Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG (Titlisbahnen) erlitten 2020 einen massiven Umsatzeinbruch von 50,8% auf 38.2 Mio. CHF. Wegen der Coronakrise kam das Geschäft mit den ausländischen Gästen im Berichtsjahr nahezu komplett zum Erliegen. So verwundert es auch nicht, dass nur noch 595’341 Gäste das Titlisgebiet besuchten, wie die Gesellschaft in einer Medienmitteilung zum Jahresabschluss informiert. Dies entspricht gegenüber dem im Vorjahr erzielten Rekord einem Minus von 52%.
Das wahre Ausmass der Auswirkungen der Pandemie verdeutlicht der Vergleich der Entwicklung der einzelnen Gästesegmente. Den geringsten Rückgang verzeichnete mit minus 21,3% das Wintersportgeschäft. Erstmalig in der Unternehmensgeschichte ein Nachteil war die traditionell lange Betriebsdauer der Anlagen bis weit in das Frühjahr hinein, die in normalen Jahren für zusätzliche Erträge sorgt. Dank der neuen Sesselbahn Engstligen war der Start in die Wintersaison 2019/20 sehr erfolgreich und von Rekordzahlen über die Festtage geprägt.
Wegfall internationaler Gäste belastet
Nach der verordneten Betriebsschliessung für fast drei Monate beförderten die Titlisbahnen im Sommer 2020 nahezu ausnahmslos inländische Gäste auf ihren Anlagen. So stiegen die Zahlen der Schweizer Gäste im Vergleich zum Vorjahr auf Trübsee um 39,8% und auf dem Titlis sogar um 50%. Dennoch gingen die Gesamtfrequenzen massiv zurück: Bei den Gruppenreisenden betrug das Minus für das Gesamtjahr 85%, während das Einzelreisegeschäft um 39,8% sank. Weit entfernt ist die Firma auch von der in den letzten Jahren erreichten ausgeglichenen Aufteilung der Besucherzahlen zwischen Sommer und Winter. Im Winter lagen die Gästefrequenzen bei 454’697, im Sommer bei lediglich 140’654.
Hoher Verlust
Die Gesellschaft verzeichnete in allen Sparten deutliche Ertragsrückgänge. Am stärksten fiel der Einbruch beim Verkehrsertrag mit minus 55,7% auf 23.4 Mio. CHF aus. Die inländischen Gäste konnten dieses Minus nicht kompensieren, zumal viele nur bis auf Trübsee fuhren und ein Halbtaxabonnement besitzen. Massiv tiefer waren auch die Einnahmen im Gastronomiegeschäft mit einem Minus von 49,1% auf 8 Mio. CHF. Drastische Sparmassnahmen einschliesslich der Entlassung von 13 Mitarbeitern ermöglichten es, die Betriebsaufwendungen um 30% auf 33 Mio. CHF zu senken. Dennoch brach der Betriebsgewinn vor Abschreibungen von 30.5 Mio. CHF im Vorjahr auf 5.2 Mio. CHF ein. Die Abschreibungen stiegen wegen der Investitionen der letzten Jahre und einer Sonderabschreibung auf dem Projekt Titlis 3020 in Höhe von 4.7 Mio. CHF von 15.3 Mio. CHF im Vorjahr auf 24.2 Mio. CHF an. So resultierte ein Betriebsverlust von 19 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 15.2 Mio. CHF. Unter dem Strich erlitten die Titlisbahnen einen Reinverlust von 19.6 Mio. CHF nach einem Gewinn von 15.3 Mio. CHF.
Erfreulicher Saisonstart 2020/21
Der Start in die Wintersaison 2020/21 verlief mit einem Rekord an Schneesportlern im November 2020 sehr erfolgsversprechend. Allerdings musste der Betrieb über die für das Unternehmen wichtigen Feiertage wegen erneuter behördlicher Restriktionen im Zusammenhang mit dem Coronavirus geschlossen bleiben. Dennoch blickt die Geschäftsleitung optimistisch in die Zukunft und wird ihre immensen Anstrengungen zur Aufrechterhaltung eines sicheren Skibetriebs für die gesamte Wintersaison aufrechterhalten. Es werde zudem alles unternommen, um den Anteil Schweizer Gäste weiter zu steigern. Weiterhin ausbleiben werden nach Ansicht des Unternehmens die internationalen Gäste.
Fazit
Die Geschäftszahlen der Titlisbahnen für das Geschäftsjahr 2019/20 fallen erwartungsgemäss unerfreulich aus. Ein Vergleich der prozentualen Rückgänge der Umsätze auf der einen und der Kosten auf der anderen Seite reflektieren den hohen Fixkostenanteil des Bahnbetriebs. Geholfen haben dürfte hier die komplette Schliessung der Anlagen für fast drei Monate. Tribut zollen muss die Unternehmung auch den hohen Investitionen der Vorjahre. Diese führten zwar zu einer deutlichen Komfortsteigerung für die Benutzer und in den letzten Jahren auch zu mehr Besuchern. Beim Wegfall der Gäste bleiben allerdings die hohen Abschreibungen bestehen, während die Einnahmen nicht fliessen, was zum massiven Verlust im Berichtsjahr führte.
Für das laufende Geschäftsjahr dürfte sich hier wenig zum Positiven verändern. Als nahezu ausgeschlossen erscheint die Rückkehr in die Gewinnzone. Im Gegensatz zum Gros der Bergbahnunternehmen verfügen die Titlisbahnen auch nach dem Verlustjahr 2019/20 über eine grundsolide Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 80%. So hat die Firma nur eine geringe Finanzierungslast und kann auch weitere Verlustjahre überstehen, ohne in existenzielle Nöte zu geraten. Zumindest kritisch hinterfragt werden müssen allerdings die geplanten Investitionen in das Projekt Titlis 3020.
Die Aktien sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Nach dem im Vorjahr erfolgten Split der Titel im Verhältnis 1:5 betrug der letztbezahlte Kurs 48 CHF pro Titel. Nach einem Taucher bis auf 36 CHF im Herbst 2020 erholten sich die Titel wieder von ihren Tiefstkursen. Per saldo haben die Aktien in den letzten 52 Wochen dennoch um über 30% ihres Wertes verloren. Eine weitere rasche Kurserholung ist ebenso wenig wahrscheinlich wie die kurzfristige Rückkehr zu Ausschüttungen.