Lurag: Weiterer Rückgang beim Treibstoff-Absatz

Dividenden-Erhöhung auf 35 CHF pro Aktie

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Das grossflächig versiegelte und doch sehr offene Gelände der Luzerner Raststätte eignet sich für den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, was in Zeiten der Energiewende von grossem Vorteil ist. Bild: luzerner-raststaette.ch

Reisebeschränkungen, Homeoffice-Pflicht – was schon wie Relikte aus einer fernen Vergangenheit klingt, hat die Mobilität auch noch im vergangenen Jahr geprägt, zumindest im 1. Quartal. Unter den Einschränkungen litten diejenigen besonders, die den Treibstoff für die Mobilität zur Verfügung stellen: die Tankstellen. So auch die Luzerner Raststätten AG (Lurag)

Nach besagtem 1. Quartal 2022 ging es für die Betreiber der Autobahnraststätte wieder bergauf, das Mobilitätsverhalten habe sich normalisiert, schreibt VR-Präsident Franz Wüest im Vorwort zum Geschäftsbericht. Aber: Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe sich insbesondere die Erholung an den Zapfsäulen aufgrund der wesentlichen Erhöhung der Treibstoffpreise und dem zu starken Franken-Euro-Wechselkurs dann nicht wie gewünscht eingestellt. Im Berichtsjahr 2022 sei der Literverkauf im Vergleich zum Vorjahr erneut zurückgegangen und sogar leicht unter die Literverkäufe von 2020 gefallen. «Es ist weiterhin davon auszugehen, dass der Treibstoffabsatz nicht mehr das Niveau vor Corona erreichen wird», so Wüest.

Attraktivität der Raststätte steigern

Die sinkende Nachfrage nach fossilen Treibstoffen treibt Verwaltungsrat und Management um. In einer Herbstklausur 2022 wurde deshalb erörtert, wie die Attraktivität der Raststätte gesteigert werden kann. Die allgemein veränderte Lage betreffend der Energiestabilität und der Stromversorgungssicherheit sei dabei in die strategische Ausrichtung eingeflossen, so Wüest. Nebst den neuen E-Antriebsformen in der Mobilität werde der Ausbau der alternativen Stromgewinnung berücksichtigt. Zusätzlich zur Eigenversorgung aller Betriebe versuchte das Unternehmen auch, Synergien mit den E-Ladesäulenbetreibern zu finden.

Sinkende Tankfreudigkeit der Touristen

Wie hoch der Rückgang an Litern mit Treibstoffen ausgefallen ist, macht die Lurag nicht publik. Dass es schmerzt, ist aber den Worten von Denise Pitzig, der Leiterin der Tankstellen und Shops, zu entnehmen. Mit den Preiserhöhungen infolge des Ukrainekrieges hätten die umliegenden Euroländer umfassende Gegenmassnahmen unternommen, die nicht wirklich zur Tankfreudigkeit der durchfahrenden Touristen beigetragen hätten, so Pitzig im Geschäftsbericht. Einige Länder hätten insbesondere die Dieselpreise staatlich gedeckelt, und das Neun-Euro-Ticket in Deutschland sei über den Sommer rege genutzt worden. «Mit dem Resultat sind wir nicht zufrieden und hoffen natürlich auf eine Erholung der Treibstoffpreise für die kommende Saison 2023», so Pitzig.

Shops mit Rekordumsätzen

Ein wesentlich besseres Resultat gegenüber dem Vorjahr haben die Shops und die Restaurants zu verzeichnen. Die Umsätze in den Shops erreichten Rekordniveau, und dies trotz des nachteiligen Euro-Franken-Kurses.

Auch das zur Raststätte gehörende Holiday Inn Express Luzern-Neuenkirch freut sich über eine deutliche Zunahme der Buchungen ab den Frühlingsmonaten.  Die Logiernächte hätten sich deutlich erholt und lägen mit einem Plus von 48 % deutlich über den Erwartungen, aber natürlich noch unter 2019 (-22 %). «Im Umsatz liegen wir gegenüber 2019 nur rund 12 % zurück, was auf den höheren, durchschnittlichen Zimmerpreis (+11 %) zurückzuführen ist», lässt sich Hotelmanager Daniel Bacher im Geschäftsbericht zitieren. Und feiert expressis verbis die erste Gruppe aus Indien, die vom 7. auf den 8. April 2022 im Holiday Inn Express genächtigt hat.

Leichte Gewinnsteigerung

Mit den höheren Umsätzen im Hotel und in den Shops, aber natürlich auch mit der Umlage der höheren Preise fossiler Treibstoffe auf die Kunden, konnte die Lurag den Umsatz in 2022 ansehnlich steigern. Der Netto-Ertrag kletterte um 13% auf 20.35 Mio. CHF. Allerdings stieg auch der Warenaufwand um 14%. Auf Stufe EBITDA weist die Lurag einen Erfolg von 1.61 Mio. CHF aus, 2021 waren es 1.33 Mio. CHF. Unter dem Strich liegt der Jahresgewinn bei 674’000 CHF gegenüber 397’000 CHF in 2021.

Ausblick

Mangellagen haben auf Dienstleistungsbetriebe wie die Raststätte Luzern-Neuenkirch immer direkten Einfluss. Man dürfe sich aktuell nicht mehr alleine auf «just-in-time»-Bestellungen und eine gefühlt unbegrenzte Verfügbarkeit verlassen. Selbst vorausgeplante und mehrfach bestätigte Vorhaben könnten Verzögerungen nicht ausschliessen, schreibt das Unternehmen.

Der Lurag-Verwaltungsrat beschäftige sich deshalb intensiv mit der nachhaltigen Infrastrukturentwicklung. Im Kern gehe es weiterhin um die Energieabgabe zur Mobilität und die Energiegewinnung aus Photovoltaik. Das grossflächig versiegelte und doch sehr offene Gelände der Luzerner Raststätte eigne sich für den Ausbau von PV-Anlagen. «Damit unterstützten wir die Erreichung der Klimaziele, aber auch die eigene Versorgungssicherheit. Das Potenzial einer eigenen Stromproduktion liegt bei jährlich über 2 GWh, und die Gestehungskosten pro kWh sind weitaus geringer als der aktuell bezogene Netzstrom», so die Lurag. Der Überschuss soll sowohl ins Netz als auch direkt in die Ladesäulen eingespeist werden.

Fazit

An der Energiewende geht kein Weg vorbei, das müssen Anbieter fossiler Brennstoffe ganz besonders antizipieren. Dabei ist noch nicht wirklich klar, wie der Rückgang auf der einen Seite mit einem Plus bei der Abgabe z.B. von Elektrizität kompensiert werden kann. Denn das Geschäft mit den Ladesäulen machen (noch) andere, den Raststätten bleibt vorerst nur, eine Standgebühr zu kassieren. Die Lurag geht auf alle Fälle den richtigen Weg, wenn sie das Potenzial der eigenen Stromproduktion prüft und ausbaut.

Mit den Shops, Restaurants und Hotels lässt sich gut verdienen, immer vorausgesetzt, die Mobilität erfährt keine unerwarteten Dämpfer wie zuletzt durch Corona. Und hier wiederum profitieren die Raststätten-Unternehmen sogar von der Elektromobilität. Denn der Ladevorgang eines E-Autos dauert immer noch deutlich länger als der Tankvorgang mit Benzin und Diesel. Das lädt die Rastenden zu einer längeren Verweildauer und zu mehr Konsum ein.

Die Aktionäre dürfen sich auf eine erhöhte Dividende freuen, 35 CHF beträgt sie, was eine Dividendenrendite von ansehnlichen 4,12% bedeutet. Das Unternehmen kann getrost an die Anteilseignerinnen und -eigner ausschütten, weil es selbst in der Pandemie-Zeit keine staatlichen Hilfsgelder bezogen hat.

Der Kurs der auf otc-x gehandelten Lurag-Aktie liegt derzeit bei 825 CHF und damit leicht über dem Buchwert von 770 CHF.

Kursverlauf der Lurag Aktie in den letzten drei Jahren. Quelle: otc-x.ch

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