Die Willisauer Bote Medien und Print AG ist lediglich die operativ nicht tätige Dachholding der beiden Tochterfirmen SWS Medien AG Print und SWS Medien AG (je 100%). Zudem verwaltet die Holding die eigene Liegenschaft am Viehmarkt 1 in Willisau. Die Gesellschaft erstellt keine konsolidierte Rechnung und plant dies, wie der VR-Präsidenten Franz Wüest den Aktionären auf der GV in Ballwil erklärte, auch zukünftig nicht. Eine konsolidierte Rechnung wird voraussichtlich auch nach dem neuen Rechnungslegungsrecht, welches für das Jahr 2015 anzuwenden ist, nicht notwendig sein. Die Gesellschaft gibt die beiden Bezahlzeitungen Willisauer Bote und Seetaler Bote heraus. Im Jahr 2014 stieg die Gesellschaft mit der Übernahme der Dorf-Ziitig in den Markt der Gratiszeitungen ein. Diese neue Zeitung soll die bestehenden Produkte nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen.
SWS Medien AG: Verlagsgeschäft stagniert – Druck leicht im Plus
Im Bereich des in der SWS Medien AG angesiedelten Verlagsgeschäfts (Willisauer Bote, Seetaler Bote, Dorf-Ziitig)konnte sich die Gesellschaft dem allgemein rückläufigen Markttrend nur teilweise entziehen. Zwar gelang es, die Einnahmen aus den Abonnements nahezu auf den Werten des Vorjahres zu halten. Hingegen mussten im Bereich der Werbeumsätze Rückgänge verzeichnet werden, so dass die Nettoeinnahmen um 2.2% auf 4.2 Mio. CHF fielen. Auf der Ausgabenseite verharrten die übrigen Betriebs- und Personalaufwendungen auf dem Vorjahresniveau von 2.5 Mio. CHF. Hingegen gelangen bei den Material- und Betriebskosten Einsparungen von 5.2% auf knapp 1.4 Mio. CHF. Im Ergebnis resultiert dennoch ein leichtes Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 16’000 CHF auf 344’000 CHF. Dank tieferer Sachabschreibungen resultierte ein marginales Gewinnminus von 3’000 CHF auf 117’000 CHF.
Im Druckgeschäft, das ebenfalls in der SWS Medien AG zusammengefasst wird, erzielte die Gesellschaft ein leichtes Einnahmenplus auf Nettobasis von 1.1% auf 4.7 Mio. CHF. Wie der Geschäftsleiter Robert Lehmann auf der GV den Aktionären erklärte, sei das Plus trotz der Tiefpreisangebote aus dem Euroraum gelungen. Die Mehreinkünfte führten zu einem Plus der Personal- und sonstigen Betriebsaufwendungen von 2.3% auf 3 Mio. CHF. Noch etwas stärker stiegen mit plus 3% auf gut 1.3 Mio. CHF die Material- und Betriebskosten an. Im Ergebnis resultiert ein Minus des EBITDA von 55’000 CHF respektive minus 12.2% auf 403’000 CHF. Hierbei zu beachten ist auch, dass die Gesellschaft eine Druckmaschine, die sie vorher im Leasing hatte, per 1. Januar 2014 zu einem günstigen Preis übernehmen konnte, wie Lehmann ergänzte. Diese Maschine wurde im Berichtsjahr komplett revidiert, was der Gesellschaft Zeit für eine Ersatzbeschaffung gewährt und die Kosten senkt. Deutlich wird dies bereits im Jahresabschluss 2014 in der Form der um 106’000 CHF auf 241’000 CHF gesunkenen Sachabschreibungen. Diese sind auch massgeblich verantwortlich für den Anstieg des Reingewinns um 74’000 CHF auf 82’000 CHF.
Neue Tochter 360 Grad im Druckgeschäft
Mit der Gründung der Tochtergesellschaft 360 Grad wurde die Angebotspalette im Druckgeschäft ergänzt. Durch die Erweiterung der Palette im Bereich der Druckvorstufe und der Nachbereitung wandelt sich die Gesellschaft von einem reinen Druckunternehmen zu einem Dienstleister der Werbe- und Medienbranche. Hierbei kann die SWS Medien AG von der geringeren Preissensitivität bei den Nebenleistungen im Druckgeschäft profitieren, wie Wüest ergänzte.
Der Start ins laufende Jahr ist bislang gut verlaufen, berichtete Wüest den Aktionären an der GV. Positiv auf die Werbeeinnahmen wirkten sich die Wahlen, die im laufenden Jahr stattfinden, aus. Im wichtigen Werbegeschäft setzt die Gesellschaft seit dem 1. Januar 2015 auf die Eigenständigkeit. Per Jahresende 2014 wurde die Kooperation mit der Publicitas aufgelöst und die SWS Medien AG Werbung gegründet, welche den Markt bearbeitet. Für die Zukunft setzt die Gesellschaft auf eine duale Entwicklung. Hierbei werden sowohl die gedruckten Zeitungen als auch die digitalen Angebote weitergeführt.
Die Geschäftszahlen der Willisauer Bote AG fallen gut aus. Auch wenn die Gesellschaft selbst keinen konsolidierten Abschluss erstellt, lassen die Zahlen der Tochterunternehmen eine nicht nur angesichts des aktuellen Umfelds in der Medienbranche attraktive Marge erkennen. Die beiden operativen Firmen erwirtschafteten im 2014 Umsätze von zusammen rund 9 Mio. CHF, woraus ein EBITDA von 750’000 CHF generiert wird. Wenig aussagekräftig sind die Ergebnisse nach den Abschreibungen, da die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge die maximal möglichen Abschreibungen durchführt. Im laufenden Jahr dürften die Ergebnisse ähnlich bis leicht besser ausfallen.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 110 CHF werden die Titel mit einem Discount von rund 10% zum ausgewiesenen Buchwert der Holding gehandelt. Hierbei darf nicht übersehen werden, dass die Bilanz der Holding nur sehr rudimentäre Werte über den Unternehmenswert liefert. Neben den Beteiligungen an den beiden Tochtergesellschaften besitzt die Gesellschaft Immobilien, die nur zu einem sehr tiefen Wert bilanziert sind. Wie hoch der tatsächliche Substanzwert der Firma ist, kann nicht verlässlich ermittelt werden. Es kann jedoch als sicher angesehen werden, dass dieser Wert den Buchwert deutlich übersteigt. Inwieweit die Einführung der neuen Rechnungslegung für das laufende Jahr mehr Transparenz für die Aussenstehenden schafft, die nicht eng mit der Geschäftsführung vertraut sind, bleibt offen.
Die Ermittlung eines fairen Werts für die Aktien ist wegen der nur rudimentären Berichterstattung und des Fehlens eines konsolidierten Abschlusses schwierig. Unter Einbeziehung der Geschäftsergebnisse der operativ tätigen Firmen lässt sich auf der Basis des in 10’886 Aktien eingeteilten Aktienkapitals ein EBITDA pro Aktie von knapp 70 CHF ermitteln. Hierbei zu berücksichtigen ist indessen, dass der Wert um Konsolidierungseinflüsse und um die Holdingkosten zu bereinigen ist. Nicht zur Bewertung herangezogen werden können die ausgewiesenen Gewinnwerte, da diese durch die nicht betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen geprägt sind. Der ausgewiesene Gewinn der beiden Tochtergesellschaften von insgesamt rund 200’000 CHF ergibt einen Betrag pro Aktie von gut 18 CHF. Selbst auf dieser Basis erscheinen die Papiere mit einem KGV von 6 günstig. Das effektive, um die Bildung von Reserven bereinigte KGV, dürfte auch nach Abzug der Holdingkosten nochmals deutlich tiefer ausfallen.
Als zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiv angesehen werden kann auch die Rendite. Unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 3 CHF pro Aktie weisen die Titel eine Rendite von 2.7% auf. Die Ausschüttung steht allerdings nicht auf der obersten Prioritätenliste der Gesellschaft, die in erster Linie die Substanz stärken will, um so auch zukünftig eigenständig bleiben zu können. Trotz der nur schätzbaren effektiven Zahlen erscheinen die Aktien sehr günstig. Dies dürfte grossteils auf das Konto der geringen Bekanntheit der Titel und die nur schwer ermittelbaren effektiven Werte gehen. Eine rasche Änderung ist kaum zu erwarten, so dass sich die Papiere vor allem für Langfristanleger mit einem Faible für Substanzwerte als Depotbeimischung eignen.