Zermatt Bergbahnen AG: Umsatz und Gewinn legen 2013/14 kräftig zu – höhere Dividende

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Der Matterhorn-Express vor dem Matterhon Panorama. Bild: zvg
Der Matterhorn-Express im Skigebiet der Zermatt Bergbahnen. Bild: zvg

Die Zermatt Bergbahnen AG ist wieder zurück auf dem Erfolgspfad. Im Geschäftsjahr 2013/14, das am 31. Mai 2014 endete, erzielte die 2002 aus einer Grossfusion hervorgegangene Bahngesellschaft einen Umsatzanstieg um 5.1% auf 65.6 Mio. CHF. Auch der Cashflow legte kräftig um 8.6% auf 26.4 Mio. CHF zu und der Reingewinn erreichte 1.9 Mio. CHF (+ 51.4%). Die Aktionäre dürfen sich über eine um 50% höhere Dividende von 3 CHF je Aktie freuen. Hauptaktionäre sind mit zusammen etwa 64% der Stimmen die Burgergemeinde Zermatt, die Gornergrat Bahn und die Einwohnergemeinde.

Seit der Fusion im Jahr 2002 entwickelte sich das Geschäft in dem beliebten Skiort unterhalb des Matterhorns sehr erfreulich. Umsätze und Cashflows legten Jahr für Jahr zu, bis die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 für den ersten Dämpfer sorgte. Doch richtig zu schaffen machte der Zermatt Bergbahnen AG erst der Kurszerfall des Euro im Jahr 2011. Gegenüber dem Rekordjahr 2007/08 ging der Umsatz von 67 Mio. CHF um fast 10% auf nur noch 61.1 Mio. CHF zurück, was nahezu direkt auf das Betriebsergebnis und den Cashflow durchschlug (siehe Grafik). Doch mit dem letzten Geschäftsjahr 2013/14 gehört dieses Kapitel endgültig der Geschichte an. „Wir können auf unser Ergebnis sehr stolz sein“, sagt Verwaltungsratspräsident Hans Peter Julen auch mit Blick auf das schwierige Umfeld im Wintersporttourismus. Denn laut dem Branchenverband Seilbahnen Schweiz verzeichneten die Schweizer Seilbahnbetriebe in der Wintersaison 2013/14 einen Gästerückgang von 3.2% und einen um 1.8% niedrigeren Transportumsatz. Die Zermatt Bergbahnen AG konnte hier entgegen dem Branchentrend die Frequenzen im Gesamtjahr um 5.4% auf 11.95 Mio. erhöhen. Einer der Hauptgründe für die positive Umsatzentwicklung ist die hohe Qualität der Skigebiete und hier insbesondere die Schneesicherheit. Um diese auch bei geringem Schneefall zu gewährleisten, werden heute rund 70% der Pisten im Skigebiet der Zermatter Bahnen, das bis über die Grenze nach Italien reicht, künstlich beschneit. Denn nach wie vor ist das Wintersportgeschäft eine der Haupteinnahmequellen. Im Geschäftsjahr 2013/14 lag der Personen-Verkehrsertrag im Winter bei 48.2 Mio. CHF, was einem Anteil von 77.4% entspricht. Im Sommer erzielte die Bahn lediglich Einnahmen in Höhe von 14.1 Mio. CHF. Für Hans Peter Julen ist angesichts dieser Zahlen klar, dass die Bahngesellschaft im Sommergeschäft noch Potenzial hat. Daher investiert die Unternehmung – neben den Grossinvestitionen in Anlagen wie die Erneuerung des Hörnlilifts und einer modernen 3S-Bahn – in kleinere Sommerattraktionen wie Snow Tubing und einen Skywalk auf dem kleinen Matterhorn.

Um neue Gästesegmente anzusprechen, hat die Zermatt Bergbahnen AG in den letzten zwei Jahren auch das Marketing verstärkt. Obwohl die Hauptmärkte auch in Zukunft neben der Schweiz sicherlich Deutschland und UK bleiben werden, sieht die Gesellschaft neben Skandinavien und Osteuropa auch Potenzial in Indien und Brasilien. Der brasilianische Markt wurde 2013/14 erstmals bearbeitet. Hotelier Hans Peter Julen ist davon überzeugt, dass das Interesse am Skisport auch bei der chinesischen Bevölkerung zunehmen und die Zermatt Bergbahnen AG von diesem Trend profitieren wird.

Vom gesamten Betriebsertrag in Höhe von 65.6 Mio. CHF steuerte der Verkehrsertrag mit knapp 95% den grössten Anteil bei. Dieser Fokus auf das Verkehrsgeschäft führte in der Vergangenheit zu hervorragenden EBITDA- und Cashflow-Margen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug die Cashflow-Marge knapp 40% und die EBITDA-Marge erreichte fast 47%. Allerdings wurde die Gesellschaft im letzten Jahr erstmals im Bereich der Gastronomie tätig. Sie übernahm den Betrieb des Restaurants Klein Matterhorn, das bisher von der Burgergemeinde geführt wurde. Für Hans Peter Julen ist dies allerdings keine Änderung der Strategie, denn die Burgergemeinde ist – mit Ausnahme des Restaurants Klein Matterhorn  – der Partner der Bahn für sämtliche Restaurantbetriebe.

Mit der Entwicklung der Bilanz ist die Gesellschaft nicht ganz zufrieden. „Unser Ziel ist ein Eigenkapitalanteil von 40%“, so Julen. Mit 36.5% liege man noch knapp unter dieser Zielmarke, habe aber den Eigenkapitalanteil gegenüber dem Vorjahr weiter gesteigert. Angesichts eines Cashflows von 26.9 Mio. CHF kann die Gesellschaft auch die anstehenden Investitionen mit den selbst erarbeiteten Mitteln erwirtschaften. Eine grössere finanzielle Anstrengung wird allerdings die neue Dreiseilbahn (3S) erfordern, die vom Trockenen Steg zum „Matterhorn glacier paradise“ führen soll. Hier rechnen die Verantwortlichen mit Investitionen in Höhe von rund 50 Mio. CHF. Diese Investitionen sollen allerdings nur getätigt werden, wenn der Cashflow im Bereich von 25 Mio. CHF jährlich liegt.

Der erwirtschaftete Cashflow wird in den kommenden fünf Jahren auch die Ausschüttungspolitik der Zermatt Bergbahnen AG bestimmen. Der Verwaltungsrat hat definiert, eine Minimaldividende von 4% des Nominalwertes von 50 CHF, also 2 CHF je Aktie, auszuschütten. Bei einem Cashflow von über 25 Mio. CHF steigt diese auf 5% (2.50 CHF), über 26 Mio. CHF auf 6% (3 CHF), über 27 Mio. CHF auf 7% (3.50 CHF) und schliesslich bei mehr als 28 Mio. CHF auf 8% (4 CHF). Offen ist, ob die Ausschüttung als klassische Dividende oder aus den Kapitalreserven erfolgen soll. Zudem regelte der Verwaltungsratspräsident frühzeitig die Nachfolge im VR. Ab 2017 soll Franz Julen, der heutige CEO der Intersport-Gruppe, dem Gremium beitreten und ab 2018 das Amt des VRP von Hans Peter Julen übernehmen.

In Anbetracht des nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in der Schweizer Tourismusbranche ist das Jahresergebnis der Zermatt Bergbahnen AG als sehr gut zu bewerten. Es gibt drei Hauptfaktoren, auf welche dieses gute Ergebnis zurückzuführen ist. An erster Stelle steht die Destination Zermatt und das Matterhorn mit dem unverwechselbaren, international bekannten Markennamen sowie einem Skigebiet, das Schneesicherheit auch in einer wärmeren Wintersaison garantiert. An zweiter Stelle steht die Grösse und Schlagkraft des Unternehmens, die erst durch die Fusion der teilweise sehr zerstrittenen Bahnen möglich geworden ist. Sie ist ein sehr gutes Beispiel für einen gelungenen Zusammenschluss in der Branche. An dritter Stelle steht die engagierte Unternehmensführung, die durch eine kluge Investitionspolitik und frische, innovative Ideen immer wieder nach Möglichkeiten gesucht hat, die Gesellschaft auch in schwierigen Jahren erfolgreich weiter zu entwickeln. Aus Investorensicht ist die Aktie der Zermatt Bergbahnen AG eine der wenigen nichtkotierten Bergbahnaktien, die über Investmentqualität verfügen. Allerdings lässt sich das Unternehmen anhand der klassischen Kennzahlen wie Kurs-/Gewinnverhältnis etc. nicht oder nur ungenügend bewerten. Denn das Unternehmensergebnis wird durch die hohen Abschreibungen massgeblich beeinflusst. Auf Basis der zuletzt bezahlten Kurse von 190 CHF je Namenaktie auf der OTC-X Plattform der BEKB ist der Titel mit dem viereinhalbfachen des letztjährigen Cashflows bewertet. Zudem beträgt die Dividendenrendite knapp 1.6%. Damit ist die Aktie ähnlich bewertet, wie die Titel der Davos Klosters Bergbahnen. Angesichts der nun definierten Ausschüttungspolitik sind die künftigen Dividenden einigermassen berechenbar. Für Anleger mit einem Faible für Bergbahnaktien und/oder einem Bezug zur Region kann der Titel eine interessante Portfoliobeimischung sein. Grosse Kurssprünge sind jedoch nicht erwarten.

Die Zermatt Bergbahnen AG hat das Umsatzniveau von 2009/10 wieder erreicht. Quelle: schweizeraktien.net

 

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