Bell Food Group: Preisanstieg beim Fleisch und Wettbewerbsdruck belasten Geschäftsgang – Gehaltene Dividende

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Vom Fleischverarbeiter zum Genussanbieter: Seafood ist ein wichtiges Standbein für Bell. Quelle: Bell AG
Vom Fleischverarbeiter zum Genussanbieter: Seafood ist ein wichtiges Standbein für Bell. Quelle: Bell AG

Die vor allem als Fleischverarbeiter bekannte Bell AG konnte im Jahr 2016 einen deutlichen Umsatzanstieg von 20.3% auf 3.3 Mrd. CHF verbuchen. Damit gelang es dem Basler Unternehmen erstmals, die Schallmauer von 3 Mrd. CHF zu übertreffen. Möglich wurde dies vor allem dank der Akquisitionen, die das Unternehmen tätigte. So erwarb Bell unter anderem den österreichischen Geflügelspezialisten Huber und die auf Convenience-Salat-Produkte spezialisierte Eisberg-Gruppe sowie die auf die Belieferung der Gastronomie spezialisierte Geiser AG. Neben weiteren kleineren Akquisitionen, welche die Geschäftstätigkeit verbreitern, trug vor allem die erstmalige Konsolidierung der Hilcona-Gruppe für das Gesamtjahr 2016, nach acht Monaten im Vorjahr, zu einem deutlichen Umsatzplus bei. Noch weitaus stärker als die Umsätze legten die von Bell verarbeiteten Volumen mit plus 50.5% auf 414’260 Tonnen zu. Der zunehmend breiteren Ausrichtung von Bell soll – sofern die Aktionäre an der GV im April zustimmen– durch die Umfirmierung auf Bell Food Group Rechnung getragen werden. Ein belastender Faktor des abgelaufenen Jahres war der Preisanstieg beim Schweinefleisch. Nachdem im Vorjahr die Preise auf rekordtiefe Werte gefallen waren, änderte sich das Bild im Berichtsjahr deutlich. Allerdings fielen die Erhöhungen mit plus 8% in der Schweiz noch moderat aus, während in Deutschland ein Plus von 20% zu verzeichnen war. Problematisch bei den Preisanstiegen auf der Beschaffungsseite ist, dass die höheren Preise jeweils nur mit einer Zeitverzögerung an die Kunden weitergegeben werden können, so dass die Margen unter Druck geraten.

Hilcona entwickelt sich erfreulich

In Deutschland konnte sich Bell dem höheren Wettbewerbsdruck nicht entziehen. So fielen die Umsätze um 3.6% auf 446 Mio. CHF, während die Absatzmenge mit einem Minus von 0.2% auf 67’808 Tonnen nahezu gehalten werden konnte. Mit im Geschäftsbereich Bell Deutschland enthalten sind die Einnahmen aus Belgien und Spanien, die dieser Division angehören. Im übrigen Auslandsgeschäft, das unter Bell international firmiert, zogen die Umsätze vor allem wegen der Integration des Geflügelproduzenten Huber massiv um 329 Mio. CHF auf 525 Mio. CHF an. Gleichzeitig stiegen die Absatzvolumen um über 100’000 Tonnen auf 131’513 Tonnen. In Frankreich setzte Bell die Bereinigung des Sortiments mit der Fokussierung auf margenstärkere Produkte fort. Die eingeleiteten Optimierungen wurden durch die höheren Rohstoffpreise teilweise zunichte gemacht, was zu einer weiterhin ungenügenden Ertragslage führte. Sehr positiv fiel die Entwicklung bei der Hilcona-Gruppe im 2016 aus. Dank der Übernahme der Eisberg-Gruppe und der erstmaligen Konsolidierung der Gruppe für das ganze Jahr zogen die Einnahmen um 216 Mio. CHF respektive plus 59.9% auf 577 Mio. CHF bei einem Plus der Warenumsätze von 68.1% massiv an. Dabei gelang es, dank Innovationen bei der Produktpalette und Optimierungsmassnahmen das Ergebnis weiter zu verbessern.

Bruttomarge in schwierigem Umfeld knapp gehalten

Bell konnte die Nettoumsätze, d.h. nach der Eliminierung von Konsolidierungseffekten, auf Konzernebene im 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 20.3% auf 3.3 Mrd. CHF steigern. Die höheren Einkaufspreise spiegeln sich in der Entwicklung des Inlandgeschäfts, welches immer noch die Haupteinnahmequelle des Nahrungsmittelkonzerns ist, deutlich wider. So stiegen die mengenmässigen Verkäufe nur um 0.5% auf 124’073 Tonnen an, während die Umsätze um 3% auf 1’907 Mio. CHF anzogen. Hierin nicht enthalten sind die Einkünfte der Hilcona-Gruppe, die zusammen mit Eisberg Einnahmen von 577 Mio. CHF erzielte. Diese trugen ebenso wie die Erträge des Auslandsgeschäfts von über 970 Mio. CHF zu den Gruppenerträgen bei. Auf der Kostenseite steht dem Anstieg der Ausgaben ein Plus der Warenkosten von 20.4% auf 2.1 Mrd. CHF gegenüber, während die Betriebskosten um 20.7% höher ausfielen und gesamthaft 955 Mio. CHF betrugen. Den Grossteil der Betriebskosten stellen die Personalausgaben dar, die vor allem akquisitionsbedingt um 22.2% auf 614 Mio. CHF anstiegen. Ein überproportionales Plus von 33.3% auf 93 Mio. CHF verzeichneten die Aufwendungen für Fremdtransporte, was vor allem auf Doppelspurigkeiten zwischen den einzelnen Unternehmen zurückzuführen ist.

EBITDA steigt um 18.3% auf 278 Mio. CHF

Insgesamt gelang es dennoch, den Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 18.3% auf 278 Mio. CHF zu steigern. Die Vorjahresmarge von 8.5% wurde mit einem Wert von 8.3% nur knapp verfehlt. Investitionsbedingt stiegen allerdings die Abschreibungen auf Goodwill und immaterielle Anlagen massiv an. Die Übernahmen der vorgenannten Betriebe liess die Wertberichtigungen um 9.1 Mio. CHF auf 29.4 Mio. CHF anschwellen. Zudem zogen die ordentlichen Sachabschreibungen investitionsbedingt um 14.6 Mio. CHF auf 106.5 Mio. CHF an. Hieraus resultierte ein EBIT von 142.1 Mio. CHF nach 123 Mio. CHF im Vorjahr, was einem Anstieg um 15.6% entspricht. Belastend auf das Ergebnis wirkte sich der deutlich höhere Steueraufwand von 22.3 Mio. CHF nach 17.6 Mio. CHF aus, der aus dem Wegfall positiver Steuereffekte resultiert. Zudem führte die Konsolidierung der Hilcona für 12 statt 8 Monate zu einem Anstieg des Anteils Dritter am Gewinn von 7.5 Mio. CHF im Vorjahr auf 13.7 Mio. CHF. So resultierte unter dem Strich ein nur unterproportionales Gewinnplus von 6.1% auf 100.6 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte Dividende von 7 CHF pro Aktie erhalten.

Weiterhin schwieriges Umfeld

Das laufende Jahr wird von anspruchsvollen Rahmenbedingungen geprägt bleiben. Nicht abschätzbar sind die Entwicklungen der Rohstoffpreise, die weiterhin starken Schwankungen unterworfen sein werden. Keine Entspannung zeichnet sich bei der Konkurrenzsituation ab. Die verschiedenen Marktteilnehmer liefern sich einen Wettkampf um Marktanteile, der vor allem über den Preis geführt wird. Um diesen Druck Paroli bieten zu können, setzt Bell auf die weitere Nutzung von Synergien in allen Geschäftsfeldern. Diese sollen es erlauben, die Kostenstruktur zu verbessern. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Integration der akquirierten Firmen in die Gruppe. Mit einem Investitionsprogramm in massive Ausbauten an den beiden Standorten in Oensingen und Basel sollen zudem die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Die Geschäftszahlen von Bell für 2016 fallen insgesamt gut aus. Es gelang dem Lebensmittelunternehmen, die durch die Preissteigerungen verursachte Margenerosion nahezu vollumfänglich zu kompensieren. Auch hinterliessen die Akquisitionen nur wenig negative Spuren in der Jahresrechnung, was ein deutliches Indiz für einen guten Integrationsprozess ist. Lediglich die Abschreibung des mit den Akquisitionen bezahlten Goodwills lastet deutlich auf den Margen. Bell schreibt ungeachtet der Werthaltigkeit den Goodwill linear über einen Zeitraum zwischen 8 und 15 Jahren (je nach Art der Akquisition) ab. Deutliche Spuren hinterliessen die Akquisitionen in der Bilanz. So ging der Eigenmittelanteil vor Minderheiten von 47% im Vorjahr auf 41.2% und nach Minderheiten von 52.2% auf 45.8% zurück. Zudem stieg der Goodwill um 120 Mio. CHF auf 143.7 Mio. CHF an. Dies entspricht knapp 15% der ausgewiesenen Eigenmittel nach Minderheiten. Eine komplette Abschreibung des Goodwills würde den Eigenfinanzierungsgrad auf gut 34% sinken lassen, was ein eher durchschnittlicher Wert ist. Sehr zu begrüssen ist, dass der Goodwill jährlich abgeschrieben wird. Angesichts der Entwicklung der Kennzahlen der Erfolgsrechnung besteht an der Werthaltigkeit des Goodwills kein Zweifel, so dass die Bilanzkennzahlen trotz der nicht unbedeutenden Goodwillposition als solide angesehen werden können.

Die Aktien von Bell sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 439.75 CHF werden die Titel gemessen an den Zahlen für 2016 mit einem KGV von 17.5 gehandelt. Dieser Wert erscheint keinesfalls günstig. Auch die Dividendenrendite fällt mit knapp 1.6% selbst auf dem aktuellen Tiefzinsniveau eher bescheiden aus. Auch wenn die Aktien von den Höchstständen um knapp 10% korrigiert haben, besteht weiterhin ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Kursrückgänge. Das Potenzial für Kurssteigerungen erscheint zumindest kurz- bis mittelfristig sehr begrenzt. Bei einer weiterhin anhaltenden guten Börsenstimmung können jedoch weitere Kursanstiege keinesfalls ausgeschlossen werden, zumal die Ertragsaussichten für Bell intakt sind. Trotz des schwierigen Umfelds verfügt das Unternehmen über eine im Inland sehr starke Position, die gepaart mit weiteren Optimierungen in den Prozessabläufen zu weiteren Ertragssteigerungen führen dürfte. Zudem verfügt das Unternehmen über einen erheblichen Substanzwert.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.

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