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EZL: Energieversorger mit sehr erfolgreichem Geschäftsjahr

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Die Energie Zürichsee Linth (EZL) konnte per Ende September 2024 ihr Geschäftsjahr 2023/24 erfolgreich abschliessen. Dazu beigetragen hat die Entspannung an den Energiemärkten. Wachstum konnte die EZL bei den Energieabsätzen verzeichnen, insbesondere bei der Wärmeversorgung mit Gas und Fernwärme.
EZL hat im Berichtsjahr massgeblich in den Ausbau der CO2-neutralen Fernwärme in-vestiert. Mit dieser Vorleistung erbringt EZL einen grossen Beitrag an die Versorgungssi-cherheit und den Klimaschutz im Marktgebiet.

Mehr zum Geschäftsjahr 2023/24 im Video.

 

Regionalbanken: Jubiläen im Rheintal und in Bucheggberg

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Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg erstellte für 16 Mio. CHF ein neues Bankgebäude, das 2024 eröffnet wurde. Bild: www.slb.ch
Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg erstellte für 16 Mio. CHF ein neues Bankgebäude, das 2024 eröffnet wurde. Bild: www.slb.ch

Die bereits publizierten Geschäftszahlen der nicht kotierten Regionalbanken zeigen ein gemischtes Bild: Obwohl das Kreditvolumen in den meisten Fälle weiter zugenommen hat, ist der Zinserfolg mehrheitlich rückläufig. Bei der Alpha Rheintal Bank kam 2024 hinzu, dass auch bei den Ausleihungen ein leichtes Minus ausgewiesen werden musste, was zu einem niedrigeren Jahresergebnis führt. Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg vermeldet hingegen ein moderates Wachstum, erzielte ein Rekordergebnis und kündigte eine Jubiläumsdividende an.

SLB Spar- und Leihkasse Bucheggberg

Besonders ins Auge sticht bei der SLB, dass die Kundengelder im Geschäftsjahr 2024 stärker gewachsen sind als die Ausleihungen. Das Geschäft mit den Hypotheken verzeichnete ein moderates Plus von 2,4% auf 613.6 Mio. CHF, während auf der Passivseite die Kundengelder um 3,7% auf 630.9 Mio. CHF anstiegen. Allerdings war auch bei der SLB infolge der sinkenden Zinsen eine Verschiebung der Kundengelder zu den Kassenobligationen zu verzeichnen. Mit 84.1 Mio. CHF lagen diese um 44,6% über dem Vorjahreswert. Die Ausleihungen werden zu fast 96% durch Kundengelder gedeckt. Insgesamt stieg die Bilanzsumme um 4,8% auf 841.2 Mio. CHF und erreicht damit einen neuen Höchstwert.

Neue Bestwerte zeigen sich auch in der Erfolgsrechnung. Dank der Auflösung von Wertberichtigungen stieg der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft um 2,8% auf 10.7 Mio. CHF an. Ohne diese Auflösung hätte ein leicht tieferer Zinserfolg resultiert. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft stagnierte bei knapp 1.1 Mio. CHF, das Handelsgeschäft fiel hingegen besser als im Vorjahr aus. Einen deutlich positiven Effekt auf die Erfolgsrechnung hat der Liegenschaftserfolg mit 714’000 CHF, der zu einer Zunahme des übrigen ordentlichen Erfolgs auf knapp 1.1. Mio. CHF führte. Einer der Hauptgründe für den kräftigen Anstieg ist der Kauf von Mehrfamilienhäusern in Selzach Anfang 2024. Ausserdem profitierte die SLB von Bewertungsgewinnen auf den Finanzanlagen aufgrund der positiven Börsenentwicklung sowie vom Verkauf von zwei Immobilien, welche im Rahmen einer Zwangsverwertung übernommen werden mussten. Dank der positiven Entwicklung beim übrigen Ertrag legte der Betriebserfolg um 11,1% auf 13.1 Mio. CHF zu.

Wegen der Eröffnung des neuen Bankgebäudes in Lüterswil fielen die Abschreibungen höher aus, und auch der Sachaufwand stieg um 17,3% über den Vorjahreswert. Dennoch konnte die SLB im vergangenen Geschäftsjahr den Geschäftserfolg um 3,2% auf 5.1 Mio. CHF und den Jahresgewinn sogar um 4,0% auf 1.5 Mio. CHF steigern.

Aufgrund des 175-jährigen Jubiläums, das die Bank in diesem Jahr feiern kann, wird den Aktionären an der Generalversammlung eine einmalige Dividende in Höhe von 175 CHF (Vorjahr: 100 CHF) beantragt. Auf Basis des letztbezahlten Kurses auf OTC-X von 8’000 CHF je Aktie entspricht dies einer Dividendenrendite von 2.2%.

SLB Aktienkurs
Die SLB-Aktie legte in den letzten zwölf Monaten um fast 12% zu. Chart: otc-x.ch

Alpha Rheintal Bank

Ein Jubiläum feiert 2025 auch die Alpha Rheintal Bank, die im Jahr 2000 durch die Fusion der Sparkassa Berneck und der Spar- und Leihkasse Balgach entstanden ist. Wie die Alpha Rheintal Bank (ARB) in einer Medienmitteilung schreibt, erzielte sie in 2024 mit einem Gewinn von 17.4 Mio. CHF das zweitbeste Resultat in der noch jungen Geschichte.

Nach einem rasanten Wachstum im Vorjahr stieg die Bilanzsumme im vergangenen Jahr nur um 0,3% auf 2’971 Mio. CHF. Die Forderungen gegenüber den Kunden gingen gesamthaft um 1,8% auf 2’547 Mio. CHF zurück, wobei auch die Hypothekarforderungen um 1,0% abgenommen haben. «Vor dem Hintergrund möglicher Verschärfungen der Liquiditäts- und Eigenkapitalbestimmungen durch den Gesetzgeber war die Alpha Rheintal Bank sehr vorsichtig und hat der höheren Liquidität eine grössere Priorität eingeräumt», begründet das Finanzinstitut die Zurückhaltung bei den Ausleihungen. Die Preise für Immobilien würden sich nach wie vor auf einem hohen Niveau befinden, und Preisrückgänge konnten in keinem Segment festgestellt werden, so die ARB. Bei den Kundengeldern gab es hingegen keine grossen Veränderungen. Diese lagen mit 2’064 Mio. CHF auf dem Vorjahresniveau. Allerdings verzeichnete die Regionalbank auch Verlagerungen von den Kundeneinlagen hin zu Kassenobligationen, die um 24,9% auf 246.5 Mio. CHF anstiegen. Die Depotwerte bei der Bank stiegen um 9,5% auf 2’811 Mio. CHF an.

Das schwächere Wachstum bei den Ausleihungen in Kombination mit dem höheren Zinsaufwand machte sich in der Erfolgsrechnung deutlich bemerkbar. Dies führte zu einem Rückgang des Netto-Zinserfolgs um 25,2% auf 25.3 Mio. CHF. Hingegen stieg der Kommissions- und Dienstleistungserfolg um 8,4% auf 12.4 Mio. CHF und der Handelserfolg sogar um 20,1% auf 10.7 Mio. CHF. Die ARB gehört seit langem zu den Banken, deren Ertrag breit diversifiziert ist. Nur rund 60% der Gesamterträge stammen aus dem Zinsengeschäft. Der Geschäftsaufwand fiel nur um 2,3% höher als im Vorjahr aus, was vor allem höheren Personalkosten geschuldet ist.

Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 17.4 Mio. CHF (-9,5%). Angaben zur Dividende wurden keine gemacht. Zuletzt wurden auf OTC-X 670 CHF für eine Aktie bezahlt. Bei einer gleichbleibenden Dividende von 10 CHF liegt die Rendite bei 1,5%.

Die Aktie der Alpha Rheintal Bank konnte im letzten Jahr nur 3,% gutmachen. Chart: otc-x.ch

Orascom Development: Familie Sawiris werden zu wenig Aktien angedient

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orascomdh.com
Hawana Salala im Süden des Oman – eine der Anlagen im Portefeuille der Orascom Development Holding. Bild: orascomdh.com

Der Plan der LPSO Holding, einer Offshore-Gesellschaft der Familie Sawiris, kommt nicht voran. Die Familie möchte den an der Schweizer Börse kotierten Immobilienentwickler und Hotelbetreiber Orascom Development Holding (ODH) ganz übernehmen und dekotieren lassen. Dafür unterbreitete LPSO den Publikumsaktionären ein Angebot. Die Offshore-Gesellschaft offerierte, in der Frist vom 17. Dezember bis zum 5. Februar, 13.2 Mio. Aktien zu einem Kurs von 5.60 CHF zu erwerben.

Am Ende der Angebotsfrist sind aber lediglich 43,9% dieses Angebots genutzt worden. Dank den nun angedienten Aktien erhöhte sich der Anteil der Familie Sawiris am Aktienkapital von 78 auf 87,6%. Das dürfte von den Mehrheitsbesitzern als Enttäuschung aufgefasst werden. Mit einem Aktienbesitz von unter 90% ist für die LPSO eine sogenannte Abfindungsfusion mit Barentschädigung nicht anwendbar. Ein Squeeze-Out-Verfahren wäre erst durchführbar, wenn die Aktionäre mehr als 98% der Aktien angedient haben.

OTC-Handel in Vorbereitung?

Doch für das Kaufangebot von LPSO ist eine Nachfrist von zehn Börsentagen vom 12. Februar bis zum 25. Februar vorgesehen. Für den 11. März 2025 wäre der Vollzug des Angebots geplant. Doch es gibt kaum Gründe, dass die Minderheitsaktionäre diese Nachfrist jetzt noch nutzen werden. Das Kaufangebot von 5.60 CHF je Aktie wurde von vielen als viel zu tief angesehen. Gemäss Angebotsprospekt behält es sich die Familie Sawiris vor, die Angebotsfrist nach der Nachfrist mit Zustimmung der Übernahmekommission zu verlängern.

Die Aktionäre, die nicht angedient haben, hoffen aber auf einen ausserbörslichen Handel und die Aussicht, die Aktien zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Kurs veräussern zu können. Oder sie bleiben längerfristig investiert und profitieren von einer möglichen Dividendenzahlung, welche CEO Omar El Hamamsy einmal in einen Interview ankündigte. Nach Angaben von Marktbeobachtern gebe es bereits Anstrengungen, einen ausserbörslichen Handel für die Orascom-Aktien zu organisieren.

Landreserven, Vermögenswerte und Entwicklungspotenzial

Wie weit die Meinungen über das weitere Vorgehen und zum fairen Wert der Aktien auseinanderdriften, zeigen die Aussagen von Andrin Renz, einem Minderheitsaktionär, der mit anderen Investoren, die ihre Aktien nicht angedient haben, in Verbindung steht: «Ich habe absolut kein Problem damit, in ODH investiert zu bleiben, auch wenn die Aktie nicht mehr kotiert ist», sagt Renz. Die grösste Gefahr sehe er weiterhin in einem möglichen Squeeze-Out zu einem unfairen Preis. Das ist für Renz jeder Wert unter 150 CHF.

«Selbst bei einer Erhöhung des Angebots auf über 100 werde ich nicht andienen – das Potenzial des Unternehmens reicht weit über diesen Betrag hinaus», sagt er. Man müsse sich nur die riesigen Landreserven – in der Grösse von Paris – , sämtliche Vermögenswerte und das Wachstums- und Monetarisierungspotenzial, das in jeder einzelnen ODH-Destination noch schlummere, vor Augen führen.

Forderungen der Kleinaktionäre

Unbestritten ist, dass die Entwicklung der Destinationen von ODH durch geopolitische und ökonomische Turbulenzen sowie die Corona-Pandemie ausgebremst wurden. Der «arabische Frühling» und die Abwertung des ägyptischen Pfundes trafen die Anlagen im Nahen Osten hart. Gleichzeitig schrieb das Unternehmen die Immobilien und Hotelanlagen, die sie in ihren Resorts erstellt hatte, aggressiv ab. Das belastete die Jahresergebnisse jeweils stark und ist mit ein Grund, dass das Betriebsergebnis in den vergangenen Jahren wenig berauschend ausfiel. Auf diese Art bildete ODH Reserven, von denen nach dem Going-Private vor allem die Sawiris Familie profitieren würde.

Das sieht auch Renz so: «Was viele nicht verstehen, Orascom hat jahrelang investiert und mehrere Destinationen aus dem absoluten Nichts gebaut – und nun, kurz vor der Erntezeit, sollen die Aktionäre hinausgedrängt werden.» Renz und seine Aktionärsgruppe stellen drei Forderungen: Eine unabhängige Bewertung aller Assets und Landreserven aller Destinationen im Unternehmens-Portfolio, eine zweite, transparente, Fairness Opinion sowie ein Video Call mit Naguib Sawiris (dem Sohn von Samih Sawiris) und dem ODH-Management.

Welche Unterlagen hatte IFBC?

In der ersten Fairness Opinion, die das Bewertungsunternehmen IFBC machte, wurden die Landreserven nicht berücksichtigt. Diese hatte das Management zuvor in ihren Investorenpräsentationen jedoch stets als nicht ausgewiesene Reserven angepriesen. «Im Falle eines Squeeze-Outs würde ich auch juristisch gegen IFBC, den Auftraggeber oder andere Akteure vorgehen. Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, das sei der faire Wert», sagt Renz.

Ein anderer ODH-Minderheitsaktionär unterstellt, dass die Fairness Opinion von IFBC nur oberflächlich durchgeführt wurde. IFBC schreibt dazu: «Bei der Erstellung der Fairness Opinion hat IFBC die Korrektheit und Vollständigkeit der vom Management von Orascom zur Verfügung gestellten Informationen vorausgesetzt. Weiter wird davon ausgegangen, dass die erhaltenen Informationen fachgerecht und nach bestem Wissen aufbereitet wurden und damit der besten aktuell verfügbaren Einschätzung seitens des Managements von Orascom entsprechen. Die Verantwortung von IFBC beschränkt sich auf die sorgfältige und fachgerechte Beurteilung und Plausibilisierung der zur Verfügung gestellten Informationen und Berechnungen. IFBC hat weder eine aktienrechtliche Revision noch eine Due Diligence durchgeführt.»

Eine Zukunft als Dividendenperle?

Die Titel, die im Jahr 2008 zu einem Preis von 152 CHF bei Publikumsaktionären platziert wurden, fielen bis zum Zeitpunkt des Angebots im Dezember 2024 auf 3.80 CHF. In den Jahren dazwischen wendete sich das Management für drei Kapitalerhöhungen nochmals an die Aktionäre – zu kontinuierlich sinkenden Emissionspreisen.

Für die Gruppe um Renz wäre es eine valable Alternative, die Aktien an der Börse kotiert zu lassen und eine überzeugende Dividendenstrategie für die nächsten zehn Jahre zu definieren. Mehrere Orascom-Destinationen erreichen gemäss dem Minderheitsinvestoren jetzt die kritische Grösse und würden in den nächsten Jahren massive Erträge generieren – ein Potenzial, das im aktuellen Kurs ebenfalls völlig ignoriert werde. Man könnte irgendwann auch die Tochtergesellschaft Muriya im Oman an die Börse bringen und Aktionäre durch eine Sonderdividende am Wertzuwachs beteiligen. Auch mit der Tochter ODH in Ägypten, die bereits kotiert sei und sich übrigens auf einem Allzeithoch befinde, könnte man die Aktionäre mit einer klugen Strategie am Erfolg teilhaben lassen.

Vekselberg-Effekt: Warum Sulzer, Medmix, Oerlikon und Swiss Steel Kursimpulse bekommen

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Viktor Vekselberg anlässlich eines Treffens des Trägervereins der Skolkovo Foundation im Dezember 2024. Foto: IMAGO / ITAR-TASS/ Sipa USA
Viktor Vekselberg anlässlich eines Treffens des Trägervereins der Skolkovo Foundation im Dezember 2024. Foto: IMAGO / ITAR-TASS/ Sipa USA

Politik und Börse haben in der Ära Trump 2.0 mehr miteinander zu tun als zuvor. Hunderte von Dekreten für alle Politikbereiche stellen nicht nur die USA auf den Kopf, sondern auch den Rest der Welt. Schon am ersten Arbeitstag hat die neue Generalstaatsanwältin Pam Bondi die Task Force KleptoCapture eingestellt, deren Ziel seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022 russische Oligarchen wie Viktor Vekselberg waren. Könnte der Bewertungsabschlag durch den Vekselberg-Malus bei Sulzer, Medmix, Oerlikon und Swiss Steel schon bald der Vergangenheit angehören?

Ziel der Task Force KleptoCapture des US-Justizministeriums war es unter der Biden Administration, die seit 2018 verhängten Sanktionen gegen dem Putin-Regime nahestehende Oligarchen durchzusetzen. Unter anderem wurden Konten von Vekselberg eingefroren, Immobilien und seine Yacht beschlagnahmt. Es war seinerzeit für viele westliche Beobachter verwunderlich, dass Vekselberg überhaupt auf der Sanktionsliste auftauchte, da er weder zu den Mega-Reichen noch zum inneren Oligarchen-Zirkel in Putins Kreml zählt.

Reduzierte Beteiligungsquoten

Um Schaden von den Schweizer Unternehmen abzuwenden, an denen Vekselberg beteiligt ist, waren, wo erforderlich, die Beteiligungsquoten an den börsenkotierten Beteiligungen Sulzer, dem Spin-off Medmix, Oerlikon und Swiss Steel reduziert worden. Dennoch haftete den Aktien spätestens seit 2022 ein Malus an, der sich in Bewertungsabschlägen gegenüber den jeweiligen Branchenvertretern niederschlug.

Aktienkurs Sulzer
Die Sulzer-Aktie befindet sich in der Nähe ihres Allzeithochs. Chart: six-group.ch

Auf und Ab der Sulzer-Aktie

Am besten konnte Sulzer den Malus abschütteln. Noch im November 2021 näherte sich der Kurs der 100-CHF-Marke. Nach Kriegsbeginn in der Ukraine und Verhängung der antirussischen Sanktionen fiel der Kurs auf 55 CHF, erholte sich jedoch danach und bewegt sich zwischenzeitlich bei 142 CHF und damit höher als das bisherige Rekordhoch von 2007 bei 124 CHF. Allerdings läuft auch das Geschäft in den drei Bereichen sehr gut. Im Bericht zum ersten Halbjahr 2024 wurden steigende Auftragseingänge und verbesserte Finanzkennzahlen veröffentlicht. Die Guidance wurde angehoben. Trotz dem erhöhten Kursniveau erscheint die Bewertung mit einem geschätzten KGV 2025 von 17 ausbaufähig. Werden die Sanktionen gegen den Grossaktionär Vekselberg aufgehoben, wie sich anzukündigen scheint, werden Investoren, die bisher Gründe hatten, nicht in Sulzer zu investieren, nun freier entscheiden können, an der Hausse der Aktie zu partizipieren.

Medmix vor Trendwende?

Gemessen am Absturz könnte das Kurspotenzial beim Sulzer Spin-off Medmix sogar noch höher ausfallen. Seit dem IPO im September 2021 ist der Kursverlauf schwach. Das Hoch lag bei 48 CHF, das Tief im Dezember 2024 bei 8 CHF. Allerdings dürfte der Vekselberg-Effekt weniger ausgeprägt sein, da die Beteiligungsquote abgebaut worden war. Der Free-Float von Medmix liegt inzwischen bei 80%. Die zum Zeitpunkt des Börsengangs genannten Finanz-Ziele wurden mehrheitlich nicht erreicht. Zwar ist der Umsatz gewachsen, jedoch schwächer als avisiert. Und die EBITDA-Marge wurde nicht, wie angekündigt, auf 30% ausgeweitet, sondern ist stattdessen kollabiert. Im Zuge der Sanktionen gegen Russland war die Produktion in Polen auf Anordnung der Regierung 2022 eingestellt und dann eine neue Produktion in Spanien aufgebaut worden. Das hat hohe Kosten verursacht. Die seit drei Jahren unveränderte Dividende von 0.50 CHF je Aktie wurde 2022 und 2023 nicht verdient. Nach den Halbjahreszahlen für 2024 wurde die Guidance gekappt. Für 2024 wird keine Gewinnsteigerung erwartet. Besserung soll die «Stabilisierung der Endmärkte» bringen. Anfang des Jahres gab es einen steilen Kursanstieg, nachdem die Investment Boutique Octavian dem zerfallenen Wert eine Kurserholung prognostizierte. Jetzt liegt die Aktie bei über 12 CHF.

Aktienkurs Medmix
Medmix ist seit dem Spin-off von Sulzer an der SIX kotiert. Chart: six-group.com

Oerlikon erfindet sich neu

Bei Oerlikon liegt die Beteiligungsquote Vekselbergs dagegen mit 42,7% deutlich höher. Die langfristige Talfahrt der Aktie hat allerdings wenig mit dem Grossaktionär zu tun. 2007 lag der Kurs bei über 100 CHF, fiel jedoch bis 2009 auf 4 CHF – und hat sich seitdem nur zeitweilig erholen können. Aktuell liegt der Kurs unter 4 CHF. Der Geschäftsverlauf ist seit Jahren schwierig. Im Februar 2024 wurde entschieden, die Sparte Chemiefasern innerhalb der folgenden 36 Monate abzuspalten und sich ganz auf die Oberflächenveredlung zu konzentrieren. Das könnte ein neues Momentum in der Kursentwicklung auslösen. Die Aktie könnte aber auch höhere Aufmerksamkeit geniessen, wenn die Sanktionen gegen den Grossaktionär Vekselberg in absehbarer Zeit aufgehoben werden sollten.

Oerlikon Aktie
Die Oerlikon-Aktie befindet sich auf einem Tiefstkurs. Chart: six-group.com

Namhafte Aktionäre helfen bei Swiss Steel auch nicht

Swiss Steel, vormals Schmolz + Bickenbach, ist ein weiteres Trauerspiel an der Börse, obwohl der Aktionärskreis aus illustren Unternehmerpersönlichkeiten besteht. Der Kurs der Aktie stand 2007 bei über 2700 CHF, jetzt 1.67 CHF. Vor kurzem wurde die Entscheidung getroffen, das Delisting von der SIX zu betreiben und den Aktienhandel zukünftig an der Ausserbörse zu organisieren, bspw. auf OTC-X. Bei Swiss Steel liegt der Free-Float bei 11,3%. Hauptaktionär ist AMAG-Eigentümer Martin Haefner mit fast 66%. Weitere Aktionäre sind Peter Spuhler mit 10% sowie Vekselberg mit annähernd 13%. Bei Swiss Steel dürfte der absehbare Wegfall des Vekselberg-Malus einen eher geringen Effekt haben, da das Unternehmen hauptsächlich darum kämpft, in einer Stahlwelt nicht unterzugehen, die von Giganten mit entsprechenden Skaleneffekten dominiert wird.

Fazit

Während der Präsidentschaft von Biden war insbesondere seit der Ukraine-Invasion Russlands 2022 der Fokus auf die Durchsetzung der anti-russsischen Sanktionen gesetzt worden. Dabei waren auch Putin nahestehende Oligarchen im Visier. In der Schweiz hielt sich die Begeisterung sehr in Grenzen. Gerade Vekselberg wurde als Retter und Investor bei etlichen Schweizer Traditionsunternehmen eher als international agierender Brückenbauer zwischen Ost und West gesehen. Obwohl es unzweifelhaft und zwangsläufig Verflechtungen zu Putin gibt, so unterscheidet sich doch Vekselbergs globales Agieren und sein ausgeprägtes kulturelles Engagement von Putins Prioritäten. Putin sieht sich nach eigenem Bekunden in der autoritären und von imperialer Expansion geprägten Tradition von Iwan dem Schrecklichen, Peter dem Grossen und Katharina der Grossen sowie Stalin. Da Trump und Putin ähnliche Ansichten vertreten und die wechselseitige Wertschätzung unverhohlen zum Ausdruck bringen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Auflösung der Task Force KleptoCapture nur ein Vorläufer der weiteren Annäherung der beiden Super-Powers ist. Die neuen Prioritäten der USA hat die Generalstaatsanwältin benannt. Der Kampf des Justizministeriums wird fortan auf Drogen-Kartelle und Gang-Kriminalität konzentriert. Das erfordert, so Pam Bondi, «einen fundamentalen Wechsel im Mind-Set und in der Herangehensweise» der Behörde.

Bis sich der Nebel über den Sanktionen der USA gegen Russland und seine Oligarchen lichtet, kann noch Zeit vergehen. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass Vekselbergs Familie in den USA lebt und der Oligarch schon 2017 persönlich an der ersten Inauguration Trumps zum Präsidenten teilgenommen sowie in der Vergangenheit Geschäfte mit mehreren Trump-Vertrauten getätigt hat. Ob und wie stark sich diese Entwicklung der Entkriminalisierung der russischen Oligarchen dann in den Kursverläufen niederschlägt, bleibt noch offen. Die Chancen, dass mit der Zeit mehr Investoren in die sehr gut laufende Aktie von Sulzer investieren, stehen jedoch gut. Bei den drei anderen Valoren dürften jedoch unternehmensspezifische Herausforderungen respektive, ob und wie gut diese gemeistert werden, die wichtigere Rolle für die weitere Kursentwicklung spielen.

BioVersys: Biotechunternehmen startet mit 36.50 CHF an der SIX

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Seng Chin Mah, BioVersys-Chairman, und Marc Gitzinger, CEO (von links) läuten die Glocke zum IPO. Bild: zvg

Die Anzahl Börsengänge an der Schweizer Börse SIX ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Mit Galderma und Sunrise wagten sich 2024 gleich zwei Schwergewichte aufs Börsenparkett. Junge Wachstumsunternehmen suchte man hingegen vergebens. Das könnte sich nun ändern. Am Freitag gab das Basler Biotech Start-up BioVersys sein Debut an der SIX. Der erste Kurs lag mit 36.50 CHF leicht über dem fixen Ausgabepreis von 36 CHF.

Das IPO sei nicht nur ein bedeutender Meilenstein für BioVersys. Es stärke auch die Position der SIX als führende Life-Sciences-Börse Europas und festige die Rolle der Schweiz als globales Zentrum für Biotech-Investoren, heisst es in einer Medienmitteilung der SIX Group.

80 Mio. CHF frisches Kapital

Im Rahmen des Börsengangs wurden 2’222’221 neue Namenaktien im Publikum platziert, was bei einem Ausgabepreis von 36 CHF pro Namenaktie rund 80 Mio. CHF an frischen Mitteln entspricht, die dem Unternehmen zufliessen. Ein grosser Teil des Erlöses soll in das führende Produkt BV100 zur Bekämpfung von im Krankenhaus erworbenen Infektionen investiert werden, um es durch die klinische Phase III zu bringen.

«Dank dieser Unterstützung sind wir in der Lage, unsere klinischen Studien und die Pipeline von Arzneimittelkandidaten mit voller Geschwindigkeit voranzutreiben. Wir bleiben weiterhin fest entschlossen, dringend benötigte neue Antibiotika zu schwer kranken Patientinnen und Patienten weltweit zu bringen», so Marc Gitzinger, der CEO des Unternehmens.

Das IPO sei ein gutes Beispiel dafür, wie ein Biotech-Unternehmen einen Börsengang an SIX Swiss Exchange einem Börsengang in Übersee vorziehe, so Bjørn Sibbern, CEO SIX. Die SIX sei sehr stolz darauf, BioVersys in dieser nächsten Phase seines Wachstumskurses zu unterstützen.

Die Kursentwicklung in den ersten Stunden zeigte allerdings, dass ein Börsengang für ein Wachstumsunternehmen aus der Biotech-Branche kein Selbstläufer ist. Zwischenzeitlich fiel der Kurs unter den Ausgabepreis von 36 CHF.

Regionalbanken: BBO Bank und Bank im Thal verzeichnen 2024 weiteres Wachstum

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Die neue Schalterhalle der BBO Bank in Meiringen. Bild: zvg
Die neue Schalterhalle der BBO Bank in Meiringen. Bild: zvg

Weitere Regionalbanken haben in der letzten Woche ihre Jahreszahlen publiziert. Bei der BBO Bank im Berner Oberland und auch der im Mittelland ansässigen Bank im Thal legten Ausleihungen und damit die Bilanzsumme stärker zu als die Kundengelder auf der Passivseite. Unter dem Strich verdienen die kleineren Regionalbanken etwas weniger.

BBO Bank

Bei der im östlichen Berner Oberland ansässigen BBO Bank erhöhte sich die Bilanzsumme um 3,1% auf 702 Mio. CHF. Die Ausleihungen legten um 24.7 Mio. CHF zu, wobei den grössten Anteil davon wiederum die Hypothekarforderungen mit einem Plus auf 557.9 Mio. CHF verzeichneten. Die Kundengelder gingen hingegen um 3,4% auf 464.4 Mio. CHF zurück, was auf die Umschichtungen in Festgelder und Kassenobligationen (+87%) sowie Anlageprodukte zurückzuführen ist. Die Depotvolumen konnten gemäss einer Medienmitteilung der Bank um 8,3% gesteigert werden.

Trotz der höheren Ausleihungen gelang es nicht, den Netto-Zinserfolg zu steigern. Dieser ging um 0,7% auf 7.6 Mio. CHF zurück. Im zinsindifferenten Geschäft legte die BBO Bank hingegen zu: Sowohl die Erträge aus Kommissionen und Dienstleistungen (+5,6%) als auch der Handelsertrag (+29,4%) stieg merklich an. Der Bruttoertrag erhöhte sich um 0,6% auf 9.6 Mio. CHF. Hier leistet der übrige ordentliche Erfolg mit 725’000 CHF, der auch die Mieteinnahmen der bankeigenen Wohn- und Geschäftshäuser in Meiringen und Brienz enthält, einen wichtigen Beitrag. Aufgrund eines höheren Geschäftsaufwands von 6.0 Mio. CHF (+4,7%) lag der Geschäftserfolg mit knapp 2 Mio. CHF (-5,1%) unter dem Vorjahreswert. Der Reingewinn bleibt mit 500’000 CHF gleich, nachdem knapp 1.4 Mio. CHF den Reserven für allgemeine Bankrisiken zugewiesen wurden.

Chart BBO Bank Feb 25
Kursverlauf der BBO-Aktie im letzten Jahr. Chart: otc-x.ch

Zur Dividende wurden keine Aussagen gemacht. Im Vorjahr zahlte die BBO Bank 2.80 CHF je Aktie, was auf Basis der letztbezahlten Kurse auf OTC-X von 175 CHF einer Rendite von 1,6% entspricht.

Clientis Bank im Thal

Die zur Clientis Bankengruppe gehörende Bank im Thal gehört mit einer Bilanzsumme von 403 Mio. CHF zu den kleinen Regionalbanken. Sie blickt in diesem Jahr auf ihr 140-jähriges Bestehen zurück. Gegründet wurde sie 1885 von 24 Sparern im Schulhaus als Sparverein Balsthal-Klus, wie dem neuesten Geschäftsbericht zu entnehmen ist. In dem Geschäftsbericht formulieren Geschäftsleitung und Verwaltungsrat auch ihre neue Vision und weisen auf die vier Werte tatkräftig, heimatverbunden, aufmerksam und leidenschaftlich hin, deren Anfangsbuchstaben das Wort Thal ergeben.

Tatkräftig war das Team der Bank auch im Geschäftsjahr 2024. Die Hypothekarforderungen stiegen um 2,0% auf 331 Mio. CHF an, während die Kundeneinlagen um 4,8% auf 235 Mio. CHF zurückgingen. Auch bei der Bank im Thal zeigt sich, dass Kassenobligationen wieder beliebter geworden sind. Diese legten um 80% gegenüber dem Vorjahr zu. Insgesamt erhöhte sich die Bilanzsumme um 2,9% auf 403 Mio. CHF.  Der Deckungsgrad der Ausleihungen durch die Kundengelder liegt bei 76,8%.

Chart Clientis Bank im Thal Feb 25
Nach einem kräftigen Taucher verläuft der Kurs der Clientis Bank im Thal wieder aufwärts. Chart: otc-x.ch

Auch bei der Bank im Thal schlägt sich in der Erfolgsrechnung der deutlich höhere Zinsaufwand nieder, was zu einem Rückgang des Netto-Zinserfolgs um 1,9% auf knapp 4.6 Mio. CHF führte. Die Erträge aus Kommissionen und Dienstleistungen bewegten sich mit 661’000 CHF auf dem Vorjahresniveau, während das Handelsgeschäft mit 175’000 CHF deutlich mehr als im Vorjahr (123’000 CHF) beisteuerte. Höhere Aufwendungen führten schlussendlich zu einem Geschäftserfolg, der mit 1.8 Mio. CHF um knapp 16% unter dem Vorjahreswert lag. Die Bank weist in ihrem Geschäftsbericht allerdings darauf hin, dass 2023 ein ausserordentlich gutes Jahr gewesen und der Geschäftserfolg mit 1.8 Mio. CHF immer noch überdurchschnittlich sei.

Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 565’000 CHF (+2,0%). Die Aktionäre sollen wiederum eine Dividende von 9 CHF je Aktie erhalten, was bei Kursen von 565 CHF einer Rendite von 1,6% entspricht. Die Aktien werden nicht nur auf OTC-X, sondern auch bei der Gesellschaft direkt gehandelt.

Leihkasse Stammheim

Etwas weniger dynamisch als bei vergleichbaren Regionalbanken lief das Ausleihungsgeschäft im Geschäftsjahr 2024 bei der Leihkasse Stammheim. Die Volumina bei den Krediten und Hypotheken erhöhten sich um 1,4 % auf 444.1 Mio. CHF.  Weniger stark, aber immer noch mit einem Plus von 0,5% auf 384.3 Mio. CHF, erhöhten sich die Kundengelder. Dies führte zu einem Deckungsgrad von 86,5%. Zur weiteren Finanzierung wurden Pfandbriefdarlehen im Umfang von 11 Mio. CHF aufgenommen. Die Bilanzsumme stieg um 2,8% auf 546.5 Mio. CHF.

Der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft ging um 8,8% auf 5.9 Mio. CHF zurück. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft fiel der Erfolg hingegen mit 1.2 Mio. CHF um 18,2% höher als im Vorjahr aus, ebenso im Handelsgeschäft. Der Geschäftsertrag stellte sich auf 7.5 Mio. CHF ein und lag damit um 3,4% unter dem Vorjahreswert. Auch bei der Leihkasse Stammheim übertraf der Geschäftsaufwand mit 3.8 Mio. CHF den Vorjahreswert von 3.6 Mio. CHF (+6,4%), was schlussendlich zu einem niedrigeren Geschäftserfolg von knapp 3.2 Mio. CHF (-4,2%) führte. Der Gewinn erreichte mit 1’055’000 CHF das Vorjahresniveau.

Chart Leihkasse Stammheim Feb 25
Nach Ausschlägen gegen oben und unten scheint sich der Kurs der Leihkasse Stammheim erholt zu haben. Chart: otc-x.ch

Bei einer gleichbleibenden Dividende von 29 CHF, die im Vorjahr gezahlt wurde, liegt die Rendite bei 1,9%.

Fazit

Wie bereits in unserem ersten Beitrag zu den Geschäftszahlen der Regionalbanken zeigt sich gerade bei den kleineren Instituten, dass sie im Geschäftsjahr 2024 zwar wieder gewachsen sind, aber das Volumenwachstum die höheren Zinskosten nicht ausgleichen konnte. Hier muss allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass 2023 ein ausserordentlich gutes Jahr für viele Banken war. Dennoch ist festzustellen, dass nicht nur die Zinskosten, sondern auch höhere Aufwendungen teilweise zu einer Verschlechterung der Cost/Income Ratio geführt haben. Ebenso wird die Refinanzierung über Kundengelder nicht einfacher. Hier scheint es, als ob die grösseren Institute, insbesondere auch die Kantonalbanken, aber auch Banken wie Valiant, die bessere Ausgangslage hätten. Sie dürften auch stärker vom Ende der CS durch Neukunden und Kundengelder profitiert haben, die neben der UBS noch eine zweite Bankbeziehung gesucht haben. Zudem sind gerade bei den grösseren Instituten die Erträge noch stärker diversifiziert. 2025 dürfte für die meisten Regionalbanken daher ein anspruchsvolles Jahr werden.

Swiss Steel Group: Wie geht es weiter mit dem Delisting von der SIX?

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Stabstahl-Lager bei Swiss Steel. Bild: swisssteel-group.com

Im Januar entschied sich Swiss Steel, seine Aktien von der SIX Swiss Exchange zu nehmen. Diese Entscheidung kam nicht überraschend, da das Unternehmen bereits zuvor mit den schwierigen finanziellen und strukturellen Bedingungen konfrontiert war, die durch die Börsennotierung zusätzlich belastet wurden.

Abstimmung zum Delisting am 17. Februar

In einer ausserordentlichen Generalversammlung der Swiss Steel vom 17. Februar 2025 wird das Delisting nun zur Abstimmung gestellt. Wenn es im Gremium genehmigt wird, wird der formelle Antrag bei der SIX eingereicht. Bei der Genehmigung bestimmt SIX Exchange Regulation das Datum der Dekotierung sowie den letzten Tag, an dem die Aktien noch an der SIX gehandelt werden können. Der Entscheid liege somit im Ermessen der SIX Exchange Regulation, darauf macht Gerda Königstorfer, Senior Director Group Communications bei der Swiss Steel Group, aufmerksam.

Gemäss den zugrundeliegenden Bestimmungen erfolge die Dekotierung frühestens ca. 4 Monate bis spätestens 12 Monate nach Einreichung des Dekotierungsgesuchs bei der SIX, so Königstorfer.

Geringe Handelsvolumina und deutliche Verringerung des Streubesitzes

Einer der Hauptgründe für das Delisting ist das geringe Handelsvolumen der Swiss-Steel-Aktien auf der SIX. Das Unternehmen hatte in den letzten Jahren nur eine geringe Marktliquidität und einen schwachen Handel seiner Aktien verzeichnet.

«Die Entscheidung beruht auf der Aktionärsstruktur und der geringen Handelsaktivität. Nach der Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr hat sich der Streubesitz unserer Aktien deutlich verringert, und die Handelsvolumina sind minimal. Die Vorteile einer Börsennotierung wiegen die damit verbundenen Verwaltungskosten und den Aufwand nicht mehr auf. Das Delisting ist ein zukunftsorientierter Schritt, um die Abläufe zu vereinfachen und Ressourcen auf strategische Prioritäten zu lenken», begründet Königstorfer den Abschied von der SIX.

Aktionärsstruktur der Swiss Steel
Aktionärsstruktur der Swiss Steel. Die GravelPoint Holding von Amag-Besitzer Martin Häfner hält als grösster Aktionär 65,75% der Anteile an dem Unternehmen. Quelle: swisssteel-group.com

Keine Sparmassnahme

Durch die freiwillige Dekotierung könne die Swiss Steel Group Ressourcen gezielter auf die laufende Restrukturierung und operative Verbesserungen konzentrieren, wodurch die Ziele der Strategie SSG 2025 unterstützt würden. Königstorfer: «Die Dekotierung basiert auf einer strategischen Abwägung von Kosten und Nutzen und ist keine reine Sparmassnahme.»

Und wie geht es nach dem Delisting weiter? «Swiss Steel Group plant, eine Möglichkeit zum ausserbörslichen Handel anzubieten. Hierfür prüft Swiss Steel Group derzeit verschiedene Optionen und wird zu gegebener Zeit Informationen bereitstellen», so Gerda Königstorfer.

Fazit

Das Delisting von Swiss Steel von der SIX Swiss Exchange ist ein strategischer Schritt, der sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus operativer Sicht Sinn macht. Es spiegelt die Notwendigkeit wider, die finanziellen Belastungen zu verringern und sich stärker auf die interne Restrukturierung und Marktanpassung zu konzentrieren. Auch wenn der Schritt die Wahrnehmung des Unternehmens in der Öffentlichkeit reduziert, bietet er Swiss Steel die Möglichkeit, sich neu zu orientieren und langfristig auf eine stabilere Basis zu stellen. Für Aktionäre und Investoren bedeutet dies eine Umstellung, aber auch die Chance, an einer langfristigen Neuausrichtung des Unternehmens teilzuhaben.

Swiss Steel Group plant nach eigenen Aussagen, eine Möglichkeit zum ausserbörslichen Handel anzubieten. Dafür käme in erster Linie ein Listing auf OTC-X der BEKB in Frage. Bisher ist dazu allerdings noch keine Anfrage gestellt worden, heisst es aus BEKB-Kreisen.

Ein Listing auf OTC-X wäre sicher die richtige Entscheidung, um die gut 10% der Aktien im Streubesitz weiterhin handelbar zu halten. Viele Unternehmen, deren Aktionariat eine ähnliche Struktur wie das von Swiss Steel aufweist – also wenige Grossaktionäre und geringer Free Float – sind bereits Mitglieder der OTC-X-Familie.

Chart Swiss Steel Jan 25
Kursverlauf der an der SIX gehandelten Aktie der Swiss Steel Group AG in den letzten drei Jahren. Quelle:six-group.com

WWZ: Dividende soll für 2024 auf 40 CHF je Aktie angehoben werden

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Die WWZ-Gruppe baut das Fernwärmenetz in der Region weiter aus: Bild: wwz.ch
Die WWZ-Gruppe baut das Fernwärmenetz in der Region weiter aus. Bild: wwz.ch

Das Zuger Versorgungs- und Telekom-Unternehmen WWZ AG publizierte erste Angaben zum Geschäftsjahr 2024. Gemäss einer Medienmitteilung soll das Konzernergebnis das Vorjahr übertreffen und die Dividende von 33 auf 40 CHF je Aktie angehoben werden.

Im zweiten Halbjahr habe das Unternehmen in Folge kühlerer Temperaturen und des fortschreitenden Ausbaus der Fernwärme einen höheren Energieabsatz verzeichnet, heisst es in der Mitteilung. Stabil entwickelte sich 2024 der Stromabsatz in der Grundversorgung. Dies trotz des zunehmenden Eigenverbrauchs von dezentral produziertem Strom der Kunden. Insgesamt konnte die Margen ausgeweitet werden. Positiv hat sich auch die Beilegung eines Rechtsstreits auf das Segment Elektrizität ausgewirkt.

EBITDA und EBIT über Vorjahr

Das Segment Elektrizität profitiert von der positiven Beilegung eines Rechtsstreits mit Alpiq, was zu einer Vergleichszahlung an die WWZ-Gruppe in Höhe von 50 Mio. CHF geführt hat.  Gemäss Angaben in der Medienmitteilung sollen EBITDA und EBIT über dem Vorjahr liegen. Der Beitrag aus den Beteiligungen und den Kapitalanlagen soll sich 2024 sehr gut entwickelt haben, sodass das Konzernergebnis das Vorjahr übertreffen wird. «Dank des guten Ergebnisses und der stabilen Geschäftsaussichten schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung im Mai 2025 eine Erhöhung der Dividende von 33 auf 40 Franken vor», heisst es in der Medienmitteilung. Konkrete Zahlen gab WWZ in der Mitteilung noch keine bekannt. Diese werden erst am 8. April 2025 veröffentlicht.

Aktienkurs WWZ AG
Der Kurs der WWZ-Aktie hat sich im vergangenen Jahr zwar stabilisiert, ist seit Jahresbeginn 2025 allerdings wieder etwas zurückgekommen. Chart: otc-x.ch

Die Aktien der WWZ AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 985 CHF für eine Aktie bezahlt. Auf Basis dieses Kurses errechnet sich eine Dividendenrendite von 4,1%.

Hinweis in eigener Sache: Andreas Ronchetti, CEO der WWZ AG, und Marcel Fähndrich, Leiter Energie, werden im Rahmen des Branchentalk Immobilien am 1. April 2025 in Cham über die Energiezukunft sprechen. Weitere Informationen und Anmeldung: schweizeraktien.net/branchentalk-immobilien-1-april-2025/

Schweizer Aktien Favoriten 2025: Starker Januar lässt Kursfantasien wachsen

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Nicht nur Bienen, auch gewisse Vögel gelten als Bestäuber. Bild: stock.adobe.com

So verhalten die Performance der Schweizer Leit-Indizes im Vorjahr ausfiel, so kraftvoll stürmten die Bullen die Zürcher Börsen-Arena im Januar. Nach fast 9% Anstieg beim SPI innert Monatsfrist kündigt sich ein phänomenaler Bullenmarkt an, wenn der vielzitierte Januar-Indikator hält, was er zu versprechen scheint.

Börsenregeln haben viel mit Wahrscheinlichkeiten zu tun, so auch der Januar-Indikator. Der wurde erstmals 1967 in der Börsenliteratur erwähnt. Ein positiver Januar würde, so die Theorie, auch zu einer guten Jahresperformance führen. In den 91 Jahren zwischen 1928 und 2019 erwies sich der Indikator 63mal als zutreffend. Allerdings war auch die Börsen-Performance in 75% der betrachteten Zeitspanne positiv.

Breiter Anstieg der Schweizer Börse

Auch die weiteren Indizes zogen mit. Der Small- und Mid-Cap-Index SPIEXX liegt 6,6% höher als am Jahresbeginn. Das heisst, dass nicht nur Richemont, Novartis, Swiss Re und sonstige Large- und Mega-Caps an der Börse gefragt waren, sondern auch Small- und Mid-Caps. Am ausserbörslichen Aktienmarkt zog der OTC-X Liquidity Index nach einer negativen Performance 2024 nun im Januar um 0,7% an.

SPIEXX Feb 25
Höchstes Niveau seit 2022 beim SPIEXX. Chart: six-group.com

Ende des Überschwangs an der US-Börse?

Das könnte der Beginn einer Rotation aus hochbewerteten US-Aktien in unterbewertete europäische Titel sein. Und aus überbewerteten Sektoren, vor allem Technologie, in vernachlässigte Industrien. Erste internationale Investoren scheinen bereits zu realisieren, dass der Trump-Überschwang der meisten Marktteilnehmer zu bröckeln beginnt. Pessimistische Zins-Auguren erwarten nur noch einen Zinssenkungsschritt der Fed in 2025, wegen den absehbar inflationären Effekten der nun erhobenen und angekündigten Zölle. Die treffen Konsumenten und Unternehmen in den USA. Auch der höhere USD entwickelt sich zum Problem für die US-Wirtschaft.

Rotation in unterbewertete europäische Aktien?

Europa dürfte dagegen gerade wegen der aktuellen Konjukturschwäche weitere Zinssenkungen erleben, was die Börsen stimulieren sollte. Dieser Effekt hat sich immer wieder als entscheidender für die unmittelbar bevorstehende Börsenentwicklung erwiesen als die sequenzielle Entwicklung der Unternehmensgewinne. Langfristig betrachtet zeigen Aktien von Unternehmen mit hohen und konstanten Gewinnsteigerungen jedoch die beste Performance.

Chart Galderma Feb 25
Höhenflug bei der Aktie von Galderma seit IPO. Chart: six-group.com

Gewinner und Verlierer

Trotz der starken Börsentendenz gibt es jedoch weiterhin Gewinner und Verlierer an der Börse. Während Galderma von positiven Studienergebnissen untermauert den Höhenflug fortsetzte und auch Ypsomed sowie SIG Group jeweils um die 10% markant anstiegen, verlor Barry Callebaut 16,8% auf nur noch 1000 CHF, den tiefsten Kurs der letzten 10 Jahre. Den Hauptgrund bildet die Trockenheit in Westafrika, die schlechte Kakao-Ernten erwarten lässt. Das wäre das vierte Jahr in Folge mit einem Defizit, was die bereits deutlich angestiegenen Kakao-Preise noch höher treiben könnte. Die Lagerbestände fallen. In US-Hafenstädten sind die Kakao-Lager auf ein 21-Jahres-Tief gefallen. Für die überproportionalen Preissprünge an den Warenbörsen sind aber auch spekulative Kräfte verantwortlich, die schnelle Gewinne suchen, was die hohe Volatilität erklärt.

Schwieriger Markt – intakte Perspektiven

Bei Barry Callebaut stieg der Umsatz im jüngsten Quartal um 54% auf 3.5 Mrd. CHF, die Volumina waren leicht rückläufig. Die Marktbedingungen bleiben schwierig, doch die Perspektiven des Weltmarktführers werden dadurch nicht schlechter. Werksschliessungen, neue Investitionen, Effizienz- und Sparprogramme lassen für die kommenden Jahre überproportionale Gewinnsteigerungen erwarten, die im aktuellen Kursniveau nicht reflektiert sind.

Zahlenreigen beginnt

Die SKAN Holding meldete die vorläufigen Eckdaten des Geschäftsjahres 2024. Demnach kletterte der Umsatz um 12,5% auf 360 Mio. CHF, der Auftragseingang erhöhte sich um über 20% auf ebenfalls 360 Mio. CHF. Das EBITDA wird mit 56 Mio. CHF beziffert, ein Anstieg um mehr als 10%. Detaillierte Zahlen werden am 25. März publiziert. Bei Geberit blieb der Umsatz 2024 bei 3.1 Mrd. CHF praktisch unverändert, trotz starkem Gegenwind. Die EBITDA-Marge wird leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Der Jahresabschluss wird am 6. März vorgelegt.

Auftriebskräfte setzen sich an der Ausserbörse durch

Auch an der Ausserbörse kommen die Auftriebskräfte zurück. Im Januar wurde auf OTC-X zudem mit 22.2 Mio. CHF Umsatz bereits ein Zehntel des rekordhohen Umsatzes des Vorjahres erzielt. Weiterhin steht wohl ein weiterer prominenter Neuzugang bevor. Swiss Steel wird sich von der SIX zurückziehen, nicht zuletzt aus Kostengründen. Der Aktienhandel könnte dann jedoch auf OTC-X weiterlaufen. Titel wie Bobst und Perlen Industrieholding, die von der SIX auf OTC-X wechselten, haben dort den Handel wesentlich belebt. Bei den vier Favoriten der Ausserbörse gab es im Januar keine kursrelevanten Nachrichten. Die Aktien konnten dennoch um durchschnittlich 1% zulegen.

BioVersys IPO: Kampf den tödlichen Keimen

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Immer mehr Bakterien sind resistent gegen herkömmliche Antibiotika. Bioverys entwickelt neuartige Medikamente für diesen und weiter Anwendungsbereiche. Bild: stock.adobe.com
Immer mehr Bakterien sind resistent gegen herkömmliche Antibiotika. Bioverys entwickelt neuartige Medikamente für diesen und weitere Anwendungsbereiche. Bild: stock.adobe.com

Nun kommt mit dem Baseler Biotech-Unternehmen BioVersys das erste IPO des Jahres an der SIX. Es ist ein 2008 ausgegründeter Spin-out der ETH Zürich, der vom Pharma-Multi GSK cofinanziert wird. Der Emissionserlös soll überwiegend in die Phase III Studie des Lead-Kandidaten BV100 investiert werden.

Seit langer Zeit ist BioVersys das erste Schweizer Biotech-Unternehmen, das an die Heimatbörse geht. Es ist auch das erste Mal seit langem, dass ein Börsengang in der Schweiz zu einem Festpreis durchgeführt wird. Bis Mittwoch, 05. Februar, reicht die Zeichnungsfrist. Der Ausgabepreis wurde auf 36 CHF je Aktie festgesetzt. Zur Zeichnung stehen 2’083’333 Aktien zuzüglich 138’888 Aktien als Over-Allotment Option. Werden alle Aktien gezeichnet, fliessen der Gesellschaft 80 Mio. CHF zu. Die Market Cap stellt sich dann auf 213 Mio. CHF. Die Aktionäre GSK und AMR Fund investieren beim IPO nochmals 19.5 Mio. CHF, wovon 16 Mio. CHF auf den AMR Fund entfallen. Der AMR Fund ist auf Investitionen im Umfeld antimikrobieller Resistenzen fokussiert.

Der Free-Float wird sich auf bis zu 28% belaufen. Management und Direktoren unterwerfen sich einer Lock-up-Periode von 360 Tagen, bei sonstigen Aktionären sind es 180 Tage. Obwohl das Volumen überschaubar bleibt, sind Citi, UBS und Stifel im Konsortium. Selling Agents sind darüber hinaus Octavian und Mirabaud. Erster Handelstag ist voraussichtlich der 07. Februar. Am 10. Februar wird die Aktie in den SPI-Index aufgenommen.

Herausforderung: Antimikrobielle Resistenzen

Es braucht schon eine gute Story, um derzeit am Neuemissionsmarkt die Aufmerksamkeit der Investoren zu gewinnen. Und BioVersys hat eine gute Story, die zu überzeugen vermag. Die Covid-Pandemie hat eindrücklich vor Augen geführt, wie Gesellschaft und Wirtschaft rund um den Globus von winzigen Viren in die Knie gezwungen wurden. Was wenig bekannt ist: Rund 20% der in Kliniken eingewiesenen Covid-Patienten haben sich dort mit multiresistenten Super-Bakterien infiziert, was bei nicht wenigen zum Tod führte. Ähnlich ist es bei der Krebs-Therapie. Die zweithäufigste Todesursache der jährlich 9.8 Mio. Krebs-Patienten in Chemo-Therapie sind Infektionen mit multiresistenten Erregern wie S.aureus oder A-baumannii. Laut einer 2022 in der Wissenschaftspublikation «The Lancet» veröffentlichten Studie starben 2019 weltweit 1.27 Mio. Patienten direkt an Infektionen durch MDR-Erreger, wobei MDR für Multi-Drug-Resistant steht. Bei weiteren 5 Mio. Patienten waren solche Infektionen wesentlich für das Ableben mitverantwortlich.

Infektionskrankheiten bremsen Wachstum

Der volkswirtschaftliche Schaden durch Infektionskrankheiten wird gemeinhin unterschätzt. Das zeigt sich nicht nur daran, dass seit Jahrzehnten keine neuen antibakteriellen Wirkstoffklassen entdeckt oder entwickelt wurden, sondern auch daran, dass eigentlich nur noch die amerikanische Merck, Astra-Zeneca und GSK sowie Roche, Pfizer und Shionogi in dem Indikationsgebiet aktiv sind. Alle anderen Big-Pharma-Unternehmen haben sich sukzessive von der Forschung & Entwicklung verabschiedet. Erst die Covid-Pandemie hat bei Big Pharma zu neuem Interesse an Infektionskrankheiten geführt. Insofern ist es ein kluger Zug von BioVersys, GSK als Partner gewonnen zu haben. Das erschliesst zugleich das globale Distributionsnetz des Pharma-Multis. GSK plant Investitionen von 1 Mrd. USD in das Indikationsgebiet. In Zahlen gefasst wird von Experten erwartet, dass ab 2030 jährliche Kosten von weltweit 1 Billion USD durch MDR-Keime entstehen. Dies würde, so die Prognose, 1,1 Prozentpunkte vom globalen Wirtschaftswachstum aufzehren. Allein für die USA werden die Kosten auf 55 Mrd. USD jährlich geschätzt.

Aktueller Vogelgrippe-Ausbruch in den USA

Gleich zwei Infektionskrisen, die derzeit in den USA grassieren, lenken den Blick der Öffentlichkeit und auch der Investoren erneut auf das enorme Risiko, das Epidemien und Pandemien darstellen. Seit Monaten schon greift die Vogelgrippe in den USA um sich. Mehr als 100 Mio. Hühner wurden bereits getötet, aber auch Enten und andere Nutztiere sind betroffen. Der Preis für Eier ist in den USA deshalb bereits um fast 40% gestiegen. Es handelt sich um die neue und aggressivere Variante H5, die auf Wildvögel, aber auch auf Säugetiere wie Seelöwen, Delfine, Bären und Nager übergreift. Laut Experten besteht die Gefahr, dass die Welt nur eine Mutation vor einer Pan-Zoonose steht, d.h. das Virus springt von einer Spezies auf andere über. Bisher wurden 66 Fälle menschlicher Infektion in den USA von der CDC dokumentiert. Die Berichterstattung dazu in den Massenmedien ist kaum wahrnehmbar.

Aktueller Tuberkulose-Ausbruch in Kansas

Das gilt auch für den aktuellen Tuberkulose-Ausbruch in Kansas. Laut der US-Seuchenschutzbehörde CDC handelt es sich um 67 aktive Fälle, die seit 2024 aufgetreten sind. 384 Kontaktpersonen werden in einem Monitoring-Programm überwacht. TBC ist extrem ansteckend und wird über die Luft übertragen. Die Krankheit kann bei Infizierten erst nach Jahren mit Symptomen ausbrechen, jedoch ab der Erstinfektion an andere übertragen werden. 79 solcher latenter Infektionen wurden in Kansas seit letztem Jahr diagnostiziert. Es ist einer der schlimmsten TBC-Ausbrüche, die je in den USA verzeichnet wurden. Insgesamt wurden 2024 von der CDC 8649 Fälle in den USA erfasst. Laut WHO hat TBC bereits 2023 Covid-19 als Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen abgelöst.

Konzentration auf die gefährlichsten Erreger

Während die meisten neuen am Markt eingeführten Produkte auf MRSA-Keime abzielen, hat BioVersys sich auf spezifische Bakterien bei spezifischen Infektionen mit besonders hoher Sterblichkeitsrate fokussiert. Der Lead-Kandidat BV100 zielt auf sogenannte Hospital Infektionen, insbesondere Acinetobacter baumannii, ab. Diese betreffen hauptsächlich Infektionen von Lunge und Blutkreislauf. 50% der betroffenen Patienten sterben, da die Pathogene gegen die bisher eingesetzte Wirkstoffklasse der Carbapeneme, oder Reserve-Antibiotika, inzwischen zu 40% bis 70% resistent sind.

Markant verbesserte Überlebensraten

Das Besondere an dem Wirkstoff Rifabutin ist, dass er bereits seit Jahrzehnten erfolgreich und problemlos eingesetzt wird. 2018 entdeckten Forscher der University of Southern California, dass Rifabutin unter bestimmten Bedingungen sehr aktiv gegen A. baumannii ist. BioVersys lizenzierte das Konzept und konzentrierte die Forschung auf die weitere Entwicklung. Es zeigte sich, dass die Wirksamkeit durch einen neuen biotechnologischen Wirkmodus und die Verabreichung durch Injektion deutlich verbessert werden konnte. Die bisherigen Studien zeigen, dass bei einer optimierten, mit BV100 ergänzten Therapie aus mehreren Wirkstoffen die Überlebensraten um das Doppelte bis Vierfache erhöht werden konnten. Der «medical need» ist sehr überzeugend, und die erhöhte Wirksamkeit soll nun durch die Phase III Studie untermauert werden. Der adressierbare Markt für 2027 wird auf 4.8 Mrd. USD geschätzt. Die Peak Sales für BV100 erwartet BioVersys bei 800 Mio. USD.

Kriegsseuche Tuberkulose

Durch das Wiederaufflackern der TBC nicht nur in den USA, sondern ebenfalls in den Kriegsgebieten in der Ukraine, im Nahen Osten und Afrika hat auch der zweite fortgeschrittene Wirkstoff-Kandidat von BioVersys ungewollt Aktualität erlangt. Laut WHO gibt es jährlich weltweit 10 Mio. TB-Infektionen und 1.3 Mio. Todesfälle. Alpibectir wirkt speziell gegen Tuberkulose-Meningitis und MDR-Tuberkulose. Es handelt sich um eine neue chemische Entität (NCE), die gemeinsam mit dem Pasteur Institut in Lille, der Universität Lille und GSK entwickelt wurde. Alpibectir befindet sich in Phase IIb der klinischen Versuchsreihen. Es wird in Kombination mit anderen Therapeutika verabreicht. Basierend auf den Prognosen wird für 2028 ein adressierbares Marktvolumen von 1.1 Mrd. USD erwartet. Die Peak Sales für Alpibectir sieht BioVersys bei 400 Mio. USD.

Globale Märkte

Bei beiden Lead-Kandidaten werden zwei unterschiedliche Märkte bedient. Europa, USA und weitere entwickelte Länder sind durch eine vergleichsweise geringere, wenngleich stark zunehmende Anzahl von Infektionen gekennzeichnet. Aufgrund der hohen Behandlungskosten von mehreren hunderttausend USD pro Patient sind die auszuhandelnden Preise für wirkungsvolle neue Therapeutika entsprechend höher, insbesondere dann, wenn eine neue Therapie die Überlebensraten deutlich erhöht und so den Gesundheitssystemen eskalierende Kosten erspart. In China und den Emerging Markets ist dagegen die Anzahl der Infektionen um ein Vielfaches höher. Die Therapie-Kosten müssen hier entsprechend niedriger ausfallen, dafür liegen die benötigten Dosen vielfach höher.

Chancen und Risiken

BioVersys liefert, bei erfolgter Zulassung, wirkungsvolle Therapeutika, die buchstäblich über Leben oder Tod bei Infizierten entscheiden können. Und jeder kann ins Krankenhaus kommen und den gefährlichen Pathogenen ausgesetzt sein. Wenn auch nur Teillösungen für die optimierte Therapie geliefert werden, deren verbesserte Wirksamkeit begründet eine starke Nachfrage. Mit GSK als globalem Distributionspartner und drei BioVersys-Tochtergesellschaften in den USA, Frankreich und China sind beste Voraussetzungen für eine rasche Marktpenetration gegeben. Die Chancen auf Zulassung durch die FDA und andere Arzneimittelbehörden sind besser als bei den meisten Biotech-Therapeutika. Beim Lead-Kandidaten wird die Phase III Studie die gleichen überzeugenden Ergebnisse wie die Phase II Studie bringen, denn es ist dasselbe Studien-Design. Sie umfasst allerdings mehr Teilnehmer und soll so die Werte validieren. Dazu kommt, dass Therapeutika im Indikationsgebiet Infektionskrankheiten, die es bis zur Phase III geschafft haben, mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% auch zugelassen werden. Im Indikationsgebiet Onkologie liegt der Vergleichswert bei 36%. Das Ende der Phase III Studie bei BV100 wird für das zweite Halbjahr 2027 erwartet. Beim zweiten Kandidaten Alpibectir wird für das erste Halbjahr 2027 der Start der Phase III Studie angestrebt. Das Unternehmen erzielt bisher keine nennenswerten Umsätze und hat in den letzten fünf Jahren Verluste im Bereich 4 CHF bis 6 CHF je Aktie verzeichnet. Ende September 2024 lag der Liquiditätsbestand bei 23.6 Mio. CHF. Das Eigenkapital summierte sich auf 9.8 Mio. CHF, die Bilanzsumme lag bei 38.4 Mio. CHF.

Fazit

Wenn auch die erwarteten Zulassungen der beiden Lead-Kandidaten in der Zukunft liegen, die Chancen stehen relativ gut. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die FDA beiden Lead-Kandidaten «Fast Track Approval» Status verliehen hat. Zudem wurde das exklusive Patent in den USA um jeweils 5 Jahre verlängert. Die Erstzeichner brauchen also Geduld, um die möglichen Früchte ihrer Investition in BioVersys zu ernten. Allerdings ist es bei Biotech Aktien oft so, dass die Börse antizipiert und der Höhenflug schon vor dem eigentlichen Ereignis, der FDA-Zulassung, erfolgt. Die Anlage-Chancen erwachsen aus der geringen Marktkapitalisierung von 213 Mio. CHF und den prognostizierten Umsatzvolumina mit den neuen Therapeutika in Höhe von 1.2 Mrd. USD p.a. In der Entwicklungs-Pipeline befinden sich zudem weitere Kandidaten, die bis in zwei oder drei Jahren ebenfalls Fortschritte verzeichnen können. Die Risiken sind jedoch ebenfalls beträchtlich. Wettbewerber könnten wirksamere Therapien entwickeln und an den Markt bringen, das Preisregime könnte enger als erwartet ausfallen, die Kommerzialisierung könnte sich verzögern, Patentstreitigkeiten könnten aufkommen oder der designierte US-Gesundheitsminister Kennedy könnte seine Feindseligkeiten gegen die FDA ausweiten … Die Liste ist lang und kann im 328-seitigen Prospekt von interessierten Anlegern en detail studiert werden.

Ist die Zeichnung zu empfehlen? Nicht für jeden Anlegertyp scheint der Micro-Cap geeignet. Doch wer den «medical need» und das Marktpotenzial erkennt und einen gewissen Prozentsatz des Portfolios für riskantere Aktien mit entsprechend hohen Chancen für die Wertentwicklung vorgesehen hat, kann ein überschaubares Investment in BioVersys prüfen. Mit dem Emissionserlös ist BioVersys bis 2028 finanziert. Der Aktienkurs kann sich im besten Fall in den nächsten Jahren vervielfachen, aber im schlechtesten Fall auch ins Bodenlose fallen. Die Chancen scheinen jedoch zu überwiegen. Bestenfalls wird ein erfolgreiches IPO eine Initialzündung für Börsengänge junger innovativer Unternehmen an der SIX sein. BioVersys hat 2022 an der Sparks IPO Academy teilgenommen, was zeigt, dass die Bemühungen der SIX um neue Emittenten durchaus fruchtbar sind.

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