Bergbahnen Adelboden: Top4-Skipass lässt Umsätze anschwellen

Wetterkapriolen im Winter können durch Saisonkarten kompensiert werden.

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Die Sillerenbahn transportiert seit 1990 die Gäste ins Ski- und Wandergebiet. Die Verkehrs-Hauptschlagader, die nicht mehr den heutigen Komfortansprüchen entspricht, soll durch eine neue Bahn, die Direttissima, ersetzt werden. Bild: Holger Geissler, schweizeraktien.net

Die Bergbahnen Adelboden AG konnten im Geschäftsjahr 2017/18 eine deutliche Einnahmesteigerung verbuchen. Wie der neue VR-Präsident René Müller den Aktionären an der GV in Adelboden darlegte, konnte das Unternehmen vor allem vom Top4-Skipass, der in Kooperation mit den Jungfraubahnen, der Gstaad Bergbahnen AG und den Bergbahnen Meirinigen-Hasliberg lanciert wurde, profitieren. Die Erwartungen an diese Kooperation wurden deutlich übertroffen. Geholfen hat hier vor allem der schneereiche Saisonauftakt, der zu einem deutlichen Anstieg bei den verkauften Saisonkarten führte. So konnte trotz der sehr schwierigen Bedingungen im Januar mit Sturm und Regen und den daraus resultierenden Betriebsunterbrüchen der Winterverkehrsertrag um 6,1% auf 10.7 Mio. CHF gesteigert werden. Dieser Wert stellt den zweithöchsten in der Unternehmensgeschichte nach dem Rekordjahr 2008/09 dar.

Neuer Sommerrekord

Im Sommer 2017 konnte mit einem um 8,2% auf 1.2 Mio. CHF angestiegenen Verkehrsertrag ein neuer Rekordwert erzielt werden. Profitieren konnte die Gesellschaft auch hier von einer Kooperation: Gemeinsam mit Frutigen wurden zahlreiche Angebote für die Sommergäste lanciert. Weiterhin sehr stark nachgefragt wurde das Trottinett-Angebot. Eher schwach entwickelte sich indessen die Nachfrage nach dem Kletterturm, wie Direktor Markus Hostettler infomierte. Auch die Reduktion der Preise brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Strikte Kostenkontrolle lässt Gewinn anschwellen

Insgesamt stiegen die Einkünfte im per 31. Mai 2018 beendeten Geschäftsjahr um 5,8% auf 15.9 Mio. CHF an. Wichtigste Einnahmequelle stellten wie in den Vorjahren die Verkehrserträge dar, die ihrerseits um 6,4% auf 11.9 Mio. CHF anstiegen. Nur um 1,3% auf 2.4 Mio. CHF konnten die Restaurationseinnahmen gesteigert werden. Hostettler führt dies auf die geringe Sonnenscheindauer zurück, die einem Aufenthalt auf der Sillerenbühl-Terrasse nicht zuträglich war. Auf der Kostenseite gelang es dank einer effizienten Kontrolle aller Ressourcen, den Anstieg des Personalaufwands auf 2,8% auf 5.3 Mio. CHF zu begrenzen. Beim Betriebsaufwand gelang indessen trotz der sehr schwierigen Bedingungen im Winter eine Reduktion um 7,7% respektive minus 300’000 CHF auf 4.1 Mio. CHF. Konstant blieben die Warenkosten mit 700’000 CHF. Dies führte in der Summe zu einem Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) von 5.8 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem stattlichen Plus von 23,7% entspricht. Um gut 100’000 CHF auf 4.8 Mio. CHF gingen die Sachabschreibungen zurück. Die Gesellschaft führte wie im Vorjahr sämtliche betriebsnotwendigen Abschreibungen im vollen Umfang durch, liess der CEO durchblicken. So gelang es, einen positives EBIT von 1 Mio. CHF nach einem Verlust von 265’000 CHF im Vorjahr zu erzielen. Dank des leicht tieferen Finanzaufwands konnte unter dem Strich ein Reingewinn von 600’000 CHF nach einem Vorjahresverlust von 700’000 CHF verbucht werden.

Direttissima soll Sillerenbahn ersetzen

Die geplante neue Verbindung zwischen Oey und Sillerenbühl soll frühestens 2022 in Betrieb genommen werden. Bild: adelboden-silleren.ch

Nach zahlreichen Abklärungen für den Ersatz der Sillerenbahn, die im Jahr 1990 eröffnet wurde, hat sich die Gesellschaft für die Direttissima entschieden. Auch wenn die aktuelle Gondelbahn noch bis ins Jahr 2033 weiterbetrieben werden kann, entspricht diese nicht mehr den heutigen Komfortansprüchen. Zudem ist die Sillerenbahn die wichtigste Zubringerbahn zum Ski- /Wandergebiet Adelboden und stellt somit gleichzeitig Visitenkarte und Hauptschlagader dar. Die anfänglich stark kritisierte neue Bahn wird mittlerweile auch von den betroffenen Anwohnern nicht mehr komplett abgelehnt, so dass jetzt ein konstruktiver Dialog erfolgt. Die Kosten der Bahn liegen bei rund 23 Mio. CHF. Weitere Details zur Realisierung und auch zur Finanzierung sind aktuell in der Bearbeitung und werden nach dem Ende der Projektphase mitgeteilt. Bis zur Erstellung der Bahn liegt der Fokus auf der Konsolidierung, weitere grössere Investitionen stehen nicht an.

Fazit

Die Geschäftszahlen der Gesellschaft fallen deutlich besser aus als im Vorjahr. Geholfen haben dem Unternehmen vor allem Kooperationen, die den weitaus wichtigeren Winterertrag trotz der eher ungünstigen Witterungsbedingungen deutlich anschwellen liessen. Inwieweit sich diese Entwicklung in Zukunft fortsetzen lässt, ist offen. Einen massgeblichen Anteil an den Verkäufen der wichtigen Saisonkarten wird das Wetter bis zu den Festtagen haben. Sofern wie im letzten Jahr viel Naturschnee fallen sollte, dürfte sich dies sehr erfreulich auf die Saisonkartenverkäufe auswirken.

Mit einer Eigenmittelquote von 45% präsentiert sich die Bilanz der Gesellschaft gesund. Hierbei nicht übersehen werden darf der Finanzierungsbedarf für die neue Bahn, die frühestens 2022 erstellt wird. Beim Investitionsvolumen von 23 Mio. CHF und einem Cashflow von 3.8 Mio. CHF im Berichtsjahr erscheint die Aufnahme von Kapital unumgänglich. Neben Krediten dürfte auch eine Aktienkapitalerhöhung zur Debatte stehen. Die Finanzierung dieser neuen Bahn verdeutlicht die Lage der Gesellschaft: So können wichtige Anlagen nicht aus den eigenen Mitteln finanziert werden. Deutlich wird dies auch beim Vergleich des Cashflows mit dem Gesamtinvestitionsvolumen von 133 Mio. CHF. Mit dem im Berichtsjahr erzielten Wert kann die Gesellschaft den Ersatz aller Anlagen erst in einem Zeitraum von 35 Jahren aus den selbst erarbeiteten Mitteln finanzieren. Dies steht einer durchschnittlichen Betriebsdauer zwischen 25 und 30 Jahren gegenüber, was wiederum der Ersatz der Sillerenbahn vor Augen führt.

Die Aktien der Bergbahnen Adelboden werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonlbank (BEKB) gehandelt. Die letztbezahlten Preise von 1.55 CHF reflektieren die Situation des Unternehmens. Allerdings erscheint der Abschlag auf den ausgewiesenen Buchwert mit fast 90% sehr hoch. So wird die gesamte Firma aktuell nur noch mit 2.7 Mio. CHF bewertet, während die per Bilanzstichtag ausgewiesenen liquiden Mittel bei 3.8 Mio. CHF lagen. Auch wenn die Aktionäre in den nächsten Jahren kaum mit einer Dividende rechnen können, erscheint diese Bewertung als zu tief. Hierbei nicht übersehen werden dürfen indessen die geringe Liquidität und die hohe Spanne zwischen den Geld- und Briefkursen, die aktuell bei über 100% liegt. Auch bietet die Gesellschaft den Aktionären eine sehr attraktive Naturaldividende in der Form von Aktionärstagen und Konsumationsgutscheinen für GV-Besucher. Für Anteilseigner aus der Region, welche die zahlreichen Vergünstigungen nutzen können, stellen die Titel eine attraktive Anlagemöglichkeit dar.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

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