen Berlin im Kopf hatten, waren beeindruckt von der Effizienz des Schweizer Pendants.
Seit Jahresbeginn hat die Aktie der Flughafen Zürich AG mehr als 10% zugelegt und wird derzeit an der SIX für rund 240 CHF gehandelt. Das von Analysten geschätzte KGV bewegt sich im Bereich von 20 und damit auf dem Niveau anderer Flughafenbetreiber. Bei der Dividendenrendite steht der Zürcher Flughafen mit 2,4% besser da als einige Wettbewerber – insbesondere, wenn für das laufende Jahr von einer deutlichen Erhöhung ausgegangen werden kann.

Die Chancen liegen, ebenso wie die Risiken, in der Expansion nach Indien. Hinzu kommt die herausfordernde geopolitische Lage sowie weitere externe Ereignisse, die sich negativ auf den Flugverkehr auswirken können. Mittelfristig dürfte sich allerdings am Trend zum Reisen wenig ändern, was ein Investment in die Flughafen-Aktie insbesondere bei Kursrücksetzern interessant erscheinen lässt.