Arosa Bergbahnen: Wertberichtigungen führen 2014/15 zu Jahresverlust von 0.6 Mio. CHF

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Im Sommer werden die Anlagen der Arosa Bergbahnen nur schwach genutzt. Quelle: Arosa Bergbahnen AG
Im Sommer werden die Anlagen der Arosa Bergbahnen nur schwach genutzt. Quelle: Arosa Bergbahnen AG

Die Arosa Bergbahnen AG sah sich im per 30. April 2015 beendeten Geschäftsjahr 2014/15 mit verschiedenen negativen Faktoren konfrontiert. Nach dem sehr guten Vorjahr führten die ungünstigen Witterungsverhältnisse mit einem viel zu warmen November und die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu einem Rückgang der Gäste um 4.7%, entsprechend einem Gästeminus von 60’000 Gästen gegenüber dem Vorjahr. Damit kann sich das Unternehmen dem negativen schweizerischen Trend nicht entziehen. Auch wenn, wie das Unternehmen im Geschäftsbericht mitteilt, die Anzahl Skierdays (= Ersteintritte ins Skigebiet) weltweit weiterhin am Steigen ist, findet das Plus ausserhalb der Schweiz statt. Der Verdrängungswettbewerb ist in vollem Gang und führte zu einem landesweiten Rückgang der Skierdays um 10% in den letzten zehn Jahren. Insgesamt steige die Unberechenbarkeit, und das Unternehmen sehe sich gezwungen, die Investitionsplanung laufend anzupassen, schreibt der Verwaltungsrat in seinem Bericht.

Investitionspause vorgesehen

Mit der Realisierung der Skigebietsverbindung Arosa-Lenzerheide stehe die Grösse des Schneesportgebiets fest. Nach dem weiteren Ausbau der Beschneiungsanlagen am Hörnli im 2015 ist eine Pause der Investitionen in die Berginfrastruktur vorgesehen. In den Vordergrund rückt die qualitative Weiterentwicklung des Skigebiets gepaart mit der Überlegung, was überhaupt noch finanzierbar ist. Hierbei stelle sich auch die Frage nach der Zukunft der Sesselbahn Brüggerhorn, insbesondere im Zusammenhang mit den veränderten Gästeströmen seit der Eröffnung der Skigebietsverbindung mit Arosa.

Schwacher Sommer belastet

Die Einnahmen des Geschäftsjahres 2014/15 fielen gegenüber den Vorjahreswerten um 2.6% auf 27.6 Mio. CHF zurück. Insbesondere in den Sommermonaten Juli und August verzeichnete die Gesellschaft einen witterungsbedingten Gästerückgang am Berg von 20%. Dennoch gingen die Verkehrserträge nur um 0.8% auf 16.8 Mio. CHF zurück. Positiv wirkte sich aus, dass im Vorjahr die Ticketpreise erst zum Zeitpunkt der Eröffnung der Skigebietsverbindung mit der Lenzerheide im Januar 2014 erhöht wurden. Ein deutliches Einnahmenminus um 5.2% auf 6.6 Mio. CHF verzeichnete die Berggastronomie. Vor allem die Tschuggenhütte, die in einem seit der Eröffnung der neuen Skigebietsverbindung deutlich weniger frequentierten Teil des Gebiets liegt, musste eine empfindliche Einbusse verzeichnen. Zudem musste die Hütte wegen des Schneemangels im wichtigen Dezember für eine Woche geschlossen werden. Deutlich geringer fiel der Rückgang der Beherbergungserträge mit minus 1.7% auf 1.9 Mio. CHF aus.

Tiefere Betriebskosten federn Umsatzminus ab

Trotz der traditionell hohen Fixkosten im Bergbahngeschäft konnte das infolge der geringeren Einkünfte gestartete Kostensenkungsprogramm erfolgreich abgeschlossen werden. Dank der kürzeren Saisondauer sanken die Personalausgaben um 2.1% auf 10.7 Mio. CHF, während die Warenkosten um 2.4% auf 1.85 Mio. CHF zurückgingen. Hingegen legten die übrigen Betriebsaufwendungen infolge der ungünstigen Witterungsverhältnisse, die einen erhöhten Bearbeitungsaufwand der Pisten verursachten, um 1.8% auf 7.8 Mio. CHF zu. Im Ergebnis sank der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) dennoch um 7.4% auf 7.3 Mio. CHF. Nach leicht tieferen Sachabschreibungen in Höhe von 5.8 Mio. CHF (Vorjahr: 5.9 Mio. CHF) resultierte ein Betriebsgewinn (EBIT) von 1.5 Mio. CHF (Vorjahr: 2 Mio. CHF). Dank der tiefen Zinsen fiel der Finanzaufwand bei einer Verschuldung in Vorjahreshöhe um gute 200’000 CHF respektive 14.5% auf 1.3 Mio. CHF. Negativ auf das Ergebnis wirkte sich ein ausserordentlicher Aufwand in Höhe von 610’000 CHF aus. Wegen der offenen Forderung gegenüber einem wichtigen Kunden im Ticketverkauf bildete die Gesellschaft aus Vorsichtsgründen eine ausserplanmässige Wertberichtigung auf die Aussenstände. Dies führte unter dem Strich zu einem Jahresverlust von 600’000 CHF, nach einem Gewinn im Vorjahr von 313’000 CHF.

Die Jahreszahlen der Arosa Bergbahnen fallen durchschnittlich aus. Nach der Euphorie im Vorjahr, die aus den Mehreinnahmen infolge der Skigebietsverbindung mit Lenzerheide resultierte, wurde die Firma nun wieder zurückgeworfen. Es gelang aber dennoch, ein ausgeglichenes Resultat – vor Wertberichtigungen – zu erzielen. Hierbei hervorzuheben ist, dass die Gesellschaft nicht an den Abschreibungssätzen schraubte, sondern die Kosten im Rahmen des Möglichen senkte. Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt die Wertberichtigung auf die Forderungen, die zu einem Verlustausweis führt. Wie berechtigt die Aussagen des Geschäftsberichts zur Finanzierbarkeit zukünftiger Investitionen ist, zeigt das Verhältnis des Cashflows zu den Gesamtinvestitionen auf. Mit einem betrieblichen Cashflow von 5.2 Mio. CHF bei einem Bauwert der Sachanlagen von 208 Mio. CHF würde die Gesellschaft 40 Jahre benötigen, um den Ersatz der Anlagen aus den erarbeiteten Mitteln zu finanzieren. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer der Anlagen zwischen 25 und 30 Jahren kann so nur ein Teil der Anlagen aus eigenen Mitteln erneuert werden. Dies würde aber zulasten des Angebots gehen und den Trend rückläufiger Einnahmen, den das Unternehmen stoppen will, eher fördern.

Mit einer Eigenmitteldecke von knapp 30% der Bilanzsumme ist die Gesellschaft eher schwach finanziert. Somit sollte das Augenmerk in den nächsten Jahren auf die Senkung der Verbindlichkeiten gelegt werden. Dies lässt wiederum den Schluss zu, dass die Aktionäre in den nächsten Jahren keine Ausschüttungen erwarten dürfen.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 80 CHF weisen die Papiere einen deutlichen Abschlag von über 50% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert per 30. April 2015 auf. Damit erscheinen die Aktien zwar nicht überteuert, aber angesichts der Risiken des Tourismussektors und der anhaltenden Rückgänge der Skierdays in der Schweiz auch nicht günstig. Da die Aktionäre auch keine Dividende erhalten, eignen sich die Papiere nur für Anleger, die eng mit der Region und dem Unternehmen verbunden sind.

Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Bergtourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 4. November 2015 im Kursaal Bern.

Programm und Anmeldung finden Sie hier.

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