Lenk Bergbahnen: Transformation vom Bergtransport-Unternehmen zum Erlebnis-Anbieter am Berg geplant

Kapitalerhöhung über 3.3 Mio. CHF gestartet.

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Speichersee Brenggen auf dem Hahnenmoos – das Potenzial des künstlichen Sees für die Beschneiung soll künftig noch besser ausgenutzt werden (Quelle: GS Lenk Bergbahnen, Emissionsbericht)

Aufbruchstimmung bei den Lenk Bergbahnen nach einem über den Erwartungen liegenden Rekord-Geschäftsjahr 2018! Die in der Rechtsform der Genossenschaft (GS) organisierte und mit ihren Anteilsscheinen auf der OTC-X-Plattform gelistete Lenk Bergbahnen arbeitet an der strategischen Transformation weg vom „Bergtransport-Unternehmen“ hin zu einem „Bergerlebnis-Anbieter“. Hierfür sind auch in den Folgejahren bis 2026 hohe Investitionen im zweistelligen Millionenbereich notwendig, die zu einem kleineren Teil auch über eine Erhöhung des Genossenschaftskapitals finanziert werden sollen.

Umsatz überspringt 2018 erstmals die 14 Mio.-CHF-Marke

Erstmals in der Geschichte der Lenk Bergbahnen kletterte der Gesamtertrag auf den Rekordwert von 14.1 Mio. CHF, ein Zuwachs um 8.2% gegenüber Vorjahr. Auf den Verkehrsertrag entfielen dabei 13.3 Mio. CHF oder 94.3% des gesamten Betriebsertrags. Innerhalb des Verkehrsertrags entwickelte sich insbesondere – von tiefer Basis aus – das Sommergeschäft überdurchschnittlich mit einem Anstieg um 20.2% auf 1.15 Mio. CHF. Erstmals wurde dabei die Marke von 1 Mio. CHF beim Sommerertrag überschritten. Allerdings machte das Sommergeschäft 2018 lediglich 8.7% des gesamten Verkehrsertrags aus (Vj. 7.9%), was den starken Anstieg – bei aller berechtigten Freude und Zuversicht – bei Lichte betrachtet wiederum etwas relativiert. Der Verkehrsertrag im sehr viel wichtigeren Wintergeschäft verbesserte sich aber auch um erfreuliche 8.7% auf 12.1 Mio. CHF. Dagegen waren die übrigen Erträge, massgeblich geprägt von einem ausserordentlichen Effekt beim Gondel-Sponsoring im Vorjahr, um 10.8% auf 0.8 Mio. CHF rückläufig. Im Gesamtkontext sind die übrigen Erträge mit einem Anteil von nur noch 5.7% (Vj. 6.9%) jedoch von untergeordneter Bedeutung im Vergleich zum Verkehrsertrag (vgl. Geschäftsbericht 2018).

Tabelle 1: Erfolgsrechnung 2018; Quelle: GS Lenk Bergbahnen, Geschäftsbericht 2018.

Das EBITDA steigt überproportional um 19.8% auf 6.3 Mio. CHF

Der Genossenschaft ist es dank eines konsequenten und auch effizienten Kostenmanagements gelungen, einerseits den Personalaufwand mit 4.13 Mio. CHF (Vj. 4.09 Mio. CHF) und andererseits auch den übrigen Betriebsaufwand mit 3.68 Mio. CHF (Vj. 3.70 Mio. CHF) trotz der Umsatzsteigerung weitgehend konstant zu halten, so dass sich der Mehrertrag entsprechend positiv in der Erfolgsrechnung 2018 niederschlägt. Die Personalaufwandsquote liegt 2018 bei unter 30% vom Betriebsertrag, im Branchenvergleich ein sehr guter Wert. Zum Vergleich: Bei der ebenfalls wintersportlastigen Weisse Arena-Gruppe machte der Personalaufwand im Geschäftsjahr 2017/2018 knapp 39% vom Betriebsertrag aus.

Das in der Bergbahnenbranche vielbeachtete EBITDA verbesserte sich im Vorjahresvergleich um 19.8% auf den Rekordwert von 6.3 Mio. CHF.

Tabelle 2: Erfolgsrechnung 2018; Quelle: GS Lenk Bergbahnen, Geschäftsbericht 2018.

Nach Abschreibungen von knapp 5.6 Mio. CHF (Vj. 5.0 Mio. CHF) und einem moderat tieferen Finanzaufwand stellte sich – einschliesslich eines ausserordentlichen Ertrags in der Grössenordnung von knapp 0.16 Mio. CHF – ein Jahreserfolg nach Steuern von 0.64 Mio. CHF ein, ein Zuwachs um über 870% im Vergleich zum Vorjahr 2017 (vgl. Tabelle 1). Umgerechnet auf aktuell 18’400 Anteilsscheine bei einem Genossenschaftskapital von 9.2 Mio. CHF (vor Kapitalerhöhung) entspricht dies einem anteiligen Jahresergebnis von fast 35 CHF/Anteilsschein (2018-KGV 8.6x auf Basis zuletzt bezahlter OTC-X-Preise).

Eigenkapitalquote verbessert sich auf 45.7% (Vj. 42.5%)

Das bilanzielle Eigenkapital der GS Lenk Bergbahnen verbesserte sich mit den guten Zahlen des Geschäftsjahres 2018 von 18.7 Mio. CHF um 3.4% auf rund 19.4 Mio. CHF bei einer soliden Eigenkapitalquote von 45.7%. Das Fremdkapital wurde 2018 „plangemäss“ um rund 2.3 Mio. CHF reduziert.

Tabelle 3: Auszug aus Bilanz 2018; Quelle: GS Lenk Bergbahnen, Emissionsprospekt.

Neue Strategie 2019 – 2026: Lenk Bergbahnen will „Bergerlebnis-Anbieter“ werden

Anlässlich der zurückliegenden Generalversammlung der Lenk Bergbahnen vom 4. Mai 2019 hat die Genossenschaft ihre Anteilseigner und die interessierte Öffentlichkeit darüber informiert, dass neben einer neuen „Zukunfts-Strategie“ für die Periode 2019 bis 2026 auch eine flankierende Kapitalerhöhung von 3.3 Mio. CHF beschlossen wurde.

Die Lenk Bergbahnen sehen sich – wie auch andere Anbieter der Tourismus-Branche – mit „zahlreichen Herausforderungen konfrontiert„, denen man mittels neuer Angebote und einer strategischen Weiterentwicklung begegnen will. Bereits in den letzten Jahren seit 2012 wurden rund 40 Mio. CHF in strategische „Meilenstein-Projekte“ investiert.

Wörtlich heisst es bei den Lenk Bergbahnen in der Emissionsbroschüre zur neuen Strategie und den aktuellen Beweggründen: „Der Markt verändert sich in Zeiten von dynamischen Preisen und einem sinkenden Anteil an Wintersportbegeisterten. Der Einfluss der Klimaveränderung wird angesichts unvorhersehbarer Wetterbedingungen immer stärker und der Verlass auf das Wintergeschäft somit zunehmend zu einem strategischen Risiko. Auch Zeiterscheinungen wie die Digitalisierung und die sich verändernde Mobilität bergen Handlungsbedarf. (…). 

In einem Markt, in dem authentische Gesamterlebnisse zählen und Gastronomie und Naturerlebnis zu entscheidenden Faktoren werden, gilt es deshalb, die Rolle eines Anbieters von flexiblen, modularen Angeboten und Dienstleistungen einzunehmen.(…)

Die Bergbahnen der Zukunft werden einen Paradigmenwechsel erleben, weg vom Infrastrukturbewirtschafter und Transportunternehmen hin zum Plattformanbieter für umfassende Gästeerlebnisse, welche nicht erst in unserem Gebiet anfangen. In diesem Sinn haben sich die Lenk Bergbahnen auf die Fahne geschrieben, sich vom Bergtransport-Unternehmen zum Nr. 1 Bergerlebnis-Anbieter mit den attraktivsten und authentischsten Bergen in den Schweizer Alpen weiterzuentwickeln.“

In Summe sind dies keine kleinen Ziele, die sich die Lenk Bergbahnen hier auf die Fahnen geschrieben haben! Der Fokus liegt neu auf den strategischen Themen „Sommererlebnis„, „Wintererlebnis“ und „Wintersporterlebnis„. Erklärtes Ziel ist es dabei auch, Bergerlebnisse im „Zusammenspiel von mehreren flexiblen Leistungserbringern“ auszugestalten und anzubieten. Die Zeiten von touristischen Alleingängen einzelner Anbieter in Mikro-Märkten sind längst vorbei – und wären auch nicht länger erfolgversprechend, da es heutzutage primär darum geht, Destinationen und ihre Angebotswelten möglichst „kanalübergreifend“ und ohne unnötige Schnittstellenverluste – national wie international – möglichst „aus einer Hand“ zu vermarkten.

Weitere Informationen zur Strategie 2019-2026 sowie den neuen strategischen Geschäftsfeldern liefert die Emissionsbroschüre zur laufenden Kapitalerhöhung, weshalb wir in den Details auf weitere Ausführungen hierzu verzichten.

Nicht unerwähnt lassen möchten wir dabei jedoch, dass die Genossenschaft im Rahmen ihrer „Strategie 2019-2026“ in den kommenden Jahren folgende Investitionsschwerpunkte setzt:

  • Beschneiung (14.7 Mio. CHF)
  • Gastronomie (3.4 Mio. CHF, exkl. Projekt Metschstand)
  • Fahrzeuge / Seilbahnen / Infrastruktur (13.3 Mio. CHF)
  • Sommerangebote (4.0 Mio. CHF)

Die Höhe der Gesamtinvestitionen in den Folgejahren läge demnach – ohne den notwendigen Ersatz von 1-2 Pistenmaschinen pro Jahr (ca. 1 Mio. CHF p.a.) – bei rund 35 Mio. CHF, verteilt über mehrere Jahre.

Als Finanzierungsbaustein hat die Verwaltung beschlossen, eine Kapitalerhöhung über 3.3 Mio. CHF auf den Weg zu bringen, die voraussichtlich noch bis Ende August 2019 laufen soll.

Zur Kapitalerhöhung hat die GS Lenk Bergbahnen eine informative Webseite mit vielen ergänzenden Informationen freigeschaltet. Konkret bietet die GS Lenk Bergbahnen zur flankierenden, unterstützenden Finanzierung der geplanten Investitionen 6’600 Anteilsscheine zu nominal 500 CHF (zzgl. 1% Emissionsabgabe) zum Kauf an, in Summe 3.3 Mio. CHF.

Die bisherige Höhe des Genossenschaftskapitals beträgt 9.2 Mio. CHF, eingeteilt in 18’400 Anteilsscheine zu 500 CHF nominal. Nach erfolgreicher Kapitalerhöhung würde sich das Genossenschaftskapital entsprechend auf 25’000 Anteilsscheine à 500 CHF nominal erhöhen.

Fazit

Auf Basis der zuletzt bezahlten OTC-X-Kurse von 300 CHF (3. Juni 2019)
ergibt sich eine theoretische „Marktkapitalisierung“ (vor Kapitalerhöhung) von rund 5.5 Mio. CHF. Die Aktie wird aktuell auf OTC-X zu 231.50 CHF gesucht und zu 360.00 CHF (5. Juli 2019) angeboten. Der Handel in GS-Anteilen auf OTC-X ist – seit Jahren – sehr illiquide. Die letzten OTC-X-Kurse liegen (deutlich) unterhalb des Kapitalerhöhungspreises von 500 CHF. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die im OTC-„Sekundärmarkt“ erzielten Preise nicht der Gesellschaft zur Förderung ihrer verschiedenen Investitionsprojekte zugute kommen. Diejenigen Förderer, die konkret die Finanzierung der geplanten „Lenk-Zukunftsprojekte“ im Rahmen der geplanten Strategie 2019-2026 unterstützen möchten, müssen am „Primärmarkt“ aktiv werden und Anteilsscheine der GS Lenk Bergbahnen im Rahmen der aktuellen Kapitalerhöhung zeichnen.

Ungeachtet ihrer fundamental günstigen Bewertung eignen sich die Lenk-Anteilsscheine – sei es über den OTC-X-Markt oder aus Zeichnung neuer Anteile – in erster Linie für Anleger mit einem Bezug zur Region Lenk-Adelboden. Die formaljuristische Organisation der Gesellschaft als Genossenschaft anstelle einer Aktiengesellschaft dürfte eine höhere Bewertung in der Tendenz verhindern. Aus heutiger Sicht ist es angesichts der anstehenden Investitionen und der Umsetzung der Strategie 2019-2026 wenig wahrscheinlich, dass die Genossenschaft neben den branchenüblichen Naturaldividenden künftig – trotz zuletzt guter Ergebnisse – auch noch Bardividenden ausschütten wird.

Transparenzhinweis: Der Verfasser ist Genossenschafter der Lenk Bergbahnen.

Hinweis in eigener Sache: Am 17. September 2019 findet in Andermatt der nächste Branchentalk Tourismus statt. Im Fokus stehen Erfolgsfaktoren für touristische Grossprojekte in der Schweiz. Mit dabei sind neben Samih Sawiris, VR-Präsident der Orascom Development Holding, unter anderem Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Norbert Patt von Titlis Rotair.

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