BVZ Holding: Positive Vorzeichen in allen Sparten im 1. Semester trotz Tourismusschwäche, Jahresausblick vorsichtig optimistisch

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Der Glacierexpress erfreute sich einer starken Nachfrage. Quelle: BVZ Holding AG
Der Glacier Express erfreute sich einer starken Nachfrage. Quelle: BVZ Holding AG

Die BVZ Holding AG konnte im ersten Semester 2016 in allen Sparten zulegen. Hierbei gelang es sogar, am Gornergrat die rückläufigen Frequenzen im Wintersportgeschäft durch den stärkeren Ausflugsverkehr zu kompensieren. Dem Unternehmen ist es gelungen, der allgemeinen Branchenschwäche zu trotzen. Mit der Positionierung des Gornergrats als naturnaher Erlebnisberg hat die Gesellschaft offenbar ins Schwarze getroffen. Auch setzt die BVZ bei den Geschäftstätigkeiten auf den asiatischen Raum, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum ersten Semester schreibt. So wurden die Weichen für eine strategische Partnerschaft mit der taiwanesischen Staatsbahn, die ihrerseits ebenfalls eine touristische Schmalspurbahn betreibt, gestellt. Beide Bahnen sprechen ähnliche Zielgruppen an, die nun gegenseitig vermarktet werden sollen. So soll die bereits bestehende Verbindung zu den zentralen asiatischen Märkten in Japan und Korea weiter intensiviert werden.

Glacier Express auf der Erfolgswelle

Die Gesamteinnahmen der BVZ Gruppe im ersten Semester 2016 erreichten 68.8 Mio. CHF und lagen damit um 2.6% respektive 1.8 Mio. CHF höher als im Vorjahr. Prozentual am stärksten legte hierbei das Ertragsfeld „Glacier Express“ mit plus 4.7% auf 4.6 Mio. CHF zu. Eine ansehnliche Zuwachsrate von 3.2% auf 27.8 Mio. CHF verbuchte das wichtigste Geschäftsfeld „Mobilität“. Massgeblich zum Plus beigetragen hat der Autotransport, dessen Einkünfte um 11.4% anwuchsen. Allerdings war das Vorjahresgeschäft aufgrund der mehrwöchigen Sperrung der Strasse durch die Schöllenenschlucht negativ beeinflusst. In diesem Geschäftsfeld enthalten sind auch der Regionalverkehr, der um 2.2% zulegte, und der um 0.5% gewachsene Güterverkehr. Auch die Immobiliensparte weist mit einem Umsatzplus von 1.8% positive Vorzeichen auf.

Die Kehrseite der Medaille ist der um 0.8 Mio. CHF auf 53.4 Mio. CHF angestiegene Personal- und Betriebsaufwand. Wie die BVZ mitteilte, ist der Anstieg auf den höheren Personalbestand auf die Einführung des Halbstundentakts zwischen Fiesch und Zermatt zurückzuführen. Zudem sind die Verkaufsprovisionen an Dritte wegen der höheren Umsätze angestiegen. Im Ergebnis resultierte allerdings ein erfreulicher Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 6.5% auf 15.4 Mio. CHF. Wegen der Inbetriebnahme von neuen Zügen stiegen die Sachabschreibungen um 5.5% respektive plus 0.5 Mio. CHF an. Unter dem Strich verzeichnete die BVZ einen Gewinnanstieg von 17.5% auf 3 Mio. CHF.

Gutes Jahresergebnis erwartet

Die Terroranschläge in Europa haben zu grossen Verunsicherungen bei den Gästen aus fernen Ländern geführt. Hieran vermögen auch die grossen Marketingaktivitäten in den wichtigsten Märkten nichts zu ändern. Als belastender Faktor zeigt sich auch die Stärke des Schweizer Frankens. Nach dem Brexit hat dieser gegenüber dem britischen Pfund, aber auch gegenüber anderen Währungen, erneut zugelegt. Diese Bedingungen machen das zweite Halbjahr herausfordernd. Einen positiven Einfluss auf den Geschäftsverlauf wird der per Jahresbeginn erfolgte Aufbau des Ressorts Immobilien haben. Mit diesem Schritt wurden die Voraussetzungen zur Weiterentwicklung dieser Sparte geschaffen. Insgesamt wird für 2016 ein gutes Jahresergebnis erwartet.

Die vorläufigen Zahlen für das erste Semester 2016 der BVZ Gruppe fallen erfreulich aus. So konnte das Unternehmen der allgemein negativen Entwicklung der Tourismusbranche offenbar erfolgreich begegnen. Nochmals gestärkt werden konnten zudem die äusserst soliden Bilanzkennzahlen, die einen Eigenfinanzierungsgrad von 92.5% aufweisen. Die Aktien der BVZ sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Nachdem der Kurs per Jahresende 2015 ein Hoch von knapp 580 CHF erreichte, verlor er seit Jahresbeginn um gut 10%. Die letztbezahlten Kurse lagen bei 517 CHF. Auf diesem Niveau werden die Papiere mit einem Abschlag von rund 20% zum Buchwert gehandelt. Der aktuelle Marktwert der Papiere von rund 102 Mio. CHF liegt um gut 10 Mio. CHF höher als der Wert des Immobilienvermögens, der per Jahresende 2015 mit 91.6 Mio. CHF ausgewiesen wurde. Nur zu einem geringen Teil berücksichtigt sind die übrigen Sachwerte der BVZ. Unter der Annahme einer gegenüber dem Vorjahr gleichbleibenden Ausschüttung in Höhe von 11 CHF pro Aktie weisen die Titel eine Rendite von 2.1% aus, was zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld als durchschnittlich gut angesehen werden kann. Die Aussagen der Gesellschaft lassen zumindest keine negativen Überraschungen für das Jahresergebnis erwarten.

Nach den Kurskorrekturen der letzten Monate erscheinen die Aktien keinesfalls überteuert. Allerdings zeigt die Entwicklung auch, dass mittlerweile ein Niveau erreicht wurde, auf dem die Luft für weitere Kurszuwächse dünn geworden ist. Ein Manko stellt auch die tiefe Liquidität dar, die es sehr schwierig macht, grössere Positionen auf- bzw. abzubauen. Für Privatanleger, die mit der geringen handelbaren Stückzahl leben können, eignen sich die Titel auf dem aktuellen Niveau zumindest als Obligationenersatz mit einer zufriedenstellenden Rendite zur Anlage.

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