Télé Villars-Gryon Diablerets SA: Schneereicher Winter erlaubt Rückkehr in die Gewinnzone

Jugendolympiade 2020 weckt grosse Erwartungen.

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Mit dem neuen Diablerets-Express ist die TVGD bereit für die Jugendolympiade 2020. Quelle TVGD SA

Die Télé Villars-Gryon Diablerets SA (TVGD) konnte im Geschäftsjahr 2017/18, das per 30. September 2018 endete, dank der hohen Naturschneemengen die Scharte des Vorjahres mit roten Zahlen wieder auswetzen. Geholfen hat dem Unternehmen auch der MagicPass, wie wir bereits vor Jahresfrist hier berichteten. Der im Sommer 2017 eingeführte neue Skipass setzte den Erfolgskurs auch im zweiten Jahr nach der Lancierung fort. So wurden bis inklusive Ende November 2018 mit 104’800 verkauften neuen Magicpässen nochmals 30% mehr Abonnemente verkauft. Der seit 2018 gültige Magicpass 2 war im Gegensatz zum Vorjahr auch im Sommer gültig, was nicht nur die Verkäufe ankurbelte, sondern auch für mehr Gäste in den Sommermonaten sorgte. Aktuell wird der Magicpass 3 geplant, der mit weiteren Neuerungen aufwarten soll. Wie VR-Präsident Alain Urech im Geschäftsbericht der TVGD mitteilt, stellt der MagicPass bis dato ein notwendiges Doping zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft dar. Sowohl im Sommer als auch im Winter konnten die Besucherzahlen gesteigert werden.

Einnahmen legen deutlich zu

Im Berichtsjahr konnte die TVGD ein deutliches Plus der Gesamtumsätze von 28,4% auf 15.3 Mio. CHF verbuchen. Der Löwenanteil geht auf das Konto der um 31,5% auf 13.6 Mio. CHF gesteigerten Nettoverkehrseinnahmen. Von den Gesamteinnahmen im Umfang von 15.7 Mio. CHF flossen 2.1 Mio. CHF als Entschädigung an die Zubringerbahn BEX-Villars-Bretaye (BVB) und an den Gletscher Glacier 3000. Bei den Entschädigungen fällt ein deutlicher Rückgang für den Glacier auf, für den nach 0.8 Mio. CHF im Vorjahr nur noch 0.2 Mio. CHF im Berichtsjahr abgegeben wurden. Deutlich höher fiel im Einklang mit dem Anstieg der Wintersportler die Entschädigung für die BVB mit 1.9 Mio. CHF nach 1.4 Mio. CHF im Vorjahr aus. Nach wie vor nur einen marginalen Anteil steuerte das Sommergeschäft mit 0.3 Mio. CHF zu den Verkehrseinnahmen bei. Zuzulegen vermochte die Gesellschaft bei den Nebenerträgen. Diese aus der Vermietung der Restaurantbetriebe, Dienstleistungen für Dritte und sonstigen Erträgen bestehenden Einnahmen stiegen um 7,6% auf 1.6 Mio. CHF an.

Hohe Schneemengen lassen Kosten wachsen

Die Kehrseite der Medaille stellen die um 11,7% auf 10.2 Mio. CHF angestiegenen Aufwendungen dar. Moderat fiel das Plus mit 2,4% auf 4.8 Mio. CHF bei den Personalausgaben aus, die zugleich den grössten Kostenblock darstellen. Die grosse Menge an Naturschnee führte zu einem deutlichen Anstieg der Unterhaltskosten der Anlagen von 25,6% auf 2 Mio. CHF. Auch die Energiekosten legten um 20,1% auf 1.2 Mio. CHF zu. Schliesslich wurden die Marketingaufwendungen auf 0.7 Mio. CHF aufgestockt, was nahezu einer Verdoppelung entspricht, während die sonstigen Ausgaben sich nur wenig veränderten. Im Ergebnis führte dies zu einem Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 5.1 Mio. CHF nach 2.8 Mio. CHF im Vorjahr. Die Gesellschaft nutzte das bessere Ergebnis zur massiven Erhöhung der Sachabschreibungen um 1.6 Mio. CHF auf 4.8 Mio. CHF. Dennoch resultiere ein positives EBIT von 0.3 Mio. CHF nach einem Betriebsverlust von 0.4 Mio. CHF im Vorjahr. Im letzten Jahr konnte die TVGD noch von Versicherungsleistungen profitieren, die zu ausserordentlichen Erträgen im Umfang von 0.4 Mio. CHF führten. Im aktuellen Jahr konnten noch 0.1 Mio. CHF an Sondererträgen verbucht werden. So resultierte unter dem Strich nach etwas tieferen Finanzierungskosten ein Reingewinn von 0.2 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 0.3 Mio. CHF. Eine Dividende wird auch weiterhin nicht ausgeschüttet.

Weitere Investitionen geplant

Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Jugendolympiade im Januar 2020. Um den Ansprüchen der Skirennen genügen zu können, wird ein neuer Sessellift gebaut und die Piste erweitert. Die Eröffnung der neuen Gondelbahn Diablerets – Jorasse – Mazots erfolgte am 15. Dezember 2018, wie unsere Kollegen aus der Romandie hier berichteten. Um die Realisierung der aufwendigen Vorbereitungsarbeiten kümmerte sich Direktor Pierre Besson, der trotz des Erreichens des Rentenalters im April 2018 seinen Vertrag bis Ende Juli 2019 verlängert hat. Ab dem 1. Juni 2019 wird sein Nachfolger Christian Dubois die Geschäftsführung der TVGD übernehmen.

Fazit

Die Geschäftszahlen der TVGD für das Geschäftsjahr 2017/18 fallen deutlich besser aus als im Vorjahr. Inwieweit es sich hierbei um eine nachhaltige Ertragssteigerung handelt, kann noch nicht abschliessend beurteilt werden. Ein entscheidender Faktor wird auch weiterhin das Wetter bleiben. Allerdings lässt die nochmalige deutliche Steigerung der Verkaufszahlen des MagicPasses die Fortführung der erfolgreichen Geschäftsführung erwarten. Mit dem Neubau der Gondelbahn Diablerets-Mazots, deren Finanzierung nicht zuletzt dank Unterstützungsbeiträgen der öffentlichen Hand in bislang nicht benannter Höhe gesichert ist, verfügt die Gesellschaft zudem über einen weitgehend modernisierten Anlagenbestand. Sofern sich die Verbesserung der betrieblichen Ergebnisse als nachhaltig erweist, ist die TVGD in der Lage, genügend Mittel zur Erneuerung der Sachanlagen zu erwirtschaften. Um alle Anlagen, deren Gesamtinvestitionsvolumen bei 108 Mio. CHF liegt, innerhalb der üblichen Nutzungsdauer von 25 bis 30 Jahren zu erneuern, wäre ein Cashflow zwischen 3.6 Mio. CHF und 4.3 Mio. CHF notwendig. Mit einem Wert von 5 Mio. CHF im letzten Jahr wurde dieser Wert deutlich übertroffen.

Nicht übersehen werden dürfen jedoch die eher durchschnittlichen Bilanzkennzahlen der Gesellschaft mit einer Eigenmittelquote von gut 31%. Dennoch besteht keinesfalls Grund zur Beunruhigung. Von den Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 29 Mio. CHF entfallen rund 16 Mio. CHF auf Kredite der öffentlichen Hand. Die echten verzinslichen Schulden zulasten der Banken liegen bei lediglich 5.4 Mio. CHF, was auch die tiefen Finanzierungskosten von 43’000 CHF erklärt.

Die Aktien der TVGD werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 20 CHF notieren die Aktien mit einem massiven Abschlag zum Buchwert von 164 CHF. Als tief angesehen werden kann auch das KGV von 9 für das Berichtsjahr. Hierbei nicht übersehen werden dürfen die hohen Sachabschreibungen, welche die betrieblich notwendigen Werte nicht unerheblich überschreiten dürften. Wenig aussagekräftig ist wegen der hohen Abschreibungen und den daraus resultierenden stillen Reserven auch das Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA. Die TVG dürfte über einige Reserven in den Sachanlagen verfügen, die allerdings von den aussenstehenden Aktionären kaum je realisiert werden können. Die Aktien werden zudem von den meisten Anlegern nicht beachtet, was den auffallend tiefen Kurs erklären könnte. Der Grossteil der Papiere ist bei lokalen Anlegern breit gestreut. Diese erhalten, sofern sie an der GV teilnehmen, eine ansprechende Naturaldividende in der Form einer Tageskarte für das Skifahren im Wert von über 50 CHF und einen ansehnlichen Apéro.

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