Acrevis Bank AG: „Die Fusion zahlt sich nun aus“

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Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Acrevis Bank AG
Stephan Weigelt, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Acrevis Bank AG. Bild: zvg

Die Ostschweizer Regionalbank acrevis Bank AG ist im letzten Jahr wieder gewachsen. Dank der Akquisition der Sparkasse Wiesendangen, aber auch aufgrund einer starken Zunahme der Hypothekarkredite um 9.1%, gelang es der Bank, die Bilanzsumme um 8.1% auf knapp 3.8 Mrd. CHF auszuweiten und den Gewinn auf allen Stufen zu steigern. Der Reingewinn erreichte 17.3 Mio. CHF (plus 1.1%). Für 2013 wird wieder eine Dividende von 32 CHF je Aktie beantragt. Dass es acrevis entgegen dem Branchentrend auch gelang, den Erfolg aus dem Zinsengeschäft um 10% zu steigern, sei laut CEO Stephan Weigelt eine Folge der in 2011 erfolgten Fusion aus swissregiobank und Bank CA St. Gallen. Im Interview mit „schweizeraktien.net“ erklärt Weigelt auch, dass sich aus dem Effizienzsteigerungsprogramm FIT in diesem Jahr positive Effekte auf der Aufwandseite zeigen dürften. Zudem erwarte die Bank ein geringeres Ausleihungswachstum im Bereich gegen 5%.

Herr Weigelt, Sie sprechen in Ihrer Medienmitteilung davon, dass Ihr „FIT“-Projekt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit weit fortgeschritten sei und erste Früchte trage. Wie gross war das bisherige Sparpotenzial, und welche Auswirkungen wird das Projekt auf den Aufwand im laufenden Geschäftsjahr haben?

Diese Frage kann man nicht einfach beantworten. Im Jahr 2013 stehen den ersten Einsparungen erwartungsgemäss auch FIT-Aufwendungen gegenüber. Dazu gehören Unterstützungsmassnahmen für Mitarbeitende, die eine andere Stelle suchen mussten, und Rückbauaufwendungen an Standorten, die wir geschlossen haben. Unser Ziel war es, mit FIT rund 10% Kosten zu sparen. Allerdings haben auch andere Projekte und Vorhaben auf die Kostenentwicklung Einfluss. Konkrete Prognosen bezogen auf eine Rechnungsperiode sind deshalb nicht sinnvoll.

Bis wann wollen Sie die 10% einsparen?

Der grösste Teil der Einsparungen dürfte im Jahr 2014 zu Buche schlagen. Ein Rest bleibt dann noch für das Jahr 2015. Allerdings lässt sich wegen der anderen Projekte, wie beispielsweise dem US-Steuerprogramm und FATCA, nicht sicher sagen, dass der Aufwand in diesem Jahr deutlich zurückgeht. Die Ungewissheiten, dass neue Einflüsse Wirkung zeigen, sind nicht zu unterschätzen.

In 2013 ist die Cost/Income-Ratio (CIR) auf 61.8% gestiegen. Wo liegt der Zielbereich, und bis wann wollen Sie diesen erreichen?

Unser Zielwert liegt bei 55%. Auf einen Zeitraum wollen wir uns aufgrund der sehr volatilen Märkte allerdings nicht festlegen. Unsere Cost/Income-Ratio ist auch nicht mit den klassischen Regionalbanken zu vergleichen. Aufgrund unserer Stärke im Private Banking-Bereich – wir haben im letzten Jahr rund 40% unserer Erträge im zinsindifferenten Geschäft erzielt – weisen wir auch eine andere Kostenstruktur auf.

Das Wachstum im Hypothekarbereich lag, ohne den Beitrag der SPK Wiesendangen, bei 9.1%. Im Vergleich zu anderen Regionalbanken, die ihre Ausleihungen bewusst gedrosselt haben, ist dies noch recht hoch. Wie steuern Sie hier die Risiken?

Einerseits führen wir mit realistischen – sprich nicht zu hohen – Zielsetzungen und einem eher zurückhaltenden Anreizsystem. Andererseits bestehen konkrete Richtlinien, Limiten und Kompetenzregelungen sowie Kontrollen verbunden mit einem ausgefeilten Controllingsystem. Wichtig ist uns unter anderem, dass der Kreditausschuss der Geschäftsleitung nebst den Geschäften, die sie bewilligt, sämtliche übrige Geschäfte mindestens zu Kenntnis nimmt. So gewährleisten wir einen hohen Kenntnisstand in der Geschäftsleitung über die Kunden und die Praxis bei der Kreditsprechung. Und damit kann natürlich auch konkret Einfluss  genommen werden.

Also sind Sie trotz der hohen Steigerung der Ausleihungen keine grösseren Risiken eingegangen?

Nein. Wir konnten durch eine aktivere Marktbearbeitung entsprechende Marktanteile in unserem Geschäftsgebiet gewinnen. Wenn Sie zudem die Zunahme der Ausleihungen über einen 10-Jahres-Zeitraum anschauen, werden Sie feststellen, dass wir ein moderates Wachstum aufweisen.

Welche Entwicklung sehen Sie im Immobilienmarkt in Ihrer Kernregion? Gibt es auch hier Überhitzungen oder sogenannte Hotspots?

Die Marktentwicklung um den Zürichsee ist besonders bemerkenswert. Punktuell gibt es auch in der Umgebung der Stadt St. Gallen überdurchschnittliche Entwicklungen. Man muss sicher generell zunehmend vorsichtiger werden. Vermehrt hört man auch, dass sehr teure Objekte nicht mehr so rasch und zu Höchstpreisen die Hand wechseln. Demnach gibt es Anzeichen, dass bereits Zeichen der Beruhigung zu erkennen sind. Für die kommende Entwicklung sind die Faktoren Zinsentwicklung und Einwanderung sehr wichtig. Bei der Zinsentwicklung sehen wir tendenziell eher ein leichtes „Anziehen“. Betreffend Einwanderung ist es aufgrund der bemerkenswerten Volksabstimmung zu früh, um eine Aussage zu machen.

Wenn Sie davon sprechen, dass man „generell zunehmend vorsichtiger“ werden müsse, dürften die Ausleihungen in diesem Jahr nicht mehr im gleichen Umfang wie im Vorjahr zulegen.

Es ist weiterhin unsere Zielsetzung, auch im Hypothekargeschäft deutlich zu wachsen. Dies ist eine Notwendigkeit, um sich langfristig zu behaupten zu können. Allerdings dürfte das Wachstum in diesem Jahr eher in der Nähe der 5%-Marke liegen.

Wie hat sich die Zinsmarge entwickelt?

Wir machen dazu keine konkreten Aussagen. Allerdings können wir sagen, dass sie stabil ist und sich auf einem tiefen Niveau befindet. Man kann hoffen und aktuell annehmen, dass wir bei der Zinsmarge den Boden gefunden haben.

Laut Erfolgsrechnung ist der Erfolg aus dem Zinsengeschäft in 2013 um 10% auf 41 Mio. CHF gestiegen. Angesichts der aktuellen Zinssituation und dem Margendruck ist dies ungewöhnlich. Ist dieser Effekt auf die erstmalige Konsolidierung der SPK Wiesendangen zurückzuführen oder gibt es noch andere Faktoren?

Vom Zinsmehrertrag stammt rund die Hälfte aus der Integration der SPK Wiesendangen. In unserem bisherigen Geschäft ist der Zinserfolg vor allem wegen einer Verbesserung der Bilanzstruktur entstanden, welche auf die Fusion der Swissregionbank und der Bank CA St. Gallen im Jahr 2011 zurückzuführen ist. Die Bank CA hatte vor der Fusion mit 130 bis 140% einen Überschuss an Kundengeldern, während die swissregiobank einen Deckungsgrad um 80% aufwies. Per Ende 2013 konnten 94.6% der Ausleihungen durch Kundengelder gedeckt werden. Damit zeigt sich, dass die Fusion zu einer Win-win-Situation für beide damaligen Banken geführt hat. Mit anderen Worten: Die Bilanz wurde rentabilisiert. Die Fusion zahlt sich nun aus.

Wie wird sich das laufende Geschäftsjahr entwickeln?

Wir sind gut in das neue Jahr gestartet. Aber das Jahr ist noch jung, und es gibt ja eher immer mehr Ungewissheiten auf dieser Welt. Aus diesem Grund sind wir mit Prognosen generell zurückhaltend. Einerseits gibt es verschiedene positive Indikatoren und Entwicklungen. Andererseits sind wichtige Probleme, wie beispielsweise der Verschuldung vieler Staaten, nicht wirklich gelöst, so dass permanent ein Risiko besteht, dass es zu Verwerfungen kommen kann. Wenn solche ausbleiben, bestehen gute Chancen, im Geschäftsjahr 2014 das Niveau des Vorjahres zu erreichen.

Der Aktienkurs der acrevis-Aktien hat sich in den letzten zwölf Monaten seitwärts entwickelt. Derzeit werden die Namenaktien auf OTC-X für 1’130 CHF gehandelt. Gemessen an den vorliegenden Kennzahlen der Bilanz- und Erfolgsrechnung ist der Titel auf Basis des ausgewiesenen Gewinns mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 19 bewertet und notiert leicht über dem ausgewiesenen Buchwert von 1’032 CHF. Angesichts der erfolgreichen Integration der SPK Wiesendangen, den zu erwartenden positiven Auswirkungen des FIT-Programms und der Effekte aus der Fusion der zwei Ostschweizer Bankhäuser dürfte das Ergebnis künftig weiterhin solide sein. Mit einer Dividendenrendite von 2.9% gehört die Aktie zu den besseren Dividendenpapieren unter den ausserbörslich gehandelten Regionalbank-Aktien. Die Papiere eignen sich als Obligationenersatz. Zudem profitieren die Aktionäre von einem speziellen Aktionärskonto mit Vorzugszins. Die Generalversammlung findet am 28. März 2014 in St. Gallen statt.

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Hinweis in eigener Sache:

Sind Sie interessiert an der Entwicklung der Schweizer Regionalbanken? Dann besuchen Sie unseren Branchentalk „Regionalbanken“ am 22. Mai um 16 Uhr in Zürich. Das Programm und die Online-Anmeldung finden Sie hier.

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