Nahrungsmittel: Bell und Orior setzen auf Alternativen zu Fleisch

Zwei defensive Titel mit Dividendenkontinuität

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Fleischersatzprodukte liegen im Trend: vegane Nuggets von Orior. Bild: www.orior.ch

Wir machen es in der Regel zwei- bis dreimal am Tag: uns ernähren. An Bedeutung gewonnen hat in den letzten Jahren für viele Menschen eine bewusstere und vor allem gesunde Ernährung. Bereits in den 80er- und 90er-Jahren schwenkten einige Konsumenten auf vegetarische Ernährung um. Pflanzenbasierte Nahrungsmittel sind zwar nicht neu, aber der Anteil an Vegetariern an der Bevölkerung hat deutlich zugenommen. In der Zwischenzeit sind weitere Formen wie Frutarier oder Veganer, um nur einige zu nennen, dazugekommen. Auch wenn es Leute gibt, die solchen Ernährungsformen kritisch gegenüber eingestellt sind, sollte man den Trend und die Nachfrage gerade als Investor nicht unbeachtet lassen.

Orior stellt sich fortlaufend neu auf

Die Nahrungsmittelindustrie hat auf diesen Trend schon länger reagiert. Dies sieht man bei Grosskonzernen wie Nestlé ebenso wie bei dem amerikanischen Start-up Beyond Meat. Umgeschwenkt und sich neu ausgerichtet hat auch der Schweizer Nahrungsmittelproduzent Orior AG. Ursprünglich als Zigarrenhersteller gestartet, positionierte sich das Unternehmen nach Tätigkeiten im Vertrieb gastronomischer Produkte seit 1992 konkret als Lebensmittelproduzent. Mit verschiedenen Firmenübernahmen in den Bereichen Fleischwaren, Pasta, Frucht-/Gemüsesäfte sowie Casual food/Convenience food stellte sich Orior fortlaufend bis heute neu auf und konnte sich so ein respektables Markenportfolio aufbauen.

Fleischersatzprodukte beliebt

Ebenfalls wurde eine Logistikinfrastruktur mit dem Namen Lineafresca aufgebaut, die später dann allerdings an die Murpf Gruppe verkauft werden konnte. Die Transportdienstleistung wird in einer strategischen Partnerschaft mit der Murpf Gruppe fortgeführt. Durch die Diversifikation sind in den letzten Jahren drei Geschäftsbereiche entstanden: Convenience, Refinement und International.

Alternative Fleischprodukte wie Bohnen-Burger oder Tofu-Nuggets erfreuen sich reger Beliebtheit. Daher kündigte das Unternehmen an, weitere strategische Investitionen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten für pflanzenbasierte Produkte zu tätigen. Den Trend hin zu solchen Ersatzprodukten spüren aber auch andere Player. Die kommunizierten Ziele, um die Bilanz zu verbessern, sind sicherlich hervorzuheben. So soll das organische Wachstum Richtung 2-4% gesteigert und ein EBITDA von über 10% erreicht werden. Die Eigenkapitalquote will Orior u.a. durch die Senkung der Nettoverschuldung optimieren sowie die Kapitaleffizienz (ROCE) steigern. Zudem hat das Unternehmen mit der Strategie 2025 nachvollziehbar dargelegt, wie es in Zukunft vorwärtskommen will. Als Sahnehäubchen obendrauf gibt es eine Dividendenrendite von immerhin 2.4%. Ausbezahlt wird eine Dividende seit 2011.

Bell setzt ebenfalls auf vegetarische Lebensmittel

Auch andere Firmen spüren die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln. So war die Bell Food Group AG noch bis vor rund 20 Jahren vorwiegend ein fleischverarbeitender Betrieb. Mit der Zeit wurde der Bereich vegetarische Lebensmittel weiter erhöht. Heute generiert Bell auch einen Teil des Umsatzes mit den Fleischersatzprodukten. Dazu kommen auch Produkte im Segment Convenience food, welche Bell unter anderem mit dem Zukauf von Hilcona am Markt anbietet. Einer der markantesten Unterschiede zwischen Bell und Orior ist sicherlich die Marktkapitalisierung: Bell ca. 1.87 Mrd. CHF, Orior 687 Mio. CHF, wobei sicherlich beide Betriebe bei den Small-Caps anzusiedeln sind. Das Segment, in dem beide Unternehmen tätig sind, sowie die Zielkundschaft sind bei beiden recht ähnlich. Mit 65 Standorten in 15 europäischen Ländern und 12'`000 Mitarbeitenden hat Bell klar die Nase vorn. Orior ist hauptsächlich in der Schweiz und dem benachbarten Ausland tätig. Das Wachstum der beiden Gesellschaften gleicht nicht einem Sprint, sondern vielmehr einem Dauerläufer. Kontinuierliche Steigerung des Gewinnwachstums, wie es sich fast ein wenig gehört im Sektor der täglichen Verbrauchsgüter. Nicht ausser Acht lassen sollte man auch die Dividendenhistorie von Bell: Seit 1997 nimmt das Unternehmen regelmässig Ausschüttungen vor und hat diese schrittweise erhöht. Die aktuelle Rendite liegt bei 2.2%.

Fazit

Orior und Bell sind beide sehr interessante Unternehmen, die auch in der Zukunft nicht so schnell wegzudenken sein werden. Beide Firmen haben es in der Vergangenheit stets geschafft, sich den neuen Trends und den Bedürfnissen der Kunden anzupassen. Die mittelfristig gesetzten Ziele von Bell und Orior geben Anlass zu Zuversicht. Zwei defensive Aktien aus dem Sektor der Konsumgüter, die für konservative Anleger eine gute Portfoliobeimischung darstellen. In Zeiten von Negativzinsen sind auch die Dividendenrenditen von aktuell 2,2% (Bell) bzw. 2,4% (Orior) nicht zu verachten. Zudem ist es auch immer spannend, die Produkte in den Läden entdecken oder ausprobieren zu können. Eine alte Anlegerweisheit sagt, dass man nur Aktien von Unternehmen kaufen sollte, deren Produkte man auch schätzt.

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