Zermatt Bergbahnen: Kein Besucherrekord, aber rekordhohe Finanzkennzahlen

Nach drei ausschüttungslosen Jahren zahlt das Walliser Unternehmen wieder eine Dividende

0
856

Die Zermatt Bergbahnen sind zuversichtlich, dass bei entsprechenden Schneeverhältnissen ein Rekordergebnis eingefahren werden kann. Bild: matterhornparadise.ch

«Iischi Zahle» – in Walliser Idiom betiteln die Zermatt Bergbahnen ihr Zahlenwerk im Geschäftsbericht 2022/2023. Und das fällt laut Verwaltungsratspräsident Franz Julen äussert erfreulich aus. Er habe im letzten Geschäftsjahr (2021/2022) den Aktionärinnen und Aktionären geschrieben, dass das Unternehmen stolz und hocherfreut über Spitzenwerte berichten dürfe. Im gleichen Atemzug habe er aber von einem «… ja, aber» gesprochen. Im Geschäftsjahr 2022/2023 gehöre das «ja, aber» der Vergangenheit an.

Bereits im ersten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres sei eine Entspannung des europäischen Reisemarktes sowie der Überseemärkte spürbar geworden, schreiben die Zermatter. Die zunehmende Nachfrage von Gästen aus Asien und Nordamerika habe das Sommergeschäft 2022 ertragsmässig auf einen neuen Rekordwert von 20.2 Mio. CHF (2021/2022 14.5 Mio. CHF) gehievt.

Einzig im Bereich Sommerski musste eine Abnahme verzeichnet werden, da dem Gletscher aufgrund des Schneemangels aus dem vergangenen Winter die isolierende Schneeschicht fehlte und somit aus Sicherheitsgründen der Betrieb während rund 50 Tagen eingestellt werden musste.

Zufriedenheit mit Wintergeschäft

Zufrieden zeigt sich CEO Markus Hasler auch mit dem Wintergeschäft, auch wenn die Witterungsverhältnisse wie im Vorjahr aussergewöhnlich gewesen seien. Mangelnde Schneefälle und angenehme Temperaturen seien mit schönem Winterwetter einhergegangen.

Es habe sich der Forecast bestätigt, dass die internationalen Gäste in erfreulich grosser Zahl anreisen würden. So nahmen sowohl die Gästezahlen aus den europäischen Märkten als auch aus Nordamerika zu.

Trotz der hohen Gästezahlen in den Monaten November 2022 bis März 2023 seien die Spitzenwerte aus den Vorjahren aber nicht erreicht worden. Der Rekord an Erstzutritten aus dem Winter 2021/2022 wurde um 2.4% unterboten. Der Verkehrsertrag im Winter lag mit 61.9 Mio. CHF leicht unter dem Vorjahreswert von 63 Mio. CHF.

Kräftiger Anstieg der Abschreibungen

Der gesamte Betriebsertrag lag 2022/2023 bei 88.1 Mio. CHF nach 82.5 Mio. im Vorjahr. Der Betriebsaufwand legte von 36.9. auf 39.4 Mio. CHF zu. Unter dem Strich erwirtschaftete das Unternehmen ein EBITDA von 48.7 Mio. CHF. Dieses Rekordresultat sowie die Ertragsausfallsentschädigungen in der Höhe von CHF 25.6 Mio. gemäss Personenbeförderungsgesetz, welche von Bund und Kanton aufgrund der Covid-Krise ausbezahlt worden sind, nutzten die Zermatter Bergbahnen, um die Abschreibungen von 41.8 Mio. CHF auf 62.2 Mio. kräftig anzuheben.

Somit verbleibt per Saldo ein Unternehmensgewinn von 2.5 Mio. CHF nach 3 Mio. im letzten Jahr und damit nach drei ausschüttungslosen Jahren wieder eine Dividende für die Aktionärinnen und Aktionäre von 4 CHF.

Kritik am linken Parteienspektrum und an den Medien

Es sei lange unsicher gewesen, unter welchen Bedingungen der Winterbetrieb stattfinden könne, schreibt Hasler im Geschäftsbericht. Grund sei das von den Medien und grün/linken politischen Parteien geschürte Thema einer Strommangellage und dem damit einhergehenden Bashing der Medien gegen den Wintertourismus sowie die technische Beschneiung gewesen. Dank einem guten Lobbying von Seilbahnen Schweiz in Abstimmung mit politischen Kräften und dem Bundesamt für Energie sei es gelungen, Einschränkungen für den Wintersport weitgehend zu verhindern. «Mit klarer Kommunikation und einem Stufenkonzept für Energiesparmassnahmen als Leitfaden für die Bergbahnbranche konnten die touristischen Betriebe aus dem Fokus der Energiediskussion genommen werden», so Hasler.

Ausblick

Politische Unsicherheiten wie der Konflikt in der Ukraine und dazu die aktuelle Lage in Nahost, Inflation und latente Probleme im Energiebereich können Auswirkungen auf das Gästeverhalten und somit auf das Geschäftsergebnis 2023/2024 haben. In der laufenden Sommersaison 2023 registrierten die Zermatt Bergbahnen eine deutliche Zunahme von Gästen aus den Überseemärkten. Bis Ende Juli 2023 bewegten sich die Gästezahlen sowie auch die Einnahmen im zweistelligen Prozentbereich über dem bisherigen Rekordsommer 2019.

Fazit

Rekordhohe Kennzahlen beim Nettobetriebsertrag, EBITDA und beim Cashflow lassen die Zermatter frohlocken. Tatsächlich scheint die Strategie, bestmöglichen Service anzubieten, die Investitionskraft zu stärken sowie agil und innovativ mit der Preisgestaltung umzugehen, zu fruchten. So gelang es, trotzt weniger Besucher dank Preiserhöhungen einen höheren Ertrag zu generieren.

Dass das langfristige Fremdkapital von 161.5 Mio. CHF auf 136.2 Mio. CHF zurückgefahren werden konnte, ist begrüssenswert. Damit sinkt die Fremdverschuldung unter das Niveau der pre-Covid-Zeit. Die Eigenkapitalquote steigt entsprechend von vergleichsweise niedrigen 28,3% auf immerhin 30,9%.

Das Aktionariat darf sich wieder über eine Ausschüttung freuen, auch wenn die Dividendenrendite von unter 1% etwas zu wünschen übrig lässt.

Die Aktie der Zermatt Bergbahnen wird auf OTC-X gehandelt und kostete zuletzt 575 CHF. Damit liegt sie immer noch deutlich unter der Vor-Corona-Zeit, als sie für kurze Zeit deutlich über 700 CHF gehandelt wurde.

Kursverlauf der Aktie der Zermatt Bergbahnen über die letzten fünf Jahre. Quelle: otc-x.ch

Jetzt anmelden: Der Branchentalk Tourismus 2023 von schweizeraktien.net findet am 26. Oktober in Interlaken statt.

Kommentar verfassen