Bell Food Group: Margen steigen 2015 in allen Geschäftsfeldern, höhere Dividende – Aktiensplit geplant

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Die verschiedenenen Basler Standorte sollen zusammengefasst werden. Quelle: Bell AG
Die verschiedenenen Basler Standorte sollen zusammengefasst werden. Quelle: Bell AG

Der Fleischverarbeiter- und Lebensmittelproduzent Bell AG konnte im gesamten Geschäftsjahr 2015 die positive Entwicklung des ersten Semesters mit einem Umsatzplus auf Jahresbasis in Höhe von 8.5% auf 2.82 Mrd. CHF fortsetzen. Für das Plus verantwortlich ist die erstmalige Konsolidierung des Tochterunternehmens Hilcona per 1. Mai 2015. Wegen der Aufgabe der Euro-Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank im Januar 2015 verzeichnete Bell einen negativen Währungseffekt von 89 Mio. CHF. Zudem drückten die tiefen Preise für Schweinefleisch auf die Umsätze. Bei den Absatzmengen konnte der Fleischverarbeiter ein Plus von 277% auf 275’308 Tonnen erzielen. Trotz der Expansion ins Ausland bleibt der Schweizerische Heimmarkt der mit Abstand wichtigste Verkaufskanal. Hier legte Bell ein ebenfalls akquisitionsgetriebenes Umsatzplus von 15% auf 2.14 Mrd. CHF vor.

Auslandumsätze fallen wegen Sortimentsbereinigungen und Euroschwäche

Im Auslandgeschäft verzeichnete Bell einen Rückgang der Umsätze um 8% respektive minus 59 Mio. CHF auf 679.9 Mio. CHF. Hierbei zu beachten ist der Währungseinfluss, welcher die im Ausland erzielten Umsätze mit 89 Mio. CHF belastet. Bereinigt um diesen Effekt legte das Auslandgeschäft um 30 Mio. CHF zu. Den stärksten Rückgang verzeichnete mit minus 20.8% auf 97.9 Mio. CHF das Osteuropageschäft. Unter den Erwartungen entwickelte sich hier vor allem Tschechien, während in Polen und Ungarn eine positive Entwicklung verzeichnet wurde. Ebenfalls deutlich rückläufig waren mit minus 14.8% auf 96.3 Mio. CHF die Verkaufserträge in Frankreich. Im wichtigsten ausländischen Markt Deutschland gingen die Einnahmen um 3.5% auf 414.7 Mio. CHF zurück. Hier gelang es auch, die Marge zu verbessern und ein positives Resultat zu erwirtschaften. Ermöglicht wurde dies durch die weitere Optimierung der Prozesse und die Forcierung von Produkten mit hoher Wertschöpfung.

Optimierungen im Betrieb und besserer Produktmix lassen Margen steigen

Auf der Kostenseite fällt ein gegenüber dem Umsatzplus von 8.5% deutlich tieferer Anstieg der Warenausgaben von 1.5% auf 1.75 Mrd. CHF auf. Massgeblich für das geringe Plus waren die tiefen Preise für Schweinefleisch. Der Ausbau des Conveniencebereichs infolge der Hilcona-Konsolidierung liess die Personalkosten um 24.3% auf 502.7 Mio. CHF anschwellen. Auch die Betriebskosten stiegen hauptsächlich wegen Hilcona und dem Ausbau der Aktivitäten um 15.5% auf 288 Mio. CHF. Bei den Convenienceprodukten ist der Aufwand zur Herstellung sowohl in technischer als auch in personeller Hinsicht deutlich aufwendiger als bei den übrigen Produkten. Dies erklärt den überproportionalen Kostenanstieg. Diesem stehen höhere Verkaufspreise gegenüber. Zudem wurden die bereits eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen weiter fortgeführt. So resultierte insgesamt ein Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen von 19.8% auf 235.1 Mio. CHF. Investitionsbedingt stiegen die Abschreibungen auf Sachanlagen um 10.7 Mio. CHF auf 81.8 Mio. CHF an. Zudem führte Bell Sonderabschreibungen auf die Betriebsstätten in Frankreich in Höhe von 6.5 Mio. CHF und des Goodwills von 3.6 Mio. CHF durch. Ebenfalls wegen Hilcona stiegen die Abschreibungen auf die immateriellen Anlagen um 45.2% auf 20.2 Mio. CHF an. So resultierte ein EBIT von 123 Mio. CHF nach 111.2 Mio. CHF im Vorjahr. Bereinigt um die Sonderabschreibungen ergab sich ein Anstieg des EBIT um 19.7% auf 133.1 Mio. CHF bei einer Erhöhung der Marge um 0.4% auf 4.8%. Höhere Zinsen und Kosten aus der Umrechnung von Fremdwährungen in Franken führten zu einem Nettofinanzaufwand von 3.2 Mio. CHF nach einem Nettofinanzgewinn von 3.1 Mio. CHF im Vorjahr. Wegen der Auflösung latenter Steuerrückstellungen fiel der Steueraufwand um 33.6% auf 17.6 Mio. CHF. So resultierte unter dem Strich ein Gewinnplus von 8% auf 94.8 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine um 5 CHF auf 70 CHF erhöhte Ausschüttung für 2015.

Grossinvestitionen und Aktiensplit auf der Agenda

Bis ins Jahr 2025 will Bell zahlreiche grössere Investitionsprojekte durchführen. Das Gesamtvolumen der geplanten Neubauten liegt bei rund 500 Mio. CHF. An erster Stelle steht die Konzentration der Aktivitäten in Basel an einem einzigen Standort. Im Rahmen der Zusammenführung steht das Areal an der Elsässerstrasse in Basel zur Disposition. Am neuen Standort sollen die Bereiche Charcuterie, Seafood und die Verwaltung der Gruppe zusammengefasst werden. Nicht mehr in Basel ist zukünftig die Schweinezerlegerei. Diese wird in Oensingen neu erstellt werden. Zudem sollen in Oensingen alle Kommissionierungen für Frisch- und Tiefkühlprodukte stattfinden. Durch diese Investitionen will das Unternehmen ein grosses Synergiepotenzial nutzen können. Bell kauft auch weiter zu: Mit der Übernahme des österreichischen Geflügelspezialisten Huber per März 2016 und der auf Convenience-Salat-Produkte spezialisierten Eisberg-Gruppe per 1. April 2016 setzt Bell den Expansionskurs fort. Mit Eisberg sichert sich Bell zusätzliche Kapazitäten für die Salatverarbeitung in der Schweiz und im europäischen Ausland. Mit der Huber-Gruppe wappnet sich Bell für die wachsende Nachfrage nach Geflügelfleisch und sichert sich zusätzliche Absatzkanäle. Der deutliche Ausbau der Volumina hat auch zu einer starken Steigerung des Aktienkurses beigetragen. Um die Handelbarkeit der mit einem Kurs von rund 3’800 CHF teuren Titel zu erleichtern und den Mitarbeitern den Bezug von Aktien zu ermöglichen, sollen die Aktien nach der GV im Verhältnis 1:10 gesplittet werden.

Die Geschäftszahlen von Bell fallen erfreulich aus. Es gelang dem Unternehmen eine deutliche Steigerung der Einnahmen und der Margen. Hauptverantwortlich für das Wachstum ist Hilcona, die im 2015 erstmalig voll konsolidiert wurde. Als sehr erfreulich angesehen werden kann auch, dass im Ausland zumindest im wichtigsten Markt Deutschland die Gewinnschwelle erreicht wurde. Die negativen Währungseinflüsse konnten durch Produktivitätssteigerungen und einen optimierten Produktemix grossteils kompensiert werden. Einen grossen Anteil hat hier wiederum Hilcona. In Zukunft werden die Wachstumsraten deutlich tiefer ausfallen. Es dürfte weiterhin gelingen, in einem schwachen Umfeld zuzulegen. Als sehr solide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen mit einer Eigenmittelquote von über 52%.

Die Aktien von Bell sind an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 3’800 CHF werden die Titel auf der Basis der Zahlen für 2015 mit einem KGV von rund 16 bewertet und weisen eine Dividendenrendite von 1.8% auf. Auch wenn die Ausschüttungsrendite im aktuellen Tiefzinsumfeld als interessant angesehen werden kann, erscheint das KGV keinesfalls als günstig. Auf dem aktuellen Niveau sind die Titel daher nicht mehr unterbewertet. Indessen könnten negative Marktentwicklungen auch die Aktien von Bell erfassen. Für langfristig agierende Anleger sollte sich ein Halten der Titel dennoch lohnen, wenn auch das Potenzial für weitere Kurssteigerungen als sehr klein angesehen werden muss.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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