Schweizer Aktien Favoriten 2022: Februar-Eskalation dämpft Anleger-Stimmung

Ukraine-Invasion läutet neue geopolitische Ära ein

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Die erhöhte Volatilität trübt die Stimmung. Foto: stock.adobe.com

Kaum jemand hatte mit so einer schnellen und überaus aggressiven Eskalation der jahrelang schwelenden Ukraine-Krise gerechnet. Jetzt hat Putin neue Realitäten geschaffen. Und die verheissen neue Unsicherheiten – auch für die Börse. Panikreaktionen sind dennoch nicht angebracht.

Bei für den Weltfrieden relevanten Kriegsszenarien und -ängsten pflegen die Börsen stets heftig zu reagieren, doch in aller Regel kehrt «Normalität» immer dann ein, wenn eine Eskalation mit potenziell nuklearer Konsequenz abgewendet scheint. Daher ist jetzt die Stunde der Diplomatie in der Weltpolitik gekommen. Zumal eine militärische Lösung in Wahrheit keine Option darstellen kann. Ein Rückfall in den «Kalten Krieg» ist jedoch immer noch besser als ein neuer unkalkulierbarer militärischer Konflikt, in dessen Zentrum Europa stehen würde.

Die auf OTC-X gehandelten Aktien weisen im Februar trotz Ukraine-Krieg sogar eine positive Performance auf. Grafik: schweizeraktien.net
Krisensignale an den Kapitalmärkten

An den Aktienmärkten hat sich der Abwärtstrend seit Jahresbeginn fortgesetzt. Besonders betroffen sind hochbewertete Wachstums- und Technologie-Titel. Die Renditen an den Anleihemärkten haben angezogen. Erstmals seit Jahren haben 10-jährige Staatsanleihen aus der Schweiz, Deutschland und Japan wieder die Null-Prozent-Marke von unten nach oben durchstossen. Öl und das Krisenmetall Gold haben sich befestigt, viele Rohstoffpreise schiessen in die Höhe und nähren damit Inflationsängste. Unterdessen hat sich erwiesen, dass Krypto-Währungen kein Edelmetall-Äquivalent sind, denn ihre Preise kollabierten mit der Baisse im Tech-Sektor und profitieren nicht von der Zuspitzung der Ukraine-Krise! Gelegentliche hohe Tagesgewinne ändern wenig an der Unberechenbarkeit.

Wenige Unternehmen sind direkt betroffen

Was also empfiehlt sich für Investoren in der gegebenen Situation? Eine etwas höhere Cash-Quote ist jedenfalls kein Fehler. Direkt vom Kriegsgeschehen und den Sanktionen sind eigentlich nur wenige Unternehmen betroffen, in der Schweiz beispielsweise Stadler Rail, Arbonia oder Sulzer. Bei fast allen Unternehmen bewegt sich der Russland-Anteil am Geschäftsvolumen im tiefen einstelligen Prozentbereich, wenn überhaupt.

Kursgewinne von Komax weggeschmolzen
Komax verlor die Januar-Kursgewinne bereits wieder. Chart: six-group.com

Die Unternehmen der Favoritenliste sind im Geschäftsgang zwar kaum betroffen, dennoch konnten sich deren Aktien dem Abwärtssog der letzten Tage nicht entziehen. So verlor der Star-Performer im Januar, Komax, die gesamten Kursgewinne wieder und findet sich nun sogar unter dem Kurs vom Jahresbeginn. Dennoch, die Wachstumsperspektiven bleiben intakt und werden sich durch die angekündigte Fusion mit der Metall Zug-Tochter Schleuniger Group weiter verbessern.

Idorsia erhält weitere Zulassung

Idorsia konnte sich immerhin um den Kurs vom Jahresanfang halten. Das neuartige Schlafmittel Quviviq hat zwischenzeitlich auch die Empfehlung zur Zulassung durch die European Medicines Agency erhalten. In Japan erhielt Idorsia die Zulassung für Clazosentan zur Behandlung von Hirnblutungen. Die für 2021 gemeldeten Zahlen fielen wie erwartet aus. Der Umsatz fiel mit lediglich 35 Mio. CHF bescheiden aus, die Kosten summierten sich dagegen auf 648 Mio. CHF. Der Reinverlust belief sich auf 635 Mio. CHF. Der Cash-Bestand beläuft sich auf 1.2 Mrd. CHF. Bis 2025 soll der Umsatz auf 1 Mrd. CHF gesteigert werden, und gleichzeitig soll die Gewinnschwelle überschritten werden. Zusätzliche Fantasie entsteht durch Fortschritte in der Pipeline und ein durchaus möglicher unerwartet starker Erfolg des neuartigen Schlafmittels. Viele Menschen leiden an Ein- und Durchschlafstörungen, wobei die bisherigen Schlafmittel oft wirkungslos bleiben oder starke Nebenwirkungen mit sich bringen.

Monats-Verlierer Ypsomed

Grösster Verlierer des Monats ist Ypsomed mit -13,5% seit Anfang Januar. Das Unternehmen gibt sich eine neue Struktur mit zwei zentral gesteuerten Geschäftseinheiten und kündigte auch personelle Veränderungen an.

Performancezahlen
OTC-X gelistete Titel wie Weiss & Appetito gehörten im Februar zu den Gewinnern bei den Favoriten von schweizeraktien.net. Chart: money-net.ch

Im Durchschnitt verzeichnen die fünf an der SIX kotierten Aktien 6,5% Kursverlust in diesem Jahr. Kein Ruhmesblatt, aber es geht auch sehr viel schlimmer. Der SPI Extra verlor um über 11%. Dennoch kontrastiert die negative Performance der fünf börsengehandelten Aktien mit der durchschnittlich positiven Performance von 1,7% der fünf ausserbörslich gehandelten Aktien. Alle fünf kotierten Aktien liegen im Minus, alle fünf nicht kotierten Aktien im Plus. In Summe beläuft sich die Performance der Favoritenauswahl 2022 nach zwei ereignisreichen Monaten auf -4,1%. Das raubt noch nicht den Schlaf. Vielmehr zeigt sich, dass eine vernünftige Diversifikation und eine Value-orientierte Auswahl auch zu Resilienz des Portfolios in Schock-Situationen führt. Die erhöhte Volatilität an den Börsen dürfte angesichts der Unsicherheiten wohl fürs Erste erhalten bleiben.  

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