Alpha Rheintal Bank: Übernahme geplant – Volksbank in St. Margrethen weist noch Verlust aus

Bilanzsumme des Übernahmeobjekts bei rund 160 Mio. CHF.

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Das moderne Bankgebäude soll zukünftig von der Alpha Rheintal Bank genutzt werden.
Das Gebäude der Volksbank in St. Margrethen stellt ein wichtiges Asset dar. Quelle: Volksbank St. Margrethen

Die Alpha Rheintal Bank AG (ARB) informierte anfangs Dezember ihre Anteilseigner in einem Aktionärsbrief über die geplante Übernahme der Volksbank AG in St. Margrethen. Bei dem Institut handelt es sich um eine 100%ige Tochtergesellschaft der Volksbank Vorarlberg. Die österreichische Bank stellte ihre Schweizer Tochtergesellschaft im Rahmen der beabsichtigten Strukturbereinigung zum Verkauf. Die mit einer Schweizerischen Bankenlizenz versehene Volksbank St. Margrethen verfügt über eine Bilanzsumme von 139.1 Mio. EUR per 30. Juni 2017. Bei einer Bilanzsumme des Mutterhauses von 2.4 Mrd. EUR steuert die Schweizerische Tochter nur knapp 6% zur Bilanzsumme bei.

Schadenfall im Kreditgeschäft bei der Volksbank

Dennoch litt diese im 2016 unter erheblichen Problemen und musste nach einem im März entdeckten Schadenfall im Kreditgeschäft sämtliche Kredite neu bewerten und das Kreditgeschäft reorganisieren. Wie dem Geschäftsbericht 2016 der österreichischen Volksbank entnommen werden kann, wurde zudem eine Anpassung der kompletten Bankorganisation vorgenommen. Die Hintergründe des Schadens seien Gegenstand straf- und zivilrechtlicher Untersuchungen. Derartige Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Übernahme einer Bank wecken Erinnerungen an den Fall der Triba Partner Bank, die ebenfalls einen Schadenfall verzeichnete und im Anschluss das Kapital mit Hilfe der Valiant Bank aufstockte, um dann schliesslich vollständig von der Valiant übernommen zu werden. Detaillierte Informationen zur Triba können unserem Beitrag vom März 2017 entnommen werden.

Übernahmeobjekt schreibt rote Zahlen

Die Volksbank St. Margrethen musste in den letzten beiden Jahren gemäss dem Geschäftsbericht des Mutterhauses hohe Verluste verbuchen. Im Jahr 2015 lag der Verlust bei 13 Mio. EUR und im 2016 noch bei 5.8 Mio. EUR. Die hohen Verlustausweise dürften massgeblich im Zusammenhang mit dem Schadenfall im Kreditgeschäft stehen. Allerdings zeigen auch die übrigen publizierten Kennzahlen ein wenig erfreuliches Bild der Volksbank auf. So fiel etwa die Bilanzsumme von 254.5 Mio. EUR per Jahresende 2015 auf 164.5 Mio. EUR per Jahresende 2016. Der Abwärtstrend setzte sich auch im ersten Semester 2017 mit einem nochmaligen Rückgang der Bilanzsumme um 25.4 Mio. EUR respektive minus 15.5% auf noch 139.1 Mio. EUR weiter fort. Auch schrieb das Institut im ersten Semester 2017 weiterhin rote Zahlen mit einem Verlust von 1.9 Mio. EUR. Diese Zahlen bestätigen denn auch die Darstellungen der Muttergesellschaft im Geschäftsbericht 2016, wonach die Schweizerische Tochter „erneut ein anspruchsvolles und anforderungsreiches Geschäftsjahr 2017 erwartet“. Durch die erfolgte Reorganisation sei die Volksbank St. Margrethen nun für alle zukünftigen Anforderungen gerüstet. Hierzu gehört auch die nach dem Schadenfall erfolgte Aufstockung der Eigenmittel durch das Mutterhaus in Höhe des ermittelten potenziellen Schadens.

Kauf an Bedingungen geknüpft

Die ARB liess die Volksbank St. Margrethen vor der Abgabe einer Kaufofferte durch ein unabhängiges Haus einer Due Dilligence Prüfung unterziehen. Nach deren Ergebnissen, welche die von der ARB ermittelten Annahmen bestätigten, lancierte die ARB eine Kaufofferte. Diese ist noch an Bedingungen für den Geschäftsabschluss 2017 geknüpft. Sofern die Volksbank die Bedingungen erfüllt, soll der Kauf per Ende Februar 2018 erfolgen. Mit der neuen Bank will die ARB ihr Marktgebiet in Richtung Bodensee weiter ausbauen. Zudem arbeiten beide Institute mit der gleichen Bankensoftware finova, was den Zusammenschluss vereinfacht. Auch seien die Kunden der beiden Institute vergleichbar, was die Integration vereinfache, zeigt sich die ARB überzeugt. Als wichtiges Asset wird auch das Gebäude der Volksbank in St. Margrethen betrachtet. Dieses soll zukünftig den bisherigen Standort der ARB in St. Margrethen ersetzen. Langfristig will die ARB mit dem Ausbau des Kundenstamms die Erträge erhöhen. Gleichzeitig können Synergien bei den Sach- und Personalkosten generiert werden, was sich gesamthaft positiv auf die Geschäftszahlen auswirkt.

Die Kaufofferte der ARB für die Volksbank St. Margrethen kommt für die meisten Aussenstehenden überraschend. Wie die bereits abgeschlossene Due Dilligence aufzeigt, wurde das Projekt von der ARB bereits seit einiger Zeit verfolgt, ohne dass dies bekannt geworden ist. Das Kaufobjekt stellt für die ARB „nur“ eine kleine Arrondierung dar. Die Bilanzsumme der ARB per 30. Juni 2017 betrug gut 2 Mrd. CHF, und diejenige der Volksbank St. Margrethen lag bei gut 160 Mio. CHF. Dies entspricht rund 8% der Bilanzsumme der ARB. Auch wenn bislang keine Details zum Preis bekannt sind, erscheint es angesichts der Grössenverhältnisse der beiden Häuser als sehr wahrscheinlich, dass die ARB den Kauf aus den eigenen Mitteln finanzieren kann.

Derzeit vollkommen offen ist, ob dieser Kauf der Startschuss für eine weitere Konsolidierung der Banken in der Region sein könnte. Aufgrund der speziellen Situation scheint es sich eher um eine günstige Opportunität für die ARB zu handeln. Gelingt die Integration der Volksbank St. Margrethen, könnte die ARB jedoch auch weitere Käufe in Erwägung ziehen. Angesichts der stetig steigenden regulatorischen Anforderungen und dem harten Konkurrenzkampf der Banken untereinander würde dies betriebswirtschaftlich Sinn machen. Denkbar wäre etwa ein Zusammenschluss mit der ebenfalls im Rheintal tätigen Clientis Biene Bank im Rheintal.

Die Aktien der Alpha Rheintal Bank werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf die Ankündigung der Übernahme stieg der Geldkurs der letztmalig zu 465 CHF gehandelten Aktien auf 480 CHF an. Dieser Preis entspricht dem Buchwert per 31. Dezember 2016, der seinerseits nicht unerheblich unter dem Substanzwert liegen dürfte. Als eher tief angesehen werden muss die Dividendenrendite von 1.8% unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer konstanten Ausschüttung. Der mögliche Kauf der Volksbank dürfte keinen signifikanten Einfluss auf die Kennzahlen der ARB haben. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf wird der Geschäftsabschluss 2017 sein, über den noch keine Aussagen möglich sind.

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