Antoinette Hunziker, VRP BEKB: „Unsere Beraterinnen und Berater müssen fit für die digitale Welt sein.“

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Antoinette Hunziker-Ebneter schloss ihr Betriebswirtschaftsstudium an der Universität St. Gallen ab und verfügt über ein Diplom der Swiss Banking School. Ihre berufliche Karriere begann sie bei der Citibank. Danach führte sie den Wertschriftenhandel bei der Bank Leu. Antoinette Hunziker-Ebneter war CEO der Schweizer Börse. Anschliessend wurde sie in die Konzernleitung der Bank Julius Bär & Co. berufen. Mit der Gründung der Forma Futura Invest AG folgte 2006 der Schritt in die Selbständigkeit. Sie ist Mitgründerin der WaterKiosk Foundation für den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Schwellenländern und Mitglied des Stiftungsrats der UniBern Forschungsstiftung.
Bild: www.bekb.ch

„Geschäftsmodelle in der Transformation“ ist das Thema des 4. Branchentalks von schweizeraktien.net am 13. Juni. Im Rahmen der Veranstaltung diskutieren Antoinette Hunziker-Ebneter, VR-Präsidentin der BEKB, Pietro Supino, VR-Präsident von Tamedia sowie Hanspeter Ackermann (CEO Bank Cler), Markus Gygax (CEO Valiant Bank) und Thomas Vogt (CEO SL Bucheggberg) über Parallelen im Transformationsprozess in der Medien- und Finanzbranche.

Im Vorfeld der Veranstaltung führte schweizeraktien.net ein Interview mit Antoinette Hunziker über den Stand des Transformationsprozesses bei der BEKB. Die Kantonalbank setze auch weiterhin auf persönliche Beratung, so die Präsidentin. Dieser Kontakt soll auch künftig in einem Beratungszentrum erfolgen. Niederlassungen als reine Automatenbanken lehne die Bank ab. Wichtig sei hingegen Weiterbildung der Mitarbeiter in der Kundenberatung. Hunziker propagiert ein „Lebenslanges Lernen“. In der Digitalisierung überarbeitet die Berner Kantonalbank derzeit ihre Strategie und zeigt sich offen für verschiedene Optionen.

Frau Hunziker-Ebneter, die Bankenbranche befindet sich in einem grundlegenden Strukturwandel. Margendruck in Zeiten von Negativzinsen, regulatorische Veränderungen und digitale Transformation machen den Banken zu schaffen. Von „Disruption“ ist die Rede, die zu einem Ende des klassischen Bankgeschäfts führen wird. Wie reagiert die BEKB konkret auf diesen Strukturwandel?

Antoinette Hunziker-Ebneter: In Bezug auf die Digitalisierung haben wir einen eigenen Bereich mit Namen «Digitale Transformation» gegründet, welcher die Digitalisierungsmassnahmen koordiniert, die Entwicklungen auf dem Markt und bei den Mitbewerbern aktiv verfolgt und erfolgsversprechende Projekte umsetzt, die unseren Kundinnen und Kunden einen Mehrwert bringen. Wir wollen die Chancen des Strukturwandels erkennen und richten die BEKB auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse aus. Die BEKB will ihren Kundinnen und Kunden in einer zunehmend komplexen Welt als verlässliche Partnerin zur Seite stehen und nur solche digitalen Dienstleistungen anbieten, welche die Kundinnen und Kunden auch brauchen können. Wir überprüfen und optimieren die bankinternen Prozesse laufend, damit wir auch in der Verarbeitung «fit» für die Zukunft sind. Zudem verstärken wir das digitale Know-how bei den Mitarbeitenden und in der Geschäftsleitung.

Die BEKB hat in den letzten Jahren die Anzahl Niederlassungen auf 67 reduziert. Auch andere Banken schliessen laufend Niederlassungen. Welche Bedeutung wird die Bankfiliale in Zukunft noch haben?

Wir sind davon überzeugt, dass unsere Niederlassungen auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der persönlichen Beratung unserer Kundinnen und Kunden spielen werden. Gerade bei uns in der Schweiz haben die Kundinnen und Kunden ein grosses Bedürfnis, anspruchsvolle Geschäfte wie zum Beispiel die Eigenheimfinanzierung und die Vorsorgeplanung, persönlich mit einem Bankberater oder einer Bankberaterin zu besprechen und dabei von unserem Know-how zu profitieren. Wir stellen aber auch fest, dass immer weniger Kundinnen und Kunden rein wegen Bargeldtransaktionen in unsere Niederlassungen kommen. Dies gibt uns die Möglichkeit, das Beratungsangebot vor Ort zu stärken.

Derzeit vergeht kaum ein Monat, in der nicht Regional- und Kantonalbanken neue Konzepte für ihre Niederlassungen vorstellen. Vom Schalter zum Begegnungszentrum – so könnte man den Trend umschreiben. Die BEKB hat mit ihrem Begegnungszentrum am Bundesplatz schon vor vielen Jahren diese Entwicklung antizipiert. Welche Strategie verfolgt die BEKB heute mit ihren Niederlassungen?

Mit unseren Begegnungszentren in Bern, Biel und Thun haben wir die Richtung tatsächlich schon vor Jahren vorgegeben. Bei der Weiterentwicklung dieses Konzeptes steht nun die Einbindung von digitalen Angeboten in der Beratung im Zentrum. Für uns ist es wichtig, dass die BEKB-Niederlassungen nicht nur reine «Automatenbanken» sind, sondern dass unsere Kundinnen und Kunden auch immer die Möglichkeit zu persönlichen Kontakten zur BEKB haben.

Wie wollen Sie die persönliche Beratung mit der zunehmenden Digitalisierung kombinieren?

Wir haben festgestellt, dass auch in Zeiten der Digitalisierung ein grosses Bedürfnis nach persönlicher Beratung und Begleitung besteht. Dies gilt übrigens auch für junge Kundinnen und Kunden, welche in der täglichen Interaktion mit der Bank sehr «digital» unterwegs sind, dann aber bei grösseren Vorhaben die persönliche Begleitung mit einer individuellen Beratung wünschen. Dabei spielt auch der Zeitfaktor eine Rolle: Dank dem Know-how unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann vieles schneller erledigt werden als wenn man alles selber am Bildschirm bearbeiten und ausfüllen muss.

Welche Auswirkungen wird diese Entwicklung auf die Kundenberatung in der BEKB haben?

Unsere Beraterinnen und Berater müssen «fit» für eine digitale Welt sein. Immer mehr Dienstleistungen werden über digitale Kontaktpunkte bezogen, und der Kunde orientiert sich bereits vor einem Beratungsgespräch selbständig im Internet.

Durch die Weiterentwicklung unserer Systeme und Prozesse unterstützen wir unsere Kundenberaterinnen und -berater gezielt und stellen eine permanente Weiterbildung sicher, damit sie in jeder Situation eine qualitativ hochstehende Beratungsleistung anbieten und erbringen können. Lebenslanges Lernen ist angesagt.

Derzeit machen viele sogenannte Fintech-Unternehmen von sich reden. Einige klassische Banken, wie beispielsweise die Hypi Lenzburg, gehen mit diesen Fintechs Kooperationen ein. Verfolgt die BEKB eine ähnliche Kooperationsstrategie?

Wir verfolgen die Entwicklungen aktiv und beurteilen mögliche Kooperationen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen laufend. Interessant wird es für uns dann, wenn es um Projekte geht, die einen konkreten Kundennutzen ermöglichen. Unsere PFM-Lösung (Personal Finance Management) in der BEKB-App haben wir zusammen mit einem FinTech-Unternehmen entwickelt.

Andere Kantonalbanken, wie die Glarner Kantonalbank mit ihrer O-Mat-Familie, entwickeln eigenständige Softwarelösungen und vergeben Lizenzen. Ist dies auch eine Option für die BEKB, ein Standbein in der Softwareentwicklung aufzubauen?

Auch diese Option halten wir uns offen. Wir überarbeiten zurzeit unsere Digitalisierungsstrategie und wollen klären, welche Möglichkeiten in diesem Bereich für uns infrage kommen.

Das HP Banking Service Center in Bern betreibt heute Teile der IT-Infrastruktur der BEKB. Wie zukunftsfähig ist diese IBIS-Lösung insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen mit der Digitalisierung?

Ein zukunftsfähiges Kernbankensystem muss diverse Anforderungen wie Modularität, open APIs, die Abdeckung regulatorischer Vorgaben, Stabilität und Sicherheit erfüllen. Dazu kommt die Weiterentwicklung in Richtung «Plattform-Bank und Bank als Ökosystem». Globale Trends wie BigData, Künstliche Intelligenz, Robotik sowie Virtual und Augmented Reality stellen an alle Anbieter von Kernbankenlösungen enorme Anforderungen. Wir beobachten die entsprechenden Initiativen und Entwicklungen im Markt aktiv. Welchen Weg wir bei der BEKB gehen werden, ist zurzeit Gegenstand der strategischen Diskussion.

Das Interview führte Björn Zern.

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