Bereits zum siebten Mal führte die Zern & Partner GmbH Ende Juni eine Umfrage unter regional tätigen Banken durch. 70 CEOs und Geschäftsführer regional aktiver Banken und Finanzinstitute wurden dabei angeschrieben. Dank einer Rücklaufquote von 44% können die erhaltenen Antworten als durchaus repräsentativ für die Branche betrachtet werden. Nebst den jährlich wiederkehrenden, allgemeinen Fragen zur Lage und Entwicklung des Bankengeschäfts lag der Fokus der Umfrage 2020 auf Innovation und Digitalisierung.
Zurückhaltung gegenüber technologischem Wandel
Dass die regional tätigen Banken in diesem Bereich sicherlich nicht zu den Vorreitern zählen, belegen die Antworten auf die Frage, wie stark sich die Unternehmen bereits mit Robotics, KI und Big Data beschäftigt haben. Rund 70% der CEOs gaben an, sich gar nicht oder nur geringfügig mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben. Immerhin 26% haben sich zumindest grundlegend damit befasst und bloss 4% umfassend. Durch diese zurückhaltende Auseinandersetzung mit dem technologischen Wandel ist die Gefahr von negativen Schlagzeilen aufgrund von Datenlecks, Datendiebstahl oder Datenmissbrauch bei den regional tätigen Banken dafür deutlich geringer als bei grossen Banken und Finanzunternehmen sowie Plattform-Unternehmen. Bei keinem der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen stammen die Daten in der Datenanalyse von Plattformen Dritter oder anderen Finanzinstitutionen, sondern zu 92% aus eigenen Kundendaten und zu 8% von Verbänden und Vereinigungen. So erachten denn auch zwei Drittel der befragten CEOs eine starke Regulierung von Robotics, KI und Big Data als erforderlich.
Bessere Lagebeurteilung als im Vorjahr
Zusätzlich Schub hat die Digitalisierung von der Corona-Krise und dem damit einhergehenden Lockdown erhalten. Die häufigste Reaktion auf die Corona-Krise war mit 38,5% die Beschleunigung digitaler Entwicklungen und Anwendungen. In Anbetracht der Krise darf die zu Beginn der Umfrage gestellte Frage nach der Einschätzung der Lage als überraschend positiv gewertet werden. Die Einschätzung zur Lage der Gesamtbranche liegt mit einem Durchschnittswert von 6.5 (auf einer Skala von 1 bis 10) sogar leicht über dem Wert von 2019. Dies, nachdem im Vorjahr doch ein deutlicher Rückgang verzeichnet wurde. Leicht schlechter als im Vorjahr schätzen die CEOs die Lage ihres eigenen Instituts ein, jedoch mit 7 Punkten immer noch besser als die Gesamtbranche. Die Corona-Krise scheint tatsächlich nicht zentral für die Lagebeurteilungen der regional tätigen Banken zu sein.
Herausforderungen so intensiv wie nie
Vielmehr steht wie bisher in jeder durchgeführten Umfrage die Zinsmarge als grösste Herausforderung an der Spitze des Rankings. Mit 9.1 Punkten (Skala von 1 bis 10) erreicht sie einen Extremwert. Ausser einer haben alle aufgeführten Wahlmöglichkeiten an Intensität gewonnen. Die grösste absolute und relative Veränderung weist verständlicherweise die „Konjunkturschwäche“ mit einem Sprung von 4.1 auf 6.5 Punkte auf. Damit liegt sie jedoch noch hinter den Herausforderungen „Verschärfte Regulierung“, „Wettbewerbsintensivierung durch Banken sowie durch Nicht-Banken“ und „Kosten infolge zu tätigender IT-Investitionen“. Altbekannte Herausforderungen stehen somit im Zentrum. Dies dürfte auch künftig so bleiben, rechnen doch 92% der Umfrageteilnehmer mit einer weiteren Verengung der Zinsmarge in den nächsten drei Jahren. In keinem der 31 beantworteten Fragebogen wurde eine Ausweitung der Marge als Erwartung angegeben.
FINMA-Akzeptanz nimmt zu
Eine weitere Frage, die jedes Jahr wieder gestellt wird und so einen Einblick auf die Entwicklung der Meinungen und Positionen der CEOs ermöglicht, lautet, ob die Aufsichtsbehörde FINMA die Belange der regional tätigen Banken in ausreichendem Masse berücksichtigt. Mit 5.5 Punkten liegt die Einschätzung zwar leicht unter den 5.6 Punkten vom Vorjahr, übertrifft den Ursprungswert von 2.8 Punkten aus dem Jahr 2014 jedoch nach wie vor bei weitem. Die Bestätigung des starken Anstiegs in den Vorjahren zeigt, dass der gestartete Dialog zwischen FINMA und regional tätigen Banken das gegenseitige Verständnis verbessert und mit dem Kleinbanken-Regime zu ersten konkreten Massnahmen geführt hat.
Wirkt die Pandemie als Katalysator der Digitalisierung?
Dieser und weiteren Fragen versucht die Umfrage auf den Grund zu gehen. In Anbetracht des umfangreichen Fragebogens müssen im Rahmen dieses Beitrages leider viele Fragen unbeantwortet bleiben. Was denn nun wirklich im Zentrum der Transformation zu einer erfolgreichen Bank des 21. Jahrhunderts steht, wie es um die Stressresistenz der Unternehmen im Angesicht einer Krise steht, wo Wachstumsmöglichkeiten bestehen und vieles mehr kann in der ausführlichen Auswertung der Umfrage nachgelesen werden.