Silvio Schoch, CEO Sunstar: «Unsere Erwartungshaltung wurde übertroffen»

Zahl der Schweizer Gäste hat sich verdoppelt

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Noch sind die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21 (zum 30.4.2021) der Sunstar Holding AG nicht bekannt. Erste Informationen deuten aber darauf hin, dass die Gruppe, die 10 Hotels in den Schweizer Alpen und eines im Piemont betreibt, weit besser durch das Pandemiejahr gekommen ist als z.B. die Hotels in den Städten. 

In der Wintersaison 2020/21 wurden rund 5% weniger Logiernächte verbucht, dies jedoch bei 177 mehr Öffnungstagen als im Vorjahr. Per Ende Wintersaison 2020/21 verzeichnet Sunstar 35% (+14‘000 Logiernächte) mehr Buchungen für den Sommer 2021 als im Vorjahr. Wobei Silvio Schoch, CEO der Sunstar Gruppe, einschränkt: „Man muss ganz klar sagen, dass dieser Vergleich ‚hinkt‘, da wir letztes Jahr zur gleichen Zeit mitten im Lockdown waren und niemand animiert war, Sommerferien zu buchen.“

Im Interview mit schweizeraktien.net äussert sich Schoch zu den Erwartungen für 2021, streicht heraus, welches Privileg es ist, einen Grossaktionär wie Peter Grogg, den Gründer von Bachem, in seinen Reihen zu haben, und beantwortet die Frage, ob das Unternehmen auch für das vergangene Geschäftsjahr eine Naturaldividende ausschüttet. 

Herr Schoch, bei unserem letzten Gespräch im Juli 2020 äusserten Sie die Hoffnung, dass die internationalen Gäste im Sommer 2021 zurückkehren könnten. Welche strategischen Änderungen haben Sie vorgenommen, um in Ihren 10 Hotels, deren Zielgruppe hauptsächlich alpine Touristen sind, die Belegungsrate von 40% im letzten Jahr zu steigern? Ab wann rechnen Sie wieder mit zumindest europäischen Ausländern?

Silvio Schoch, CEO der Sunstar Gruppe. Bild: zVg

Unsere Hotels sind strategisch gut positioniert und decken die Bedürfnisse des Schweizer Gastes sehr gut ab. Unsere Erwartungshaltung in Bezug auf die Belegung für den vergangenen Sommer wurde ja übertroffen, und wir erwarten einen ähnlichen Sommer wie im vergangenen Jahr. Die Rückkehr der europäischen Gäste hängt primär von den Impfstrategien der einzelnen Länder wie auch den Einreisebestimmungen der Schweiz ab. Wahrscheinlich wird aber erst nächstes Jahr eine spürbare Erholung stattfinden.

Wie ist bei Ihnen das Verhältnis von ausländischen zu Schweizer Gästen? Wie unterscheidet sich der ausländische vom Schweizer Gast?

Zurzeit liegt der Anteil an Schweizer Gästen bei rund 86%, was praktisch eine Verdoppelung ausmacht. Der Schweizer Gast gibt tendenziell mehr aus und weist im Normalfall eine längere Aufenthaltsdauer auf. Für den Schweizer Gast ist es einfacher, sich im eigenen Land zu bewegen. Er fühlt sich sicher und frei. Wir merken das an der extremen Kurzfristigkeit der Anfragen und Buchungen. Grundsätzlich aber sind nach wie vor alle Gäste gleich: Sie wollen sich (aktiv) erholen, geniessen und sich verwöhnen lassen. Ferien sind und bleiben eine wertvolle Zeit, weshalb sich unser oberstes Ziel nicht verändert hat: Der Gast soll sich durch und durch wohl fühlen.

Welche Auswirkungen wird das Geschäftsjahr 2020/21 auf Ihr Ergebnis haben?

Wir rechnen damit, dass unser Geschäftsjahr 2020/21 bedingt durch Corona nicht an das Vorjahr anknüpfen kann. Trotzdem dürfen wir zufrieden sein, wenn wir dank der Positionierung unserer Hotels noch mit einem blauen Auge davonkommen.

Wie sehen Ihre konkreten kurzfristigen Pläne bezüglich der Öffnungszeiten Ihrer Hotels aus?

Wie gesagt, wir rechnen mit einem ähnlichen Sommer wie im Vorjahr. Wir werden alle Hotels öffnen, werden aber die Situation von Monat zu Monat neu beurteilen, immer auch abhängig von den Bestimmungen des BAG. Durch Corona sind wir noch flexibler und anpassungsfähiger geworden. Dank stetem Kontakt und Austausch mit den einzelnen Hotels können wir kurzfristig auf verschiedene Einflüsse reagieren.

Sie haben mit Peter Grogg, dem Gründer von Bachem, bzw. dessen Vertreter in Ihrem VR, Kuno Sommer, einen finanzkräftigen Mehrheitsaktionär. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs, der seit Ausbruch der Pandemie eine Achterbahnfahrt hingelegt hat. Nach deutlichen Verlusten im März und August des letzten Jahres um jeweils über 25% stieg danach der Kurs überraschend schnell wieder auf das Niveau vor der Talfahrt. Wie hat sich das Verhältnis des Aktienbesitzes Ihres Hauptaktionärs zum Streubesitz geändert?

Herr Dr. Grogg besitzt nach wie vor rund 74% der Aktien.

Der Mehrheitsaktionär hat schon in der Vergangenheit keinen Zweifel daran gelassen, dass er im Notfall bereit wäre, sein Portemonnaie zu öffnen, um das Überleben von Sunstar zu sichern. Das wird aber dank Ihrer gesunden Bilanz mit einer Eigenmittelquote von über 55% vorderhand nicht nötig sein. Was bedeutet für Sunstar ein Investor wie Grogg?

Es ist ein Privileg, einen erfolgreichen Unternehmer wie Dr. Grogg als Mehrheitsaktionär zu haben. Er gibt uns klare langfristige Vorgaben und damit eine Planungssicherheit.

Welche Investitionen haben Sie sistiert, welche verfolgen Sie weiterhin?

Wir haben verschiedenste Investitionen sistiert, versuchen aber trotzdem weiterhin, in die Renovation unserer Zimmer zu investieren, soweit es die Liquidität zulässt.

Während Sie im letzten und wohl auch im aktuellen Geschäftsjahr keine ordentliche Dividende ausschütten, wurde die Naturaldividende, deren Gegenwert 50 CHF beträgt, weiterhin ausgegeben. Gilt dies auch für das laufende Geschäftsjahr?

Wir werden an der Naturaldividendenpolitik festhalten.

Es gab immer wieder Kritik an den politischen Vorgaben, insbesondere was den Tourismus anbelangt. Was begrüssen Sie bzw. welche Kritik haben Sie an den Massnahmen rund um Corona?

Wir müssen lernen, mit dem Virus umzugehen, ohne ständig einen Lockdown auszusprechen. Grundsätzlich sind wir dankbar, dass wir die Hotels inkl. Restauration für unsere Gäste jederzeit offen halten durften, haben uns aber auch vor der Pflicht bereits für ein durchgehendes Maskentragen entschieden. Sehr schnell haben wir auf die jeweiligen Vorschriften reagiert und die entsprechenden Massnahmen getroffen. Immer im Sinne des Schutzes für unsere Gäste und Mitarbeitenden.

Mit welchem Motto verbreiten Sie Zuversicht unter Ihren Mitarbeitenden, den Gästen und den Aktionären?

Wir sind stolz auf unsere Marke, welche seit mehr als 50 Jahre existiert. Sunstar bietet gerade dank Herr Dr. Grogg auch in anspruchsvollen Zeiten sowohl eine Arbeitsplatzsicherheit als auch eine langfristige Entwicklungsmöglichkeit. Trotz aller Unsicherheiten: Die wunderschöne Natur der Schweiz rund um unsere Hotels hat die Covid-19-Pandemie zum Glück nicht verändert. Wir haben klare Bäche, starke Berge, gesunde Luft und eine intakte Natur – das ist Kraft und Beständigkeit in reinster Form.

Herr Schoch, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Die Aktie der Sunstar Holding wird über OTC-X gehandelt. Zuletzt wurde für die Aktie ein Preis von 850 CHF bezahlt. 

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