In einem anspruchsvollen Umfeld ist es der Spar + Leihkasse Gürbetal auch im Geschäftsjahr 2012 gelungen, sowohl den Bruttogewinn (plus 20% auf 2.2 Mio. CHF) als auch den Reingewinn deutlich zu steigern. Der Reingewinn erreichte 1 Mio. CHF (plus 11.3%). Die Dividende bleibt mit 105/CHF je Aktie auf dem Niveau des Vorjahres. Obwohl das Umfeld für Regionalbanken in Zukunft generell schwieriger werden dürfte, ist die Aktie bei Kursen von 5’000 CHF (G) und 5’140 CHF (B) günstig bewertet. Der Buchwert liegt bei mehr als 8’000 CHF/Aktie. Die Dividendenrendite erreicht solide 2.1%.
Tuwag Immobilien erhöht Dividende
Die in Wädenswil ansässige Tuwag Immobilien AG konnte im per 30.9. beendeten Geschäftsjahr 2011/12 mit 7.9 Mio. CHF einen leicht höheren Geschäftsertrag als im Vorjahr (7.8 Mio. CHF) verbuchen. Der Reingewinn der Immobilien-Treuhandunternehmung, die in der Region Zürich über 8’700 Objekte betreut, lag mit 1.455 Mio. CHF knapp unter dem Vorjahreswert. Für die Generalversammlung am 22. Januar 2013 hat der Verwaltungsrat eine Erhöhung der Dividende auf 300 CHF/Aktie beantragt. Bei Kursen von 15’000 (G) CHF beträgt die Rendite 2%. Das Handelsvolumen der Aktie ist allerdings äusserst gering und die Differenz zwischen Geld- und Briefkursen hoch, so dass ein Investment in diesen Titel sehr gut überlegt sein sollte.
Medibank: Hans-Rudolf Rahm bleibt im VR
Mit pikanten Informationen eröffnete Adrian Leuenberger, seit November 2012 VR-Präsident der Zuger Medibank, die ausserordentliche Generalversammlung (GV) der Gesellschaft am 14. Januar. Einberufen wurde die GV von Minderheitsaktionär Bruno De Nicolò (33% der Stimmen) mit dem Ziel, Hauptaktionär Hans-Rudolf Rahm (49% der Stimmen) aus dem Verwaltungsrat abzuwählen. Dieser hatte im Herbst De Nicolò – den langjährigen Direktor und bisherigen VR-Präsidenten – in einer turbulenten a.o. GV aus dem Amt entfernen lassen. Aufgrund der Stimmenverteilung war von Anfang an klar, dass der 82jährige Rahm trotz seines nicht mehr statutenkonformen Alters im VR verbleiben würde.
Leuenberger berichtete den 24 anwesenden Aktionären von einer Sonderprüfung, welche der VR im November in Absprache mit der Finma beantragt hatte. Diese habe Schwächen bei der bisherigen Compliance und der Corporate Governance zu Tage gefördert. Ebenso soll sich der ehemalige VR-Präsident De Nicolò „übermässig bereichert“ haben. Details werde man an der ordentlichen GV präsentieren. Schwierig sei die Lage insbesondere gewesen, da die Bankenaufsicht Finma aufgrund der Mängel nach Angaben des neuen Verwaltungsratspräsidenten kurz davor gewesen sei, die Bank zu liquidieren. Heute ist die Medibank voll funktionsfähig und gut kapitalisiert. Jedoch verlangt die Finma ein klare Strategie und Nachbesserungen insbesondere in den Bereichen Corporate Governance und Compliance.
Für das Geschäftsjahr 2012 stellte Leuenberger, der früher für die Bank Clariden Leu als Europachef Private Banking tätig war, den Aktionären aufgrund der Vorkommnisse lediglich eine „schwarze Null“ in Aussicht. Die hohe Substanz der Bank sei jedoch nicht gefährdet.
Mit dem neuen CEO der Medibank Stephan Häberle, dem früheren CEO der Liechtensteiner Centrum Bank, möchte der Verwaltungsrat nun die Medibank weiter entwickeln. Häberle sagte am Rande der a.o. GV, dass die Bank mit rund 320 Mio. CHF verwaltetem Vermögen zu klein sei und daher wachsen müsse. Ein weiteres Problem der Bank, dass auch die Finma sehr genau beobachtet, sind die 80 bis 90% (so Häberle) „schwarzes deutsches Geld“.
Für den Aktionär dürfte erst die ordentliche Generalversammlung am 19. April (früher 19. März) Klarheit bringen, wie sich die Medibank weiter entwickeln wird. Bis dahin sind noch alle Szenarien denkbar: eine durch die Finma eingeleitete Liquidation, ein Verkauf der Bank oder das Fortbestehen mit neuer Strategie. Derzeit sieht es danach aus, dass der VR und die neue Geschäftsleitung alles für ein erfolgreiches Fortbestehen tun werden. Die Medibank ist somit ein Banken-Start-up mit Historie, kleiner Kundenbasis und einer hohen Substanz. Bis sich dieses Start-up entwickelt hat, dürften noch zwei bis drei Jahre vergehen. Unklar ist auch, ob Bruno De Nicolò die neue Strategie mitträgt. Obwohl der Aktienkurs für die Inhaberaktien mit CHF 950.- (G) deutlich unter dem Buchwert von CHF 1’816.- notiert, sollten nur sehr risikofreudige Investoren auf diesem Niveau in das Papier investieren.
Zum Start
In der Schweiz gibt es rund 500 Aktiengesellschaften von kleinen und mittleren Unternehmen. Etwa 180 davon werden an der Schweizer Börse SIX gehandelt. Und 322 im ausserbörslichen Handel, u.a. auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank. In diesem Blog möchte ich ab sofort meine Einschätzungen zum Marktgeschehen und zu den einzelnen Titeln abgeben. Diese Einschätzungen sollen den am Nebenwerte-Segment interessierten Investoren als Orientierung dienen, stellen jedoch KEINE Anlageempfehlung dar.
Durch die jetzt beginnende Berichts-Saison und die anschliessend stattfindenden Generalversammlungen der Unternehmen werde ich an dieser Stelle in den nächsten Monaten viele spannende Kommentare liefern. Ich freue mich aber auch auf die Anmerkungen und Kommentare der Leser und eine konstruktive Diskussion.